Viele angehende Ärzte/-innen kennen die folgende Situation: Das Medizinstudium ist endlich abgeschlossen und erste praktische Erfahrungen konnten bereits in Form von einer Festanstellung im Krankenhaus, in einer größeren Arztpraxis oder einer anderen medizinischen Einrichtung gesammelt werden. Jetzt kommt bei vielen Ärzten/-innen der Wunsch auf, sich selbstständig zu machen und eine eigene Praxis zu gründen. Dabei gibt es vieles zu beachten: Welche Zielgruppe von Patienten/-innen soll die Praxis ansprechen? Wie soll die Ordination ausgerichtet werden – als Kassenordination, als Wahlarztordination oder doch als Privatordination? Soll auch eine Hausapotheke in der Praxis vorhanden sein? Kommt auch die Übernahme einer bereits bestehenden Ordination in Frage oder soll die eigene Ordination komplett neu gegründet werden?
Inhaltsverzeichnis
Entscheidet man sich für Letzteres, so ist es im nächsten Schritt für Ärzte/-innen mit dem Wunsch, eine eigene Ordination zu gründen, von besonders großer Bedeutung, den richtigen Standort für ihre Ordination auszuwählen. Um keinen sogenannten “Blindflug” bei der Standortwahl hin zu legen, sollte man sich nicht von emotionalen Argumenten wie der Lieblingseisdiele aus der Kindheit um die Ecke oder dem Yogastudio des Vertrauens zwei Straßen weiter leiten lassen. Für die Wahl eines passenden Ordinationsstandortes bedarf es einer detaillierten Standortanalyse. Den richtigen Standort für die eigene Praxis findet man nur, man wenn einige wichtige Faktoren bei seiner Standortwahl mit einbezieht.
Den richtigen Ordinationsstandort wählen
Bei der Wahl des richtigen Ordinationsstandortes sollten Ärzte/-innen sich zunächst fragen, welche Zielgruppe von Patienten/-innen sie mit ihrer eigenen Praxis ansprechen möchten. Das kann ausschlaggebend für den späteren Erfolg der Ordination sein. Lässt sich beispielsweise ein Gynäkologe oder eine Gynäkologin mit ihrer Praxis an einem Ort nieder, an dem deutlich mehr Männer als Frauen wohnen, könnte es nach der Praxisgründung schwierig werden, genügend Patientinnen in der Umgebung zu finden und in die Praxis zu ziehen. Mithilfe einer ausführlichen Standortanalyse können Ärzte/-innen deshalb schon vorher überprüfen, ob ihre Patientenzielgruppe ausreichend an dem potentiellen Standort für ihre Praxis angesiedelt ist. Die Analyse gibt ihnen wertvolle Informationen über die sozio-demografische Lage in den nahegelegenen Wohnbezirken – so zum Beispiel über das Alter, das Geschlecht und die Kaufkraft potentieller Patienten und Patientinnen im Einzugsgebiet.
Neben sozio-demografischen Faktoren müssen Ärzte/-innen, die sich mit der Standortwahl bei der Gründung ihrer eigenen Ordination beschäftigen, aber auch sozio-ökonomische Faktoren in ihre Entscheidung mit einbeziehen. Wie viele Kassenordinationen, Wahlarztordinationen oder Privatordination befinden sich in der Nähe des potenziell gewählten Standortes für die eigene Ordination? Wie viele Praxen der selben Fachrichtung sind bereits in der Nachbarschaft angesiedelt? Können sie die Nachfrage der Patienten/-innen vollständig decken oder könnte eine neue Praxis hier Abhilfe leisten? Und was könnte die eigene Praxis von den anderen Ordinationen abheben, sodass Patienten/-innen trotz Konkurrenz lieber die eigene Ordination für ihren Arztbesuch auswählen? Sind die Ordinationen in der Nähe besser zu erreichen? Haben sie vielleicht bereits eine eigene Hausapotheke in der Praxis integriert? Sind sie zu den selben Ordinationszeiten geöffnet, die auch für die eigene Ordination vorgesehen sind?
