Alternative Berufsfelder werden für Ärzte/-innen zunehmend ein Thema. In der Regel haben sie diesen Beruf gewählt, weil er gute Karriere- und Verdienstaussichten verspricht und ein sehr verantwortungsvoller, ehrenhafter sowie interessanter Job ist. Zahlreiche Mediziner/innen sehen ihre Tätigkeit als eine Berufung, der sie mit Leidenschaft nachgehen. Leider machen es verschiedene Faktoren den Ärzten/-innen in österreichischen Spitälern nicht einfach, ihren Beruf bestmöglich auszuüben, ohne sich dabei selbst zu verlieren beziehungsweise weit über ihre Belastungsgrenzen hinauszugelangen. Stress, Hektik und Überstunden lassen Ärzte/-innen zunehmend häufiger zumindest darüber nachdenken, dem Spital-Job den Rücken zu kehren und in ein alternatives Berufsfeld zu wechseln. Doch wohin als Arzt/Ärztin?
Die am häufigsten genutzten alternativen Berufsfelder
Wer ein Medizinstudium absolviert hat und als Arzt/Ärztin in einem österreichischen Spital tätig ist, muss nicht zwangsläufig auch nur dort seinen Beruf ausüben. Es gibt zahlreiche alternative Berufsfelder, um eine andere Richtung einzuschlagen, ohne den medizinischen, gesundheitlichen Aspekt aufzugeben.
Die Medizin bietet eine Vielzahl an Berufen, die ein Medizinstudium sogar voraussetzen und speziell für praktizierende Ärzte/-innen prädestiniert sind. Manche neuen Berufe können mit einer Weiterbildung den/die praktizierende/n Spital-Arzt/-Ärztin ganz andere Türen öffnen, wobei der medizinische Aspekt stets im Vordergrund steht.
Selbstständigkeit mit der eigenen Praxis
Mehr Unabhängigkeit von starren Dienstplänen, keine regelmäßigen Nacht- und Wochenenddienste mehr, Überstunden nur entsprechend der persönlichen Bereitschaft und Strukturen, die selbst festzusetzen sind. Das können Ärzte/-innen mit einer eigenen Arztpraxis schaffen. Zudem können auch in puncto Einkommen deutlich höhere Ziele erreicht werden. Doch stellt eine Selbstständigkeit auch für Ärzte/-innen stets auch gewisse unternehmerische Risiken dar. Hier ist sich im Vorfeld mit der zuständigen Ärztekammer auseinanderzusetzen und in Erfahrung zu bringen, ob es Vorgaben gibt, wer wo unter welchen Bedingungen wann welche Art von Praxis eröffnen darf.
Eine andere Variante bietet die Privatarztpraxis, in der keine Kassenpatienten behandelt werden. Dann ist die Ärztekammer nur eingeschränkt zuständig und es besteht mehr unternehmerische Freiheit. Das sorgt allerdings auch für weniger Patienten und gegebenenfalls geringere Einkünfte. Ein sicherer Patientenstamm benötigt meist Jahre zum Aufbau und dennoch ist keine Garantie gegeben. Für Ärzte/-innen, denen finanzielle Sicherheit wichtig ist und kein finanzielles Risiko eingehen möchten, sind Positionen im Angestelltenverhältnis die bessere Wahl.
Medizinische/r Manager/in
Als Spitalsarzt/-ärztin führt der Weg in alternative Berufsfelder häufig in den Verwaltungsbereich. Das muss nicht zwingend eine Anstellung in einem Spital sein, denn auch städtische Einrichtungen wie beispielsweise Gesundheitsämter und Krankenkassen setzen Ärzte/-innen für verschiedene Bereiche ein. Zu den Management-Tätigkeitsgebieten zählen vor allem folgende:
- Klinikmanagement
- Qualitätsmanagement
- Prozess- und Projektmanagement
- Medizin-Controlling
Als Vertretungsarzt/-ärztin bei Bedarf arbeiten
Als Vertretungsarzt/-ärztin können sich Mediziner hauptsächlich bei speziellen Arbeitsagenturen für Jobs eintragen lassen, die es bei Bedarf temporär zu besetzen heißt. Dieses Modell wird auf Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite zunehmend beliebter. Fällt im Spital beispielsweise ein/e Arzt/Ärztin aus Krankheit weg, kann ein/e Vertretungsarzt/-ärztin für den entsprechenden Zeitraum einspringen. Das setzt für den/die „Springer/in“ allerdings viel Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an stetig neue Gegebenheiten voraus. Andererseits kann es auch sehr spannend sein, regelmäßig in andere Gefilde einzutauchen.
