Intensivmedizin als ärztliches Fachgebiet befasst sich mit der Behandlung, Versorgung und Überwachung von Patienten, die sich in akut lebensbedrohlichem Zustand befinden bzw. entsprechend erkrankt sind. Einsatzort ist typischerweise die Intensivstation eines Krankenhauses. Für eine intensivmedizinische ärztliche Tätigkeit bedarf es besonderer Kenntnisse. Diese werden in Österreich im Rahmen der Facharztausbildung Innere Medizin und Intensivmedizin erworben. Wir geben einen Überblick über diese Ausbildung, außerdem über Aufgaben, Tätigkeiten, Job- und Verdienstchancen.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Innere Medizin und Intensivmedizin – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Intensivmediziner haben sich auf medizinische Versorgung von Patienten ausgerichtet, die akut lebensbedroht sind und einer besonders eingehenden Betreuung und Überwachung bedürfen. Zentrale Aufgabe der intensivmedizinischen Versorgung ist die Überwachung und Sicherstellung der Funktionen von Atmung, Herz und Kreislauf sowie anderer lebenswichtiger Organe.
Weitere Tätigkeiten sind die Diagnose und Behandlung von Infektionen sowie akuten und chronischen Erkrankungen der inneren Organe. Auch die Regelung und Steuerung von Abläufen auf der Intensivstation fällt in das Zuständigkeitsgebiet des Intensivmediziners. Bei Hirntod eines Patienten stellt der Intensivmediziner zusammen mit einem Neurologen oder Neurochirurgen den unwiederbringlichen Ausfall der Hirnfunktion fest. Zu den intensivmedizinischen Aufgaben gehört auch die Begleitung von Transporten von Intensivpatienten – zum Beispiel bei Verlegung in eine Klinik oder beim Klinikwechsel.
Facharzt für Innere Medizin und Intensivmedizin – Die Weiterbildung im Überblick
Rechtliche Grundlage der Aus- und Weiterbildung ist die Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 – ÄAO 2015. Sie regelt generell die allgemeinärztliche und fachärztliche Ausbildung in Österreich. Innere Medizin und Intensivmedizin stellt dabei ein eigenständiges Sonderfach dar, in dem eine Spezialisierung als Facharzt möglich ist.
Ziele
Das Ziel jeder fachärztlichen Aus- und Weiterbildung ist die Befähigung zur selbständigen Ausübung der Medizin im jeweiligen Sonderfach. Dazu werden die entsprechenden Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt. Sie bauen auf dem allgemeinmedizinischen Wissen auf. Der erfolgreiche Abschluss einer allgemeinmedizinischen Ausbildung ist Voraussetzung für die fachärztliche Weiterbildung.
Dauer
Wie bei jeder fachärztlichen Ausbildung in Österreich ist auch die internistische und intensivmedizinische Qualifikation als dreistufige Weiterbildung angelegt. Sie besteht aus:
- einer 9monatigen Basisausbildung;
- der 27monatigen Sonderfach-Grundausbildung;
- der 36monatigen Sonderfach-Schwerpunktausbildung.
Die Weiterbildung wird mit der Facharztprüfung abgeschlossen.
Inhalt
Die Basisausbildung ist fachübergreifender Bestandteil aller fachärztlichen Ausbildungsgänge in Österreich. Es geht darum, klinische Basiskompetenzen im Bereich konservativer und chirurgischer Behandlungen zu vermitteln – das Rüstzeug, um generell als Klinikarzt tätig werden zu können.
