Dem Begriff „Work Life Balance“ können Ärzte/-innen häufig nur ein müdes Lächeln abgewinnen. Einer der Hauptgründe ist ein ständig steigendes Arbeitspensum im Beruf. Berufstätige im Gesundheitswesen erleben seit einigen Jahren immer weiter zunehmende Belastungen im Arbeitsleben. Viele quittieren ihren Dienst und die Nachwuchsgewinnung gestaltet sich schwierig. Sowohl Ärzte und Ärztinnen als auch das Pflegepersonal arbeiten häufig weit mehr als die gängige 40-Stunden-Woche. Wechselnde Schichten und beispielsweise arbeiten in der Nacht sind regelmäßig an der Tagesordnung.
Inhaltsverzeichnis
Unter diesen Arbeitsbedingungen eine ausgewogene und gesunde Work Life Balance zu schaffen, kann dann zum wahren Balance-Akt werden. Aber wie ist eine gute Work Life Balance am besten zu erreichen? Dieser Artikel liefert wichtige Informationen und zeigt Tipps und Strategien, wie die Work Life Balance in Einklang gebracht und damit mehr Zufriedenheit und Lebensqualität erreicht werden kann.
Work Life Balance – Die vier Grundpfeiler
Unter dem Begriff „Work Life Balance“ versteht sich ein ausgewogenes Miteinander aller relevanten Lebensbereiche. Im Wesentlichen werden hierfür die folgenden vier Säulen berücksichtigt:
- Arbeitsleben
- Sinne
- Gesunder Körper
- Soziales Umfeld
Forscher sind sich dabei einig. Jeder einzelne dieser Lebensbereiche ist von größter Wichtigkeit für unsere mentale und langfristig damit auch für die körperliche Gesundheit. Es lohnt sich also sich mit dem Begriff “Work Life Balance” einmal genauer zu befassen.
Wie der Name schon sagt, geht es darum ein Gleichgewicht zwischen dem Berufs- und dem Privatleben zu erreichen. Gerade in einem Beruf mit hoher Arbeitsbelastung, wie der Arztberuf einer ist, nehmen die Bedeutung und Pflege der anderen Lebensbereiche immer weiter zu.
Das Berufsleben
Der erste dieser vier Lebensbereiche ist das Berufsleben und Alles was damit einhergeht. Zum Einen verschafft ein Arbeitsplatz schlicht und ergreifend die Möglichkeit Geld zu verdienen. Dadurch können monatliche Kosten gedeckt und persönliche Wünsche erfüllt werden. Ärzte/-innen verdienen im Vergleich zu anderen Berufen zwar oft überdurchschnittlich gut, zahlen dafür aber auch nicht selten einen hohen „Preis“. Neben dem Motiv des Geldverdienens spielen innerhalb der Arbeitswelt aber noch viele andere Faktoren eine Rolle. Darüber hinausgehende individuelle Interessen und Bedürfnisse im Beruf, wie die Verwirklichung von Karrierezielen oder das Erleben von beruflichen Erfolgen, spielen ebenfalls eine Rolle im Berufsleben.
Das Verhältnis zu den Kollegen/-innen ist genauso wichtig und kann zur großen Belastung werden, wenn es gestört ist. Oft ist in einem Krankenhaus keine Zeit für allzu viele Höflichkeiten und kollegiale Verhältnisse können angespannt sein. Andersherum schweißen gemeinsame intensive Erlebnisse während eines Notfalls wiederum zusammen. Es lohnt sich also Konflikte mit Kollegen möglichst zu lösen, bevor sie zur Belastung werden.
