Die Problematik der mit verbaler und physischer Gewalt zu kämpfenden Medizinern ist gravierend. Meist gehe diese von Patienten aus. Doch häufig werden auch Angehörige oder Besucher aggressiv. Im Zuge dessen beschimpfen, schreien, bespucken oder schlagen sie sogar, obwohl die Mediziner ihnen eigentlich helfen möchten. Die Mitarbeiter sind zunehmend besorgt. Doch wie konnte es so weit kommen? Was sind die Gründe und wie kann man Gewalt in Spitälern abwenden, um die Mitarbeiter zu schützen?
Gewalt gegenüber Medizinern nimmt zu
Die Gewalt in Spitälern eskaliere demnach zunehmend. Die Ergebnisse sind alarmierend: 71 % der Ärzte und Pfleger sind in ihrem Berufsalltag inzwischen mit verbaler Gewalt sowie 25 % der Mediziner mit physischer Gewalt konfrontiert. 6 % wurden sogar schon mal mit einer Waffe angegriffen. In Wien ist die Situation sogar noch schockierender: dort wurden 9 % der Studienteilnehmer mit einer Waffe bedroht. Diese Befunde ergeben sich aus einer Befragung der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) unter 3.570 österreichischen Spitalsärzten.
Darüber hinaus sind die Folgen des aggressiven Verhaltens für die Ärzte und Spitäler drastisch. 7,2 % der Teilnehmenden mussten sich wegen den ausgeübten Gewalthandlungen frei nehmen oder waren krank. Dabei benötigt man in den Spitälern jeden einzelnen Mediziner aufgrund der überlasteten Notaufnahmen und des Personalmangels.
Warum sind die Aggressivität und Gewalt so groß?
Zu den Gründen der Gewalt gehört zum Beispiel eine extreme Ich-Bezogenheit der Patienten. Man könnte es ebenso mit einem starken Egoismus und einem Desinteresse am Gegenüber erklären. Betroffene Patienten interessieren sich viel mehr für sich selbst als für andere.
Manchmal resultieren die Aggressionen des Weiteren aus einer Wut über eine ihrer Meinung nach ungerechte oder falsche Behandlung. Zudem fühlen sich manche Patienten ungenügend informiert oder sind aufgrund der langen Wartezeiten genervt. Dies löse Stress bei den Patienten aus und erhöhe das Konfliktpotential. Ferner sind in den Notaufnahmen häufig alkoholisierte Patienten anzutreffen, die aggressiv und nicht unter Kontrolle zu halten sind.
Was kann gegen die zunehmende Gewalt getan werden?
Der Forderungskatalog der ÖÄK an die zukünftige Bundesregierung besteht konkret auf den Schutz der Ärzteschaft und anderer Gesundheitsberufe. Der Bundespolitik werde das Problem nun ebenfalls langsam bewusst und sie reagierte mit dem Gewaltschutzpaket.
Bedeutender ist es jedoch, weitreichende Sicherheitskonzepte zu entwickeln. Demnach sei ein Schutz bei Ämtern und Behörden durch Sicherheitschecks gewährleistet. In diesem Sinne ist es für Spitäler relevant, einen übereinstimmenden Personenschutz für alle Spitalsmitarbeiter zu erlangen.
Mitarbeitende sollen zudem einen angemessenen Umgang mit gewalttätigen Patienten lernen. Überdies soll das Personal gezielte Schulungen zur Deeskalation erhalten. Dies ist essenziell, denn viele Betroffene leiden nicht nur unter körperlichen, sondern auch seelischen Folgen.