Die Ansteckung mit Krankheitserregern begleitet den Menschen seit den Anfängen seiner Existenz. Welche Auswirkungen das haben kann, ist wohl selten so deutlich geworden wie in der Corona-Pandemie. Mit der Erforschung und Behandlung von Infektionskrankheiten befasst sich die Infektiologie. Als Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie kann man sich in diesem Bereich spezialisieren. Selten waren Wissen und Erfahrung dieser Disziplin so gefragt wie heute. Im Folgenden geben wir einen Überblick über die entsprechende Facharztausbildung in Österreich und befassen uns mit den Berufs- und Verdienstchancen als Infektiologe.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Infektionskrankheiten gehören zum menschlichen Leben. Viele Infektionen bedürfen keiner speziellen medizinischen Behandlung wie zum Beispiel der landläufige Schnupfen. Nicht erst seit Corona ist uns aber bewusst geworden, dass viele Infektionen auch schwere Gesundheitsfolgen haben können und schlimmstenfalls tödlich enden. Gerade im Zeitalter der Globalisierung und intensiver weltweiter Reiseaktivitäten breiten sich Infektionen schneller aus als in früheren Zeiten. Das alte infektiologische Spezialgebiet Tropenmedizin hat vor diesem Hintergrund ganz neue Bedeutung erlangt – im Übrigen auch im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung. Heute findet man in unseren Breiten Erkrankungen aus der klassischen Tropenmedizin, weil sich tropische Krankheitsüberträger inzwischen bei uns heimisch fühlen. Eine weitere infektiologische Problematik ist die der multiresistenten Keime, die gerade im Krankenhausbetrieb große Sorgen bereiten.
Um alle diese Themen kümmert sich der Infektiologe. Die Medizin der Infektionskrankheiten ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit Erforschung und Behandlung von Infektionen beschäftigt. Vorbeugung, Diagnostik und Therapie von Infektionen sind Kernaufgaben des Infektiologen. Das große Spektrum der Infektionskrankheiten und Tropenmedizin eröffnet ein breites Tätigkeitsfeld und ist herausfordernd. Kaum ein Bereich der Inneren Medizin und der Humanmedizin bleibt unberührt. Interdisziplinäre Zusammenarbeit gehört daher zum Tätigkeitsprofil des Infektiologen. Gerade bei der Betreuung von infizierten Patienten ist sehr oft Interdisziplinarität gefragt.
Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie – Die Weiterbildung im Überblick
In Österreich kann man sich als Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie spezialisieren. Geregelt ist die Facharztausbildung in der österreichischen Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 (ÄAO 2015). Wie jede Facharztausbildung ist sie als Weiterbildung konzipiert, die auf der allgemeinärztlichen Ausbildung aufbaut. Die Infektiologie gehört zu den sogenannten internistischen Sonderfächern. Das heißt, neben dem Spezialgebiet der Ansteckungskrankheiten steht die gesamte Innere Medizin auf dem Lehrplan.
Ziele
Die Facharztausbildung soll dazu befähigen, infektiologische Erkrankungen zuverlässig zu verhindern, zu erkennen und konservativ zu behandeln und einzudämmen. Nach dem Abschluss der Ausbildung soll man in der Lage sein, selbständig und eigenverantwortlich als Internist und Infektiologe tätig zu sein.
Dauer und Gliederung
Die Weiterbildung im Sonderfach Innere Medizin und Infektiologie ist auf insgesamt 72 Monate angelegt und umfasst folgende Abschnitte:
- 9monatige – für alle Facharztausbildungen gleiche – Basisausbildung;
- 27monatige Sonderfach-Grundausbildung;
- 36monatige infektiologische Sonderfach-Schwerpunktausbildung.
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung besteht aus dem Modul Innere Medizin und Infektiologie sowie aus einem optional wählbarem wissenschaftlichen Modul. Wird dieses gewählt, verkürzt sich der internistische und infektiologische Teil auf 27 Monate.
