Baldrian ist eine Pflanze aus der Familie der Geißblattgewächse. Sie wird bis zu 150 cm hoch und entwickelt im Sommer hell rosafarbene, stark duftende Blüten. Echter Baldrian (Valeriana officinalis L.) findet als Arzneipflanze Verwendung. Ob als Tee, Kapseln oder Badezusatz – Baldrian wirkt beruhigend, angstlösend und fördert damit einen gesunden Schlaf. Als wirksame Bestandteile werden dabei nicht die Blüten, sondern die Baldrianwurzel verwendet, dessen Extrakt sich durch einen starken Geruch auszeichnet.
Baldrian – Inhaltsstoffe und Wirkung
Pharmazeutisch wichtige Bestandteile der Pflanze sind nicht die Blüten, sondern der Wurzelstock, das sogenannte Rhizom. Die Baldrianwurzel (Valerianae radix) enthält unter anderem ätherisches Öl, das sich aus verschiedenen wirkungsvollen Komponenten zusammensetzt.
Inhaltsverzeichnis
Zu den Inhaltsstoffen gehören:
- Bornylacetat
- β-Caryophyllen
- Valeranon und Valerenal
- Bornylisovalerat
Für den charakteristischen Geruch der Wurzel ist Isovaleriansäure verantwortlich. Darüber hinaus enthalten die Wurzeln Valepotriate und Baldrinale. Valepotriate gelten als potenziell krebserregend. Als nicht stabile Bestandteile sind sie allerdings in wässrigen Auszügen nicht oder nur in geringen Mengen zu finden. Valepotriatreiche Extrakte werden in Deutschland nicht mehr angeboten.
Die beruhigende, krampflösende und schlaffördernde Wirkung des Baldrians kommt durch eine Wechselwirkung der Inhaltsstoffe mit den GABA-A-Rezeptoren, den Andockstellen des Botenstoffes GABA-A, zustande. Wissenschaftlich gibt es jedoch bislang keine Beweise, ob diese Wirkung von einem einzelnen Inhaltsstoff oder dem Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile ausgeht.
Baldrian als Heilpflanze – Anwendung
Die Verwendung der Heilpflanzen lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Damals wurde die Baldrian-Art Valeriana phu zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden, Harnwegsinfekten und Lebererkrankungen eingesetzt. Im Mittelalter fand Baldrian zur Therapie von Gicht sowie von Magenkrämpfen und Koliken Anwendung. Der Echte Baldrian (Valeriana officinalis L.) kommt erst seit Ende des 18. Jahrhunderts in der Pharmakologie zum Einsatz. Da der Wurzelextrakt ausgleichend und beruhigend wirkt, wird das pflanzliche Mittel besonders bei nervöser Unruhe, Stress und Schlafproblemen verabreicht.
Die zerkleinerte und getrocknete Baldrianwurzel wird entweder zu Tee, Tinkturen oder Presssaft verarbeitet. Auch Bäder mit Baldrianextrakt können beruhigend wirken. Den starken Geruch und strengen Geschmack empfinden viele Patienten/-innen allerdings als unangenehm. Präparate sind daher auch in Form von Filmtabletten und Kapseln erhältlich.
Schlafstörungen
Zu den gängigen Anwendungsgebieten von Baldrian gehören Schlafstörungen. Laborexperimente zeigen, dass Auszüge aus den Heilpflanzen das Einschlafen verbessern und sich positiv auf das Durchschlafen auswirken können. Baldrian-Arzneimittel gehören daher zu den am häufigsten nicht-abhängig machenden Beruhigungsmitteln.
Die Wirkung setzt nicht sofort ein, sondern nach etwa zwei bis vier Wochen. Der schlaffördernde Effekt zeigt sich zudem vorrangig bei Patienten/-innen mit Schlafstörungen, nicht jedoch bei gesunden Personen. Um den Therapieerfolg zu verbessern, wird Echter Baldrian häufig in Verbindung mit anderen pflanzlichen Mitteln wie Melisse, Hopfen oder Passionsblume eingenommen.
Nervosität und Unruhe
Studien legen weiterhin nahe, dass sich die Baldrianwurzel nicht nur positiv auf den Schlaf auswirken kann, sondern auch bei Angst und innerer Unruhe beruhigend wirkt. Dieser angstlösende Effekt kann zur Behandlung längerfristig bestehender Nervosität eingesetzt werden, aber auch zur kurzfristigen Therapie in konkreten Stresssituationen, zum Beispiel bei Prüfungsangst. Bei chronischen Angstzuständen sollte vor der Einnahme von Baldrianpräparaten eine Untersuchung durch eine/n Arzt/Ärztin erfolgen.
Baldrian – Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Auszüge aus der Baldrianwurzel gelten allgemein als gut verträglich. Mögliche Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen sowie Müdigkeit und Benommenheit. Zu beachten gilt zudem, dass Baldrian die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen kann.
- Kochen, M. M.: Duale Reihe – Allgemeinmedizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2006
- Echter Baldrian, https://pflanzen.fnr.de/... (Abrufdatum: 12.10.2023)
- Valerian, https://ods.od.nih.gov/... (Abrufdatum: 12.10.2023)