In der Sonderfach-Grundausbildung werden folgende internistische und intensivmedizinische Kenntnisse vermittelt:
- Psychosoziale, umweltbedingte, arbeitsbedingte und interkulturelle Risiken und Erkrankungen der Inneren Medizin und aller internistischen Teilgebiete
- Immunologie
- Humangenetik
- Nuklearmedizin
- Strahlenschutz
- Transplantationsnachsorge
- Densitometrie
- Interventionelle Techniken und Angiographien
- Psychosomatische Medizin
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Labortechnisch gestützte Nachweisverfahren mit visueller oder apparativer Auswertung
- Psychogene Symptome, somatopsychische Reaktionen und psychosoziale Zusammenhänge einschließlich der Krisenintervention sowie der Grundzüge der Beratung und Führung Suchtkranker
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Schmerztherapie
- Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung von Ätiologie, Symptomatologie, Anamneseerhebung und Exploration, Diagnostik und Differentialdiagnostik innerer Erkrankungen sowie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie
- Grundlegenden Erfahrungen in den Kernfächern:
- Angiologie
- Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen inkl. Durchführung und Dokumentation von Diabetikerinnen- und Diabetikerbehandlungen
- Gastroenterologie und Hepatologie
- Hämatologie – internistische Onkologie
- Infektiologie
- Intensivmedizin
- Kardiologie
- Nephrologie
- Pneumologie
- Rheumatologie
- Klinische Pharmakologie
- Fachspezifische Geriatrie
- Fachspezifische Palliativmedizin
- Fachspezifische psychosomatische Medizin
- Internistisch präoperative Beurteilung
- Indikationsstellung, sachgerechte Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsgebiet, Durchführung von fachspezifischen Funktionstests
- Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
- Suchterkrankungen und deren interdisziplinäre Betreuung
- Gesundheitsberatung, Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Ernährungsbedingte Gesundheitsstörungen einschließlich diätetischer Beratung sowie Beratung und Schulung
- Erkennen und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen und Wiederbelebung
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und Behandlungen
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei multimorbiden Patientinnen und Patienten mit inneren Erkrankungen
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Maßnahmen
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung im Bereich Innere Medizin und Intensivmedizin umfasst die Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen während Operationen, Notfallmedizin und Schmerzmedizin. Auch steht die Know How-Vermittlung zur Stabilisierung von Patienten nach großen OP’s sowie bei lebensbedrohlichen Zuständen und Erkrankungen im Fokus. Vermittelt wird intensivmedizinisches Behandlungsmanagement “rund um die Uhr” – konkret: die laufende Überwachung der Vitalfunktionen und falls erforderlich die Stabilisierung während diagnostischer und operativer Eingriffe von der künstlichen Beatmung über die künstliche Ernährung bis hin zur Organunterstützung.
Bei der Sonderfach-Schwerpunktausbildung stehen die folgenden Ausbildungsinhalte auf dem Lehrplan:
- Intensivmedizinische Aspekte der Bereiche Krankenhaushygiene, Krankenhausmanagement, Organisation, Recht und Ethik
- Organisation von Intensivstationen und ICU Standards – Koordination eines multidisziplinären Zugangs in Kooperation
- Management kritisch kranker Patientinnen und Patienten im Stationsteam
- Prinzipien der Kommunikation mit Patientinnen und Patienten/ Angehörigen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen
- Patientinnen-und Patientensicherheit mit besonderer Beachtung von Epidemiologie, Sicherheitskultur, Prinzipien von high reliability organisations (HRO)
- nationalen, europäischen und internationalen Richtlinien und Empfehlungen
- Qualitätssicherung, Risiko- und Fehlermanagement
- Indikatoren und Kennzahlen zu Qualität und Sicherheit der klinischen Versorgung
- Überwachung kritisch Kranker mit invasiven und nicht-invasiven Methoden
- Anwendung und Interpretation unterschiedlicher Monitoringverfahren
- Fachspezifische Befundinterpretation bildgebender Verfahren
- Pharmakologie, Pharmakokinetik, Pharmakodynamik und Medikamenteninteraktionen bei der Intensivpatientin und beim Intensivpatienten
- Grundlagen der inner- und prähospitalen Notfallmedizin: Pathophysiologie notfallmedizinisch relevanter Krankheitsbilder, Notfalldiagnostik und Notfalltherapie
- Reanimationsrichtlinien inkl. Postreanimationsmanagement
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie von Infektionen einschließlich Infektionsprophylaxe; besondere Problematik der immunsupprimierten Patientin und des immunsupprimierten Patienten, Sepsis
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie von kardiovaskulären Erkrankungen und kardiozirkulatorischen Störungen inkl. Ischämischer und entzündlicher Herzerkrankungen
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie pulmonaler Erkrankungen mit besonderer Berücksichtigung von respiratorischer Insuffizienz
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie von Nierenfunktionsstörungen, Indikation und Durchführung der Nierenersatztherapie
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie gastrointestinaler Erkrankungen
