Die Transfusionsmedizin ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Herstellung, Wirkung und Anwendung von Präparaten, bzw. Stoffen aus menschlichem Blut und Gewebe befasst. Sie behandelt in diesem Zusammenhang auch Themen der Immunhämatologie – ein medizinisches Querschnittsgebiet, in dem es um mögliche Immunreaktionen auf Blutbestandteile geht.
Inhaltsverzeichnis
Als Facharzt für Transfusionsmedizin erwirbt man umfangreiches Spezialwissen, das nur wenige besitzen. Wir stellen nachfolgend die entsprechende Facharztausbildung in Österreich vor und zeigen mögliche Job-Perspektiven auf.
Facharzt für Transfusionsmedizin – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Fachärzte für Transfusionsmedizin führen eine verantwortungsvolle Tätigkeit aus. Sie kümmern sich um Blutspender und Blutspenden. Sie planen, organisieren und begleiten Blutspendenaktionen, stellen in diesem Kontext Blutpräparate her, bestimmen Blutgruppen und prüfen Blutspenden auf mögliche Infektionszeichen. Auch die fachgerechte Lagerung von Blutkonserven und die Überwachung von Blutdepots gehören zu ihrem Aufgabengebiet.
Stammzellen- und Knochenmarkspenden fallen ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der Transfusionsmedizin. Die Aufgaben sind analog zu denen bei Blutspenden. Bei vielen Operationen sind Blutspenden unverzichtbar. Stammzellen- und Knochenmarkspenden werden bei etlichen schweren Erkrankungen benötigt, zum Beispiel bei Leukämie, wenn keine andere Therapie mehr anschlägt. Eine weitere Aufgabe des Transfusionsmediziners sind blutgruppenserologische und immunhämatologische Untersuchungen, die Diagnostik bei Bluterkrankungen und entsprechende Behandlungen.
Das Fachgebiet ist besonders prädestiniert für eine Tätigkeit in Forschung und Lehre. Hier gibt es noch viele Erkenntnisse zu gewinnen und neue Verfahren zu entwickeln – u.a. für Therapien und Medikamente. Dafür sind Transfusionsmediziner an entsprechenden Forschungsvorhaben beteiligt oder führen sie selbst bzw. federführend durch. Bei einer wissenschaftlichen Tätigkeit ist neben der Facharztausbildung die Promotion und ggf. auch die Habilitation üblich. Ausführliche Informationen über die medizinische Dissertation in Österreich liefert der Artikel Doktoratsstudium Medizin in Österreich.
Transfusionsmedizin – Die Weiterbildung im Überblick
Die Facharztausbildung ist als Weiterbildung konzipiert und baut auf der allgemeinärztlichen Ausbildung auf. Rechtsgrundlage bildet die österreichische Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 (ÄAO 2015) in ihrer aktuell gültigen Fassung. Transfusionsmedizin stellt in der AÄO ein eigenständiges medizinisches Sonderfach dar.
Ziele
Ziel der Ausbildung ist, angehende Transfusionsmediziner zur eigenständigen und selbstverantwortlichen Arbeit in ihrem Fach zu befähigen. Dazu sollen die entsprechenden Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten vermittelt werden.
Dauer und Gliederung
Die Facharztausbildung dauert insgesamt 81 Monate und besteht aus drei Teilen:
- der 9monatigen Basisausbildung;
- der 36monatigen Sonderfach-Grundausbildung;
- der 36monatigen Sonderfach-Schwerpunktausbildung.
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung dauerte bisher 27 Monate und ist im Rahmen einer AÄO-Novelle Anfang 2021 auf 36 Monate verlängert worden. Dieser Ausbildungsteil besteht aus sechs Fachmodulen und einem wissenschaftlichen Modul. Drei Module davon müssen belegt werden. Die Auswahl ist dem angehenden Facharzt überlassen.
Inhalte
Die Basisausbildung ist von jedem angehenden Facharzt unabhängig von der Fachrichtung zu absolvieren und findet üblicherweise in einem Krankenhaus statt. Vermittelt werden Grundfähigkeiten und Grundfertigkeiten bei einer Tätigkeit als Klinikarzt. Dazu werden in der Regel verschiedene Stationen in einem Krankenhaus durchlaufen. Das Themenspektrum umfasst sowohl konservative als auch chirurgische Behandlungen, Abläufe im Krankenhaus, Patientenbetreuung und Notfallmedizin.
