In einer Arztpraxis fühlen sich Patienten/-innen selten wohl, sind mit dem Arztbesuch doch viele Unsicherheiten verbunden. Eine einladende Einrichtung und freundliche Kommunikation mit dem Praxisteam tragen allerdings schon wesentlich dazu bei, Ängste und Stress abzubauen. Dieser Artikel gibt Tipps, wie Ärzte/-innen das Wohlbefinden der Patienten/-innen in ihrer Praxis steigern können.
Inhaltsverzeichnis
Praxiseinrichtung: Freundliche Farben und viel Licht
Wie so oft gilt auch beim Praxisbesuch: Der erste Eindruck zählt. Eingangsbereich und Anmeldung bilden den ersten Kontaktpunkt zwischen Patient/in und Praxis. Schon hier trägt eine angenehme Atmosphäre dazu bei, Stressgefühle abzubauen. Folgende Aspekte sind dabei besonders zu beachten.
Freundliche Farben
Die richtige Farbwahl lässt Praxisräume einladend und freundlich erscheinen. Weiße Wände vermitteln zwar ein Gefühl von Sauberkeit und Hygiene, muten aber auch kühl und distanziert an. Farben wie Grün und Hellblau wirken dagegen beruhigend, Gelb und Orange vermitteln ein Gefühl der Vitalität.
Natürliche Materialien
Naturmaterialien wie Holz strahlen ebenfalls Wärme und Freundlichkeit aus. Wo aus hygienischen Gründen kein Holz zum Einsatz kommen kann, empfehlen sich Möbel in Holzoptik. Als leicht zu reinigende Bodenbeläge eignen sich zum Beispiel Designvinyl, PVC oder Linoleum.
Licht
Die Beleuchtung trägt wesentlich zu einer angenehmen Atmosphäre in der Praxis bei. Doch nicht in jeder Praxis verfügen Eingangsbereich und Wartezimmer über große Fenster. Statt greller Neonröhren sollten dann besser gezielt gesetzte, indirekte Lichtquellen zum Einsatz kommen.
Dekoration
Sorgsam ausgewählte Dekorationsgegenstände und Pflanzen lassen den Wartebereich wohnlicher wirken. Interessante Bilder an den Wänden können Patienten/-innen von ihren Ängsten ablenken. Im Wartezimmer sollte zudem auf einen ausreichenden Abstand zwischen den Stühlen geachtet werden, um kein beengtes Gefühl aufkommen zu lassen. Wichtig ist zudem, dass Empfang und Wartebereich stets aufgeräumt wirken.
Akustik
Zu einer einladenden Raumgestaltung gehört auch die Akustik. In Empfangs- und Warteräumen sollte auf eine gute Dämmung und einen zuverlässigen Lärmschutz geachtet werden. Lärmschutzwände helfen dabei, Hall zu reduzieren. Die Anmeldung muss ausreichend Platz bieten, um auch bei hohem Patientenaufkommen Diskretion wahren zu können. Die Behandlungszimmer dürfen nicht zu hellhörig sein.
Düfte
Der Geruch von Desinfektionsmittel weckt unangenehme Assoziationen zu Verletzungen und Krankenhausaufenthalten. Per Lufterfrischer lassen sich sanfte Düfte im Eingangs- und Wartebereich verbreiten.
Temperatur
Im Wartebereich sollte es weder zu kalt noch zu warm sein. Moderne Klimaanlagen erlauben es, die Praxis stets auf einer angenehmen Temperatur zu halten.
Patientenkommunikation baut Ängste ab
In vielen Arztpraxen herrscht reger Betrieb. Bei allem Stress sollten Patienten/-innen dennoch stets höflich und freundlich behandelt werden. Ein kurzer Wortwechsel und ein nettes Lächeln am Empfang tragen bereits positiv zum Wohl der Patienten/-innen bei. Smalltalk hilft dabei, das Eis zu brechen, Vertrauen aufzubauen und Menschen das Gefühl zu geben, in der Praxis gut aufgehoben zu sein. Gelegenheiten für einen kurzen Plausch ergeben sich nicht nur am Empfang, sondern auch beim Blutdruckmessen, bei der Blutabnahme oder beim Verbandswechsel.
Eine gute Patientenkommunikation setzt weiterhin auf Klarheit und Verständlichkeit. Patienten/-innen sollten sich ernst genommen und verstanden fühlen, sowohl vom Praxisteam als auch von den behandelnden Ärzten/-innen. Das beginnt an der Rezeption, wo Patienten/-innen die Praxisräume vorgestellt und klare Angaben zur Wartezeit gemacht werden. Verständliche Kommunikation ist auch im Behandlungsraum gefragt. Das Praxisteam sowie Ärzte/-innen sollten Patienten/-innen stets auf Augenhöhe begegnen, sich Zeit für Rückfragen nehmen und auf individuelle Wünsche eingehen. Kopfnicken und kurze, affirmative Äußerungen während des Gesprächs zeigen, dass man dem Gegenüber zuhört. Ein nach vorn geneigter Oberkörper und Augenkontakt signalisieren Interesse. Haben Patienten/-innen ihr Anliegen geäußert, sollte man dieses noch einmal in eigenen Worten zusammenfassen, bevor man einen Lösungsvorschlag unterbreitet.
Umgang mit Angstpatienten/-innen und Kindern
Besonderes Fingerspitzengefühl ist im Umgang mit Angstpatienten/-innen gefragt. Idealerweise fragt das Praxisteam bereits bei der Terminvereinbarung nach, ob besondere Ängste gegenüber der Behandlung bestehen. Entsprechend lässt sich ein längeres Behandlungsfenster einplanen, das hilft, auf die individuellen Bedürfnisse des/-r Patienten/-in einzugehen. Die Termine sollten so gelegt werden, dass lange Wartezeiten vermieden werden. Vor und während der Behandlung sollten Ärzte/-innen jeden Schritt erklären und auch auf alternative Therapiemöglichkeiten eingehen.
Die Angst vorm Arztbesuch basiert häufig auf negativen Erfahrungen im Kindesalter. Ein sensibler Umgang mit jungen Patienten/-innen ist daher von großer Bedeutung. Genau wie Erwachsene sollten auch Kinder mit ihren Sorgen und Befürchtungen ernst genommen werden. Zum Wohl junger Patienten/-innen trägt es bei, Behandlungsmaßnahmen altersgerecht und auf spielerische Weise zu erklären. Um die Wartezeit zu verkürzen, bietet sich zudem die Einrichtung einer Spielecke an.