Der Assistenzarzt ist ein Mediziner, welcher das Medizinstudium erfolgreich mit einem Diplom abgeschlossen und erhalten hat.
Inhaltsverzeichnis
Was man unter einem Assistenzarzt genau versteht, welche Voraussetzungen für die Karriere erfüllt sein müssen, welche Tätigkeiten dieser ausführt und was er verdient, beleuchtet der anschließende Artikel konkret.
Was ist ein Assistenzarzt?
Nach dem absolvierten Medizinstudium erhalten die frischgebackenen Mediziner einen Abschluss als Dr. med. univ., kurz für Doctor medcinae universea. Die ersten Jahre nach dem Absolvieren sind die jungen Ärzte erst einmal als Assistenzärzte tätig.
Ein Assistenzarzt ist demzufolge ein im Krankenhaus tätiger Arzt, welcher sein Medizinstudium erfolgreich absolviert hat. Assistenzärzte arbeiten im Normalfall als Stationsärzte. Dadurch lernen sie die praktischen Abläufe in einem Spital kennen und sind in Abhängigkeit von einem Facharzt als Mediziner tätig. Im Zuge ihrer Tätigkeit entscheiden sie sich entweder für eine Facharztrichtung wie beispielsweise Chirurgie, oder sie entschließen sich für eine Ausbildung in der Allgemeinmedizin.
Voraussetzungen für die Karriere als Assistenzarzt
Zuerst müssen angehende Ärzte das Medizinstudium hinter sich bringen, um eine Karriere als Assistenzarzt anstreben zu können. In diesem Zusammenhang müssen zukünftige Ärzte mehrere kleine Prüfungen sowie die Diplomarbeit am Schluss bestehen. Dabei unterscheidet man zwischen mehrfach stattfindenden Formativen integrierten Prüfungen (FIP), welche als Vorbereitung für die eigentlichen SIP dienen. Die SIP sind Summative integrierte Prüfungen, also Jahresprüfungen, die fünfmal über die Semester verteilt auftreten.
Nach dem bestandenen Studium dürfen Jungmediziner als Assistenzärzte tätig sein und die Weiterbildung zum Facharzt oder Ausbildung zum Allgemeinmediziner anstreben.
Voraussetzung für das Medizinstudium ist wiederum die Absolvierung einer anerkannten Reifeprüfung – die Matura. In Österreich ist der Durchschnitt der Matura jedoch nicht das Hauptkriterium dafür, ob man später Medizin studieren darf. Außerdem besitzen alle Studienplatzkandidaten dieselbe Chance, da bereits getätigte praktische Erfahrungen nicht einberechnet werden.
Doch selbst ohne Matura haben angehende Bewerber die Option, eine Studienberechtigungsprüfung durchzuführen. Hierfür muss man allerdings das 20. Lebensjahr erreicht haben und nachweisen, dass (außer-)berufliche Vorbildungen für das Studium der Humanmedizin vorhanden sind. Hat man dann die Studienberechtigungsprüfung bestanden, erhält man die Teilnahmeberechtigung für das Auswahlverfahren.
Danach erfolgt die Online-Registrierung auf der Website für das Aufnahmeverfahren in Österreich, MedAt. Nach einer Bezahlung der Kostenbeteiligung und der Testteilnahme im Frühling erhält man im Sommer Bescheid, ob man den Test bestanden hat und eine der begehrten Zulassungen bekommt.
Relevant ist ferner, dass man bei der Online-Anmeldung für den Test die Quote für das Reifezeugnis angeben muss. Österreich vergibt dementsprechend 75 % der Studienplätze an Kandidaten mit österreichischen Reifezeugnissen, während die restlichen 25 % an ausländische Bewerber vergeben werden.
Der Aufnahmetest MedAt wurde im Jahr 2013 aufgrund des starken Andrangs an Kandidaten eingeführt. Andere Universitäten wie in Salzburg und an der Sigmund Freud Privat Universität Wien (SFU) gibt es hingegen zwei- oder dreistufige Bewerbungsverfahren, infolgedessen schriftliche Tests und Bewerbungsgespräche zum Tragen kommen.
Medizinstudium in Österreich
Der Aufbau des Medizinstudiums in Österreich entspricht dem Bologna Modell. Die Regelstudienzeit beträgt 6 Jahre. Abhängig von der (privaten) Universität, bei welcher man Medizin studieren möchte, können der Aufbau des Studiums, die Abläufe sowie die Schwerpunkte variieren. Dabei unterscheidet man zwischen einem Bachelor-Master-System und dem Medizinstudium als Diplom.
Der Bachelor-Master-Studiengang dauert insgesamt 12 Semester und teilt sich in jeweils 6 Semester für den Bachelor und 6 Semester für den Master auf. Im Rahmen des Bachelorstudiums erhält man ferner eine breite und qualitativ hochwertige Grundausbildung.
