Der Fehlzeitenreport 2021 zeigt: Die Zahl der Krankenstandstage in Österreich ging trotz Corona-Pandemie um 4,2 Prozent zurück. Die Autoren begründen dies durch die Corona-Schutzmaßnahmen, die zu einem verminderten Infektions- und Unfallrisiko am Arbeitsplatz geführt haben. Bei den psychischen Erkrankungen zeigt sich allerdings eine deutliche Steigerung der Fallzahlen.
Fehlzeitenreport 2021: Zahl der Krankenstände um 4,2 Prozent gesunken
Der Fehlzeitenreport wird vom österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, der Wirtschaftskammer Österreich und des Dachverbands der Sozialversicherungsträger veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe betrachtet, wie sich die Zahl der Krankenstandstage im Jahr 2020 entwickelt hat.
Das Ergebnis: Die durch die Corona-Pandemie bedingten Lockdowns haben die Zahl der Krankenstände zurückgehen lassen. Insgesamt gesehen sank die Zahl der Krankenstandstage gegenüber dem Vorjahr um 6,3 Prozent, während die Zahl der Versicherten um 2,1 Prozent zurückging.
Unselbständige Beschäftigte verbrachten 2020 im Durchschnitt 12,7 Tage im Krankenstand. Im Vergleich zu 2019 mit durchschnittlich 13,3 Krankenstandstagen pro unselbständig Beschäftigten entspricht dies einem Rückgang von 4,2 Prozent. Die Krankenstandsquote, welche die Krankenstandstage in Relation zum gesamten Arbeitsvolumen setzt, hat sich ebenfalls reduziert und liegt für 2020 bei 3,5 Prozent. Der Anteil der Versicherten, die 2020 mindestens einmal im Krankenstand waren, ging von 64 Prozent im Jahr 2019 auf 56,8 Prozent zurück. Allerdings verlängerte sich die Zeit, die Versicherte pro Krankheitsfall durchschnittlich krankgeschrieben waren, von 9,7 auf 11,7 Tage.
Die Autoren räumen ein, dass kurze Krankenstandsepisoden mit ein bis drei Fehltagen aus meldetechnischen Gründen nicht immer erfasst werden. Die tatsächliche Krankenstandsquote liegt daher etwas höher, als sich aus der Statistik erkennen lässt. Kurzkrankenstände kommen weiterhin sehr häufig vor: Von den gemeldeten Krankenstandsfällen dauerten 36,2 Prozent weniger als vier Tage. Nur 15 Prozent aller Fälle dauerten länger als zwei Wochen.
Hygienemaßnahmen und Homeoffice reduzieren Infektions- und Unfallrisiko
Der Report verzeichnet vor allem einen Rückgang bei Krankenständen aufgrund von Atemwegserkrankungen. Zwar gehören Erkrankungen des Atemsystems auch 2020 zu den häufigsten Ursachen eines Krankenstands, führen allerdings nur zu sehr kurzen Ausständen. Die Autoren führen dies auf die Lockdown-Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie zurück. Für Beschäftigte, die im Lockdown ihrer Arbeit nicht nachgehen konnten oder die im Homeoffice arbeiteten, reduzierte sich das Infektions- und Unfallrisiko am Arbeitsplatz. Auch andere Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht, Hygienekonzepte, Kontaktbeschränkungen, veränderte Arbeitsabläufe und Kurzarbeit haben sich nach Ansicht der Autoren auf das Krankheitsgeschehen ausgewirkt.
Zahl der psychischen Erkrankungen hat zugenommen
Während sich die Fehlzeiten aufgrund von Infektionskrankheiten 2020 reduziert haben, hat die Zahl der psychischen Erkrankungen dagegen zugenommen. Von 2016 bis 2018 blieben die Fallzahlen nahezu konstant. Von 2019 auf 2020 lässt sich jedoch ein Anstieg um 8,5 Prozent verzeichnen. Bezogen auf 3,4 Millionen Versicherte entspricht dies 1,4 Krankenstandstagen aufgrund von psychischen Problemen pro Kopf. Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen führen zudem zu deutlich längeren Fehlzeiten als körperliche Erkrankungen. Im Durchschnitt dauert ein Krankenstand aufgrund psychischer Ursachen 42,1 Tage.
Fehlzeitenreport: Krankenstand auf niedrigem Niveau
Im historischen Vergleich ist das Krankenstandsniveau aktuell sehr niedrig. Ihren Höchstwert erreichten die Fehlzeiten 1980 mit 17,4 Krankenstandstagen pro Kopf. Für 1990 kommt die Statistik auf durchschnittlich 15,2 Tage pro Kopf, für 2000 wurden im Durchschnitt 14,4 Tage verzeichnet. In den vergangenen zehn Jahren bewegte sich die Zahl der durchschnittlichen Krankenstandstage pro Versicherten zwischen 12,3 und 13,2. Unter anderem wirkt sich die Reduktion von Arbeitsunfällen positiv auf die Fehlzeiten auf. Die Unfallquote für 2020 liegt bei 240 Unfällen pro 10.000 Versicherten, der tiefste Stand seit 1974.
Auch die Ursachen für einen Krankenstand haben sich im Laufe der Jahre gewandelt. Heute sind vor allem Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems sowie des Atemsystems für Fehlzeiten verantwortlich. Zusammen verursachen sie 47,1 Prozent aller Krankenstandsfälle und 39,9 Prozent aller Krankenstandstage. Der Anteil an Verletzungen ging dagegen von 1994 bis 2020 von fast 23 Prozent auf 16,1 Prozent zurück.
Ältere Arbeitnehmer sind länger im Krankenstand
Der Fehlzeitenreport zeigt weiterhin, dass mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit von Erkrankungen und gesundheitlichen Einschränkungen steigt. Allerdings liegt keine lineare Entwicklung vor: Jugendliche unter 20 Jahren sind überdurchschnittlich häufig krank. Ab dem 20. Lebensjahr geht die Krankenstandsquote leicht zurück, für Beschäftige ab 45 Jahren steigt sie wieder an. Ältere Arbeitnehmer gehen zwar seltener in den Krankenstand, weisen allerdings längere Fehlzeiten auf.