Die österreichische Kliniklandschaft gestaltet sich äußerst divers. Wer im stationären Bereich Karriere machen möchte, hat unter anderem die Wahl zwischen der Arbeit in einem Ordensspital, in einem öffentlichen Krankenhaus oder in einer Universitätsklinik. Doch worin unterscheidet sich die Tätigkeit in einem Spital von der Arbeit in einer Uniklinik? Antworten auf all diese Fragen finden sich im folgenden Artikel.
Uniklinik oder Spital im Vergleich
Anstellungsmöglichkeiten für Ärzte bieten beide Einrichtungen. Doch wo liegen die Unterschiede und wie sind sie zu bewerten? Welche Unterschiede gibt es im Hinblick auf Größe, medizinische Forschung, Arbeitszeiten und Gehalt? Im nachfolgenden Vergleich beantworten wir diese Fragen und stellen die wichtigsten Unterschiede zwischen Uniklinik und Spital vor.
Größe
Österreichs größtes Spital ist mit rund 77.500 stationären Aufnahmen und 460.000 ambulanten Fällen das Universitätsklinikum AKH Wien, das bereits 1693 gegründet wurde. Die Uniklinik erfreut sich nach wie vor eines hervorragenden Rufs. Einem aktuellen Ranking von Newsweek und Statista zufolge, gehört das AKH Wien zu den TOP Kliniken weltweit. Von 200 Kliniken aus 25 Ländern landete die Wiener Klinik auf dem 27. Rang.
Unikliniken sind deutlich größer als die meisten öffentlichen oder konfessionellen Spitäler. Die Größe der Universitätskliniken ermöglicht eine wesentlich größere Auffächerung im Leistungsspektrum als das bei einem durchschnittlichen Krankenhaus möglich ist. In der Regel vereinen sie alle medizinischen Fachrichtungen unter einem Dach. Unikliniken können zum Beispiel eine 24-Stunden-Notfallversorgung bieten, auch besonders teure und aufwändige Behandlungen durchführen und Kompetenzen aufbauen, um seltene und komplexe Erkrankungen zu therapieren. Medizinische Spezialgebiete – zum Beispiel Tropenmedizin oder Toxikologie – sind typischerweise bei Universitätskliniken angesiedelt.
Medizinische Forschung und Patientenbehandlung
Es sind aber nicht nur Größenverhältnisse, die den Unterschied zwischen Unikliniken und Krankenhäuser ausmachen. Anders als ein gewöhnliches Spital ist eine Universitätsklinik an eine Universität mit medizinischer Fakultät gekoppelt. Das AKH Wien zum Beispiel vereint insgesamt 29 Unikliniken. Sie übernehmen zudem nicht nur die Versorgung von Patienten, sie widmen sich auch der medizinischen Forschung und Lehre. Kooperiert wird zudem mit weiteren Unikliniken und medizinischen Forschungseinrichtungen.
Die direkte Anbindung an eine Universität erlaubt es Ärzten, zu verschiedenen Krankheitsbildern zu forschen und ihre Ergebnisse in der Praxis zu erproben. Diagnose und Behandlung an einem Universitätskrankenhaus können daher auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung erfolgen. Unikliniken geben Medizinerinnen demnach die Möglichkeit, sich intensiv mit Krankheitsbildern zu befassen, die an gewöhnlichen Spitälern nicht behandelt werden können.
Durch ihre Größe bleibt allerdings oft weniger Zeit für die individuelle Betreuung der Patienten als in einem kleinen kommunalen oder konfessionellen Spital. Forschung ist überdies in “normalen” Kliniken die Ausnahme.
Medizinische Ausbildung
Nicht wenige Krankenhäuser sind als sogenannte akademische Lehrkrankenhäuser in die medizinische Ausbildung eingebunden und erfüllen Aufgaben in der praktischen Aus- und Fortbildung von Medizinern.
Ärzte an einer Uniklinik praktizieren und forschen nicht nur, sondern sind meist auch in der Lehre tätig. Eine Anstellung ist somit vor allem für Ärztinnen und Ärzte attraktiv, die sich aktiv an der medizinischen Forschung beteiligen und den medizinischen Nachwuchs ausbilden möchten.
Arbeitszeiten an Unikliniken und Spitälern
An Unikliniken müssen Mediziner mit einer längeren Arbeitszeit rechnen als an anderen Spitälern. Allgemein berücksichtigt das Ärzte-Arbeitszeitgesetz seit dem 1. Jänner 2015 die EU-Richtlinie, welche die Höchstarbeitszeit auf 48 Wochenstunden inklusive Überstunden festlegt. Für Unikliniken gilt allerdings eine Ausnahme: Sofern Ärzte ihre schriftliche Zustimmung geben, dürfen sie bis zu durchschnittlich 60 Stunden pro Woche arbeiten. Falls die Betriebsvereinbarung es genehmigt, sind in einzelnen Wochen sogar bis zu 72 Wochenstunden erlaubt.