Sonderfach-Grundausbildung
Die Sonderfach-Grundausbildung deckt das gesamte Themenspektrum der Transfusionsmedizin ab und bietet wissens-, erfahrungs- und fertigkeitsbezogene Ausbildungsinhalte.
- Hygiene im Bereich diagnostischer Laboratorien und im Blutdepot entsprechend den gültigen gesetzlichen Regelungen
- Verfahren der Präanalytik von Blutproben
- Funktionsweise und methodenspezifische Artefakte von Laboruntersuchungen, insbesondere Immunhämatologie, medizinischen Chemie, Hämatologie, Immunologie, Hämostaseologie, Mikrobiologie, Pathologie, Molekularbiologie im Zusammenhang mit der transfusionsmedizinischen Betreuung von Patientinnen und Patienten inkl. Spenderinnen und Spender autologer Blutprodukte
- Medizinische Mikroskopie
- Gerätekunde für Diagnoselabor
- Aufbau, Betrieb und Qualitätssicherung von Laborinformationssystemen (LIMS)
- Physiologie und Pathologie des humanen Immunsystems
- Durchführung immunologischer Laboruntersuchungen zum Nachweis und zur Quantifizierung von Antigenen und Antikörpern
- Durchführung klinisch-chemischer und immunologischer Laboruntersuchungen zur klinisch-immunologischen Diagnostik und Differentialdiagnostik
- Genetik und Vererbung
- Populationsgenetik klinisch relevanter Erythrozyten-Alloantigene
- Diagnostik und Differentialdiagnostik hämatologischer Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen
- Genetische Laboruntersuchungen zur Abklärung besonderer immunhämatologischer Fragestellungen
- Unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die mit einer Schädigung des Blutbildes oder der blutbildenden Organe einhergehen
- Symptomatologie und Differentialdiagnostik von Störungen der zellulären und plasmatischen Hämostase
- Symptomatologie und Diagnostik von arteriellen und venösen Thrombosen
- Antithrombotische Therapie und Therapie mit Gerinnungsfaktoren
- Globalgerinnungstests und speziellen Gerinnungsuntersuchungen
- Diagnostik und Behandlung von Gerinnungsstörungen
- Diagnostik und Therapiesteuerung bei disseminierter intravasaler Koagulopathie und anderen komplexen Hämostasestörungen
- Prophylaxe von Hämostasestörungen bei hereditären und erworbenen Diathesen und Therapieüberwachung
- Eigenschaften, Indikationen, Anwendung, erwünschte und mögliche unerwünschte Wirkungen (UAW) bei der Transfusion von Blutprodukten
- Aufbereitungen von Blutprodukten
- Lookback-Untersuchungen (Empfänger-/Spender-Lookback)
- Organisation des Hämovigilanzsystems in Österreich
- Medizinproduktekunde für Blutdepot und der notwendigen Dokumentation
- Gerätekunde für Blutdepot
- Anforderungen an den Transport von diagnostischen Blutproben und therapeutischen Blutprodukten
- Organisation der Blutspendedienste und Versorgung der klinischen Einrichtungen mit labilen Blutprodukten einschließlich Transportwesen
- Lagerung von zellulären und plasmatischen Blutprodukten
- Maßnahmen im Not- und Katastrophenfall
- Epidemiologie, Ätiologie, Pathologie, Diagnose, Klinik, Therapie und Prognose der Erkrankungen aller medizinischen Fachgebiete in Hinblick auf fachspezifische Problemstellungen
- Einsatzmöglichkeiten spezieller transfusionsmedizinischer Zubereitungen und Therapieformen
- Epidemiologie, Prophylaxe, Diagnose und Therapie von durch Blutprodukte übertragbaren Infektionskrankheiten
- Angeborene und erworbene Immundefizienz, Immunsuppression und Transplantation
- Funktionsweise und Gebrauch von spezifischen Medizinprodukten zur Verabreichung von Blutprodukten
- Patientenbezogenes Blutkomponentenmanagement inkl. blutsparende Maßnahmen
- Patientientinnen- und patientennbezogene Risiken hinsichtlich Nebenwirkungen bei der Transfusion von Blutkomponenten
- Indikation und Interpretation von bildgebenden diagnostischen Verfahren im Zusammenhang mit der transfusionsmedizinischen Betreuung von Patientinnen und Patienten
- Umwelt- und arbeitsbedingte Risiken und Erkrankungen
- Psychosomatische Medizin
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Geriatrie
- Palliativmedizin
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin und gesundheitliche Aufklärung
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation mit anderen Gesundheitsberufen, Orientierung über soziale Einrichtungen, Institutionen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Patientinnen- und Patientensicherheit