Wer ausschließlich als Vertretungsarzt/-ärztin nach Bedarf arbeitet, kann eine deutlich bessere Work-Life-Balance schaffen und bleibt dennoch als wichtiger Pol im Arzt-/Ärztinnenberuf inkludiert. Aber oftmals werden Vertretungsärzte/-innen auch in Bereichen eingesetzt, welche die Stammärzteschaft eines Hauses nicht gern übernimmt oder es grundsätzlich an Personal fehlt. Dann kann ein/e Vertretungsarzt/-ärztin auch dauerhaft in Teil – oder Vollzeit über eine Arbeitsagentur eingestellt werden.
Forschung und Wissenschaft
Wer ohne ständigen Patientenkontakt und trotzdem im Dienste der Gesundheit arbeiten möchte, dem bietet die Forschung ein alternatives Berufsfeld. Laborarbeiten, Studienbetreuungen, Analysen und Beurteilungen zählen zu den Hauptaufgaben von Ärzten/Ärztinnen in der Wissenschaft und Forschung. Voraussetzung für die Ausübung ist überwiegend eine Prüfarzt-Zulassung.
Gesundheitsamt
Als gerichtliche/r Gutachter/-in, amtsärztliche (Kontroll-) Untersuchungen wie für den Arbeitsmarktservice, bei Schwerbehindertenanträgen oder zur Feststellung von Beamten-Dienstfähigkeiten sind nur einige Beispiele für eine abwechslungsreiche Anstellung als Amtsarzt/-ärztin des Gesundheitsamtes. Geregelte Arbeitszeiten sind ebenso üblich wie Gleitzeit und arbeitsfreie Wochenenden.
Pharmaindustrie
Bei der Entwicklung von Medikamenten und als Schulungsleiter sind Ärzte/-innen gern gesehene Bewerberkandidaten/-innen. Allerdings finden hier zahlreiche andere Naturwissenschaftler/innen Zugang, sodass die Nachfrage an offenen Stellen immens hoch ist.
Medizintechnik
Jegliche Art von Medizintechnik beruht auf dem Wissen von Ärzten/-innen, die deshalb auch maßgeblich an den Entwicklungen sowie Modernisierungen beteiligt sind. Ob Röntgengeräte, Prothesen, Therapiegeräte oder diagnostische Technik, alternative Berufsfelder bilden sich hier beispielsweise in den Bereichen der Entwicklung, Wartung und Schulungen. Allerdings wird meist ein Zweitstudium erforderlich, wie biomedizinische Technik, Medizinische Informatik, Physik oder Ingenieurwissenschaft. Aber auch im Verkauf sind Ärzte/-innen gern gesehen, wozu kein Zweitstudium vorzuliegen hat.
Telemediziner/in
Anstatt im Spital präsent sein zu müssen, können Ärzte/-innen auch auf die Telemedizin umsatteln. Diese ist anders als beispielsweise derzeit in Deutschland, nicht explizit verboten.
Dozent/in
Private Weiterbildungsakademien und Berufsschulen stellen Ärzte/-innen als Lehrpersonen ebenso ein wie Ärztekammern und andere Institutionen sie auch als Prüfer/innen einstellen.
Weitere alternative Berufsfelder und potenzielle Arbeitgeber sind außerdem:
- Selbstständig als ärztliche/r Gutachter/in
- Selbstständige/-r Notarzt/-ärztin
- Medizin-Journalist/in
- Reise- und Urlaubsarzt/-ärztin
- Medical Consultant