Neben medizinischen Fachkenntnissen vermittelt der Bachelor Medizin ethische Grundlagen, kommunikative Skills sowie fundamentale praktische ärztliche Kompetenzen. Dazu sollen ebenfalls kognitive sowie praktische Fähigkeiten erlernt werden.
Teil der Studieninhalte im Bachelor sind demzufolge:
- Allgemeinmedizin
- Anatomie und Terminologie
- Ärztliche Fähigkeiten und Fertigkeiten
- Diagnosemethoden
- Gender Medizin
- Gesundheitssystem
- Krankheitslehre und therapeutischer Ansatz
- Naturwissenschaftliche Grundlagen
- Physiologie
- Wissenschaftliches Arbeiten in der Medizin
Das Masterstudium der Humanmedizin unterscheidet sich außerdem im Aufbau, abhängig von der Universität, an welcher man es studiert. Allgemein vertieft man die gelernten Kenntnisse. Darüber hinaus erhält man ein breiteres fachspezifiziertes Wissen, da man im Master Wahlfächer wie Chirurgie, Psychologie oder oder Notfallmedizin wählen kann.
Zudem fällt im 11. und 12. Fachsemester, also in den letzten Zügen des Studiums, das Klinisch-Praktische Jahr (KPJ) an. In diesem Zusammenhang sollen künftige Ärzte lernen, ihre theoretischen Kompetenzen in die Praxis umzusetzen.
Manche Hochschulen bieten an, das Studium als Diplom “im Gesamtpaket” abzuschließen. Im Zuge dessen studiert man 12 Semester am Stück. Das Diplomstudium beinhaltet des Weiteren drei Studienabschnitte.
Assistenzarzt Beruf: Tätigkeiten und Aufgaben
Nach dem fertigen Medizinstudium sind Jungmediziner automatisch Assistenzärzte, sofern sie sich auf eine geeignete Kliniktätigkeit bewerben.
Genau wie der Arztberuf ist die Assistenzarzt Tätigkeit vielfältig und geht mit facettenreichen Aufgaben einher, welche hier dargelegt sind:
- Patientenbetreuung auf der Station: Assistenzärzte sind die ersten Ansprechpartner und Betreuer der Patienten. Damit verbunden sind Visiten, Medikamente verschreiben oder Blutabnahmen.
- Aufklärung der Patienten über Konsequenzen und Risiken von Behandlungen
- Dokumentation von Behandlungsabläufen und Untersuchungsergebnissen
- Erstellung von Anträgen und Gutachten
- Durchführung ärztlicher Untersuchungen (Aufnahmeuntersuchungen)
- Durchführung medizinischer Eingriffe unter Aufsicht und Anleitung eines Oberarztes und Dokumentation dieser
Im Gegensatz zu einem Facharzt sind Assistenzärzte in ihren Rechten sowie Verantwortungsbereichen jedoch eingeschränkt. Denn es erfolgt eine Anleitung der jungen Mediziner durch einen Oberarzt, manchmal sogar durch einen Chefarzt. Bei Fragen und Problemen sind diese erste Ansprechpartner und ebenso verantwortlich für die Handlungen der Assistenzärzte innerhalb der Zuständigkeitsbereiche des jeweiligen Chef- oder Oberarztes.
Assistenzarztausbildung: Arzt in Weiterbildung
Einen Assistenzarzt bezeichnet man oftmals als einen “Arzt in Weiterbildung”, da sich dieser in der Weiterbildung zum Facharzt befindet. Seit dem 01.06.2015 gilt überdies, dass jeder angehende Mediziner eine 9-monatige Basisausbildung unabhängig des weiteren Ausbildungsweges erbringen muss. Im Zuge dessen werden chirurgische, konservative sowie notfallmedizinische Fächer behandelt, in welchen Jungmediziner praktische Erfahrungen sammeln sollen.
Die Facharztausbildung
Anschließend müssen junge Ärzte, welche eine Facharztausbildung absolvieren möchten, in die Sonderfach-Grundausbildung (SFG). Die Dauer ist fachabhängig. Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung (SFS) ist danach vorgesehen, wobei die Dauer ebenfalls mit dem gewählten Fach zusammenhängt. Die variierende Dauer beruht auf fachlich-medizinischen Gründen.
Im Fach Innere Medizin beträgt die Sonderfach-Grundausbildung zum Beispiel 27 Monate. Die restlichen 36 Monate müssen junge Mediziner im Fachgebiet Allgemeine Innere Medizin oder in einem internistischen Schwerpunkt wie Rheumatologie oder Kardiologie verbringen.
Im Hinblick auf die chirurgischen Fächer beträgt die Sonderfach-Grundausbildung im Gegenzug 15 bis 36 Monate. Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung dauert je nach gewähltem Schwerpunkt 27 bis 48 Monate. Die Schwerpunktausbildung kann dabei ebenso in Gebieten wie Neuro- oder Thoraxchirurgie durchgeführt werden.