Ökonomische Faktoren
Zu guter Letzt spielen auch ökonomische Faktoren in die Entscheidung für einen Ordinationsstandort mit hinein: Wie hoch sind die Mietpreise für potenzielle Praxisräume? Stehen sie im Verhältnis zu den Einnahmen, die man mit einer Praxis am richtigen Standort vermutlich machen könnte? All diese Faktoren können Einfluss auf die richtige Entscheidung bei der Standortwahl für die eigene Ordination sein. Auch hier kann eine Standortanalyse detaillierte Informationen über jedes beliebige Gebiet Österreichs geben und Ärzten/-innen somit maßgeblich helfen bei der Wahl des Standorts für die Gründung ihrer eigenen Praxis.
Standortanalyse beliebig oft anwendbar
Mithilfe von Standortanalysen können Ärzte/-innen mit dem Wunsch, eine eigene Ordination zu gründen, bereits im Vorhinein ausreichend überprüfen, ob ein potentieller Standort für die Gründung ihrer Praxis in Frage kommt und Erfolg verspricht, oder ob sie sich lieber nochmal nach einem anderen Standort umsehen sollten. Je nach Programm für eine Standortanalyse kann diese Analyse mehr oder weniger detailliert ausfallen. Nehmen die Ärzte/-innen etwas Geld in die Hand, so können erhalten sie umfangreichere Informationen über die für sie interessanten Standorte. Sie können die Standortanalyse beliebig oft anwenden und so verschiedene Stadtviertel ihrer favorisierten Stadt miteinander vergleichen oder gleich verschiedene Bezirke Österreichs bei der Standortwahl gegeneinander abwägen. Die Eignung für die Gründung einer eigenen Ordination kann sich von Bezirk zu Bezirk stark unterscheiden.
Was will Arzt/Ärztin überhaupt?
In größeren Städten wie Wien, Salzburg und Innsbruck zum Beispiel ist das Angebot an bereits bestehenden Ordinationen schon sehr groß. Hier könnte es schwierig werden, sich gegen konkurrierende Praxen der gleichen oder einer ähnlichen Fachrichtung durch zu setzen und die Patienten/-innen in die eigene Praxis zu holen. In ländlicheren Regionen hingegen könnte es weiträumige Flächen geben, in denen noch keine Praxis eines bestimmten Fachgebiets angesiedelt ist. Hier könnte sich zum Beispiel eine Nische auf tun, die der eigenen Praxis aufgrund ihres Standortes Erfolg verspricht.
Allerdings gilt es bei der Gründung von Ordinationen auf dem Land wiederum zu beachten, dass die Patienten/-innen sich oft nicht nur untereinander gut kennen, sondern dass sie ihren Arzt oder ihre Ärztin auch beispielsweise zufällig im Supermarkt antreffen. Entscheidet man sich bei der Gründung der eigenen Ordination für einen Standort auf dem Land, so muss man damit rechnen, dass sich das Berufs- und das Privatleben nicht immer gut voneinander trennen lassen und Gespräche über die Krankengeschichte seiner oder ihrer Patienten/-innen sie auch im nicht-beruflichen Alltag verfolgen können.
So spielen bei der Wahl des Standortes für die eigene Praxis auch persönlichere berufs-bezogene Präferenzen wie die gewünschte Anonymität gegenüber der Patienten/-innen oder die Trennung zwischen Berufs- und Privatleben eine entscheidende Rolle.
Was kostet eine Standortanalyse?
Die Kosten für eine Standortanalyse können sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden. Außerdem hängen sie auch davon ab, wie umfangreich und detailliert die Standortanalyse ausfallen soll. Oftmals sind Standortanalysen, die nur Basisdaten über die ansässigen Ordinationen am gewählten Ort geben, gänzlich kostenfrei. Wünscht man sich jedoch fundiertere Informationen über die sozio-ökonomische Lage oder auch die sozio-demografische Lage am potentiellen Standort für die eigene Ordination, dann sollte man über die kostenspieligere Version der Standortanalyse nachdenken.
