Gute Berufs- und Gehaltsaussichten, spannende und erfüllende Tätigkeiten sowie das soziale Ansehen in der Gesellschaft sind für viele Abiturienten Gründe für ein Medizinstudium. Dementsprechend sind die Medizinstudienplätze heiß begehrt. Doch wie in jedem anderen Land steht nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung. Auf rund 1.700 Medizinstudienplätze kommen über 16.000 Bewerber.
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An insgesamt sechs (Privat-)Universitäten in Österreich werden Human- und Zahnmediziner ausgebildet. Dazu gehören Wien, Innsbruck, Graz, Linz und die Privat-Unis in Salzburg und Krems.
Das Medizinstudium kann entweder im Diplom (12 Semester in einem Stück) oder im Bachelor/Masterstudiengang (jeweils 6 Semester) absolviert werden.
Ein Medizinstudium ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Es muss sehr viel Zeit investiert werden. Vor einer Bewerbung sollte man sich darüber im Klaren sein, was im Laufe des Medizinstudiums zu erwarten ist.
Um euch die Entscheidung für oder gegen ein Medizinstudium zu erleichtern, zeigen wir euch in dem folgenden Beitrag welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, wie die Anmeldung inkl. Auswahlverfahren abläuft und wie das Medizinstudium in Österreich aufgebaut ist.
Medizinstudium Österreich – Voraussetzungen
Ein Medizinstudium erfordert ein hohes Maß an Disziplin, Durchhaltevermögen, Belastbarkeit und Lernbereitschaft. Auch naturwissenschaftliches Verständnis in den Fächern Physik, Biologie und Chemie sind notwendig. Weiter sind analytisches Denken, Englisch- und Lateinkenntnisse von Vorteil.
Grundvoraussetzung für ein Medizinstudiumsplatz ist vorneweg die allgemeine Hochschulreife, die mit der Matura bzw. Abitur erworben wird.
Aber auch, wenn du die allgemeine Hochschulreife nicht erreicht hast, aber das 20. Lebensjahr vollendet hast und bereits praktische Erfahrungen im medizinischen Bereich vorweisen kannst, besteht die Chance auf einen Medizinstudienplatz. Dann kannst du eine Studienberechtigungsprüfung absolvieren und nach erfolgreichem Bestehen bist du genau wie ein Abiturient dazu berechtigt am Medizinaufnahmetest teilzunehmen, welcher jeder Bewerber bewältigen muss. Denn in Österreich werden die Medizinstudienplätze nicht über den Numerus Clausus, wie dies zum Beispiel in Deutschland der Fall ist, vergeben. Die Aufnahme eines Bewerbers wird mittels eines Aufnahmetests dem sog. MedAT entschieden. Somit wird niemand bevorzugt, der zum Beispiel ein Abitur bzw. Matura von 1,0 abgeschlossen hat oder bereits eine Ausbildung im medizinischen Bereich vorweisen kann. Somit gelten für alle Studienplatzanwärter die gleichen Chancen.
Neben dem MedAT muss ggfs. ein Zusatztest in Biologie und Latein abgelegt werden, wenn die in der Schule erworbenen Kenntnisse nicht ausreichend sind.
Medizinstudium Österreich – Anmeldung
Wer die allgemeine Hochschulreife besitzt oder die Studienberechtigungsprüfung erfolgreich abgelegt hat, ist grundsätzlich dazu berechtigt am MedAT teilzunehmen.
Doch zuvor muss eine fristgerechte Anmeldung an einer der Universitäten getätigt werden. Im Folgenden erklären wir, was es bei der Anmeldung alles zu beachten gibt.
Die Anmeldung erfolgt online über www.medizinstudieren.at und muss bis Ende Februar eingereicht werden. Innerhalb der Anmeldefrist müssen auch die anfallenden Kosten von ca. 110 Euro via e-Payment bei der jeweiligen Hochschule eingegangen sein. Der Anmeldezeitraum und die Zahlungsfrist betragen in der Regel 4 Wochen. Daher ist es empfehlenswert, unmittelbar nach Zahlungsaufforderung die Überweisung zu tätigen.
Für die Anmeldung ist eine gültige E-Mail-Adresse notwendig. Denn mit dieser wird ein Account erstellt und aktiviert. Über ein Web-Formular müssen persönliche Daten und die Wahl des Studienorts genannt werden. Außerdem muss die Nationalität angegeben werden. Denn das Kontingent an Studienplätzen wird wie folgt aufgegliedert:
- 75 % der Studienplätze gehen an österreichische Bürger
- 20 % gehen an deutsche Studienanwärter
- 5 % werden an Nicht-EU-Bürger vergeben
Ist der Account erstellt, können innerhalb der Anmeldefrist persönliche Daten nochmals verändert und der aktuelle Status der Anmeldung wie beispielsweise Zahlungseingang eingesehen werden. Später kann im Account auch das Prüfungsergebnis eingesehen werden.
