Mit welchen Maßnahmen lassen sich Corona-Impfskeptiker doch für eine Impfung motivieren? Dieser Frage ist eine repräsentative Online-Studie der Medizinischen Universität Wien auf den Grund gegangen. Das Forscherteam vom Institut für Outcomes Research wollte herausfinden, wie Impfkampagnen und Medienberichte die Meinung von Impfskeptikern beeinflussen. Zu diesem Zweck haben die Wissenschaftler 1.500 Teilnehmer fiktive Kampagnen und Berichte über COVID-19-Impfstoffe beurteilen lassen.
Impfskeptiker: Wunsch nach Rückkehr zur Normalität ist stärkster Motivator
Aktuell sind rund 64 Prozent der österreichischen Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Wie lässt sich diese Quote noch erhöhen? Die von der MedUni Wien durchgeführte Online-Befragung wollte genau das herausfinden. Darüber hinaus wollten die Wissenschaftler in Erfahrung bringen, wie Informationen zur Wirksamkeit und zu möglichen Nebenwirkungen der Impfstoffe am besten kommuniziert werden. Unterstützt wurden die Forscher vom Institut für Outreach Research von Experten für Staatswissenschaft, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft.
Die Umfrage bestand aus zwei sogenannten Conjoint-Experimenten. Im ersten Experiment legten die Forscher den Teilnehmern mehrere hypothetische Impfaufrufe vor und fragten Meinungen dazu ab. Der Wunsch nach einer Rückkehr zur Normalität erwies sich dabei als der stärkste Motivator für Skeptiker und Zögerliche. Aufrufe, die den Selbst- oder Fremdschutz in den Vordergrund stellten, wurden weniger gut bewertet. Die Beibehaltung aktuell gültiger Regeln stieß bei den Befragten auf größeren Anklang als Regeländerungen, wie zum Beispiel 2-G- oder 3-G-Regeln.
Einen großen Einfluss hat zudem, wer die Impfempfehlung ausspricht. Empfehlungen von Ärzten/Ärztinnen und der Bundesregierung haben einen größeren Effekt als die Aussagen von Prominenten. Von einer Impflotterie geht kaum ein motivierender Einfluss auf.
Medienberichte zu Impfdurchbrüchen schrecken ab
Im zweiten Experiment bewerteten die Teilnehmer fiktive Medienberichte rund um das Thema Corona-Impfung. Berichte zu Impfdurchbrüchen wirkten auf die Teilnehmer abschreckend, selbst wenn die Zahl der Impfdurchbrüche in einem erwartbaren Verhältnis zur Wirksamkeit des Impfstoffs stand. Berichte zur guten Wirksamkeit der Impfstoffe hinterließen bei den Probanden dagegen einen positiven Eindruck.
Einfache Textbotschaften wiesen einen höheren Nutzeneffekt auf als Infografiken. Die Forscher vermuten, dass Infografiken für viele Laien schwierig zu interpretieren sind und dadurch sogar abschreckend wirken können.
Als weiteres Ergebnis zeigte sich, dass die Teilnehmer dem regulären EU-Zulassungsverfahren für Impfstoffe mehr vertrauen als einem rein österreichischen Verfahren.
Insgesamt erwiesen sich die Effekte von Impfkampagnen und Medienberichten jedoch als eher gering. Dazu könnte beitragen, dass viele Impfskeptiker in ihrer Meinung sehr verfestigt sind und sich auch durch positive Anreize kaum umstimmen lassen. Als umso wichtiger beurteilen es die Forscher der MedUni Wien, noch zögerliche Personen durch eine effektive Kommunikation über mehrere Kanäle zu überzeugen.