Das Medizinstudium ist erfolgreich beendet, die Bewerbungen sind verschickt und nun flattert die ersehnte Einladung zum Bewerbungsgespräch ins Haus. Offene Arztstellen gibt es derzeit relativ viele. Beim Kampf um die besten Stellen ist das Bewerbungsgespräch jedoch weiterhin eine wichtige Hürde. Man will einerseits selbst prüfen, ob die Stelle zu den eigenen Vorstellungen passt. Andererseits möchte man gerne im Vorstellungsgespräch glänzen.
Inhaltsverzeichnis
Auf viele Fragen lässt sich vorbereiten, denn Personalverantwortliche bedienen sich altbewährter Herangehensweisen. Wer den typischen Fragen klug und kompetent begegnet, rückt dem ersehnten Vertrag näher. Doch was fragen die potenziellen Vorgesetzten? Hier gibt es daher einen Überblick über die typischen Fragen, die Chefärzte besonders interessieren.
Was interessiert Chefärztinnen und Chefärzte im Vorstellungsgespräch?
Um Bewerber beurteilen zu können, möchten Chefärzte mehr über deren Fähigkeiten erfahren. So interessieren sie sich unter anderem dafür, welche fachlichen Erfahrungen und medizinisches Know-How die Kandidaten mitbringen.
Auch Fragen nach dem Verhalten sind üblich. Die Antworten sollen den Personalverantwortlichen zeigen, wie Kandidatinnen und Kandidaten mit schwierigen Situationen oder Stress umgehen, wie motiviert sie sind oder welche Arbeitseinstellung sie haben. Ein Klassiker aus diesem Segment ist die Frage nach den Stärken und Schwächen.
Zwar verläuft jedes Bewerbungsgespräch anders, einige Fragen gehören jedoch zum Standard. Wer diese Fragen schlagfertig beantworten kann, hat gute Chancen, aus der Masse der Bewerber hervorzustechen. Nachwuchs-Mediziner sind daher gut beraten, sich gründlich auf die typischen Fragen vorzubereiten.
Typische Fragen im Vorstellungsgespräch
Personalverantwortliche bedienen sich am typischen Fragenpool. Kandidaten und Kandidatinnen sollten sich mit den Frageklassikern vertraut machen und sich stichpunktartige Antworten überlegen.
1. Erzählen Sie etwas von sich!
Chefärztinnen und Chefärzte wollen im Vorstellungsgespräch ihr Gegenüber näher kennenlernen. In erster Linie interessieren sie die fachliche Qualifikation. Fragen zu diesem Themenkomplex können vage formuliert sein (Erzählen Sie von sich!) oder konkret und tiefgehend sein (Beschreiben Sie Ihren Delegationsprozess an Pflegekräfte!). Insgesamt geht es den Personalverantwortlichen aber weniger um Details und mehr um einen Überblick.
Die Antwort sollte Erfahrungen und Fähigkeiten herausstellen, die zum Anforderungsprofil der ausgeschriebenen Stelle passen. Dabei sind konkrete Beispiele gefragt, die das Alleinstellungsmerkmal eines Bewerbers erkennen lassen.
Im Zusammenhang mit diesen Fragen kommt auch dem Lebenslauf eine große Bedeutung zu. Dieser gibt den Chefärzten Auskunft über den bisherigen Werdegang der Bewerber. Für gewöhnlich gehen Chefärzte den Lebenslauf im Bewerbungsgespräch Punkt für Punkt durch. Positiv fallen konsistente Lebensläufe auf. Gibt es Brüche, sollten sich diese plausibel erklären lassen. Es versteht sich von selbst, dass man nie über den aktuellen (oder alten) Arbeitgeber lästern sollte.
