Die Gesundheitssysteme der Schweiz und Österreichs sind sehr unterschiedlich. Vor allem die medizinische Versorgung in der Schweiz wird oft als vorbildlich bezeichnet. Was zeichnet das Schweizer Gesundheitssystem aus, und wie unterscheidet es sich vom österreichischen Gesundheitswesen?
Prinzipien hinter dem Gesundheitssystem
Die Versicherungspflicht herrscht sowohl in Österreich als auch in der Schweiz.
Regelungen der Gesundheitsversorgung in der Schweiz
Schweizer Einwohner müssen zwar krankenversichert sein, können sich ihre Versicherung jedoch selbst aussuchen. Es existieren hierbei über 60 private Versicherungsträger.
Seit 1996 sind alle Versicherungsträger in der Schweiz zu gewissen Grundleistungen verpflichtet. Dies soll eine einheitliche Grundversorgung der Bevölkerung gewährleisten. Ärzte und Krankenhäuser sind teils öffentlich-rechtlich (Bundesländer sind Träger) und teils privat. Die Gesundheitsversorgung ist grundsätzlich Sache der Kantone, nur einige Sachverhalte werden auf nationaler Ebene geregelt.
Organisation der Gesundheitsversorgung in Österreich
In Österreich ist das Gesundheitssystem hingegen öffentlich organisiert. Bund, Länder, Gemeinden und die Sozialversicherung teilen sich die Zuständigkeiten.
Die Gesundheitsleistungen werden in diesem Zusammenhang von öffentlichen und privaten Einrichtungen erbracht. Bei der Wahl des Versicherungsträgers haben Einwohner in der Regel keine Wahl. Arbeiter und Angestellte, sogenannte unselbstständig Erwerbstätige, werden an den zuständigen Versicherungsträger vermittelt. Wohin sie vermittelt werden, ist in diesem Fall abhängig vom Arbeitgeber oder dem Beschäftigungsort. Selbstständige können in bestimmten Fällen den Versicherungsträger individuell auswählen.
Finanzierung der Gesundheitssysteme
Nicht nur die Gesundheitsversorgung unterscheidet sich in den beiden Ländern, die Gesundheitssysteme werden außerdem verschieden finanziert.
Finanzierung in der Schweiz
Das Schweizer Gesundheitswesen ist ausgeprägt über Franchise und Selbstbehalte privat finanziert. Für Krankenhäuser besteht im Zuge dessen eine partielle kantonale Finanzierung. Die Franchise ist eine Art Schwelle, also ein jährlicher Festbetrag, unterhalb dessen alle Kosten vom Versicherten selbst zu tragen sind.
Versicherte zahlen den Krankenversicherungsbeitrag nicht entsprechend ihres Einkommens, sondern je nach Region eine Kopfprämie. Derzeit existieren 43 Kopfprämienregionen. Die monatlichen Kopfprämien liegen dabei zwischen etwa 230 und 430 Schweizer Franken. Kinderreiche Familien und untere Einkommensschichten werden durch eine Subventionierung entlastet. Dadurch zahlen sie reduzierte Prämiensätze.
Finanzierung in Österreich
In Österreich setzt sich die Finanzierung des Gesundheitssystems hingegen aus Steuermitteln, Mitgliedsbeiträgen der Krankenversicherten sowie Selbstbehalten zusammen. Der Selbstbehalt ist eine Selbstbeteiligung der Versicherten. Das bedeutet, dass Versicherte einen Teil der anfallenden Kosten für medizinische Leistungen selbst tragen müssen. Die Rezeptgebühr ist dort beispielsweise mit eingeschlossen.
Darüber hinaus richten sich die Mitgliedsbeiträge der Versicherten in Österreich nach dem Einkommen und sind gedeckelt. Im Kontrast zu der Schweiz gibt es demgemäß keine Kopfprämie. Unselbstständig Erwerbstätige zahlen derzeit weniger als 4% ihres Einkommens als Krankenversicherungsbeitrag.
Merkmale der Gesundheitssysteme in Österreich und der Schweiz
Während in Österreich die Zuständigkeiten bei der Gestaltung des Gesundheitssystems klar geregelt sind, ist in der Schweiz die Organisation des Gesundheitswesens unübersichtlich. Zudem können Kompetenzprobleme entstehen.
Ein weiteres Merkmal in Österreich ist, dass Bedarfspläne regeln, wo Ärzte sich niederlassen können. In der Schweiz hingegen sind keine Niederlassungsbereiche geregelt. Ärzte und Ärztinnen können hierbei selbst entscheiden.
Ferner sind die bereits erwähnten Selbstbehalte in der Schweiz deutlich höher als in Österreich. Versicherte in Österreich haben außerdem weniger Wahlfreiheiten bei der Versorgung sowie bei Arzt- und Krankenhausbesuchen wie in der Schweiz.
Fazit
Die Schweizer Gesundheitsversorgung gilt als vorbildlich, gehört allerdings auch zu den teuersten der Welt. Des Weiteren lastet viel Verantwortung auf dem Einzelnen. Schweizer Einwohner können ihren Versicherungsträger zwar wählen, müssen sich dafür aber sehr gut über die einzelnen Angebote informieren. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Versicherung, da der Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung als sehr gut bezeichnet wird.
Österreicher müssen die Angebote unterschiedlicher Versicherungsträger nicht vergleichen. Insgesamt profitieren sie von geringeren Kosten, da die Versicherungsbeiträge einkommensabhängig sind. Allerdings können sie nicht immer nach eigenem Ermessen bestimmen.