Die aktuelle Gebarungsvorschau der österreichischen Krankenversicherungen erwartet für das Jahr 2023 eine deutliche Verluststeigerung. Auch für das Jahr 2022 fallen die Verluste der Prognose nach höher aus als noch im August erwartet. Damals rechneten die Krankenkassen mit einem Defizit von 337,8 Millionen Euro, nun gehen sie von 356,8 Millionen Euro aus. Für 2023 wird sogar ein Minus von 468,2 Mio. Euro erwartet, mehr als doppelt so viel als auch noch im August prognostiziert (203,7 Millionen Euro). Auch in den Folgejahren ist der Sozialversicherung Österreich zufolge keine Entspannung in Sicht.
Verluststeigerung weitaus höher als im August prognostiziert
Im Vorjahr betrug das Defizit der österreichischen Krankenkassen 118,3 Millionen Euro. Der Krieg in der Ukraine, die damit verbundene Energiekrise und allgemeine Teuerungen der Lebenshaltungskosten führen dazu, dass die Finanzprognose der Krankenversicherer weiterhin negativ ausfällt.
Die in der aktuellen Gebarungsvorschau vorausgesagten Verluste sind weit höher als noch im August erwartet. Das gilt auch für die Jahre 2024 bis 2026. Sahen die Prognosen im August für 2024 noch einen Verlust von 91,6 Millionen Euro voraus, gehen die Krankenversicherungsträger nun davon aus, ein Minus in Höhe von 162,6 Millionen Euro zu schreiben. Für 2025 steigt die Verlusterwartung von 81,7 auf 132,7 Millionen Euro und für 2026 von 121,4 auf 145,0 Millionen Euro.
Die Kassen wollen dennoch weiter investieren, gibt Peter Lehner, Co-Vorsitzender der Konferenz der Sozialversicherungsträger, bekannt. Von 2022 bis 2022 habe die Sozialversicherung ihre Leistungen um eine Milliarde Euro ausgebaut. In den kommenden Jahren sollen die Digitalisierung des Gesundheitswesens und die Harmonisierung der Sozialversicherungen weiter vorangetrieben werden.
Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK): Verlust von 176,7 Millionen Euro
Den größten Verlust erwartet die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). Der größte Krankenversicherungsträger hat das Jahr 2021 mit einem Minus von 92,2 Millionen Euro abgeschlossen. Erwartet wurde ein Bilanzverlust von 86,7 Millionen Euro, nachdem die ÖGK einen leichten Anstieg bei den Beiträgen für pflichtversicherte Erwerbstätige verzeichnen konnte (+4,1 Prozent im Vergleich zu 2020).
Die Prognosen für das Jahr 2023 sehen weitaus negativer aus. Im August gab sich die ÖGK noch optimistisch und sagte einen Verlust von 45,9 Millionen Euro voraus. In der aktuellen Gebarungsvorschau geht man dagegen davon aus, ein Minus von 176,7 Euro zu verzeichnen. Bis 2024 soll der Bilanzverlust sogar auf 269,5 Millionen Euro ansteigen.
Verantwortlich für den Verlust sind unter anderem die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gestiegenen Ausgaben für stationäre Behandlungen in den Spitälern. Seit Beginn der Pandemie hat die ÖGK 476,4 Millionen Euro Mehraufwand für die Spitäler aufgebracht. In diesem Jahr betragen die Ausgaben für stationäre Behandlungen 4,4 Milliarden Euro, bei einem Gesamtbudget von über 17 Milliarden Euro. Corona-bedingte Nachholeffekte bei ärztlichen Hilfen und Heilmitteln schlagen sich ebenfalls in der Bilanz nieder. Weiterhin belasten die stark gestiegenen Energiekosten das Budget.
Für 2025 und 2026 erwartet die ÖGK immerhin einen leichten Rückgang der Verluste. Im Jahr 2025 soll das Defizit auf 113,9 Millionen Euro schrumpfen, in den Folgejahren werden Verluste von 114,3 und 122,2 Millionen Euro erwartet – vorausgesetzt, die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bleibt stabil.
Nur die Sozialversicherung der Selbstständigen schreibt schwarze Zahlen
Im Vorjahr verzeichnete die BVAEB der Beamten, Eisenbahner und Bergleute das höchste Defizit der drei Krankenversicherungsträger, ein Minus von 141,5 Millionen Euro. In 2022 erwartet sie eine Verluststeigerung auf auf 195,4 Millionen, in den Folgejahren bis 2026 soll das Defizit aber wieder bis auf 60 Millionen Euro zurückgehen.
Als einziger Krankenversicherungsträger in Österreich schrieb die Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS) 2021 schwarze Zahlen und erwirtschaftete ein Plus von 115,5 Millionen Euro. Auch in diesem Jahr erwartet die SVS einen Überschuss, wenn dieser mit 15,4 Millionen Euro auch weit geringer ausfällt als im Vorjahr.
Selbst das Corona-Jahr 2020 konnte die SVS mit einem geringen Minus von 2,3 Millionen Euro meistern. Die Gebarungsvorschau für 2023 sagt der Krankenversicherung nun aber ein Defizit von 63,5 Millionen Euro voraus. Für die folgenden Jahre bis 2026 werden Verluste in Höhe von 40,5, 43,2 und 37,2 Millionen Euro erwartet.