2. Warum haben Sie sich auf diese Stelle beworben? Was interessiert Sie am gewählten Fachgebiet?
Im persönlichen Gespräch mit den jungen Ärzten möchten Chefärzte herausfinden, wer gut in die eigene Abteilung passt. So wird auch die Motivation für einen Stellenwechsel abgefragt: Warum haben Sie sich gerade an diesem Krankenhaus beworben? Was reizt Sie am jeweiligen Fachbereich? Denn neben dem klinischen Know-how spielt die Persönlichkeit eine wichtige Rolle. Als potenzieller Neuling muss man schließlich ins Team passen. Ein idealer Kandidat muss gut kommunizieren können und mit Kollegen und Patienten auskommen.
Bei der Antwort sollte klar werden, warum man sich für Medizin, die Fachrichtung oder diese Klinik beziehungsweise Praxis entschieden hat. Das lässt sich meist am eigenen Werdegang illusteren (etwa: Schlüsselerlebnis, Elternhaus, Erfahrung im PJ-Wahltertial, Thema der Doktorarbeit, Weiterbildung). Wenn es sich um eine Uniklinik, einen privaten Klinikkonzern oder Klinikverbund handelt, sollte dies aufgegriffen werden.
3. Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?
Das Bewerbungsgespräch nutzen Chefärzte auch dazu, mehr über die Stärken und Schwächen der Kandidaten herauszufinden. Ärzte sollten neben fachlicher Kompetenz vor allem ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Empathie mitbringen. Auch Stressresistenz und Teamfähigkeit sind im Arbeitsalltag gefragt, ebenso wie die Fähigkeit, in kurzer Zeit wichtige Entscheidungen treffen zu können. Diese Stärken stellt man am besten anhand konkreter Beispiele und Erfolge dar. Dabei sollte man Beispiele wählen, die nicht bereits aus den Bewerbungsunterlagen ersichtlich sind.
Die Frage nach den eigenen Schwächen wird heute zwar seltener gestellt, dennoch sollten junge Ärzte sich darauf vorbereiten. Auch bei der Beantwortung dieser Frage ist Ehrlichkeit geboten. Allerdings sollte man seine Schwächen nicht so darstellen, dass sie Zweifel an der fachlichen Eignung als Arzt aufkommen lassen. Idealerweise stellt man eher positive Eigenschaften als Schwächen dar, betont etwa den eigenen Perfektionismus. Eventuell kann man auch handwerkliche oder technische Fähigkeiten erwähnen, die mit dem eigenen Fachbereich wenig zu tun haben.
4. Wo sehen Sie sich in X Jahren? Was sind Ihre Ziele? Was wollen Sie lernen?
Typischerweise fragen Chefärzte auch nach den beruflichen Zielen der Kandidaten. Handelt es sich bei der ausgeschriebenen Stelle um ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, sind in der Regel Kandidaten gern gesehen, die sich langfristig an einen Arbeitgeber binden möchten. Empfehlenswert ist, sich in die Position der Personaler zu versetzen und die eigene Zukunft oder Ziele so zu formulieren, wie die Interviewer das hören möchten.
Also ja, man möchte eine dauerhafte Position, eine Weiterbildung und einen beruflichen Aufstieg zur Oberärztin. Alternativ ist eine weichere Formulierung möglich: “Ich möchte meinen Patienten eine hohe Qualität bieten und Teil des Teams sein.” Übrigens: Das Thema Niederlassung oder Auswanderung ins Ausland kann man ausklammern, so weit in die Zukunft muss die Antwort nicht reichen.
5. Welche Erwartungen haben Sie von mir und der Stelle?
Chefärzte möchten oft wissen, was die Bewerber von der Stelle und ihren Vorgesetzten erwarten. Wer an dieser Stelle das Thema Fortbildung anschneidet, unterstreicht seine Motivation und erfüllt die Erwartung der meisten Chefärztinnen und Chefärzte, welche die meisten Vorgesetzten in medizinischen Einrichtungen erfüllen können. Klar artikulierte Erwartungen und Vorstellungen demonstrieren, dass man sich ernsthaft mit der Stelle auseinandergesetzt hat.
