Fachärzte für Gastroenterologie und Hepatologie sind Spezialisten für Erkrankungen des Verdauungstraktes (Speiseröhre, Magen, Darm), der Leber und der Gallenwege. Die beiden Fachgebiete gehören zum weiten Bereich der Inneren Medizin. Ihre Zusammenfassung in einer fachärztlichen Ausbildung macht durchaus Sinn. Denn zwischen Lebererkrankungen und Verdauungserkrankungen bestehen häufig Wechselwirkungen. Im folgenden Beitrag befassen wir uns näher mit der Organisation und den Inhalten der fachärztlichen Ausbildung in Österreich sowie mit den Job- und Verdienstchancen.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Gastroenterologen widmen sich allen Erkrankungen, die den Verdauungstrakt betreffen. Häufig geht es um chronisch-entzündliche Darm- oder Magenerkrankungen, Tumorerkrankungen und Infektionskrankheiten. In der Diagnostik und Therapie werden bildgebende Verfahren wie Sonografie und Endoskopie eingesetzt. Zu den gastroenterologischen Aufgaben zählen auch Ernährungsberatung, das Setzen von Infusionen mit Nährstofflösungen und die Applikation von Ernährungssonden. Prävention nimmt einen wichtigen Stellenwert in der Tätigkeit ein, da viele Erkrankungen durch gesunde Lebensweise vermieden werden können und Früherkennung die Heilungschancen signifikant verbessert. Eine der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen ist die Darmspiegelung (Koloskopie).
Die Hepatologie wird in der Regel als Spezialgebiet der Gastroenterologie gesehen, nicht als eigenes Fach. Leber- und Gallenerkrankungen können auf angeborenen Anomalien und Fehlbildungen beruhen. Relativ häufig kommen auch virusbedingte Entzündungen (insbesondere verschiedene Formen der Hepatitis) und bakterielle Infektionen vor. Oft “zivilisationsbedingt” ist die Fettleber, mit der Leberzirrhose oder Lebertumoren als möglichen extremen Weiterungsformen. Eines der häufigsten – und vergleichsweise harmlosen – hepatologischen Probleme stellen Gallensteine dar.
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie – Die Weiterbildung im Überblick
Rechtliche Grundlage der fachärztlichen Weiterbildung ist die österreichische Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 – ÄAO 2015, insbesondere sind es die speziellen Vorgaben für das “Sonderfach Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie”.
Ziele
Das Ziel der fachärztlichen Weiterbildung besteht allgemein in der Befähigung zur selbständigen Ausübung der Medizin im jeweiligen Sonderfach – ob als Klinikarzt, in einer Ambulanz oder als selbständiger Arzt. Dazu sollen die notwendigen fachspezifischen Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten vermittelt werden. Die Facharztausbildung setzt dabei jeweils auf der allgemeinärztlichen Ausbildung auf. Sie ist Voraussetzung für die Weiterqualifizierung.
Dauer
Die meisten Facharztausbildungen, so auch die zum Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie, sehen einen dreistufigen Ablauf vor:
- 9monatige Basisausbildung: Die Basisausbildung ist fachunabhängig und übergreifend. Sie dient dem Erwerb der klinischen Basiskompetenz in chirurgischen und konservativen Fachgebieten;
- 27monatige Sonderfach-Grundausbildung: zielt auf die Vermittlung von Basiskompetenzen im Sonderfachgebiet “Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie”;
- 36monatige-Schwerpunktausbildung: hier sieht die ÄAO für angehende Gastroenterologen und Hepatologen eine 36monatige Schwerpunkt-Ausbildung vor. Wird das wissenschaftliche Modul gewählt, verkürzt sich dieser Ausbildungsabschnitt auf 27 Monate.
Inhalt
Das Sonderfach umfasst neben der gesamten Inneren Medizin mögliche Erkrankungen des Magen-/Darmtrakts, der Leber, der Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse. Alle diagnostischen und therapeutischen Verfahren in diesem Zusammenhang werden ebenfalls gelehrt. Es geht um eine umfassende Vermittlung von Kenntnissen zur Prävention, Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung von Erkrankungen.
