Die Zahl der in Österreich vorhandenen Anfängerplätze für das Medizinstudium soll bis zum Jahr 2028 von 1.740 auf 2.000 steigen. Der Ausbau ist Teil der Initiative “Med-Impuls 2030”. Das Universitätsgesetz sieht außerdem vor, dass ab 2023 bis zu fünf Prozent der Studienplätze für Aufgaben im öffentlichen Interesse reserviert werden können. Bislang hat allerdings nur das Bundesheer zehn dieser gewidmeten Studienplätze reserviert.
Mehr als 200 zusätzliche Plätze fürs Medizinstudium
Bereits 2020 legte die österreichische Bundesregierung im Rahmen des Programms “Med-Impuls 2030” fest, die Zahl der Anfängerstudienplätze fürs Medizinstudium auszubauen. Ursprünglich war eine Steigerung auf 1.900 Plätze geplant, im Dezember 2021 meldeten Bundeskanzler Alexander Schallenberg und Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) jedoch an, dass es bis zum Jahr 2028 insgesamt 2.000 Studienplätze für Anfänger geben soll.
Die ersten 50 neuen Medizin-Studienplätze kommen 2022/23 hinzu. Jeweils zehn davon werden an den Medizin-Unis Graz und Innsbruck sowie an der Medizinfakultät der Uni Linz eingerichtet, 20 an der Medizin-Uni Wien. Anschließend sollen jährlich weitere 50 Plätze eingerichtet werden, bis 2028 schließlich 1.856 Studienplätze im Fach Humanmedizin und 144 Plätze im Fach Zahnmedizin zur Verfügung stehen.
Für den Ausbau der Studienplätze erhalten die medizinischen Hochschulen in den kommenden drei Jahren über 170 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2030 soll das Budget auf voraussichtlich eine Milliarde Euro angehoben werden. Darüber hinaus möchte die Bundesregierung insbesondere die Allgemeinmedizin attraktiver machen. Maßnahmen wie ein spezielles Erweiterungsstudium oder Vertiefungen im klinisch-praktischen Jahr sollen Medizinstudierende werben.
Wenig Interesse an gewidmeten Studienplätzen
Mit Start zum kommenden Studienjahr dürfen bis zu fünf Prozent der vorhandenen Medizin-Studienplätze für “Aufgaben im öffentlichen Interesse” reserviert werden. So sieht es das Universitätsgesetz vor. Voraussetzung ist, dass die Universitäten diese Reservierung in ihren Leistungsvereinbarungen festschreiben. Auf diese Weise können sie zum Beispiel eine gewisse Anzahl von Studienplätzen an die Verpflichtung binden, dass die Studierenden nach ihrem Abschluss für einen festgelegten Zeitraum als Kassenarzt arbeiten.
Bislang hält sich das Interesse an den gewidmeten Studienplätzen jedoch in Grenzen. Einzig das Bundesheer hat die Möglichkeit genutzt und sich an der Medizinuni Wien bis zu zehn Plätze im öffentlichen Interesse der Landesverteidigung gesichert. Sofern sich Studierende verpflichten, nach der Ausbildung als Militärarzt zu arbeiten, übernimmt das Bundesheer die Kosten für die gesamte Ausbildung. Üblicherweise müssen Bewerber/innen für eine Stelle als Militärarzt unter den besten 680 Humanmedizin-Studierenden sein. Diese Voraussetzung entfällt, stattdessen müssen Studierende mit einem gewidmeten Studienplatz lediglich 75 Prozent der Punkteanzahl aller angetretenen Kandidat/innen erreichen.
Länder und Kassen haben sich noch keine gewidmeten Studienplätze reservieren lassen. Die Länder setzen aktuell lieber auf eine Kooperation mit privaten Universitäten. So hat etwa die Steiermark eine Zusammenarbeit mit der Sigmund-Freud-Privatuni in Wien angekündigt. Das Land übernimmt über drei Jahrgänge hinweg die Studiengebühren für 20 Studierende, wenn diese anschließend zehn Jahre lang bei der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft arbeiten. Eine ähnliche Kooperation hatte bereits das Burgenland mit der Danube Private University in Krems vereinbart.
30 neue Professuren geplant
Zuzüglich zum Ausbau der Medizin-Studienplätze ist bis zum Jahr 2024 auch die Einrichtung von 30 neuen Professuren für Infektiologie, Epidemiologie und Public Health geplant. 12 dieser neuen Professuren werden an der Medizin-Uni Wien geschaffen, jeweils sechs in Graz und Innsbruck und jeweils drei an der Veterinärmedizinischen Universität und der Uni Linz. Die Professor/innen sollen sich auch am Aufbau des neuen Ignaz-Semmelweis-Instituts (ISI) beteiligen. Das universitätsübergreifende Institut soll nicht neue Impulse für die medizinische Forschung liefern, sondern auch, ähnlich wie das Robert-Koch-Institut in Deutschland, als Ansprechpartner bei Infektionsfragen dienen.