Inhalte
Die Basisausbildung ist eine Grundlagenausbildung für alle angehenden Fachärzte. Sie bietet das allgemeine Rüstzeug für eine ärztliche Tätigkeit im Krankenhaus. Basiskompetenzen in chirurgischen und konservativen Fachgebieten sollen erworben werden. Dafür wird das entsprechende Wissen vermittelt.
Die Sonderfach-Grundausbildung deckt das Spektrum der Inneren Medizin ab. Es geht um Vermittlung von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten. Wissensmäßig stehen alle internistischen Gebiete von A wie Angiologie bis Z wie Zytologie auf dem Programm. Es werden aber auch übergreifende Inhalte vermittelt wie internistische Palliativmedizin, Geriatrie, Beratung und Prävention, interdisziplinäre Koordination, Arzthaftung und -dokumentation usw..
Sonderfach-Grundausbildung
- Psychosoziale, umweltbedingte, arbeitsbedingte und interkulturelle Risiken und Erkrankungen der Inneren Medizin und aller internistischen Teilgebiete
- Immunologie
- Humangenetik
- Nuklearmedizin
- Strahlenschutz
- Transplantationsnachsorge
- Densitometrie
- Interventionelle Techniken und Angiographien
- Psychosomatische Medizin
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Labortechnisch gestützte Nachweisverfahren mit visueller oder apparativer Auswertung
- Psychogene Symptome, somatopsychische Reaktionen und psychosoziale Zusammenhänge einschließlich der Krisenintervention sowie der Grundzüge der Beratung und Führung Suchtkranker
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Schmerztherapie
- Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung von Ätiologie, Symptomatologie, Anamneseerhebung und Exploration, Diagnostik und Differenzialdiagnostik innerer Erkrankungen, sowie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie
- Grundlegenden Erfahrungen in den Kernfächern:
- Angiologie
- Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen, inklusive Durchführung und Dokumentation von Diabetikerinnen und Diabetikerbehandlungen
- Hepatologie
- Hämatologie – internistische Onkologie
- Infektiologie
- Intensivmedizin
- Kardiologie
- Nephrologie
- Pneumologie
- Rheumatologie
- Klinische Pharmakologie
- Fachspezifische Geriatrie
- Fachspezifische Palliativmedizin
- Fachspezifische psychosomatische Medizin
- Internistisch präoperative Beurteilung
- Indikationsstellung, sachgerechte Probengewinnung und-behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsgebiet, Durchführung von fachspezifischen Funktionstests
- Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
- Suchterkrankungen und deren interdisziplinäre Betreuung
- Gesundheitsberatung, Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Ernährungsbedingte Gesundheitsstörungen einschließlich diätetischer Beratung, sowie Beratung und Schulung
- Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen und Wiederbelebung
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und Behandlungen
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei multimorbiden Patientinnen und Patienten mit inneren Erkrankungen
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Maßnahmen
Sonderfach-Schwerpunktausbildung
In der Sonderfach-Schwerpunktausbildung geht es dann speziell um Untersuchung, Diagnose und medizinische Behandlung von Infektionskrankheiten. Kenntnisse der Epidemiologie und der klinischen Mikrobiologie von Viren, Prionen, Bakterien, Pilzen und Parasiten bilden wichtiges Basiswissen und sind entsprechend Ausbildungsinhalt. Besonderes Augenmerk wird auf schwere Erkrankungen wie HIV, AIDS, infektiöse Hepatitis oder Tuberkulose gelegt. Auch die Tropenmedizin ist Teil der Ausbildung, insbesondere im Zusammenhang mit Reiserückkehrern sind Kenntnisse in Tropenmedizin relevant. Ebenfalls auf dem Lehrplan: richtige Isolierung von Infizierten sowie Prävention durch Impfungen und Umgang mit möglichen Impfreaktionen.