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Ärztinnen-, Arzthaftung
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Mitwirkung bei der Organisation immunhämatologischer und hämostaseologischer Diagnostik in Krankenanstalten
- Beratung aller medizinischen Fächer bei transfusionsmedizinischen, immunhämatologischen und hämostaseologischen Fragestellungen
- Differentialdiagnose und Behandlung der Anämie und hämostaseologischer Störungen
- Stellung der Indikation zur therapeutischen Verabreichung von Blutprodukten
- Organisation und Supervision von Blutdepots in Krankenanstalten
- Beratung, Planung und Durchführung von autologen Vollblut- und Blutkomponentenspenden
- Risikobewertung bei besonderen Befunden in der Schwangerschaft, spezifische Empfehlungen für erweiterte Diagnostik, Monitoring und Therapie
- Schulung von medizinischem Personal im Bereich klinischer Blutdepots
- Schulung bzw. Anleitung von medizinischem Personal im Bereich der Hämotherapie
- Abklärung von Transfusionsreaktionen
- Einleitung bzw. Kooperation bei Look-back-Untersuchungen
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und Behandlungen
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten und Zeugnissen etc.)
- Epidemiologie, Ätiologie, Pathologie, Diagnose, Klinik, Therapie und Prognose der Erkrankungen aller medizinischen Fachgebiete in Hinblick auf fachspezifische Problemstellungen
- Erkennen akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen einschließlich der Reanimation
- Transfusions- und Blutersatztherapie
Sonderfach-Schwerpunktausbildung
In der Sonderfach-Schwerpunktausbildung werden einzelne Themengebiete der Transfusionsmedizin vertieft. Dazu sind folgende Module im Angebot:
Modul 1: Blutkomponentenproduktion
- Fachspezifische rechtliche Grundlagen: Blutsicherheitsgesetz (BSG), Arzneimittelbetriebsordnung (AMBO), internationale Richtlinien (EU)
- Fachspezifisches Qualitätsmanagement
- Hygiene im Blutkomponentenproduktionsbereich
- Rückhalteproben
- Vorgehen im Katastrophenfall
- Verfahren zur Blutkomponentenproduktion inkl. Weiterverarbeitung (Bestrahlung, Waschen, Splitten) sowie präparative Apherese
- Verfahren der Pathogeninaktivierung von Blutkomponenten
- Methoden zum Screening und Bestätigungstestung in Hinblick auf durch Blutprodukte übertragbare Infektionskrankheiten einschließlich molekularbiologischer Methoden
- Methoden zur Bewertung der Qualität von Blutprodukten
- Gerätekunde für die Blutkomponentenproduktion
- Laborgerätekunde im Bereich Blutkomponentenproduktion und Qualitätssicherung
- Organisation und Supervision der Blutkomponentenproduktion und -lagerung einschließlich Organisation im Katastrophenfall
- Organisation und Supervision der Labordiagnostik im Bereich Blutspende und Blutkomponentenproduktion
- Einführung und Aufrechterhaltung des Qualitätsmanagements im Bereich Blutspende und Blutkomponentenproduktion
- Gewinnung, Lagerung und Bearbeitung von Plasma für die industrielle Weiterverarbeitung
Modul 2: Spendermedizin
- Fachspezifische rechtliche Grundlagen: Blutsicherheitsgesetz (BSG), Blutspenderverordnung (BSV)
- Hygiene in Blutspendeeinrichtungen
- Vorgehen im Katastrophenfall
- Verfahren zur Blutkomponentenproduktion inkl. präparativer Apherese
- Globale Epidemiologie, Prophylaxe, Diagnose und Therapie von durch Blutprodukte übertragbaren Infektionskrankheiten
- Methoden zum Screening und Bestätigungstestung in Hinblick auf durch Blutprodukte übertragbare Infektionskrankheiten einschließlich molekularbiologischer Methoden
- Gerätekunde für den Bereich Blutspende und präparative Apherese
- Kriterien zur Beurteilung der Spendetauglichkeit
- Nebenwirkungen im Rahmen der Blutspende und Hämapherese und deren Behandlung
- Organisation und Supervision von Blutspendeeinrichtungen einschließlich Organisation im Katastrophenfall
- Organisation von Spender-Look-back-Untersuchungen
- Medizinische Beratung und Betreuung von Blutspenderinnen und Blutspender inkl. Zuweisung zur weiteren Diagnostik bzw. Behandlung bei relevanten pathologischen Befunden
- Auch bei diesen Modulen geht es jeweils um die Vermittlung von Know How, Expertise und Fertigkeiten.