Nach vollständiger und fristgerechter Anmeldung und Eingang der Zahlung wirst du zum Medizinaufnahmetest, MedAT eingeladen.
Medizinstudium Österreich – Auswahlverfahren
Wie bereits erwähnt entscheidet sich die Medizinstudienplatz Vergabe in Österreich nicht aufgrund einer guten Abiturnote. Wenn du ein Medizinstudium in Österreich beginnen möchtest musst du an dem Medizinaufnahmetest MedAT teilnehmen, der an allen vier Unis gleich ist und im Juli jeden Jahres stattfindet. Der Test wird an einem Tag durchgeführt und dauert in der Regel von 8 bis 17 Uhr.
Da alle Studieninteressierten an dem Test partizipieren können ist die Anzahl der Teilnehmer und somit auch die Konkurrenz entsprechend groß. Im Jahr 2021 gab es 17.823 Personen, die sich für ein Medizinstudium interessierten (2020: 17.600). Demgegenüber stehen lediglich 1.740 zur Verfügung stehende Plätze. Da mit Hilfe des Tests die Auswahl der Medizinstudierenden erfolgt und entsprechend ausgefiltert werden muss, ist der Test alles andere als einfach. Daher ist eine zeit- und lernintensive Vorbereitung das A und O.
Der MedAT wird schriftlich durchgeführt und enthält Multiple-Choice-Fragen, welche in die folgenden vier Gruppen eingeteilt werden.
40% Basiskenntnistest für medizinische Studien
- 40 Aufgaben: Biologie
- 24 Aufgaben: Chemie
- 18 Aufgaben: Physik
- 12 Aufgaben: Mathematik
10% Textverständnis
40% Kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten
- 15 Aufgaben: Figuren zusammensetzen
- Gedächtnis- und Merkfähigkeit
- 10 Aufgaben: Zahlenfolgen
- 15 AufgabenWortflüssigkeit
- 10 Aufgaben: Implikationen erkennen
10% Sozial-emotionale Kompetenzen
- 10 Aufgaben: Soziales Entscheiden
- 10 Aufgaben: Emotionen erkennen
Medizinstudium Österreich – Vorbereitung Auswahlverfahren
Als oberstes Gebot gilt es, rechtzeitig mit der Vorbereitung zu beginnen. Dabei sind mindestens zwei Monate vor Testtag empfehlenswert. Hilfreich ist es, sich vorab einen Lehrplan zu erstellen. Wer strukturiert, diszipliniert lernt und sich an den Vorbereitungsunterlagen orientiert, hat gute Chancen auf einen Medizinstudienplatz an einer der österreichischen Universitäten.
Besonders gut kannst du dich auf den ersten Teil vorbereiten. Naturwissenschaftliche Kenntnisse wurden bereits im Rahmen der schulischen Ausbildung erworben. Nun gilt es diese Kenntnisse zu vertiefen und dieses am Testtag abrufen zu können. Beim Lernen solltest du beachten, dass sich die Anzahl der Fragen von Fach zu Fach unterscheidet. Der erste Teil bzw. Basistest beinhaltet 40 Fragen zu biologischen Sachverhalten, 24 Fragen werden zu Chemie und 18 Fragen zu Physik gestellt. Mit 12 Fragen wird dein mathematisches Verständnis abgefragt.
Welche Themen im Test vorkommen, werden sogar vorab bekannt gegeben, sodass du dich auf diese Bereiche fokussieren kannst und nicht so sehr unter Zeitdruck gerätst. Orientiere dich also bei der Vorbereitung unbedingt an den MedAT Unterlagen.
Auch die Vorbereitung auf den Textverständnis-Test erweist sich als einfach. Denn bereits beim Bearbeiten der Texte erlangst du die notwendigen Fertigkeiten. Außerdem hilft dir bei der Bewältigung dieses Teils dein Hintergrundwissen aus dem Basiskenntnistest, da Problemstellungen nun schneller verstanden und gelöst werden können. Bei der Bearbeitung dieses Teils ist aber nicht allein gutes Textverständnis entscheidend. Wie du mit Multiple Choice Fragen umgehst ist von viel höherer Bedeutung und sollte beim Lernen Berücksichtigung finden.
Während du dich auf die ersten beiden Teile des MedAT relativ einfach vorbereiten kannst, stellt sich das Training für den Teil der kognitiven Fähigkeiten als schwierig dar. Hier heißt es üben, üben, üben. Abhilfe kann ein Buch mit Beispielübungen schaffen, die zunächst langsam und später mit Stoppuhr gelöst werden sollten. Auch werden in den Büchern Lösungsstrategien aufgezeigt, die bei der Vorbereitung helfen können. Dabei gilt es herauszufinden, wo die Schwachstellen liegen und worauf der Fokus gelegt werden sollte.
