Welche Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung haben Ärztinnen und Ärzte an einer Klinik? Gibt es eine definierte Qualitätsstrategie? Wie zufrieden sind die Patienten mit den Behandlungen am jeweiligen Spital? Die Qualitätsberichte der österreichischen Krankenanstalten bieten einen umfassenden Einblick in die Arbeit der Spitäler. Die Informationen helfen Ärztinnen und Ärzte auf Jobsuche, ihren potenziellen Arbeitgeber besser einzuschätzen.
Inhaltsverzeichnis
Qualitätsberichte helfen bei der Auswahl des neuen Arbeitgebers
Bei der Suche nach einem Arbeitsplatz stellt sich für Ärztinnen und Ärzte die Frage, nach welchen Kriterien sie sich für eine Klinik entscheiden. Vielen ist die Nähe zum Arbeitsplatz wichtig. Andere legen Wert auf eine gute medizinisch-technische Ausstattung, während wieder andere sich vor allem gute Fortbildungsmöglichkeiten erhoffen. Wichtige Informationen über das Krankenhaus erhalten Mediziner über die Klinik-Website, den Social Media-Auftritt des Krankenhauses sowie von Kollegen. Eine weitere wichtige Informationsquelle stellen die Qualitätsberichte der Krankenanstalten dar. Sie geben Ärztinnen und Ärzte auf Jobsuche unter anderem Einblick in das Qualitätsmanagement des Hauses und stellen wichtige Kennzahlen zur Patientenversorgung zur Verfügung.
Was ist ein Qualitätsbericht?
Im Jahr 2011 wurde das Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalten (KAKuG) novelliert. Seitdem sind österreichische Krankenanstalten verpflichtet, an einer bundesweiten Qualitätsberichterstattung teilzunehmen. Über Fragebögen werden Informationen zum Qualitätssystem der Einrichtungen erfasst. Seit 2013 berichten auf diese Weise Akutkrankenhäuser und stationäre Rehabilitationseinrichtungen über ihr Qualitätssystem. Seit 2018 beteiligen sich auch selbständige Ambulatorien an der Berichterstattung. Die Fragebögen werden anonymisiert zusammengefasst und in österreichweiten Berichten veröffentlicht. Auf die eingetragenen Daten haben nur Krankenanstalten, deren Trägereinrichtungen und Vertretungen auf Landesebene Zugriff.
Zusätzlich veröffentlichen zahlreiche Krankenhäuser regelmäßig eigene Qualitätsberichte und stellen diese über ihre eigene Website zum Herunterladen bereit. Zum Zeitpunkt der Gesetzesnovelle im Jahr 2011 erstellten bereits 86 Prozent der Spitäler eigene Berichte, rund die Hälfte davon wurden auch nach außen publiziert.
Welche Daten lassen sich aus einem Qualitätsbericht einer Klinik entnehmen?
Die über die Qualitätsplattform abrufbaren Qualitätsberichte folgen einem festgelegten Fragebogen und gliedern sich in vier Bereiche:
- Strategische Verankerung der Qualitätsarbeit
- Strukturelle Verankerung der Qualitätsarbeit
- Qualitätsmodelle
- Prozesse
Der letzte Punkt gibt unter anderem Aufschluss über die Mitarbeiter- und Patientenorientierung sowie über Hygienekonzepte des Hauses.
Krankenanstalten müssen gewisse Mindestanforderungen ans Qualitätsmanagement erfüllen. Sie müssen zum Beispiel nachweislich eine Qualitätsstrategie festlegen, aus der sich konkrete Qualitätsziele ableiten lassen. Die Qualitätssicherungskontrolle muss mindestens durch Vertreter des ärztlichen Dienstes, des Pflegedienstes, des gehobenen medizinisch-technischen Dienstes und des Verwaltungsdienstes erfolgen. Die bundesweiten Qualitätsberichte geben Aufschluss darüber, an wie vielen Häusern diese Kriterien erfüllt sind.
Die freiwillig von den Spitälern veröffentlichten Qualitätsberichte gehen in der Regel auf die folgenden Punkte ein:
- Mission des Hauses
- Leitbild der Qualitätspolitik sowie strategische Grundsätze und Ziele
- operative Hausziele
- Kennzahlen zur Überprüfung der Zielerreichung
- tatsächlich erzielte Messwerte
Wie können Mediziner Qualitätsberichte bei der Jobsuche nutzen?
Welche Hilfestellung bieten Qualitätsberichte nun konkret bei der Stellenauswahl? In erster Linie helfen sie Ärztinnen und Ärzte dabei herauszufinden, ob die jeweilige Einrichtung den eigenen Vorstellungen entspricht.
Ein Beispiel: Eine Fachärztin für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation sieht sich nach einer neuen Stelle um. Tatsächlich findet sie eine offene Stelle in ihrer Heimatstadt Baden. Das Haus gehört zur Klinikum Austria Gruppe. Über die Website der Gruppe kann sich die Fachärztin nun den Qualitätsbericht herunterladen. Als Spezialistin für Elektrotherapie interessiert sie sich insbesondere für Einrichtungen, in denen diese Behandlung häufig durchgeführt wird. Aus dem aktuellen Qualitätsbericht kann sie nun entnehmen, dass am Klinikum im Kurpark Baden tatsächlich fast 20 Prozent der Behandlungen in den Bereich der Elektrotherapie fallen. Die Ärztin wird ihr Fachwissen hier also vermutlich einsetzen können. Darüber hinaus erhält sie mit dem Qualitätsbericht der Klinik einen umfassenden Einblick in die Patientenstruktur sowie die gestellten Haupt- und Zusatzdiagnosen.
Ein Arzt aus Wien möchte dagegen vor allem wissen, wie Spitäler auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagiert haben. Den Qualitätsberichten seiner potenziellen Arbeitgeber kann er im besten Fall entnehmen, wie Hygiene- und Sicherheitskonzepte gestaltet wurden, welche Alternativen zu Präsenzveranstaltungen die Kliniken eingeführt haben und wie Mitarbeiter und Patienten über die getroffenen Maßnahmen informiert wurden. Häuser, die in ihren Qualitätsberichten keine Auskünfte zu diesen Punkten geben, sortiert er bei der Stellensuche direkt aus.
Qualitätsberichte zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch
Die Qualitätsberichte der Krankenhäuser können Mediziner auch bei der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch unterstützen. So erfahren sie unter anderem, welche neuen Behandlungsmethoden im Berichtsjahr eingeführt wurden, welche neuen medizinisch-technischen Geräte die Häuser angeschafft haben und ob neue Software-Lösungen die Datenerfassung erleichtern sollen. Im Vorstellungsgespräch können sie dazu weiterführende Fragen stellen, etwa, welche Erfahrungen die Klinik mittlerweile mit den jeweiligen Verfahren und Geräten gemacht hat. So zeigen sich Bewerber gut auf die Stelle vorbereitet und stellen ihr Interesse am ausgeschriebenen Arbeitsplatz unter Beweis.
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