Die Sinne
Zum Aspekt der Sinne zählt Alles, was als angenehm und schön empfunden wird. Menschen werden von unterschiedlichen Dingen angesprochen und nutzen dafür all ihre Sinne. Während Kunst oder Musik die Erfüllung für die Einen sein können, sind für Andere die Liebe oder Selbstverwirklichung wahrhaft sinngebend. Der Schlüssel liegt in jedem selbst. Ein gutes Buch bei einer Tasse des Lieblingstees im Kerzenschein, kann beispielsweise eine erfüllende Pause vom Alltagsstress sein. Genauso kann ein Kino- oder Theaterbesuch viele Sinne ansprechen und dadurch für eine gute Work Life Balance und damit für eine höhere Lebensqualität sorgen. Der Phantasie des/-r Einzelnen sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Körper und Gesundheit
Den großen Anforderungen des modernen Lebens kann am besten ein gesunder Körper dauerhaft standhalten. Den Fokus auf eine gute Ernährung und Gesundheit zu richten, ist eine weitere wichtige Komponente für eine gesunde Work Life Balance. Ausreichend viel Schlaf, Zeit für Entspannung und regelmäßige körperliche Bewegung oder Sport, schaffen den perfekten Ausgleich zum stressigen Job.
Termindruck und ein ständig klingelndes Telefon gehören für Ärzte/-innen zum ganz normalen Tagesgeschäft. Pausen kommen oft zu kurz. Das führt zu unregelmäßiger und oft auch unausgewogener Ernährung und kann Gewichts- oder schlimmer noch Gesundheitsprobleme mit sich bringen. Das ständig hohe Level an Stresshormonen bewirkt körperliche Reaktionen, die auf Dauer krank machen. Daher ist es wichtig den Stress des Tages durch beispielsweise Sport am Abend auch wieder abzubauen. Sind Berufs- und Privatleben im Einklang hat das auch einen positiven Effekt auf die Gesundheit.
Soziale Beziehungen
Niemand ist gern dauerhaft allein. Der Mensch ist ein soziales Wesen und auf entsprechende Kontakte angewiesen, um sich eine gesunde Work Life Balance zu erschaffen. Familie und Freunde stellen einen sozialen Rückzugsort dar und unterstützen bei Problemen. Und wieviel sind Erfolge im Berufsleben wert, wenn man sie mit Niemandem teilen und feiern kann? Auch ein gesundes Arbeitsumfeld und ein respektvoller Umgang mit den Kollegen/-innen spielen eine entscheidende Rolle im Bereich des Soziallebens. Wir Menschen sind harmoniebedürftig und Streit im persönlichen oder beruflichen Umfeld kann uns sprichwörtlich auf den Magen schlagen.
Work Life Balance – Bedeutung
All diese Komponenten sind für die Work Life Balance von größter Bedeutung. Jeder einzelne Lebensbereich ist für sich genommen wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden. Im optimalen Zustand herrscht ein Gleichgewicht aller vier Bereiche.
Welche essenzielle Bedeutung der Work Life Balance zukommt, wird vor allem dann klar, wenn dieses Gleichgewicht ins Wanken kommt. Allzu leicht ist das durch eine übermäßige Belastung im Beruf möglich, denn einen Großteil der Tageszeit verbringt der Durchschnittsbürger am Arbeitsplatz. Hiervon sind besonders Ärzte/-innen betroffen. Sie arbeiten nicht selten 60 bis 80 Stunden pro Woche in Vollzeit. Häufig entfallen auf die verbleibende Zeit noch Kinderbetreuung, Haushalt und andere Erledigungen. Für Sport, Schlaf, Hobbies, Freunde und Familie sowie frisch gekochtes und gesundes Essen soll sich natürlich auch noch ausreichend viel Zeit finden. Oft gelingt das nicht optimal oder gar nicht.
Für eine Weile kompensiert unser Körper die Überlastung vor allem dann, wenn der/die Betroffene noch jung ist. Auf Dauer wird er aber früher oder später mit krankhaften Veränderungen darauf reagieren. Dieser Zustand ist dauerhaft nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern auch ganz einfach nicht durchhaltbar. Daher ist gerade für Ärzte/-innen die Herausforderung besonders groß neben dem verantwortungsvollen, umfangreichen und teilweise auch belastenden Berufsleben ausreichenden Ausgleich zu schaffen und die Work Life Balance aktiv zu pflegen.