6. Haben Sie sich für andere Stellen beworben?
Meist fragen Chefärzte auch, ob sich die Bewerber noch bei anderen Kliniken beworben haben. Diese Frage sollte man in jedem Fall ehrlich beantworten. Beide Seiten wissen: praktisch niemand setzt alles auf eine Karte. Es ist also in Ordnung zuzugeben, dass man mehrere Bewerbungen verschickt hat. Die genaue Zahl sollte privat bleiben. Personalverantwortliche haben Verständnis dafür, dass junge Ärzte mehrere Bewerbungen verschicken. Wie erfolgreich diese anderen Bewerbungen waren, kann man dagegen für sich behalten.
7. Haben Sie noch Fragen?
Absolut! Häufig erhalten Bewerber im Vorstellungsgespräch die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen. Rückfragen unterstreichen das Interesse und die Motivation. Passende Fragen zu finden, setzt eine umfangreiche Recherche voraus. Vermeiden sollte man Fragen nach Informationen, auf die im Gespräch bereits eingegangen wurde oder die sich leicht herausfinden lassen.
Die Gelegenheit sollten Bewerber und Bewerberinnen vor allem dafür nutzen, um herauszufinden, ob die Stelle wirklich das Richtige ist. Gut eignen sich zum Beispiel konkrete Fragen zu Weiterbildungsmöglichkeiten, zu Forschungsprojekten oder zur technischen Ausstattung. Auch Arbeitszeitmodelle können zur Sprache gebracht werden. Wie sind die Arbeitsbedingungen, wie viele Überstunden sind üblich, werden diese ausgeglichen? Leider gibt es nicht immer ehrliche Antworten, fragen sollte man dennoch!
Auch wenn einige Fragen einen vielleicht unvorbereitet treffen oder etwas unangenehm sind, sollte man so ehrlich und freundlich wie möglich bleiben. Wer ehrlich ist, mal zugibt, nicht direkt die Antwort zu kennen oder um Klärung bittet, wirkt authentisch und sympathisch.
Auf welche Fragen müssen Bewerber nicht antworten?
Wer einen guten Eindruck hinterlassen möchte, versucht alle Fragen im Vorstellungsgespräch so ausführlich und informativ wie möglich zu beantworten. Manchmal stellen Personalverantwortliche allerdings Fragen, die unzulässig sind. Diese illegitimen Fragen darf man mit Recht verweigern oder mit einer Lüge beantworten, so ist es im Antidiskriminierungsgesetz (AGG) geregelt.
Zu den Tabu-Themen zählen:
- sexuelle Orientierung
- Krankheiten
- Schwangerschaft, Familienplanung, Partnerschaft, Privatleben
- politische Gesinnung, Gewerkschaftszugehörigkeit
- Religion
- Vermögensverhältnisse
Fragen aus diesen Themenspektren haben keinerlei objektiven Bezug zur ärztlichen Arbeit. Dennoch werden sie immer wieder vor allem (angehenden) Ärztinnen gestellt. Frauen sollten sich vor dem Vorstellungsgespräch darauf einstellen, dass sie mit unzulässigen Fragen konfrontiert werden könnten.
Es gibt mehrere Methoden, um illegitime Fragen abzuwehren: ignorieren, lügen, freundlich aber bestimmt das Thema wechseln oder fragen, was die Frage mit der Arbeit zu tun hat. Die Lüge ist laut AGG dann zulässig, wenn die Wahrheit einen Nachteil nach sich zieht. Ist also zu befürchten, dass eine ehrliche Antwort einen aus dem Bewerbungspool herauskatapultieren würde, kann man eiskalt lügen.
In jedem Fall sollte der Umstand, dass eine unzulässige Frage überhaupt gestellt wurde, mit in die eigene Kalkulation einbezogen werden. Will man wirklich für jemanden arbeiten, der geltende Regeln verletzt? Für viele (angehende) Ärztinnen und Ärzte lautet die Antwort ganz klar: Nein!
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