Masernviren können nicht nur schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen, sondern auch Teile des Immunsystems nachhaltig stören. Wie das funktioniert und warum man nach überstandener Masernerkrankung neu impfen sollte, beleuchtet dieser Beitrag.
Masern – kein Kinderspiel
Die Masernimpfung steht dem Impfkalender der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts zufolge bereits am Ende der Babyzeit, nämlich frühestens mit 11 Monaten an. Dabei erhalten die Kinder eine Dosis des abgeschwächten Lebensimpfstoffs und dürfen sich nach zwei weiteren Gaben über Immunität freuen.
Masern gilt zwar als Kinderkrankheit, ist aber alles andere als harmlos. Das Masernvirus ist in der Lage, schwerwiegende Komplikationen an Lunge und Gehirn sowie an weiteren Organen hervorzurufen – mit dramatischen Konsequenzen. Daneben kann das Masernvirus aber auch das Immunsystem seines Trägers beeinflussen und dadurch die Wirkung bereits vorhandener Impfungen beeinflussen.
Wie zeigt sich eine Masernerkrankung?
Eine Masernerkrankung in ihrer typischen Ausprägung geht mit dem Auftreten der typischen roten Hautflecken, dem so genannten Masern-Exanthem, einher. Zusätzliche Kennzeichen einer Maserninfektion sind hohes Fieber und eine wesentliche Schwächung des Allgemeinzustands. Ein Antikörpernachweis im Blut bringt die Absicherung der Diagnose.
Als meldepflichtige Viruserkrankung kann das Masernvirus eine Hirnhautentzündung hervorrufen, die für sich bereits lebensbedrohlich verlaufen kann. Ebenfalls gravierend sind Masernerkrankungen, die als Komplikation eine Lungenentzündung nach sich ziehen. Weitere Komplikationen durch eine Masernerkrankung sind beispielsweise die Mittelohrentzündung oder Komplikationen unter der Beteiligung des Darms.
Was lösen Masernviren im Immunsystem aus?
Aber nicht nur für das gesamte Organsystem bedeutet eine Masernerkrankung eine große Belastung. Gerade das Immunsystem, das maßgeblich im Kampf gegen das Masernvirus agiert, wird von diesem schwer – und vor allem dauerhaft – in Mitleidenschaft gezogen. Im Kampf gegen das Masernvirus kann das menschliche Immunsystem zwar eine besonders starke Immunität gegen diesen Erreger aufbauen, auf der anderen Seite wird es aber wesentlich anfälliger für andere Viren und Bakterien.
Bislang war bereits bekannt, dass das Masernvirus zu einer Immun-Amnesie führt, die darauf zurückzuführen ist, dass das Virus vor allem Memory-B-Zellen befällt. Dabei handelt es sich um besonders langlebige Immunzellen, die eine besonders schnelle Antikörperproduktion leisten können.
Umfangreiche Immun-Amnesie durch Masern
Die genauen Gründe der Immun-Amnesie wurden durch zwei aktuelle Studien genauer beleuchtet. Hierbei fanden Forscher heraus, dass das Masernvirus nicht nur naive B-Lymphozyten befällt, sondern auch das “Gedächtnis” der Memory-B-Zellen löscht. Diese spielen bei der Immunabwehr eine besondere Rolle: In ihnen speichert das Immunsystem die Informationen zu den Erregern bereits durchgemachter Krankheiten, aber auch zu bereits erhaltenen Impfungen.
Werden sie von Masernviren befallen, kommen die gespeicherten Immunitäten gegen die bereits bekannten Erreger durcheinander und gehen in Folge verloren. Nach überstandener Masernerkrankung sind die Immunitäten gegen bekannte Erreger messbar weniger stark ausgeprägt als zuvor. Tatsächlich verlieren an Masern erkrankte Patienten zwischen 20 bis 70% ihrer bereits erworbenen Antikörper wieder durch diesen Mechanismus. Über mehrere Jahre hinweg bleiben Patienten nach einer durchgemachten Masernerkrankung wesentlich anfälliger für Infektionskrankheiten. Nach einer Masernerkrankung bietet es sich also an, die bereits erfolgten Impfungen neu durchzuführen, um über vollen Impfschutz zu verfügen.
Mit Masernimpfung schwerwiegende Folgen vermeiden
Sich und die eigenen Kinder gegen Masern impfen zu lassen ist der einfachste Weg, eine Masernerkrankung und alle damit verbundenen schwerwiegenden Komplikationen zu vermeiden. Schließlich ist diese Kinderkrankheit alles andere als harmlos. Mit einer Masernimpfung lässt sich nicht nur diese schwere Erkrankung verhindern, auch das Immungedächtnis bleibt in vollem Umfang erhalten.