Welche Ärzte mit Ordination verdienen am besten? Dieser Frage ist das Institut für Höhere Studien Wien (IHS) nachgegangen und hat untersucht, wie sich die Einkünfte von niedergelassenen Ärzten zwischen 2015 und 2022 entwickelt haben. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, ob Wahl- oder Kassenärzte besser verdienen und welche Fachgruppe die höchsten Einkünfte erzielt.
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Wahlärzte verdienen weniger als Ärzte mit Kassenvertrag
Bei den Einkünften, die für die Studie berücksichtigt wurden, sind Ausgaben für Personal, Betriebskosten, EDV und Sozialversicherungsbeiträge bereits abgezogen, nicht jedoch Steuern. Es handelt sich also nicht um die Umsätze, sondern um das ausgewiesene persönliche Einkommen der niedergelassenen Mediziner.
Unter anderem klärt die Erhebung die Frage, ob Wahlärzte tatsächlich mehr verdienen als ihre Kollegen mit Kassenvertrag. Wie die Ergebnisse zeigen, verhält es sich tatsächlich andersherum: Die Medianeinkünfte von Niedergelassenen mit Kassenvertrag waren im Jahr 2022 knapp doppelt so hoch wie die der Wahlärzte. Während Wahlärzte Medianeinkünfte von 100.849 Euro im Jahr erzielten, betrugen die relevanten Einkünfte bei Ärzten mit Verträgen bei allen Kassen 201.306 Euro. Der Kassenvertrag ist für niedergelassene Ärzte damit sehr lukrativ.
Weitere Einflussfaktoren: Geschlecht, Fachgruppe und Praxisstandort
Die Einkünfte von Ärzten in Niederlassung unterscheiden sich zudem nach Geschlecht, nach Fachgruppenzugehörigkeit und nach Standort der Praxis.
Unterschiede nach Geschlecht
Vertragsärztinnen erzielten im Jahr 2022 Medianeinkünfte von 170.906 Euro. Die Medianeinkünfte ihrer männlichen Kollegen betrugen 228.711 Euro. Damit verdienen Ärztinnen mit Kassenvertrag nur 74,7 Prozent der Einkünfte von männlichen Kassenärzten. Bei den Wahlärztinnen betrug das Mediangehalt 71.356 Euro, während ihre männlichen Kollegen ein Mediangehalt von 127.169 Euro erzielten.
Unterschiede nach Fachgruppe
Die höchsten Einkünfte erzielten niedergelassene Fachärzte aus den Fächern Labor und Pathologie (590.949 Euro Medianeinkünfte). Darauf folgen die Fachbereiche Radiologie (385.852 Euro) und Innere Medizin (306.510 Euro). Das Schlusslicht bildet die Allgemeinmedizin (191.649 Euro). Vergleichsweise gering waren auch die Medianeinkünfte in der Kinderheilkunde (198.897 Euro). Sowohl bei der Allgemeinmedizin als auch bei der Kinderheilkunde handelt es sich um Fachrichtungen mit hohem Frauenanteil.
Unterschiede nach Praxisstandort
Vertragsärzte mit Niederlassung in der Stadt erzielten 2022 geringere Medianeinkünfte als Ärzte auf dem Land – 190.815 Euro gegenüber 206.902 Euro. Anders sah es bei den Wahlärzten aus: Ihre Medianeinkünfte lagen in städtischen Gebieten (102.582 Euro) höher als auf dem Land (94.341 Euro).
Auswirkungen einer Hausapotheke
Praxen mit Hausapotheke konnten 2022 besonders hohe Einkünfte erzielen. Auf dem Land ansässige Allgemeinmediziner mit Verträgen bei allen Kassen kamen auf Medianeinkünfte von 263.854 Euro. Bei allgemeinmedizinischen Praxen ohne Hausapotheke betrugen die Medianeinkünfte 189.104 Euro.