Sonderfach-Grundausbildung
- Psychosoziale, umweltbedingte, arbeitsbedingte und interkulturelle Risiken und Erkrankungen der Inneren Medizin und aller internistischen Teilgebiete
- Immunologie
- Humangenetik
- Nuklearmedizin
- Strahlenschutz
- Transplantationsnachsorge
- Densitometrie
- Interventionelle Techniken und Angiographien
- Psychosomatische Medizin
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Labortechnisch gestützte Nachweisverfahren mit visueller oder apparativer Auswertung
- Psychogene Symptome, somatopsychische Reaktionen und psychosoziale Zusammenhänge einschließlich der Krisenintervention sowie der Grundzüge der Beratung und Führung Suchtkranker
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Schmerztherapie
- Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung von Ätiologie, Symptomatologie, Anamneseerhebung und Exploration, Diagnostik und Differenzialdiagnostik innerer Erkrankungen sowie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie
- Grundlegenden Erfahrungen in den Kernfächern:
- Angiologie
- Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen inkl. Durchführung und Dokumentation von Diabetikerinnen-und Diabetikerbehandlungen
- Gastroenterologie und Hepatologie
- Hämatologie – internistische Onkologie
- Infektiologie
- Intensivmedizin
- Kardiologie
- Nephrologie
- Pneumologie
- Rheumatologie
- Klinische Pharmakologie
- Fachspezifische Geriatrie
- Fachspezifische Palliativmedizin
- Fachspezifische psychosomatische Medizin
- Internistisch präoperative Beurteilung
- Indikationsstellung, sachgerechte Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsgebiet, Durchführung von fachspezifischen Funktionstests
- Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
- Suchterkrankungen und deren interdisziplinäre Betreuung
- Gesundheitsberatung, Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Ernährungsbedingte Gesundheitsstörungen einschließlich diätetischer Beratung sowie Beratung und Schulung
- Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen und Wiederbelebung
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und Behandlungen
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei multimorbiden Patientinnen und Patienten mit inneren Erkrankungen
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Maßnahmen
Sonderfach-Schwerpunktausbildung
In der Schwerpunktausbildung besteht die Wahlmöglichkeit zwischen dem Modul “Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie” und dem wissenschaftlichen Modul. Das wissenschaftliche Modul ist ein für alle Sonderfachrichtungen gleichartig gestaltetes Modul zur Qualifizierung im Bereich wissenschaftlicher Tätigkeit.
- Ätiologie, Pathogenese, Pathophysiologie und Symptomatologie gastroenterologischer und hepatologischer Erkrankungen sowie Diagnostik, Prognose und Therapie gastroenterologischer und hepatologischer Erkrankungen
- Funktionsdiagnostische Untersuchungen der Verdauungsorgane einschließlich Atemtests
- Indikation und prognostische Beurteilung von operativen Behandlungen im Bereich des Verdauungstrakts, seiner Anhangsdrüsen sowie der Therapie postoperativer Zustände inkl. Lebertransplantation
- Interpretation genetischer Befunde und genetischer Beratung
- Indikation und prognostische Beurteilung einer Strahlentherapie bei malignen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts und seiner Anhangsdrüsen
- Diätetik und ihre Anwendung bei Erkrankungen des Verdauungstrakts inkl. Einführung von Ernährungssonden und i.v. Ernährungstherapie
- Interventionelle Radiologie des Verdauungstrakts einschließlich radiologisch gezielter Biopsietechniken, Drainage, Dilatationsverfahren sowie fachspezifische Interpretation von röntgen- und nuklearmedizinischen Befunden
- Grundlagen des Strahlenschutzes
- Diagnostik und Therapie psychosomatischer Erkrankungen mit Manifestation am Gastrointestinaltrakt
- Diagnostik und Therapie proktologischer Erkrankungen
- Systemische und lokale Chemotherapien bei malignen Erkrankungen des Verdauungstrakts und seiner Anhangsdrüsen, Teilnahme an Tumorboards
- Diagnostik und Therapie spezifischer gastroenterologischer und hepatologischer Erkrankungen, insbesondere:
- von Ösophaguserkrankungen
- von Magen- und Zwölffingerdarmerkrankungen
- von Dünndarmerkrankungen
- von Pankreaserkrankungen
- von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
- von angeborenen, metabolischen, immunologischen, chronischen und akuten Lebererkrankungen
- von Hepatitiden
- Indikationen für Lebertransplantation und Management nach Lebertransplantation
- gastrointestinaler und hepataler Infektionskrankheiten
- von gastrointestinalen Tumoren, Pankreastumoren, Lebertumoren und neuroendokrinen Tumoren in interdisziplinärer Kooperation
- Differenzialdiagnostik und Therapie von Durchfallerkrankungen
- von funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen
- Indikation und Beurteilung der Endosonographie
- Indikation und Beurteilung der Kapselendoskopie
- Fachspezifische Interpretation histologischer und zytopathologischer Befunde im Bereich der Gastroenterologie und Hepatologie
Facharztprüfung Gastroenterologie und Hepatologie
Die Weiterbildung kann nur mit der Facharztprüfung erfolgreich abgeschlossen werden. Damit soll die Befähigung nachgewiesen werden, die alltäglichen Anforderungen als Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie kompetent und selbständig erfüllen zu können.