Erwähnenswert ist zudem, dass im Fach Anatomie die neunmonatige Basisausbildung wegfällt, da man direkt mit der Grundausbildung startet. Generell existieren für den Großteil der Fächer sieben Module, aus denen man drei wählt. In dem ein oder anderen Fach gibt es allerdings nur ein verpflichtendes Modul.
Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin
Wenn man in der Allgemeinmedizin tätig sein will, sind nach der Basisausbildung alternativ zur Facharztausbildung 27 Monate Weiterbildung im Krankenhaus als “Spitalturnus-Arzt” vorgesehen. Nach einem Jahr darf man hierbei bereits in einer Lehrpraxis arbeiten.
Insgesamt müssen frischgebackene Mediziner mit einer Dauer von 42 Monaten rechnen, wenn sie die Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin absolvieren möchten. Nach dem Spitalsturnus muss des Weiteren eine verpflichtende Ausbildung im Fach Allgemeinmedizin stattfinden.
Hierbei ist eine sechsmonatige Tätigkeit bei einem Arzt für Allgemeinmedizin, in einem Lehrambulatorium oder in einer Lehrgruppenpraxis vorgesehen. Nach der abgeschlossenen Prüfung zum Arzt für Allgemeinmedizin haben junge Doktoren das Recht, zu praktizieren. Sie erhalten dementsprechend nach der in etwa dreijährigen Ausbildung das jus practicandi. Im Gegenzug beläuft sich die Dauer einer Facharztausbildung auf etwa 6 Jahre.
Doch der Turnusarzt ist nicht nur eine Tätigkeit für Mediziner, die gerne Hausarzt werden möchten. Da die Facharztstellen einer Begrenzung unterliegen, überbrücken junge Mediziner oftmals die Zeit bis zum Beginn der Facharztausbildung mit einem Turnus.
Der Verdienst als Assistenzarzt
Das Assistenzarzt Gehalt variiert je nach Bundesland, da sich die Tarife unterscheiden. Zusätzliche Variablen sind hierbei Nacht- und Wochenenddienste, Gefahrenzulage, Überstundenvergütung sowie Assistenzarzt- oder Operationszulage.
Es gilt zwar seit Beginn 2015, dass man nicht über die 48 Wochenstunden inklusive Überstunden hinausgehen darf. Doch in den Universitätskliniken gibt es eine Ausnahme, bei welcher man mit einer schriftlichen Zustimmung (Opt-out) deutlich mehr arbeiten darf. In dieser Zeit kann man dann sogar bis zu 70 % zum Grundgehalt dazuverdienen, wenn man Wochenend- und Nachtdienste dazu rechnet.
Generell gibt es allerdings zahlreiche Faktoren, welche das Assistenzarzt Gehalt in Österreich beeinflussen. Aus diesem Grund können lediglich exemplarisch Beispiele gebracht werden. So beläuft sich in Kärnten das Einstiegsgehalt eines Assistenzarztes bei 48 Wochenstunden inklusive vier Nachtdiensten, hiervon ein Nachtdienst am Wochenende, auf 4.590 €.
In Oberösterreich verdient ein Assistenzarzt bei 48 Wochenstunden ohne Zulagen für Nachtdienste 3.334 €, in der Steiermark 3.119 €. Im Kontrast dazu beläuft sich ein Grundgehalt als Assistenzarzt in Tirol bei wöchentlich 40 Stunden mit einer optionalen Zeitausgleichsregelung und Überstundenpauschale auf 4.116 €.
Bewerbung und Berufseinstieg als Assistenzarzt
Bevor man sich auf irgendeine Stelle bewirbt, sollte man sich über seine Vorstellungen einer Assistenzarzt Stelle im Klaren sein. Möchte man in einer kommunalen Klinik arbeiten? Oder doch eher in einem Uniklinikum?
Hat man eine Stelle gefunden, welche passen könnte, ist eine vollständige und aussagekräftige Bewerbung darüber hinaus elementar. Zuerst sollte man den Ansprechpartner ermitteln, sofern er oder sie nicht ausgeschrieben ist.
Somit wirkt gerade das Anschreiben persönlicher, wenn man den oder die Verantwortliche/n feststellen konnte. Außerdem kann man hiermit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem man bestenfalls noch ein paar Fragen zur Stelle vorbereitet, welche man im Rahmen eines Telefonates stellt.
Anschließend sollte man diese Unterlagen in einer Bewerbungsmappe sammeln:
- Ein Anschreiben bzw. Bewerbungsschreiben
- Lebenslauf mit den relevantesten Informationen
- Kopien von Zeugnissen und dem abgeschlossenen Diplom
Worauf man bei einer gelingenden Bewerbung zudem achten sollte, ist in dem Artikel Die perfekte Bewerbung: Tipps und Tricks für Ärzte detailliert beschrieben.
Assistenzarzt Stellenangebote finden
Passende Stellenangebote für Assistenzärzte sind bei praktischArzt zu finden. Dort werden zahlreiche Assistenzarztstellen in Österreich gelistet.
Hier geht es direkt zu passenden Assistenzarzt Stellenangeboten.