Reichen grobe Daten über die potenziellen Patienten/-innen im Einzugsgebiet oder werden auch fundierte Details benötigt? Welche Informationen wünscht man sich außerdem über die umliegenden potenziell konkurrierenden Arztpraxen des gleichen oder eines ähnlichen Fachgebiets? Möchte man auch Informationen über ihre Zielgruppe an Patienten/-innen haben, die ihren Arztbesuch in der Regel bei der entsprechenden Praxis absolvieren? Möchte man ihre Ordinationszeiten kennen und wissen, ob eine Hausapotheke jeweils in die potenziell konkurrierenden Praxen integriert ist?
Hat man sich erstmal für die Standortanalyse entschieden und auch ausgewählt, welche Informationen man genau erlangen möchte, so kann der Preis für eine Standortanalyse zwischen 900 Euro und 4.500 Euro liegen. Zwei bis drei Wochen nach Auftragserteilung erhalten die Ärzte/-innen mit dem Wunsch, eine eigene Ordination zu gründen, dann das Ergebnis der von ihnen beauftragten Standortanalyse und können anfangen, die Ergebnisse verschiedener Standorte miteinander zu vergleichen und die verschiedenen Vor- und Nachteile der potenziellen Standorte für ihre eigenen Ordination gegeneinander abzuwägen.
Alternativen und Ergänzungen zur Standortanalyse
Wer sich dazu entscheidet, nicht zu viel Geld in die Standortanalyse zu stecken, kann alternativ auch selbst ein wenig recherchieren. Ein Anruf bei der Landesärztekammer kann den Ärzten/-innen mit dem Wunsch, eine eigene Praxis zu eröffnen, weiterhelfen bei der Wahl ihres Ordinationsstandortes. Auch auf Google Maps zum Beispiel werden die meisten Ordinationen ebenfalls angezeigt. Beim Besuch von deren Website oder mithilfe eines Anrufs in der entsprechenden Praxis lässt sich leicht auch selbst heraus finden, welche Art von Praxis an dem potenziellen Standort für die eigene Ordination handelt und ob es sich dabei um auch um eine potenzielle Konkurrenz handelt. Auf diese Weise hat man zwar mehr Aufwand, spart sich aber ein wenig Geld, indem man die sozio-ökonomischen Faktoren bei der Wahl des richtigen Ordinationsstandortes bereits selbst recherchiert.
Da es allerdings deutlich schwieriger ist, eine Standortanalyse in Bezug auf die sozio-demografischen Faktoren bei der Wahl des richtigen Ordinationsstandortes selbst zu recherchieren, empfiehlt es sich, hier doch auf eine professionelle Analyse zurück zu greifen. Wer möglichst wenig eigene Arbeit mit der Recherche nach einem geeigneten Ordinationsstandort haben möchte, kann sogar noch ein wenig mehr Geld in die Hand nehmen und eine/n professionelle/n Berater/in für Standortmarketing hinzuziehen.
Resultat: Der beste Weg zur eigenen Praxis
Am besten empfiehlt es sich also, die eigene Recherche mit einer professionellen Standortanalyse zu kombinieren, um das bestmögliche Ergebnis zu erhalten und einen Blindflug bei der Wahl für den Ordinationsstandort zu verhindern. Überlegt man sich vorher gut, welcher Bezirk, welche Stadt und welches Stadtviertel sich für die eigenen Wünsche, das angestrebte Fachgebiet der Praxis sowie der angestrebten Art der Praxis am besten zu der Vorstellung einer eigenen Ordination passt, so kann man die Gründung der eigenen Praxis und somit den Schritt in die Selbstständigkeit risikofreier und mit gutem Gewissen angehen. Beachtet man möglichst viele Faktoren bei der Standortwahl, so stehen die Erfolgschancen nicht schlecht.