Überlastete Mitarbeiter, höheres Fehlerrisiko, weniger Zeit für Patienten: Der Personalmangel an Spitälern in der Steiermark zeigt Konsequenzen. Mittlerweile haben die Spitäler einen Hilferuf ausgesendet: Zahlreiche Mitarbeiter stehen kurz vor dem Burnout und brechen zusammen. Gewerkschaft und die steirische Arbeiterkammer (AK) fordern mehr Gesundheitspersonal. Das berichtet die Zeitung Kurier.
Personalmangel führt zur Überbelastung
Wie Christian Fürntrath, Betriebsratschef im Landeskrankenhaus Feldbach erklärt, sind derzeit 300 Posten in der Krankenanstaltengesellschaft (KAGES) unbesetzt. Der Personalmangel in den Spitälern führt dazu, dass beispielsweise Nachtdienste nicht mehr ausreichend besetzt werden können. Die Mitarbeiter, die da sind, müssen Mehrarbeit leisten. Das führt zu einer deutlichen Überbelastung und manchmal zu dramatischen Szenen, wie Josef Pesserl, Präsident der steirischen Arbeiterkammer, gegenüber dem Kurier beschreibt.
Die Mitarbeiter an den steirischen Spitälern stehen demnach am Rand des Burnouts. Die psychische wie physische Belastung sei so groß, dass sie einfach in Tränen ausbrechen.
Mit dem Stress steigt das Fehlerrisiko
Auch die Patienten bekommen den Personalmangel zu spüren. Sie müssen länger auf Untersuchungen und Therapien warten, das Krankenhauspersonal hat zudem weniger Zeit für den einzelnen Patienten. Durch die hohe Belastung steigt zudem der Krankenstand unter den Spital-Mitarbeitern, was den Personalmangel noch potenziert.
Die Gewerkschaft ÖGB macht zum einen den Fachkräftemangel, aber auch eine verfehlte Sparpolitik für die Situation an den Spitälern verantwortlich. Die ÖGB fordert dringend die Einstellung von mehr Gesundheitspersonal. Die KAGES bestreitet die steigende Arbeitsbelastung in den Spitälern nicht. Gründe seien unter anderem immer älter werdende Patienten und spezialisierte Behandlungen. Durch die Reduzierung des Verwaltungsaufwandes versuche die KAGES, die Spital-Mitarbeiter zu entlasten.
Landesweite Kampagne soll Pflegenotstand vorbeugen
Knapp ist das Personal derweil nicht nur an den Landesspitälern, auch anderen Einrichtungen fehlt es an Pflegekräften. Mitarbeiter des Krankenhauses Barmherzige Brüder demonstrierten aus diesem Grund und zeigten den Personalmangel mit 180 Pappfiguren an. Und auch in der Altenpflege mangelt es an Fachkräften. Dort müssen bereits Abteilungen geschlossen werden, weil nicht mehr ausreichend Mitarbeiter vorhanden sind.
Um einem solchen Pflegenotstand an den Krankenhäusern vorzubeugen, haben die drei großen oberösterreichischen Spitalsbetreiber bereits 2018 eine landesweite Kampagne gestartet, die junge Pflegekräfte ansprechen soll. Rund 9.600 Vollzeitkräfte sind derzeit in den Krankenhäusern beschäftigt, 2.000 Ausbildungsplätze stehen in den insgesamt 18 beteiligten Spitälern zur Verfügung.
Doch die Anmeldezahlen an den Krankenpflegeschulen sinken. Mit vereinten Kräften wollen die Spitäler daher nach den besten neuen Mitarbeitern suchen. Mit dabei ist auch die oberösterreichische Fachoberschule für Gesundheitsberufe. Seit September 2018 gibt es dort einen Bachelor-Studiengang für Pflegeberufe, den größten seiner Art in Österreich.