Work Life Balance – Tipps
Nun klingen die oben genannten Ausführungen zwar erst einmal logisch, oft fehlt es aber an den richtigen Werkzeugen und Ideen die Work Life Balance zu verbessern. Außerdem spielt die vorhandene ohnehin schon knapp bemessene Freizeit von Ärzten/-innen eine große Rolle. Da ist häufig kein Raum sich intensiv in bestimmte Methoden oder Themen neu einzuarbeiten. Wer allerdings verspürt, dass etwas im Leben aus dem Tritt geraten zu sein scheint, sollte unbedingt darüber nachdenken, ob die Work Life Balance wirklich im Gleichgewicht ist. Hier kommen einige Tipps.
Zeitmanagement verbessern
Zeit ist ein kostbares Gut und gerade im medizinischen Bereich wirklich rar. Daher ist ein gutes Zeitmanagement von großer Bedeutung, wenn es um eine gute Work Life Balance geht. Vor Allem das Verhältnis zwischen Arbeitszeit und Freizeit ist für Ärzte/-innen oft sehr unausgewogen. Hinzu kommen Nacht- und Wochenendarbeit, die nicht nur den zeitlichen Rhythmus, sondern häufig sogar den gesamten Biorhythmus durcheinander wirbeln. Während der Arbeitszeiten fehlt häufig die Gelegenheit für regelmäßige Pausen, Nahrungsaufnahme und Schlaf.
Außerdem sind die anfallenden Aufgaben extrem verantwortungsvoll und können belastend sein. Ärzte/-innen treffen regelmäßig schwierige Entscheidungen, von denen der Wohlbefund oder gar das Leben ihrer Patienten/-innen abhängen können. Hinzu kommen unzählige Termine und Anforderungen im Privatleben. In der kurzen Phase freier Zeit schaffen es viele Ärzte/-innen gar nicht vom Berufsleben so richtig abzuschalten. Das Gedanken-Karussel kreist ständig weiter.
Hier sind ein optimiertes Zeitmanagement und gezielte Einheiten zur mentalen Entspannung unerlässlich. Routinen helfen zum Beispiel dabei, Nichts zu vergessen und die knapp bemessene Zeit effizient zu nutzen. Ein Terminkalender oder eine entsprechende mobile App können bei der Koordination aller Termine unterstützen. Privates kann beispielsweise am Vorabend in Ruhe vorbereitet werden. Während der Arbeitszeit ist das für Ärzte/-innen oft deutlich schwieriger, da meist kein Tag dem anderen gleicht.
Prioritäten setzen
Perfektionismus und Zeitmangel sind starke Kontrahenten und führen in Kombination zwangsläufig zu Stresssituationen. Deswegen ist es ratsam Prioritäten zu setzen und weniger wichtige Dinge zu Gunsten einer gesunden Work Life Balance auch gern einmal zu verschieben. Dazu bedarf es in einigen Fällen einer gewissen Gelassenheit, die nicht für jeden selbstverständlich ist. Was könnten die Kollegen, Nachbarn, Freunde etc. denken?
Einigen Menschen kann eine To-Do-Liste nutzen. Eine Liste der Dinge, um die sich gekümmert werden muss, kann dabei helfen Prioritäten zu setzen und Nichts zu vergessen. Diese kann sowohl während der Arbeitszeit als auch im Privatleben sehr hilfreich sein. Prioritäten können beispielsweise besonders markiert und entsprechend ihrer Wichtigkeit abgearbeitet werden.
Bei bestimmten Dingen gibt es rational betrachtet keinen Diskussionsspielraum. Beispielsweise sind für einen gesunden und leistungsfähigen Körper die regelmäßige Nahrungsaufnahme und das Einhalten von Pausen unerlässlich. Ärzte/-innen, die zugunsten der Arbeit ständig darauf verzichten, wirtschaften sehr nachlässig mit ihren eigenen Ressourcen und gefährden damit im Zweifelsfall auch die Gesundheit ihrer Patienten/-innen.
Größte Aufgabe zuerst
Einige Strategien können zu einer besseren Work Life Balance beitragen. Dazu gehört weiterhin die größte oder schwierigste Aufgabe als erstes zu erledigen. Das ist beispielsweise aus verschiedenen Gründen ratsam. Einerseits ist die Konzentrationsfähigkeit viel besser, wenn man frisch erholt in eine Aufgabe startet. Weiterhin ist das Risiko dann geringer, zum Ende hin in Zeitnot zu geraten, wodurch Fehler oder Qualitätsmängel entstehen könnten. Der Berufsalltag von Ärzten/-innen ist oft schon von sich aus in dieser Reihenfolge organisiert. Zum Beispiel werden große Operationen meist als erster Tagespunkt im OP-Saal durchgeführt.