Modul 3: Transplantationsimmunologie
- Rechtliche Grundlagen der Transplantation in Österreich (Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz, KAKuG)
- Fachspezifisches Qualitätsmanagement: Akkreditierung transplantationsimmunologischer Laboratorien (EFI)
- Organisation des Transplantationswesens (national, international, Widerspruchsregister)
- HLA-System: Bedeutung, Genetik, Gewebeverteilung, Immunologie, Vererbung, Kopplungsungleichgewicht
- ABO-Blutgruppen: Bedeutung für die Transplantation
- Minor histocompatibility antigens: Bedeutung, Genetik, Immunologie, Gewebeverteilung
- Verfahren der Zellisolierung und DNA-Präparation für HLA-Typisierung
- Immunologische Verfahren zur HLA-Typisierung und Antikörperbestimmung
- DNA-Verfahren zur Typisierung von HLA und minor histocompatibility antigens
- Immunologie der Nierentransplantation, Herz, Leber und Lunge
- Spezielle Immunologie der Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen (HSC)
- Immunologie der Transplantation anderer Organe nach dem Stand der Entwicklung
- Abstoßungsdiagnostik
- Bedeutung von HLA außerhalb des Transplantationswesens (Krankheitsassoziationen, Pharmakogenomik)
- Organisation und Supervision eines transplantationsimmunologischen Labors
- Konsiliarische Betreuung aller medizinischen Fächer in Fragen der Transplantationsimmunologie
- Bewertung von HLA-Typisierungsergebnissen in Zusammenhang mit Diagnostik HLA-assoziierter Erkrankungen (relatives Risiko) und Pharmakogenomik
Modul 4: Spezielle klinische Hämotherapie
- Fachspezifische rechtliche Grundlagen: Blutsicherheitsgesetz (BSG), Blutspenderverordnung (BSV), Gewebesicherheitsgesetz (GSG), internationale Richtlinien (EU)
- Fachspezifisches Qualitätsmanagement
- Hygiene im Spende- und Blutkomponentenproduktionsbereich (inkl. präparative Apherese)
- Hygiene im Bereich der therapeutischen Apherese entsprechend den gültigen gesetzlichen Regelungen
- Medizinischer Strahlenschutz
- Geräte- und Verfahrenskunde der päparativen und therapeutischen Apherese
- Geräte und Verfahren zur Bestrahlung von Blutkomponenten
- Geräte und Verfahren zur Langzeitkonservierung (Cryokonservierung) von zellulären Blutkomponenten, Plasma und Gewebe
- Verfahren der Pathogeninaktivierung von Blutkomponenten
- Organisation, Supervision und Qualitätssicherung der Herstellung spezieller transfusionsmedizinischer Blutkomponenten und Gewebeprodukte
- Organisation, Supervision und Qualitätssicherung spezieller transfusionsmedizinischer Therapien
Modul 5: Spezielle Immunhämatologie und Hämogenetik
- Fachspezifische rechtliche Grundlagen: Gentechnikgesetz (GTG)
- Fachspezifisches Qualitätsmanagement: Ringversuchswesen zur Qualitätssicherung
- Abklärung von immunologischen Komplikationen nach Transfusion und Transplantation
- Verfahren zur genetischen Untersuchung
- Epigenetik inkl. Untersuchungsverfahren
- Verfahren zur molekulargenetischen Bestimmung von Erythrozytenalloantigenen und Interpretation
