Masern sind eine klassische Infektionskrankheit, die vor allem Kinder betrifft. Aufgrund umfassender Impfungen hat die Krankheit bei uns viel von ihrem Schrecken verloren – so sehr, dass viele meinen, auf die nicht unumstrittene Impfung verzichten zu können und sich der Gesetzgeber zur Wiedereinführung der Impfpflicht veranlasst sah.
Weltweit mehrere Millionen Masernfälle jährlich
Woanders sind die Masern noch wesentlich stärker verbreitet. Das gilt vor allem für Entwicklungsländer, wo es an Impfstoff mangelt. Jedes Jahr erkranken weltweit viele Millionen Menschen an Masern. Die der Weltgesundheitsorganisation WHO gemeldeten Masernfälle zeigen zwar langfristig einen Rückgang der Infektionen.
Doch die Meldungen erfassen nur einen Bruchteil der tatsächlichen Erkrankungen. Die Aussagekraft der WHO-Zahlen ist daher begrenzt. Hinzu kommt, dass die Krankheit epidemisch auftritt und es immer wieder zu Ausbrüchen kommt.
Fast jede dritte Erkrankung führt zu Komplikationen
Als typische “Kinderkrankheit” werden die Masern vielfach unterschätzt. Die Erkrankung ist alles andere als harmlos. Während des etwa dreiwöchigen Krankheitsverlaufs, der mit hohem Fieber verbunden ist, treten vielfältige Beschwerden auf.
Typisch sind zwei Phasen:
- Phase 1: Schleimhautentzündung, Bronchitis, Übelkeit, Kopf- und Halsschmerzen
- Phase 2: Schleimhautrötung und Ausschlag am ganzen Körper, der dann allmählich abklingt
Rund zwei Drittel der Masernfälle verlaufen ohne weitere Komplikationen. In bis zu jedem dritten Fall kommt es jedoch zu Folgeerkrankungen und zusätzlichen Problemen. Die häufigsten Komplikationen sind Durchfall, Mittelohr- und Lungenentzündung.
Selten (0,1 Prozent) aber gravierend ist das Auftreten einer Hirnhautentzündung. Hier enden 10 bis 20 Prozent der Fälle tödlich, in 20 bis 30 Prozent kommt es zu dauerhaften Hirnschäden. Die Krankheit schwächt auch das Immunsystem, denn sie befällt die “Gedächtniszellen” der Immunabwehr. Die Abwehrfähigkeit gegen andere Erkrankungen kann dadurch für längere Zeit nachhaltig beeinträchtigt sein.
Über 140.000 Tote durch Maserninfektionen
Bei den Todesfällen durch den Masernvirus ist man weitgehend auf Schätzungen angewiesen. Die WHO hat jetzt vor einer wieder zunehmenden Zahl an masernbedingten Todesfällen gewarnt. Laut WHO-Bericht gab es 2018 weltweit 142.000 Tote durch die Krankheit – das sind über zwölf Prozent oder absolut gesehen 16.000 mehr als noch im Jahr zuvor.
Besonders betroffen sind Kinder unter fünf Jahren. Immerhin tröstlich dabei: zur Jahrtausendwende lag die Zahl der Todesfälle noch bei 536.000. Insgesamt gab es nach WHO-Angaben 2018 rd. 10 Mio. Masernerkrankungen nach 7,6 Mio. in 2017. Offiziell gemeldet wurden der WHO 2018 nur 353.000 Fälle (rd. 4 Prozent), in diesem Jahr wurden bis zum WHO-Bericht bereits 440.000 Erkrankungen erfasst. Es ist daher davon auszugehen, dass sich die Krankheit weiter ausgebreitet hat.
In diesem Jahr sind besonders viele Fälle aus der Republik Kongo gemeldet worden, hier wird von über 5.000 Toten durch Masern ausgegangen. Die Krankheit fordert damit deutlich mehr Opfer als Ebola.
In Europa vermeldet die Ukraine mit 57.000 Fällen eine größere Epidemie. Ebenfalls stark betroffen sind Liberia, Madagaskar und Somalia. Diese fünf Länder stehen für fast 50 Prozent der weltweit erfassten Masernfälle. Selbst in den als weitgehend masernfrei geltenden USA sind 2019 wieder mehr Erkrankungen aufgetreten.
Mehr Impfungen dringend nötig
Zu wenige Impfungen sind für die WHO ein Hauptgrund für die wieder steigende Ausbreitung von Maserninfektionen. 2018 hätten schätzungsweise nur 86 Prozent der Kinder auf dem Globus eine Erstimpfung erhalten. Bei der Zweitimpfung seien es dann nur noch 70 Prozent gewesen.
Um einen wirksamen Schutz vor einer Ausbreitung der Krankheit zu gewährleisten, sei aber eine Impfrate von 95 Prozent mit zwei Impfungen nötig. Die WHO appelliert daher dringend an die Länder der Welt, mehr Anstrengungen zum Masernschutz zu unternehmen. Der Tod vieler Kinder nur aufgrund mangelnden Impfschutzes sei ungeheuerlich.