Selbstordnung
Chaos ist der Feind der gesunden Work Life Balance. Sich selbst zu organisieren, fällt vielen Menschen zwar schwer, ist aber ein wichtiger Bestandteil des großen Ganzen.
Abhilfe können auch hier die sogenannten To-Do-Listen schaffen. Gerade dann, wenn die anstehenden Aufgaben besonders umfangreich oder viele Dinge auf einmal zu erledigen sind, können sie ein wahrer Gamechanger sein. Sie helfen das gedankliche Chaos auf ein Medium zu übertragen. Damit sind sie raus aus dem Kopf und befreien von Ängsten und Gedankenkreisen. To-Do-Listen können große Aufgaben auch in mehrere Einzeletappen gliedern, die nach und nach abgearbeitet werden können. Das macht einerseits die Erfolgskontrolle leichter und gibt immer wieder positive Impulse, bei Erreichung eines kleineren Zwischenziels. Ärzte/-innen haben oft so viele verschiedene Aufgaben, dass To-Do-Listen, Patientenlisten und Terminkalender aus ihrem Arbeitsalltag kaum noch wegzudenken sind.
Das gute alte Tagebuch – Journaln für mentale Gesundheit
Auch Journals können dabei behilflich sein eine entspanntere und ausgeglichene Work Life Balance zu erreichen. Sie erfassen als eine Art modernes „Tagebuch“ regelmäßig Gedanken und Zielsetzungen zu bestimmten Vorhaben. Damit tragen sie zu einem positiven und gesunden Mindset bei, das stressresistenter und auf Dauer auch zufriedener macht.
Ein Journal kann frei auf einem weißen Blatt Papier entstehen oder mit ein wenig Anleitung in vorgedruckten Büchern/ Heften. Diese erleichtern den Einstieg. Es werden Ziele definiert und Gedanken manifestiert um alte, im Zweifelsfall ungesunde Verhaltensweisen und Glaubenssätze aufzubrechen. Anwender/innen von Journals beschreiben eine bessere Fokussiertheit. Der Anfang kann sich zunächst etwas sperrig anfühlen. Wie bei vielen Dingen macht sich hierbei aber die Regelmäßigkeit bezahlt.
Gutes Arbeitsklima und Arbeitsverhältnis mit Kollegen schaffen
Wie die Bezeichnung Work Life Balance schon sagt, verbringt der moderne Mensch einen Großteil seiner Lebenszeit am Arbeitsplatz. Trotz inzwischen häufiger werdender Home-Office-Lösungen oder diversen Remote-Arbeitsmodellen, spielen das Arbeitsklima und das kollegiale Verhältnis eine große Rolle. Sie haben entscheidenen Einfluss auf die Zufriedenheit des Einzelnen.
Wer täglich viele Stunden in einem Umfeld verbringen muss, in dem er oder sie sich unwohl fühlt oder vielleicht gar großen Konflikten ausgesetzt ist, erlebt automatisch großen Stress. Sofern es möglich ist, sollte daher viel Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander gelegt werden. Hieraus resultiert ein gutes Arbeitsklima, woraus sogar nicht selten gute Freundschaften erwachsen können.
Konflikte sollten unmittelbar gelöst werden, damit sie nicht dauerhaften Schaden anrichten. Nicht jede/r Arbeitskollege/in wird automatisch zum/-r besten Freund/in, aber auf beruflich professioneller Ebene ist ein guter und auf gegenseitigem Respekt basierender Umgang trotzdem entscheidend. Damit fängt man am besten bei sich selbst an. Denn wie das alte Sprichwort schon sagt: Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus.