- Immunologische Diagnostik von Alloantikörpern und Autoantikörpern gegen Thrombozyten und Granulozyten sowie der entsprechenden Antigenen
- Verfahren zur molekulargenetischen Bestimmung von Alloantigenen an Thrombozyten, Granulozyten und Interpretation
- Diagnostik von pathologischen Mutationen
- Reproduktion, Embryologie, Embryopathologie
- Zygotiediagnostik
- Diagnostik des angeborenen und erworbenen Chimärismus
- Mosaizismusdiagnostik
- Identitäts- und Abstammungsdiagnostik inkl. statistischer Methoden
- HLA, Krankheitsassoziationen und Pharmakogenomik
- Verfahren zur nicht-invasiven Pränataldiagnostik aus mütterlichem Plasma
- Organisation und Supervision eines leukozytenserologischen Speziallaboratoriums
- Genetische Beratung
Modul 6: Gewebebankmanagement und Arzneimittel für neuartige Therapien
- Rechtliche Grundlagen: Arzneimittelgesetz (AMG), Arzneimittelbetriebsordnung (AMBO), nationale und überregionale Regulatorien für Arzneimittel für neuartige Therapien (= Advanced Therapy Medicinal Products (ATMP), Gentechnikgesetz (GTG), Gewebesicherheitsgesetz (GSG), Gewebebankenverordnung (GBVO), Gewebeentnahmeeinrichtungsverordnung (GEEVO), Gewebevigilanzverordnung (GVVO), europäische Rechtsvorschriften
- Anforderungen an Entnahmeeinrichtungen und Herstellungsbetriebe für die Produktion von Arzneimitteln für neuartige Therapien
- Kategorien von Arzneimitteln für neuartige Therapien (ATMP): Gewebeprodukte (Tissue Engineered Products, TEP), somatische Zelltherapeutika (Somatic Cell Therapy Products, SCTP), Gentherapeutika (Gene Therapy Products, GTP)
- Grundlagen der Zellbiologie unter besonderer Berücksichtigung von Differenzierung und Reprogrammierung
- Grundlagen der Epigenetik
- Grundlagen der medizinischen Biotechnologie, Biochemie, Genetik, biophysikalischen Chemie und Bio-Informatik
- Gewinnung von Zellen und Geweben als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Arzneimitteln für neuartige Therapien
- Zell- und Gewebepräparationstechniken für therapeutische Anwendungen
- Verfahren zur spezifischen Induktion von zellulären Programmen, zur Reprogrammierung und zur genetischen Veränderung von Zellen für die Produktion von Arzneimitteln für neuartige Therapien
- Verwendung von Hydro-Gelen und anderen Biomaterialien für Kombinationsprodukte (Scaffolds)
- Organisation, Supervision, Qualitätssicherung für die Herstellung und Kontrolle von Arzneimitteln für neuartige Therapien
- Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Spende, Beschaffung, Testung, Verarbeitung, Konservierung, Lagerung und Verteilung von menschlichen Geweben und Zellen
Das wissenschaftliche Modul ist ein fachübergreifender Ausbildungsteil. Er ist auf eine Tätigkeit in Forschung und Lehre ausgelegt. Vermittelt werden Kenntnisse und Fertigkeiten im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens wie zum Beispiel: Wissenschaftstheorie und -ethik, Projektmanagement und -dokumentation, Studiendesign, -durchführung und -präsentation, wissenschaftliche Methodenlehre, statistische Auswertungsverfahren usw..