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie des akuten und chronischen Leberversagens und hepataler Erkrankungen
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie endokriner Erkrankungen und schwerer Stoffwechselstörungen inkl. Endokrinologie
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie von Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie von Störungen des Säure-Basenhaushaltes
- Pathophysiologie und Therapie von Gerinnungsstörungen inkl. Antikoagulantien-Therapie und Thrombolyse
- Pathophysiologie, Diagnose und Therapie sowie Überwachung von Patientinnen und Patienten mit cerebralen Zustandsbildern und neurologischen Erkrankungen, mit besonderer Berücksichtigung neurologischer Notfälle
- Pathophysiologie, Diagnose und Management von cerebraler Perfusionsstörung, Hypoxie, Hirndruck
- klinische Toxikologie, Giftelimination und Antidottherapie
- Verfahren der mechanischen Kreislaufunterstützung
- Intubations- und Extubationskriterien und verschiedene Beatmungsverfahren
- Indikationsstellung zur Tracheotomie, Management von Tracheostomien und Tracheostoma-assoziierten Komplikationen
- Durchführung kontinuierlicher Nierenersatztherapie
- Grundlagen der künstlichen Ernährung und Indikationsstellung für Ernährungssonden
- Aufnahmekriterien, Aufnahme und Planung organzentrierter Intensivbehandlung
- Durchführung intensivmedizinischer Standardverfahren
- Indikation, Auswahl und Anwendung invasiver Monitoringverfahren
- Anwendung der Entlassungskriterien aus der Intensivbehandlung
- Transport von Intensivpatientinnen und -patienten mit apparativer Unterstützung
- Behandlung von Infektionen und Planung eines mikrobiologischen Monitorings
- Endoskopie des Gastrointestinaltrakts
- Anlage von Ernährungssonden
- Perkutane Tracheotomie
- Suprapubischer Katheter
- Ersteinschätzung und Initialbehandlung von Akutpatientinnen und -patienten, Mitarbeit im innerklinischen Notfallsystem
- Umgang mit kritisch kranken Patientinnen und Patienten und umfassende Betreuung auf einer Intensivstation
- Kommunikation mit Angehörigen der Patientinnen und Patienten, anderen Berufsgruppen und Fachbereichen
- Bewältigung der psychischen Belastungen im Umgang mit kritischen Kranken
- Qualitätssicherung, Organisation, Führung von Intensivstationen
- Hirntoddiagnostik und Betreuung von Organspendern
- Angehörigengespräche im Rahmen einer Organspende
Das wissenschaftliche Modul ist ein gleichartig gestaltetes Modul für alle Sonderfachrichtungen und qualifiziert für Tätigkeiten im Bereich wissenschaftlicher Forschung und Lehre. Wenn das wissenschaftliche Modul absolviert wird, verkürzt sich das Modul Innere Medizin und Intensivmedizin auf zumindest 27 Monate.
Facharztprüfung für Innere Medizin und Intensivmedizin
Die Facharztprüfung im Bereich Innere Medizin und Intensivmedizin findet in mündlich strukturierter Form statt. Zur objektiven Beurteilung der Kandidaten sind die Fragen und die erwarteten Antworten vorgegeben. Nach einer Vorbereitungszeit von 30 Minuten müssen die Prüflinge Fragen zu acht Fallbeispielen zuzüglich Unterfragen beantworten. Um zu bestehen, müssen die Kandidaten für mindestens sechs der acht Fallbeispiele positiv bewertet werden.
Facharzt für Innere Medizin und Intensivmedizin – Gehalt
Eine spezielle Gehaltsstatistik für Fachärzte für Innere Medizin und Intensivmedizin existiert – bezogen auf Österreich – nicht. Nach Angaben eines großen Internet-Stellenportals bewegt sich das Jahresgehalt österreichischer Intensivmediziner in einer Größenordnung von 60.000 Euro p.a.. Dabei handelt es sich um das Gehaltsfixum auf Basis von 14 Monatsgehältern. Der tatsächliche Verdienst kann durch variable Gehaltsbestandteile, Zulagen und Zuschläge deutlich höher liegen. Ebenfalls mehr werden Intensivmediziner in Leitungsfunktionen verdienen.
Es gibt eine erhebliche Gehaltsbandbreite mit Unterschieden nach Region und Krankenhaus-Träger. Am unteren Ende beginnt das Gehalts-Fixum bei rund 50.000 Euro p.a., das obere Ende liegt bei rund 72.500 Euro p.a.. In Wien verdient man im Schnitt etwa 10 Prozent mehr als im übrigen Österreich. Hier befindet sich auch mehr als jedes vierte Intensivbett im Land.
Jobs als Intensivmediziner
Intensivmediziner sind fast immer in Kliniken tätig. Der typische Einsatzort ist die Intensivstation im Krankenhaus, nicht selten übernehmen Intensivärzte Leitungsfunktionen – auf der Intensivstation und darüber hinaus. Die Arbeit ist stark interdisziplinär geprägt. Intensivmediziner müssen Teamworker sein und interdisziplinär zum Wohl der Patienten wirken. Oft sind auf den Intensivstationen noch Internisten, Chirurgen, Kardiologen, Neurologen oder Kinder- und Jugendärzte tätig.
Der Intensivmediziner ist üblicherweise im Anstellungsverhältnis tätig. Das ergibt sich zwangsläufig aus dem Tätigkeitsprofil und dem möglichen Einsatzfeld. Für eine selbständige Tätigkeit bietet das Fach Intensivmedizin kaum Ansatzpunkte. Selbstverständlich ist jeder Intensivmediziner aufgrund seiner allgemeinmedizinischen Grundausbildung befähigt, als niedergelassener Allgemeinarzt zu arbeiten.
Passende Stellenangebote in der Intensivmedizin
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte in Österreich. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Stellenangebote im Fachbereich der Intensivmedizin für Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und Chefarzt gelistet.
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