Private Termine
Private Termine sind häufig ein notwendiges Übel, lassen sich aber auf Dauer nicht vermeiden. Damit die Work Life Balance nicht allzu sehr aus dem Gleichgewicht gerät, könnte man beispielsweise anstehende Verpflichtungen bündeln und an einem freien Tag erledigen. Im Arztberuf kommen freie Tage als Freizeitausgleich zum Nachtdienst regelmäßig vor. Wer diese lieber der Erholung widmen möchte, kann auch einen Tag Urlaub einplanen, um Alles auf einmal zu erledigen. Eltern sollten die Termine in Kindergarten, Schule usw. zur Entlastung untereinander aufteilen. Somit können einerseits Stressspitzen nach Feierabend vermieden werden und am Ende des „Erledigungs-Tages“ kann man mit dem guten Gefühl zu Bett gehen, alles erledigt zu haben.
Realistische Ziele setzen
Manchmal kann eine große Aufgabe schon bei dem bloßen Gedanken daran überfordern. Die richtige Planung und Zielsetzung können dabei helfen bei der Umsetzung nicht in Stress zu geraten. Dazu ist es wichtig, dass die Ziele realistisch auch zu erreichen sind, sonst entsteht sehr schnell Frust. Dazu sollten die eigenen Ressourcen (Zeit, Lust, Verpflichtungen, etc.) vorab eingeschätzt werden.
Anschließend ist eine gute und effektive Methode, das große Gesamtziel in kleinere Etappenziele zu zerlegen. Für die Erreichung dieser Ziele lohnt es sich einen Zeitplan zu entwickeln und diesen dann Schritt für Schritt abzuarbeiten. Auf dem Weg zum Gesamtziel lassen sich dann leicht Erfolgskontrollen einbauen, in denen man abgleichen kann, ob die anfängliche Planung auch in der Umsetzung funktioniert. Sollte das nicht der Fall sein, können Anpassungen vorgenommen werden.
Soziale Kontakte
Soziale Kontakte außerhalb der Arbeit kommen im stressigen und arbeitsreichen Leben von Ärzten/-innen oft zu kurz. Nach einem langen Arbeitstag steht der Sinn oft nach allem Anderen, als nach Gesellschaft. Außerdem ist mit Feierabend längst nicht Schluss mit Verpflichtungen. Trotzdem ist die soziale Interaktion ein sehr wichtiger Baustein im Konzept der Work Life Balance. Treffen mit Familie und Freunden in der Freizeit geben die Gelegenheit sich über Dinge auszusprechen, die einen beschäftigen. Auch gedanklich aus der Arbeitswelt herauszutreten und sich mental einfach mit etwas ganz Anderem zu beschäftigen, kann bei der Stressbewältigung helfen. Daher solle man sich für ein entspanntes Treffen mit Freunden und Familie regelmäßig Zeit einräumen.
Positiver Stress
Die Wissenschaft unterscheidet positiven von negativem Stress. Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, ist der Einfluss negativen Stresses gesundheitlich betrachtet schädlich. Von positivem Stress wird dann gesprochen, wenn einer Aufgabe mit Euphorie und Freude entgegengeblickt wird und man sie gern erledigt. Durch gesteigerte Konzentrations- und insgesamt eine bessere Leistungsfähigkeit, geht die Arbeit wie von selbst von der Hand.
Demgegenüber steht negativer Stress, der den Körper in eine dauerhafte Anspannung versetzt. In diesem Zustand werden Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet. Die Folge sind ein erhöhter Blutdruck und eine steigende Herzfrequenz. Wenn dieses Stresslevel nicht abgebaut wird und dauerhaft hoch bleibt, können die gesundheitlichen Folgen gravierend sein. Psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder Burn-Out können die Folge sein. Auch die physischen Folgen dauerhaften Stresses sind spürbar und können beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die Entstehung von Übergewicht begünstigen.
Stress abbauen
Wichtig ist daher ein „Ventil“, um das Stresslevel wieder zu senken. Stress ist eine wichtige physische Reaktion auf äußere Einflüsse, die uns aus irgendwelchen Gründen unter Spannung versetzen. Beispielsweise können Konflikte im persönlichen Umfeld oder Schwierigkeiten im Beruf Stress auslösen. Zur physischen Stressreaktion gehört die Ausschüttung von Stresshormonen, die den Körper in einen Zustand maximaler Leistungsfähigkeit versetzen sollen.
