Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht regelmäßig Statistiken zum Gesundheitssystem der Mitgliedsländer, unter anderem zum Thema Arzt-Patienten-Kontakt. Die aktuellen Daten sind im Report “Health at a Glance 2021” zusammengefasst. Die Häufigkeit der Arztbesuche fällt dabei in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich aus. Österreich liegt unter dem OECD-Durchschnitt.
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Arzt-Patienten-Kontakt: Große Unterschiede zwischen den OECD-Ländern
Der Report “Health at a Glance” untersucht, wie es um die Gesundheitssysteme der OECD-Mitgliedsstaaten bestellt ist. Die Zahl der Arzt-Patienten-Kontakte ist dabei nur ein Faktor von vielen. Die Autoren betrachten auch Daten zur Lebenserwartung, Sterblichkeitsraten, gesundheitliche Risikofaktoren und mehr. Die Zahlen für die aktuelle Auswertung der Arzt-Patienten-Kontakte stammen aus dem Jahr 2019. Lagen in einem Land keine Daten für dieses Jahr vor, wurde das nächstliegende Jahr berücksichtigt.
Wie häufig suchen nun die Österreicher einen Arzt oder eine Ärztin auf? Dem OECD-Bericht zufolge kommen Patienten und Patientinnen hierzulande auf durchschnittlich 6,6 Arztbesuche pro Jahr. Damit liegt Österreich im OECD-Vergleich auf Platz 18, gleichauf mit Kanada, und knapp unter dem OECD-Durchschnitt (6,8) wie auch dem Durchschnitt aller EU-Staaten (6,7).
Besonders häufig gehen die Menschen in den ostasiatischen Ländern zum Arzt oder zur Ärztin. Patienten in Südkorea kommen auf 17,2 Arztbesuche im Jahr, Patienten in Japan auf 12,5. Auf Platz 3 steht die Slowakei mit 11,1 Arztkontakten im Jahr. Schlusslichter im internationalen Vergleich bilden Schweden (2,6 Arztkontakte pro Jahr) und Mexiko (2,1). Deutschland kommt auf 9,8 Arztkontakte pro Jahr und liegt damit weit über dem EU-Durchschnitt.
Die Top Ten nach Arztbesuchen im Überblick:
- Südkorea: 17,2
- Japan: 12,5
- Slowakei: 11,1
- Ungarn: 10,7
- Italien: 10,4
- Russland: 9,9
- Deutschland: 9,8
- Türkei: 9,8
- Litauen: 9,5
- Niederlande: 8,8
So viele Patientenkontakte haben Ärzte und Ärztinnen
Was bedeutet dies nun umgekehrt mit Blick auf die Ärzteschaft? Auch dies hat die OECD untersucht und auch hier zeigen sich große Unterschiede zwischen den Ländern. Auf dem Spitzenplatz liegt abermals Südkorea. Im Durchschnitt haben koreanische Ärzte 6.989 Patientenkontakte im Jahr. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 2.230. Ebenfalls deutlich darüber liegen Ärzte in der Türkei mit 5.033 Patientenkontakten im Jahr und in Japan mit 5.011 Patientenkontakten.
Österreich findet sich erst auf Platz 24. Im Schnitt kommt ein Arzt oder eine Ärztin hierzulande auf 1.241 Patienten-Konsultationen im Jahr. Unter den EU-Mitgliedsstaaten belegt Polen den ersten Platz, mit 3.197 Patientenbesuchen, gefolgt von der Slowakei mit 3.112. Der EU-Durchschnitt liegt bei 1.939 Patientenkontakten im Jahr.
Die Top Ten nach Patienten-Konsultationen im Jahr:
- Südkorea: 6.989
- Türkei: 5.033
- Japan: 5.011
- Polen: 3.197
- Slowakei: 3.112
- Ungarn: 3.063
- Italien: 2.567
- Israel: 2.491
- Kanada: 2.412
- Russland: 2.381
So viel Zeit nehmen sich Ärzte für ihre Patienten
Die Häufigkeit der Arztbesuche sagt nun noch nichts darüber aus, wie lange der Arzt-Patienten-Kontakt dauert. Eine Studie des Fachjournals BMJ Open aus dem Jahr 2017 zeigt, wie viel Zeit sich Ärzte pro Patient nehmen können. In die Analyse eingeflossen sind mehr als 28 Millionen Konsultationen aus 67 Staaten.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind eklatant. Während ein Arztbesuch in Schweden durchschnittlich 22,5 Minuten in Anspruch nimmt, dauert der Arzt-Patienten-Kontakt in Bangladesch im Schnitt nur 48 Sekunden. Knapp hinter Schweden liegen die USA mit 21,1 Minuten und Bulgarien mit 20,0 Minuten. Am Schluss der Liste sind asiatische Länder zu finden: In China dauert eine Konsultation durchschnittlich zwei Minuten, in Pakistan 1,8 Minuten.
Auch Österreich liegt auf einem der hinteren Plätze im Vergleich. Hier nehmen sich Ärzte im Schnitt fünf Minuten Zeit pro Untersuchung. In Deutschland dauert eine Konsultation im Durchschnitt 7,6 Minuten. In den meisten EU-Staaten haben Ärzte und Ärztinnen mehr Zeit für den Patientenkontakt.
Der Vergleich der reinen Zahlen lässt die Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen der einzelnen Länder unberücksichtigt. So gibt es in Südkorea beispielsweise relativ wenige Ärzte, das Gesundheitssystem ist jedoch darauf ausgelegt, möglichst viele Patienten und Patientinnen zu behandeln. In Schweden fällt pro Arztbesuch eine Selbstbeteiligung von umgerechnet elf bis 30 Euro an. Auf diese Weise sollen unnötige Arztbesuche eingeschränkt werden – mit ein Grund, warum Ärzte nur durchschnittlich 625 Patientenkontakte im Jahr haben. Weiterhin verfügt das schwedische Gesundheitswesen über eine umfangreiche Anzahl an E-Health-Lösungen, die so manchen Arztbesuch überflüssig machen. Eine geringere Anzahl an Konsultationen bedeutet wiederum, dass sich Ärzte und Ärztinnen mehr Zeit pro Patient nehmen können.