Leinsamen gelten als eine pflanzliche Quelle für heilkräftige Öle. Die lateinische Benennung “Linum usitatissimum” lässt sich als “überaus nützlicher Lein” ins Deutsche übersetzen. Dieses auch unter dem Namen Flachs bekannte Pflanzengewächs zählt zu den ältesten vom Menschen kultivierten Pflanzen.
Die Leinpflanze zeichnet sich durch eine besonders hohe Konzentration an Omega-3-Fettsäuren und anderen ungesättigten Fettsäuren aus – nahezu 90 Prozent. Diese nährstoffreiche Zusammensetzung, ergänzt durch Ballaststoffe, Protein und Magnesium, macht sie zu einem wirkungsvollen Superfood. Bereits eine geringe tägliche Portion kann erheblich zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit beitragen.
Inhaltsverzeichnis
Leinsamen – Wirkung und Inhaltsstoffe
Die wirksamen Inhaltsstoffe der Leinsamen befinden sich hauptsächlich in der Samenschale, die reich an Schleimstoffen ist. Diese bestehen aus den Zuckern Xylose, Galactose und Galacturonsäure. Daneben enthalten die Samen etwa 25 Prozent Ballaststoffe, etwa 25 Prozent Eiweiß und 30 bis 45 Prozent Öl, das hauptsächlich aus Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure besteht, wobei Linolensäure zu den Omega-3-Fettsäuren zählt. In geringen Mengen sind auch Lignane in den Samen enthalten.
Im Darm wirken die Schleimstoffe der Schale als Quellmittel. Sie binden Wasser und quellen auf, wodurch sich das Volumen des Darminhalts vergrößert und die Verdauung gefördert wird. Das in den Samen enthaltene Leinöl erleichtert durch seine schmierende Wirkung den Transport des Darminhaltes und hilft so, ähnlich wie Flohsamenschalen, bei Verstopfungen.
Dabei haben ganze Leinsamen einen geringeren Effekt als gemahlene, da sie den Magen-Darm-Trakt oft unverändert passieren. Durch das Zerkleinern der Samen wird die Samenschale aufgebrochen, sodass die Schleimstoffe und das Leinöl ihre positive Wirkung entfalten können.
Normalerweise setzt die Wirkung von Leinsamen innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach der ersten Einnahme ein. In einigen Fällen kann es jedoch bis zu drei Tage dauern, bis die maximale Wirkung eintritt.
Das Superfood kann auch vorbeugend gegen verschiedene Krebsarten wie Prostata-, Darm- und Brustkrebs wirken, darauf deuten erste Studien hin. Der im Leinöl enthaltenen Omega-3-Fettsäure Linolensäure schreiben Ernährungswissenschaftler verschiedene gesundheitsfördernde Effekte zu.
Leinsamen – Anwendung und Dosierung
Damit Leinsamen im Körper optimal wirken können, sollte vor dem Verzehr und über den Tag verteilt ausreichend Wasser, ungesüßter Tee oder verdünnte Fruchtsäfte getrunken werden. Denn ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr können die Körner im Verdauungstrakt nicht ausreichend aufquellen. Die allgemein empfohlenen 1,5 Liter pro Tag dienen dabei als Richtwert.
Leinsamen geschrotet oder ganz?
Wer Leinsamen geschrotet zu sich nimmt, erzielt eine stärkere Wirkung im Magen- und Darmbereich. Es empfiehlt sich, die Körner kurz vor dem Verzehr frisch mit einem Mörser zu zerkleinern. Geschroteter Leinsamen ist bei trockener und dunkler Lagerung mehrere Monate problemlos haltbar, kann aber aufgrund seines Ölgehaltes mit der Zeit ranzig werden.
Zur Förderung der Verdauung und Behandlung von Schleimhautentzündungen wird empfohlen, zwei- bis dreimal täglich einen Esslöffel ganzer, gemahlener oder speziell zubereiteter Leinsamen in einem Glas Wasser einweichen zu lassen und anschließend zu trinken. Nach der Einnahme sollte ein weiteres Glas Wasser getrunken werden.
Diese Dosierung gilt nur für Jugendliche und Erwachsene. Die Anwendung von Leinsamen als Heilmittel bei Kindern unter 12 Jahren wird nicht empfohlen.
