Die Mittelohrentzündung (Otitis media) gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten im Kindesalter. Grundsätzlich kann die Infektion aber auch Jugendliche und Erwachsene treffen. Es handelt sich um eine schmerzhafte Entzündung der Schleimhaut im Mittelohr, die von Bakterien oder Viren ausgelöst wird. Unterschieden wird zwischen der akuten Mittelohrentzündung mit plötzlich auftretenden Beschwerden und der chronischen Mittelohrentzündung, die über mehrere Wochen bestehen bleibt.
Ob eine Mittelohrentzündung ansteckend ist und wie die Ansteckungsgefahr reduziert werden kann, erklärt der folgende Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Warum sind Kinder häufiger von einer Mittelohrentzündung betroffen?
Kinder und Babys erkranken häufiger an einer Mittelohrentzündung, da die Verbindung zwischen Rachenraum und Mittelohr - die sog. Ohrtrompete - noch nicht vollständig entwickelt und damit verkürzt ist. In der Folge gelangen Viren und Bakterien leichter in den Gehörgang. Hinzu kommt, dass das Immunsystem bei Kindern noch nicht vollständig ausgebildet ist. Durch die eingeschränkte Immun-Abwehr haben Erreger leichtes Spiel in den Gehörgang zu gelangen, sich auszubreiten und zu vermehren.
Mittelohrentzündung – Symptome
Bei einer Mittelohrentzündung bildet sich eine Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell. Dieses wölbt sich vor und schmerzt. Durch die Schwellung kann die Flüssigkeit nicht mehr in den Nasen-Rachen-Raum abfließen. Die Beschwerden treten in der Regel sehr plötzlich auf. Die typischen Symptome umfassen:
- starke, stechende Ohrenschmerzen, die ein- oder beidseitig auftreten können
- Hörprobleme
- Ohrengeräusche
- Fieber, bei Babys und Kleinkindern oft über 39 °C
- Kopfschmerzen
- Gleichgewichtsstörungen
- Bauchschmerzen
- Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen
Babys und Kleinkinder zeigen sich weinerlich, schütteln den Kopf und fassen sich häufig an die Ohren. Wird der Druck der Flüssigkeitsansammlung auf das Trommelfell zu groß, kann dieses einreissen. In der Folge tritt Sekret aus dem Ohr aus, das man als Ohrenfluss oder Otorrhoe bezeichnet. Schmerzen und Druckgefühl lassen daraufhin nach. Der Riss im Trommelfell verheilt jedoch in den meisten Fällen nach ein bis zwei Wochen von selbst. Bei länger anhaltender Mittelohrentzündung ist es ratsam einen Arzt/Ärztin aufzusuchen, um Komplikationen und Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?
Mittelohrentzündungen selbst sind nicht ansteckend. Eine Ausnahme besteht, wenn Sekret aus dem Ohr austritt. Auch in diesem Fall ist eine direkte Übertragung der Otitis media aber unwahrscheinlich.
Anders sieht es mit der zugrundeliegenden Bakterien- oder Virusinfektion aus. Häufige Auslöser für eine Entzündung des Mittelohrs sind Krankheitserreger wie Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes und Moraxella catarrhalis. Diese Erreger sind durchaus von Mensch zu Mensch übertragbar und können daher zur Ansteckung mit einer Erkältung führen.
Wie lange ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?
Die Erreger, die für eine Mittelohrentzündung verantwortlich sind, bleiben in der Regel über fünf bis sieben Tage stark bis leicht infektiös. Klingen die Symptome ab, lässt für gewöhnlich auch die ansteckende Wirkung nach. Bakterielle Erreger verlieren ihre infektiöse Wirkung bereits nach Beginn einer Antibiotika-Behandlung. Virusinfektionen können dagegen noch einige Tage nach dem Abklingen der offensichtlichen Beschwerden ansteckend sein.
Wie kann man das Ansteckungsrisiko reduzieren?
Um das Ansteckungsrisiko mit dem für die Mittelohrentzündung verantwortlichen Erreger zu reduzieren, sind die allgemeinen Hygienehinweise zu beachten, die auch für Erkältungskrankheiten gelten:
- Menschen, die Kontakt zu erkrankten Personen haben, sollten sich häufig die Hände waschen und gegebenenfalls desinfizieren.
- Darüber hinaus ist darauf zu achten, sich möglichst nicht mit den Händen ins Gesicht zu fassen, um etwa die Nase oder die Augen zu reiben.
- Direkter Kontakt mit dem austretenden Ohr-Ausfluss ist zu vermeiden.
- Erkrankte Personen, die auch Erkältungssymptome zeigen, sollten nur in die Ellenbeuge niesen und sich ebenfalls häufig die Hände waschen.
- Kochen, M. M.: Duale Reihe – Allgemeinmedizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2006
- Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, 2009
- Mayo Clinic, Ear infection (middle ear), https://www.mayoclinic.org/... (Abrufdatum: 27.01.2024)