- Ätiologie, Pathophysiologie, Immunologie, Biochemie, Pathologie, Symptomatologie, Diagnostik, Differentialdiagnostik, Therapie, Prävention von einheimischen und importierten Infektionskrankheiten
- Infektionsepidemiologie inkl. Resistenzentwicklung von Erregern gegen Antiinfektiva, mit ökonomischen, umwelthygienischen und sozialmedizinischen Aspekten
- Interpretation immunologischer Untersuchungsmethoden aus dem Bereich der Infektiologie
- Prävention, Management und Behandlung nosokomialer Infektionen inkl. Infektionen bei Intensivpatientinnen und -patienten
- Prävention, Management und Behandlung von durch Vektoren und/oder Tiere übertragbare infektiöse Erkrankungen
- Prävention, Management und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit isolierpflichtigen Erkrankungen
- Prävention, Management und Behandlung von sexuell übertragbaren Erkrankungen
- Prävention, Management und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Fieber unklarer Genese
- Prävention, Management und Behandlung von Infektionen bei angeborenen und erworbenen Immundefekten und damit assoziierte Infektionskrankheiten und opportunistische Infektionen
- Klinische Mikrobiologie von Viren, Prionen, Bakterien, Pilzen und Parasiten
- Durchführung und Interpretation mikrobiologischer Schnelltests in relevanten Untersuchungsmaterialien
- Antiinfektive Therapie von Infektionskrankheiten, hervorgerufen durch Bakterien, Viren, Pilze, Protozoen, Würmer, Ektoparasiten und andere Krankheitserreger
- Aktive und passive Immunisierung inkl. der Erkennung von Impfkomplikationen und der Interpretation serologischer Methoden zur Beurteilung der Immunität nach Schutzimpfungen
- Behandlung von Krankheiten des/der Reiserückkehrers/in
- Krankenhaushygiene
- Rechtliche Bestimmungen einschließlich des Meldewesens bei Infektionskrankheiten
- Besonderheiten von Infektionen bei geriatrischen Patientinnen und Patienten
- Ätiologie, Pathophysiologie, Immunologie, Biochemie, Pathologie, Symptomatologie, Diagnostik, Differentialdiagnostik, Therapie, Prävention von einheimischen und importierten Infektionskrankheiten
- Infektionsepidemiologie inkl. Resistenzentwicklung von Erregern gegen Antiinfektiva mit ökonomischen, umwelthygienischen und sozialmedizinischen Aspekten
- Interpretation immunologischer Untersuchungsmethoden aus dem Bereich der Infektiologie
- Prävention, Management und Behandlung nosokomialer Infektionen inkl. Infektionen bei Intensivpatientinnen und -patienten
- Prävention, Management und Behandlung von durch Vektoren und/oder Tiere übertragbare infektiöse Erkrankungen
- Prävention, Management und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit isolierpflichtigen Erkrankungen
- Prävention, Management und Behandlung von sexuell übertragbaren Erkrankungen
- Prävention, Management und Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Fieber unklarer Genese
- Prävention, Management und Behandlung von Infektionen bei angeborenen und erworbenen Immundefekten und damit assoziierte Infektionskrankheiten und opportunistische Infektionen
- Klinische Mikrobiologie von Viren, Prionen, Bakterien, Pilzen und Parasiten
- Durchführung und Interpretation mikrobiologischer Schnelltests in relevanten Untersuchungsmaterialien
- Antiinfektive Therapie von Infektionskrankheiten, hervorgerufen durch Bakterien, Viren, Pilze, Protozoen, Würmer, Ektoparasiten und andere Krankheitserreger
- Aktive und passive Immunisierung inkl. der Erkennung von Impfkomplikationen und der Interpretation serologischer Methoden zur Beurteilung der Immunität nach Schutzimpfungen
- Behandlung von Krankheiten des/der Reiserückkehrers/in
- Tropen- und Reiseberatung inkl. Tauglichkeitsuntersuchungen und spezifischer Prophylaxe
- Besonderheiten von Infektionen bei geriatrischen Patientinnen und Patienten
Das wissenschaftliche Modul ist auf spätere Funktionen in Forschung und Lehre ausgerichtet. Hier lernt der angehende Infektiologe u.a. Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens, Studiendesign oder statistische Auswertungsmethoden. Auch grundsätzliche Themen wie Wissenschaftsethik und -theorie werden behandelt.