Leinsamen unterstützen die Verdauung
Leinsamen wirken abführend, unterstützen die Verdauung und eignen sich daher zur Stuhlregulierung. Die Samen können ganz, geschrotet oder in Form von Leinöl verzehrt werden und eignen sich gut zum Einrühren in Müsli oder Joghurt oder zum Würzen von Kartoffeln und Quark. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist dabei sehr wichtig, damit die in den Samen enthaltenen Schleimstoffe den Darminhalt nicht verkleben. Ein Darmverschluss kann die Folge sein. Der Effekt auf die Verdauung tritt in der Regel nach ca. 3 Tagen ein.
Leinsamen enthalten cyanogene Glykoside, die selbst nicht toxisch wirken. Durch den enzymatischen Abbau im Körper kann jedoch Blausäure freigesetzt werden. Die empfohlene Tageshöchstmenge liegt bei 45 g.
Leinsamen schützen Schleimhaut
Leinsamen kommen als natürliches Mittel zum Schutz der Magenschleimhaut bei Entzündungen wie Gastritis zum Einsatz. Er kann als morgendliche Rollkur oder über den Tag verteilt eingenommen werden. Vor dem Verzehr sollte man den Leinsamen einweichen, damit die Schleimstoffe ausreichend freigesetzt werden können.
Als Faustregel gilt, nicht mehr als 20 Gramm Leinsamen pro Tag zu verzehren. Denn wie andere Ölsaaten können Leinsamen große Mengen Cadmium aus dem Boden aufnehmen. Eine übermäßige Aufnahme von Cadmium kann zur sogenannten Itai-Itai-Krankheit führen.
Entzündungshemmende Eigenschaften
Leinsamen sind reich an gesunder Alpha-Linolensäure (ALA), die für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt ist. Außerdem enthalten sie eine Vielzahl wertvoller sekundärer Pflanzenstoffe, darunter Lignane und Phytosterine. Lignane, die als Phytoöstrogene gelten, können nach heutigem Wissensstand das Risiko für verschiedene häufige Krebsarten wie Brust- und Dickdarmkrebs senken.
Leinsamen sind gut für Gehirn und Herz
Leinsamen wirken sich positiv auf Gehirn und Herz aus. Ein wesentlicher Bestandteil unseres Gehirns sind Fette, darunter Omega-3-Fettsäuren. Diese sind für die Gesundheit des Gehirns unerlässlich, da sie zur Flexibilität und Durchlässigkeit der Zellmembranen beitragen. Eine unzureichende Zufuhr gesunder Fette kann sich negativ auf die Gehirnfunktion auswirken. Der tägliche Verzehr von Leinsamen stärkt das Gehirn und unterstützt die geistige Leistungsfähigkeit.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen in Österreich. Der Verzehr von Fast Food und anderen Lebensmitteln, die reich an gesättigten Fetten sind, kann das Risiko für diese Erkrankungen erhöhen. Leinsamen hingegen, die reich an den gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren sind, schützen das Herz. Studien zeigen, dass sie im Gegensatz zu Lebensmitteln wie Butter und vielen Fleischsorten dazu beitragen können, die Blutfettwerte und den Blutdruck zu senken.
Guter Magnesiumlieferant
Magnesium gehört zu den essenziellen Mineralstoffen und trägt zu zahlreichen Körperfunktionen bei. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Nervensignalen, bei der Unterstützung der Muskeltätigkeit und beim Knochenaufbau. Leinsamen fördern nicht nur die Verdauung, sondern sind auch eine reichhaltige Magnesiumquelle. Sie enthalten 300 bis 400 Milligramm Magnesium pro 100 Gramm.
Vorsicht vor einer Überdosierung mit Leinsamen!
Bei innerlicher Anwendung von Leinsamen sollte die Tagesdosis für Jugendliche und Erwachsene 45 g nicht überschreiten. Damit können Vergiftungserscheinungen durch den Cyanidgehalt vermieden werden. Zur Unterstützung der Darmtätigkeit am besten bis zu dreimal täglich ein Esslöffel (ca. 10 g) ungemahlener oder leicht zerstoßener Leinsamen mit einem Glas Wasser einnehmen. Ein weiteres Glas Wasser kann die Wirkung verstärken.
- Landeszentrum für Ernährung Baden-Württemberg, Voss, K., Kleine Samen, große Wirkung: Leinsamen, https://landeszentrum-bw.de/... (Abrufdatum: 17.03.2024)
- Mayo Clinic, Flaxseed and flaxseed oil, https://www.mayoclinic.org/... (Abrufdatum: 17.03.2024)