Aus dem Jahr 2023 gehen die österreichischen Apotheken wohl mit einem wirtschaftlichen Minus hervor. Das legen erste Daten der Apothekengruppe ApoLife und des Österreichischen Apothekenverbandes nahe. Die Umsatzzuwächse haben demnach nicht ausgereicht, um die Teuerungsrate auszugleichen. Das gilt insbesondere für stark nachgefragte Medikamente.
Umsatzzuwächse bleiben hinter der Inflationsrate zurück
In Österreich gibt es 1.426 privatwirtschaftlich und unabhängig geführte Apothekenbetriebe, zusätzlich zu 32 Filialapotheken. 111 dieser Betriebe aus allen Bundesländern werden von Österreichs größter Apothekengruppe ApoLife vertreten. Erste Auswertungen, die ApoLife für das Wirtschaftsjahr 2023 vorgenommen hat, deuten nun auf ein Minus in den Kassen hin.
Angesichts der wachsenden Bevölkerung, des hohen Bedarfs an Arzneimitteln gegen Erkältungen und andere Infektionskrankheiten und der Inflationsrate wäre eigentlich mit einem Umsatzwachstum zu rechnen gewesen. Die Bevölkerung hat von 2022 auf 2023 um 1,4 Prozent zugenommen, die rollierende Inflation im Jahr 2023 lag bei 7,88 Prozent. Und tatsächlich sind die Umsätze im Jahresverlauf auch um 5,4 Prozent gestiegen. Dieser Zuwachs bleibt allerdings hinter der Inflation zurück. Insbesondere bei stark nachgefragten Medikamenten wie Erkältungsmitteln, Schmerzmitteln und Arzneimitteln für den Verdauungstrakt liegen die Umsatzzuwächse zwei bis vier Prozentpunkte unter der Teuerungsrate. Eine Ausnahme stellen lediglich Medikamente gegen Reisekrankheit dar, die ein Umsatzplus von 18 Prozent verzeichnen können. Laut ApoLife deutet das auf die anhaltende Reiselust im Land hin.
Die Entkoppelung von Inflation und Umsatzplus stellt für die Apothekengruppe eine bedeutende Trendwende dar. Bei gleichbleibender oder sich verstärkender Entwicklung sieht ApoLife dies als Alarmzeichen für das österreichische Gesundheitssystem, das sich als solidarisch und einkommensunabhängig definiere.
Österreichischer Apothekerverband: 2023 war schwieriges wirtschaftliches Jahr
Auch der Österreichische Apothekenverband hält 2023 für ein wirtschaftlich schwieriges Jahr. Apotheken seien wie alle anderen Betriebe auch von steigenden Energiekosten, Mieten und höheren Preisen von Zulieferern betroffen gewesen. Anders als in anderen Branchen können die Preise für Medikamente aber nicht an die Inflation angepasst werden, sondern sind gesetzlich geregelt.
Eigene Auswertungen des Österreichischen Apothekerverbandes bestätigen die Daten von ApoLife. Trotz höherer Umsätze konnten die Mitgliedsbetriebe kein Plus erzielen. Das geht zumindest aus einem Sample von 436 Apothekenbetrieben hervor, für die Zahlen bis November 2023 vorliegen. Demnach liegen die Deckungsbeiträge der Betriebe bei insgesamt 4,4 Prozent und damit unterhalb des allgemeinen Preisanstiegs. Bei 31 Prozent der Betriebe beträgt der Deckungsbetrag sogar weniger als zwei Prozent, bei 17 Prozent der Betriebe befindet er sich im negativen Bereich. Die Umsätze im Privatbereich seien um 5,6 Prozent gestiegen – ebenfalls geringer als die Inflationsrate. Angesichts dieser Zahlen hält es der Verband für notwendig, eine Anpassung und Modernisierung des Vergütungssystems für Apotheken zu diskutieren.