Facharztprüfung Innere Medizin und Infektiologie
Für die Facharztprüfung ist die Österreichische Ärztekammer zuständig. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen: aus der Grundprüfung Innere Medizin, die sich auf die Inhalte der Sonderfach-Grundausbildung bezieht, und aus der Schwerpunkt-Prüfung Infektiologie.
Die Grundprüfung findet als Multiple-Choice-Test in schriftlicher oder elektronischer Form statt. In vier Stunden sind 120 Fragen mit jeweils 5 Antwortmöglichkeiten zu bearbeiten. Mindestens 65 Prozent müssen richtig beantwortet sein. Die Anmeldung zur Prüfung ist frühestens nach Abschluss der Basisausbildung und von 24 Monaten der Grundausbildung möglich.
Die Schwerpunkt-Prüfung erfolgt als zweistündige mündlich-strukturierte Prüfung. Es werden acht praktische Fallbeispiele mit Unterfragen abgeprüft. Um die Prüfung zu bestehen, müssen mindestens 6 von 8 Fallbeispielen positiv bewertet sein und in allen Fällen muss ein Mindeststandard erreicht werden. Die Gesamtbewertung ist “bestanden” oder “nicht bestanden”. Die Anmeldung ist frühestens nach Abschluss von Basisausbildung, Grundausbildung und Absolvierung von mindestens 17 Monaten der Schwerpunktausbildung möglich.
Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie – Gehalt
Der “Markt ” für Infektiologen in Österreich ist (noch) zu klein für allgemeingültige Gehaltsaussagen. Als Orientierungswert für Gehaltsperspektiven können Facharztgehälter dienen. Diese bewegen sich im Schnitt bei knapp 60.000 Euro p.a.. Dabei gibt es eine erhebliche Bandbreite. Berufserfahrung, Funktion und Alter spielen eine Rolle, ebenso der jeweilige Arbeitgeber bzw. Krankenhaus-Träger. Als niedergelassener Arzt ist mehr möglich. Verdienste deutlich oberhalb von 100.000 Euro sind nicht unrealistisch.
Jobs als Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie
Ausgebildete Infektiologen sind in der österreichischen Ärztelandschaft eine ausgesprochene Rarität. Erst im Zuge des Corona-Geschehens ist erkannt worden, dass enormer Nachholbedarf besteht. Angehende Infektiologen haben daher beste Berufsaussichten. Tätigkeitsmöglichkeiten bestehen im Klinikbereich, bei der ambulanten Versorgung, als niedergelassener Arzt oder in Lehre und Forschung.
Eigene infektiologische Abteilungen gibt es vor allem bei Universitätskliniken und sind dort üblicherweise der Inneren Medizin zugeordnet. Eine anerkannte Institution ist zum Beispiel die Klinische Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin an der Medizinischen Universität Wien.
Aufgrund der breiten internistischen Ausbildung besteht grundsätzlich auch die Option, sich mit einer Praxis selbständig zu machen. Eine reine Ausrichtung auf Infektionskrankheiten ist selten, in der Regel werden mehrere Schwerpunkte abgedeckt – in einer Gemeinschaftspraxis auch mit anderen Ärzten. Naheliegend ist ein Schwerpunkt Infektiologie und Tropenmedizin. Häufig findet man auch die Kombination von Klinik-Tätigkeit und Praxis-Tätigkeit.
Passende Stellenangebote in der Infektiologie
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