Die Prüfung besteht aus zwei Teilen:
- der Grundprüfung “Innere Medizin” als allgemein vorgeschriebener Teilprüfung für alle internistischen Sonderfächer und
- der Schwerpunktprüfung “Gastroenterologie und Hepatologie”.
Die Grundprüfung findet als Multiple-Choice-Test auf Papier oder in elektronischer Form statt. Es sind 120 Fragen mit jeweils 5 Antwortmöglichkeiten zu bearbeiten. Die Schwerpunktprüfung erfolgt in Form einer strukturierten mündlichen Prüfung. Dabei werden 8 Musterfälle mit typischer Symptomatik aus dem Fachgebiet abgefragt. Die Anmeldung zur Grundprüfung ist frühestens 33 Monate nach Start der Grundausbildung möglich, die Anmeldung zur Schwerpunktprüfung frühestens nach 53 Monaten.
Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie – Gehalt
Spezielle Gehaltsuntersuchungen für Gastroenterologen und Hepatologen gibt es für Österreich nicht. Als Orientierungsmarke können die Gehälter für Fachärzte für Innere Medizin dienen. Diese bewegen sich nach Angaben eines großen Internet-Stellenportals im Schnitt bei Anstellungstätigkeit in einer Klinik in der Größenordnung von 62.100 Euro pro Jahr. Dabei besteht ein Gehaltsrahmen von 68.400 Euro bis 48.700 Euro. In Wien verdient man am besten, dort sind aber auch die Lebenshaltungskosten am höchsten.
Da Gastroenterologen und Hepatologen ausgewiesene Spezialisten sind, dürfte bei den Gehaltspotentialen auch noch mehr drin sein. Bei den Angaben handelt es sich um Fix-Angaben. Der tatsächliche Verdienst kann durch variable Gehaltbestandteile und Zulagen deutlich höher liegen – bis zu 90.000 Euro im Jahr. Allerdings gilt: bei einer vergleichbaren Anstellung in Deutschland oder der Schweiz sind die Verdienstchancen oft besser.
Das Gehalt als niedergelassener Facharzt wird wesentlich von den Rahmenbedingungen der jeweiligen Praxis bestimmt. Die Verdienstmöglichkeiten liegen oft höher als in Anstellungstätigkeit, dafür ist auch das wirtschaftliche Risiko größer. 75.000 bis 85.000 Euro Jahresverdienst sind möglich, zum Teil sogar über 100.000 Euro.
Jobs als Gastroenterologe
Gastroenterologen arbeiten in Kliniken oder in Gesundheitszentren – hier in der Regel in Anstellungsverhältnissen – oder als selbständige niedergelassene Ärzte. Viele Krankenhäuser verfügen über eine gastroenterologische Abteilung oder Ambulanz.
In gastroentorologischen Abteilungen werden üblicherweise schwere Fälle behandelt, die einen stationären Aufenthalt erfordern – häufig im Zusammenhang mit Krebserkrankungen und schweren Verlaufsformen wie Leberzirrhose oder akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung. Hier sind Patienten auch oft für chirurgische Eingriffe (Lebertransplantation, Tumorentfernung usw.) vorzubereiten.
In Ambulanzen werden Fälle behandelt, die keinen stationären Aufenthalt erfordern. Meist geht es in der Ambulanz um chronische Virusinfektionen, Autoimmunkrankheiten, Stoffwechselerkrankungen der Leber und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die Behandlung erfolgt üblicherweise in enger Abstimmung mit Hausärzten. Eine Ambulanz kann an eine Klinik angebunden sein, oft ist sie auch Teil eines Gesundheitszentrums.
In gastroenterologischen Facharztpraxen wie in Gesundheitszentren stehen in der Regel minder schwere gastroenterologische und hepatologische Probleme auf der Agenda. Früherkennung und Prävention spielen eine große Rolle. Vielfach wird die selbständige Tätigkeit im Rahmen einer Einzelpraxis ausgeübt, es besteht aber auch die Möglichkeit gemeinschaftlich zu arbeiten – zum Beispiel als Gastroenterologe in einer internistischen Gemeinschaftspraxis mit Spezialisierungen für unterschiedliche internistische Fachgebiete.
Passende Stellenangebote in der Gastroenterologie und Hepatologie
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