Krankenhaus oder Universitätsklinikum – Gehalt
Das Einstiegsgehalt für Ärzte im ersten Jahr der Basisausbildung an öffentlichen Spitälern liegt bei durchschnittlich 50.000 Euro im Jahr. In Ordensspitälern fällt es etwas niedriger aus, im Durchschnitt verdienen Ärzte bei Berufseinstieg 47.583 Euro im Jahr. Unikliniken bieten das höchste Einstiegsgehalt: Im landesweiten Durchschnitt verdienen junge Ärzte ein Jahresbruttogehalt von 54.478 Euro. Ab dem vierten Jahr der Berufstätigkeit steigt das Gehalt auf rund 63.000 Euro.
Die Arztgehälter in Österreich unterscheiden sich stark nach Region sowie nach Fachrichtung und natürlich nach Karrierestufe. Während Allgemeinmediziner zum Berufseinstieg mit einem durchschnittlichen Bruttomonatsgehalt von 3.430 Euro rechnen können, verdienen Fachärzte je nach Fachrichtung bis zu 4.450 Euro brutto im Monat. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt auch das Gehalt. Ein Arzt im öffentlichen Spital kommt mit einigen Jahren Berufserfahrung auf ein durchschnittliches Monatsbruttogehalt von 5.740 Euro, an Unikliniken beträgt das Durchschnittsgehalt 6.130 Euro brutto im Monat.
In diese Angaben sind Variablen noch nicht mit eingerechnet. Zum Grundgehalt hinzu kommen Zulagen für Nacht- und Wochenenddienste, Gefahrenzulagen, Überstundenzulagen sowie Operations- und Assistenzarztzulagen. Ärzte an Unikliniken können ihr Grundgehalt zudem durch die gestatteten längeren Arbeitszeiten um bis zu 70 Prozent erhöhen.
Wegen der überschaubaren Unterschiede bei der Vergütung – Ausnahme Forschung und Lehre – ist das Gehalt nicht unbedingt das wichtigste Kriterium für die Entscheidung Universitätsklinikum oder Krankenhaus. Relevanter sind andere Gesichtspunkte wie interessante Fälle, Möglichkeiten der Spezialisierung, Entwicklungsperspektiven oder Aufstiegsmöglichkeiten.
Uniklinik oder Krankenhaus – Welche Karriereperspektiven bestehen für Ärzte?
Seit der Neuregelung der Arztausbildung im Jahr 2015 durchlaufen angehende Ärzte zunächst eine neunmonatige Basisausbildung als Turnusarzt. Allgemeinmediziner absolvieren anschließend eine 27-monatige Weiterbildung als Spitalturnus-Arzt, gefolgt von sechs Monaten in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Die Facharztausbildung nimmt nach dem Studium bis zu 72 Monate in Anspruch. Während der Basisausbildung sind Mediziner meist als Assistenzärzte im Krankenhaus tätig.
Nach abgeschlossener Ausbildung zum Allgemeinmediziner oder Facharzt besteht sowohl am Spital als auch an der Uniklinik die Möglichkeit, zum Oberarzt aufzusteigen und komplexere Behandlungen und Operationen sowie leitende Funktionen zu übernehmen. Als leitender Oberarzt vertritt man den Chefarzt. Die Position als Chefarzt stellt die nächstmögliche Karrierestufe dar. Chefärzten kommt die fachliche und disziplinarische Verantwortung für die jeweilige Klinik zu. Neben medizinischen Aufgaben übernehmen sie Managementaufgaben und tragen die Personalverantwortung für alle Oberärzte, Fachärzte und Assistenzärzte ihrer Abteilung. Um eine Chefarztposition zu erreichen, müssen Mediziner nicht nur Berufserfahrung und Fachwissen mitbringen, sondern auch Managementfähigkeiten und betriebswirtschaftliches Denken.
In kleineren Krankenhäusern gelingt der Aufstieg oft leichter als in Universitätskliniken. An Unikliniken ergeben sich jedoch vor allem für forschende Mediziner gute Karrierechancen, die zudem mit höheren Gehaltsaussichten einhergehen. Promotion und Habilitation können für die Karriere an einer Uniklinik vorteilhaft sein, sind aber nicht unbedingt erforderlich. Wichtig ist vor allem persönliches Engagement, das über das geforderte Maß hinausgeht.
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