Der Facharzt für Allgemeinmedizin ist oft die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. Die Bundesregierung hat nun die Schaffung einer neuen Facharztausbildung für Allgemein- und Familienmedizin offiziell in Gang gebracht. Eine entsprechende Novelle des Ärztegesetzes soll noch heuer beschlossen werden. Erste Ausbildungsplätze könnten dann ab Sommer 2026 angeboten werden.
Facharztausbildung für Allgemein- und Familienmedizin ist beschlossene Sache
Bereits im vergangenen Jahr wurde beschlossen, die Facharztausbildung für Allgemein- und Familienmedizin zu novellieren. Darauf hatten sich das Gesundheitsministerium, die Bundesländer, Sozialversicherer und Ärztekammer geeinigt. Die Ärztekammer hatte seit Jahren eine entsprechende Änderung gefordert. Nun ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg zur Einführung der neuen Facharztausbildung getan: Im Oktober 2023 ging die Novelle des Ärztegesetzes in Begutachtung.
Ende 2022 waren 11.394 Allgemeinmediziner in Österreich tätig. Als Hausärzte/-innen decken sie insbesondere in ländlichen Regionen einen großen Teil der medizinischen Versorgung ab. Es fehlt allerdings an Nachwuchs. Die neue Facharztausbildung soll den Beruf des/-r Allgemeinmediziners/-in attraktiver gestalten und mehr Absolventen/-innen für das Fach gewinnen. Geplant ist, die Ausbildung von bisher drei auf fünf Jahre zu verlängern. Laut Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) soll sich die Facharztausbildung zudem auf internationalem Niveau bewegen.
Ausbildungsstart im Juni 2026
Bis der medizinische Nachwuchs tatsächlich mit der neuen Facharztausbildung beginnen kann, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Der Ausbildungsstart ist für Juni 2026 angesetzt.
Der Entwurf zur Gesetzesnovelle basiert auf den Empfehlungen der Kommission für Ärztliche Ausbildung, in der unter anderem Vertreter der Länder, Sozialversicherung und Ärztekammer sitzen. Angehende Fachärzte/-innen für Allgemein- und Familienmedizin sollen demnach zunächst eine neun Monate dauernde Grundausbildung absolvieren, an die 51 Monate fachärztliche Ausbildung anschließen. Während der Ausbildung sollen sie vor allem den Ordinationsalltag in den Lehrpraxen im niedergelassenen Bereich kennen lernen. Darüber hinaus soll ihnen die Facharztausbildung einen umfassenden Einblick in andere Fächer gewähren, darunter Innere Medizin, Kinder- und Jugendheilkunde, Gynäkologie und Neurologie. Weitere Kompetenzen sollen sie in den Bereichen Geriatrie, Palliativmedizin, Schmerztherapie und Psychosomatik erwerben. Auf diese Weise sollen die Absolventen/-innen dazu befähigt werden, ihren Patienten/-innen eine umfassende Primärversorgung anzubieten und sie bei Bedarf gezielt an Fachärzte/-innen überweisen zu können.
Gesundheitsreform soll niedergelassenen Bereich stärken
Die neue Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist Teil einer umfassenden Gesundheitsreform, deren wichtigstes Ziel die Stärkung des niedergelassenen Bereichs ist. Zu diesem Zweck wurden bereits das Primärversorgungsgesetz novelliert und die Gründung von Primärversorgungseinheiten (PVE) vereinfacht. Allein im Oktober 2023 eröffneten daraufhin fünf neue PVE. Für die kommenden Jahre ist geplant, zusätzliche Kassenstellen zu schaffen, die Arbeitsbedingungen im niedergelassenen Bereich zu verbessern und den Honorarkatalog zu modernisieren.