Diese Reaktion hat einen entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund. Davonlaufen vor wilden Tieren, oder das erfolgreiche Bestreiten einer Jagd sind nur zwei Beispiele dafür. Die Stressreaktion läuft zwar physisch heute noch nach exakt demselben Prinzip ab. Es stresst uns aber in der Regel kein „wildes Tier“ vor dem dann unmittelbar davongelaufen wird. Stresshormone ermöglichen Kampf oder Flucht. Hierdurch wurden früher die verfügbaren Stresshormone sofort wieder abgebaut.
Heutzutage stressen uns aber viel häufiger psychische Faktoren, vor denen man nicht so ohne Weiteres sofort davonlaufen kann. Auch kämpfen ist meist keine Option. Man stelle sich dies in einem heiklen Gespräch mit dem/der Chefarzt/-ärztin vor. Wir brauchen also andere Lösungen.
Entspannung und Selbstreflexion
Eine dieser Lösungen kann körperliche Entspannung sein. Das meint einerseits bewusste und regelmäßige Ruhepausen im Alltag zu integrieren. Dadurch hat der Körper die Gelegenheit zum Reset. Andererseits stehen aber auch verschiedene Entspannungsübungen zur Verfügung, die darauf abzielen ganz bewusst ein maximales physisches Entspannungslevel zu erreichen. Hierzu gehört beispielsweise das Autogene Training. Dabei werden in entsprechenden Einheiten ganz gezielte und bewusste Übungen zur Muskelentspannung durchgeführt. Diese können sogar während der Arbeitszeit in einer Pause eingebaut werden. Eine weitere Methode ist die Meditation, bei der es darum geht, sich im „Abschalten“ des Geistes zu üben und eine tiefe mentale Entspannung zu erreichen. Es ist erwiesen, dass Menschen, die regelmäßig meditieren glücklicher, zufriedener und außerdem weniger stressanfällig sind.
Entspannungstechniken senken nicht nur das Stresslevel, sondern führen bei regelmäßiger Anwendung auch zu einer „entspannteren“ Sicht der Dinge. Es gibt sehr viele verschiedene Angebote in Form von Büchern, Zeitschriften, Blog-Beiträgen, Internetvideos oder mobilen Apps. Jeder sollte dabei für sich selbst herausfinden, welche Methode am Besten funktioniert.
Ernährung und Bewegung
Ein gesunder Körper ist leistungsfähiger, stressresistenter und meistert anstrengende Phasen einfach besser. Ärzte/-innen halten sich oft – wider besseren Wissens – nicht sehr konsequent an die Regeln zum Gesundbleiben. Sie verzichten auf Pausen, essen unregelmäßig, trinken und schlafen zu wenig und stehen dauerhaft unter Strom. Das alles geschieht zwar zum Wohl der Patienten hat aber für die betroffenen Ärzte/-innen selbst auch einen Preis. Work Life Balance steht da häufig ganz hinten an. Der Preis dafür sind eine hohe Scheidungsrate und das gehäufte Auftreten stressinduzierter Erkrankungen innerhalb der Ärzteschaft.
Gesunde Work Life Balance – Fazit
Der Schuster trägt die schlechtesten Schuhe. Im übertragenen Sinne trifft das so auch oft auf Ärzte/-innen zu. Einige leben ein ungesundes Leben, essen öfter Fastfood und treiben zu wenig Sport. Ein Großteil der Lebenszeit findet in der Arbeit statt und auch nach Feierabend kreisen die Gedanken häufig weiter um den Berufsalltag. Viel Freizeit für das Privatleben bleibt kaum. Die privaten Interessen mit den Anforderungen im Beruf in Einklang zu bringen, ist für viele eine schwierige Aufgabe.
Obwohl die Kollegen/-innen in der Regel von den einschlägigen Untersuchungen Kenntnis haben, die die große Bedeutung einer gesunden Work Life Balance belegen, halten sie sich selbst nur selten konsequent daran. Für ein langes und gesundes Leben lohnt es sich daher für Ärzte/-innen im Besonderen, sich ihrer Work Life Balance aktiv zu widmen und einige der oben genannten Tipps in den Alltag zu integrieren. Eine Win-Win-Situation für Alle.