Im Teil zur Prüfung der Sozial-emotionalen Kompetenzen müssen die Teilnehmer erkennen wie sich eine Person in einer bestimmten Situation fühlt. Hier wird geprüft, ob sich der Testteilnehmer in andere Menschen hineinversetzen kann. Er muss also Gefühle erkennen können, wie Traurigkeit, Glück oder Angst. Mit diesem Teil werden Bewerber mit Empathiestörungen rausgefiltert, da sozial-emotionale Kompetenzen für den Arztberuf von hoher Relevanz sind.
Medizinstudium Österreich – Aufbau
Das Medizinstudium in Österreich kann in Bachelor und Master (jeweils 6 Semester) oder im Diplom (12 Semester an einem Stück, welche in drei Teile gegliedert werden) absolviert werden.
Der erste Studienabschnitt beinhaltet wissenschaftliche Grundlagen wie Chemie, Physik, Physiologie, Histologie und Anatomie, welche in Vorlesungen und Kleingruppen vermittelt werden. Außerdem werden praktische Fähigkeiten im Labor erlangt. Bereits in diesem Teil werden soziale Kompetenzen vermittelt und direkt an pflegenden Personen angewandt. Außerdem lernen die Studierenden was genau unter Krankheit und Gesundheit zu verstehen ist. Folgende Fächer werden im ersten Drittel unterrichtet:
- Gesunde und kranke Menschen
- Der menschliche Körper
- Vom Molekül zur Zelle
- Soziale Kompetenz
- Erste Hilfe
- Funktionssysteme und biologische Regulation
- Genetik, molekulare und zellulare Kommunikation
- Der Mensch in Umwelt, Familie und Gesellschaft
- Physikalische Gesundenuntersuchung
Im nächsten Abschnitt werden unter anderem folgende Fächer gelehrt:
- Krankheiten: Ursachen und Bilder
- Herz und Kreislauf
- Blut und Gefäße
- Organmorphologie
- Ernährung und Verdauung
- Chirurgie
- Innere Medizin
Danach kann das 12-wöchige Pflichtfamulatur (mindestens 8 Wochen davon vor Beginn des 3. Studienabschnitts) erfolgen, welches wie folgt aufgeteilt werden muss:
- 4 Wochen Innere Medizin
- 4 Wochen Primärversorgung
- 4 Wochen frei wählbar
Im 3. und letzten Studienabschnitt werden bis jetzt erlangte Kenntnisse und Fertigkeiten vertieft, indem die verschiedenen Fachgebiete der Medizin behandelt werden:
- Neurologie
- Psychiatrie
- Kinder- und Jugendheilkunde
- Frauenheilkunde
- Augenheilkunde
- HNO
- Notfall- und Intensivmedizin
An den theoretischen Teil schließt das Klinisch-Praktisches-Jahr (KPJ). Dabei werden die Medizinstudierende an Unikliniken oder Lehrkrankenhäusern in verschiedene Fachbereiche eingesetzt. Während dieser Zeit stehen ihnen Mentoren zur Verfügung, die während der gesamten Lehrzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ziel soll es sein, die im Medizinstudium erlangten theoretische Kenntnisse in der Praxis anzuwenden.
Danach wird die Abschlussarbeit geschrieben.
Das Medizinstudium in Österreich sieht zwei Arten von Prüfungen vor: Summative Integrierte Prüfung (SIP) und die Formative Integrierte Prüfung (FIP).
Insgesamt werden 5 SIP geschrieben, die nach dem 4., 6., 7. und 10. Semester stattfinden. Das Besondere an diesen Prüfungen ist, dass mithilfe von Altfragen und eines Fragenkatalogs gelernt werden kann.
Im 3., 5. und 9. Semester finden die FIP statt. Diese dienen in erster Linie zur Vorbereitung auf die SIP und Feststellung des Wissenstands. Und ohne Teilnahme an diesen Prüfungen erfolgt keine Zulassung zu den SIP.
Nach dem Medizinstudium
Das Medizinstudium wir mit dem Titel Dr. med. univ. abgeschlossen. Diesen Titel erhalten die Absolventen bei Studienabschluss automatisch. Allerdings ist dies kein „echter“ Doktortitel. Wer sich Dr. med. scient. nennen will, erlangt diesen Titel erst nach einem mehrjährigen Doktoratsstudium.
Nach Abschluss des (Doktorats-)Studiums folgt eine umfangreiche Facharztausbildung. Zunächst steht dabei die Basisausbildung an. Diese soll auf den klinischen Arbeitsalltag vorbereiten z.B. Patientenaufnahme und -betreuung, Diagnose und Behandlung von Krankheitsbildern). Danach muss mindestens dreiundsechzig Monate (Ausnahme: Sonderfach Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie) in anerkannten Krankenhäusern, Kliniken, medizinischen Universitäten, Lehrpraxen mit Sonderfachgrundausbildung sowie -schwerpunktausbildung gearbeitet werden. Anschließend wird die Facharztprüfung abgelegt.