Facharztprüfung Transfusionsmedizin
Verantwortlich für die Facharztprüfung ist die Österreichische Ärztekammer. Die Facharztprüfung erfolgt in mündlich strukturierter Form und dauert ca. 2 Stunden. Sie umfasst 8 praktische Fallbeispiele mit Unterfragen. Die Beispiele orientieren sich an dem gesamten transfusionmedizinischen Spektrum und an den Ausbildungsinhalten. Die Antworten werden mit einem vorher feststehenden Antwortschema verglichen. Bei richtigen Antworten werden Punkte vergeben. Um die Prüfung zu bestehen, müssen mindestens 75 Prozent der maximal möglichen Punktzahl erreicht sein. Es gibt keine Noten. Die Facharztprüfung wird nur “bestanden” oder “nicht bestanden”.
Facharzt für Transfusionsmedizin – Gehalt
Da es in Österreich nur wenige Stellen für Transfusionsmediziner gibt, sind allgemeingültige Aussagen zum Gehalt schwierig. Es kommt stets auf Aufgaben, Verantwortung und Kompetenzen in der jeweiligen Stelle an, wie die Vergütung ausfällt – auch der jeweilige Arbeitgeber spielt eine wichtige Rolle. Bei einer Krankenhaus-Tätigkeit kann die sonst übliche Facharzt-Vergütung einen Orientierungsrahmen bieten. Das Durchschnittsgehalt bewegt sich demnach in einer Bandbreite von etwa 3.500 Euro bis 4.000 Euro brutto monatlich. Abweichungen nach oben und unten sind je nach Region, Alter, Berufserfahrung und Stellung möglich. Nicht berücksichtigt sind außerdem Zulagen, Sonder- und Nebenvergütungen. Monatsvergütungen im Bereich von 7.000 Euro sind so durchaus erreichbar. Bei Tätigkeiten außerhalb von Krankenhäusern in öffentlichen oder privatrechtlichen Gesundheitsinstitutionen kommt es auf die dort jeweils geltenden Vergütungsregelugen an.
Jobs als Transfusionsmediziner
Die Transfusionsmedizin ist ein ausgesuchtes Fachgebiet, auf das sich nur wenige Ärzte spezialisieren. Manchmal wird auch von einem “Orchideenfach” gesprochen. Laut “Ärztestatistik für Österreich zum 31.12. 2020” der Österreichischen Ärztekammer gibt es im ganzen Land knapp 100 ausgebildete Transfusionsmediziner im Sinne der ÄAO 2015. Das entspricht einem Anteil von 0,2 Prozent an der gesamten österreichischen Ärzteschaft und einem Anteil von 0,4 Prozent bei den Fachärzten. Fünf von sechs Transfusionsmedizinern arbeiten in Anstellungsverhältnissen, jeder sechste verfügt über eine Ordination – entweder für ausschließliche Tätigkeit oder ergänzend zu einer angestellten Tätigkeit.
Stellen für Transfusionsmediziner muss man suchen, dafür ist auch das Angebot an geeigneten Bewerbern begrenzt. Universitätskliniken für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin bestehen an der Medizinischen Universität Wien, bei den Salzburger Landeskliniken und am LKH-Univ. Klinikum Graz. Darüber hinaus gibt es in einzelnen Bundesländern weitere transfusionsmedizinische Einrichtungen – meist Blutspendedienste, Blutspendezentren oder Laboreinrichtungen, zum Teil in Verbindung mit dem Österreichischen Roten Kreuz.
Unabhängig von solchen Einrichtungen arbeiten Fachärzte für Transfusionsmedizin überwiegend in Krankenhäusern – in erster Linie in spezialisierten Unikliniken -, in Gesundheitsbehörden, Gesundheitsorganisationen und Laboreinrichtungen. Eine angestellte Tätigkeit ist damit vorgezeichnet. Ordinationen werden – wenn überhaupt – überwiegend “im Nebenberuf” neben der Anstellungstätigkeit betrieben. Ordination als Volltätigkeit ist die Ausnahme und lässt sich fast “an einer Hand abzählen”.
Wegen des sehr begrenzten Arbeitsmarktes für Transfusionsmediziner in Österreich kommt auch eine Tätigkeit im Ausland in Betracht – zum Beispiel im DACH-Raum. Auslandstätigkeit (zumindest teilweise) ist insbesondere bei einer Arbeit in Forschung und Lehre angebracht und gehört fast zum Berufsbild.
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte in Österreich. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Stellenangebote für Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und Chefarzt gelistet.
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