Entzündlich-rheumatische Erkrankungen betreffen rund 2 Prozent der Erwachsenen. Das Lebenszeit-Risiko einer rheumatologischen Erkrankung wird bei Männern auf 5 Prozent, bei Frauen auf 8 Prozent geschätzt. Rheuma mag nicht lebensbedrohlich sein, ist aber ein ernstes Leiden, das die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen kann.
Inhaltsverzeichnis
Ein Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie sorgt für Behandlung, Heilung oder Linderung der Beschwerden. Das erfordert eine umfassende fachärztliche Ausbildung. Inhalte, Aufgaben, berufliche Möglichkeiten und Verdienstchancen als Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie in Österreich – wir stellen sie näher vor.
Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Diagnose und nicht-operative Therapie von Patienten mit autoimmunbedingten entzündlich-rheumatischen Erkrankungen sind zentrale Aufgaben von Rheumatologen. Typische rheumatologische Krankheiten sind unter anderem die rheumatoide Arthritis, Kollagenosen (bestimmte Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes und der Blutgefäße), hormonelle und stoffwechselbedingte Gelenkerkrankungen und chronische Knochenerkrankungen (Osteopathien).
Die Diagnose erfolgt üblicherweise mit Hilfe von Ultraschalluntersuchung, Kernspintomografie, Labordiagnostik (spezielle rheumatologische Blutanalysen) oder Gelenksonographie. Die Behandlung erfolgt oft mit gezieltem Medikamenten-Einsatz. Weitere gängige Behandlungsformen:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Einsatz unterstützender Hilfsmittel zum Gelenkschutz (Orthesen)
- Gelenktherapie (z. B. mittels Radiosynoviorthese aus der Nuklearmedizin)
- Rheuma-Chirurgie.
Einige dieser Behandlungen erfolgen nicht durch den Rheumatologen selbst, sondern durch andere Fachärzte oder Fachkräfte. Deshalb ist interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig. Zu den Aufgaben gehört auch Patientenberatung -und -schulung, psychosoziale Betreuung sowie Vorbereitung und (Mit-)Organisation einer Rehabilitation, soweit relevant.
Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie – Die Weiterbildung im Überblick
Rechtliche Grundlage der Facharztausbildung ist die österreichische Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 – ÄAO 2015. Sie regelt alle Facharztspezialisierungen als Weiterbildung, die jeweils auf der allgemeinärztlichen Ausbildung aufbaut. Rheumatologie gehört zu den sogenannten internistischen Sonderfächern. Die Weiterbildung umfasst eine internistische Breitenausbildung und einen rheumatologischen Schwerpunkt.
Ziele
Ziel der Weiterbildung ist der Erwerb der fachärztlichen Kompetenz im Bereich Innere Medizin und Rheumatologie. Man soll nach Abschluss der Ausbildung und der erfolgreichen Absolvierung der Facharztprüfung befähigt sein, selbständig, eigenverantwortlich und sachverständig als Internist und Rheumatologe tätig zu sein – in einer Klinik, Ambulanz oder mit eigener Praxis.
Dauer
Die Facharztausbildung ist auf insgesamt 72 Monate bzw. 6 Jahre angelegt und wird mit der Facharztprüfung abgeschlossen. Die Ausbildung besteht aus drei Teilen:
- 9monatige Basisausbildung: dieser Ausbildungsteil ist für alle Facharztausbildungen gleich und vermittelt klinische Grundkompetenzen bei konservativen und chirurgischen Behandlungen;
- 27monatige Sonderfach-Grundausbildung: umfasst die gesamte Bandbreite der Inneren Medizin;
- 36 monatige Sonderfach-Schwerpunktausbildung: gliedert sich in ein Modul “Innere Medizin und Rheumatologie” sowie ein optionales wissenschaftliches Modul. Wird das wissenschaftliche Modul gewählt, verkürzt sich das Modul “Innere Medizin und Rheumatologie” auf mindestens 27 Monate.
Inhalt
Das Sonderfach Innere Medizin und Rheumatologie umfasst neben der Inneren Medizin Prävention, Diagnose und Behandlung rheumatischer Erkrankungen – das sind vor allem entzündliche und degenerative Gelenks- und Wirbelsäulen-Erkrankungen, Knochen- und Stoffwechselkrankheiten, infektiöse Erkrankungen und sonstige Krankheiten, die mit rheumatischen Erkrankungen im Zusammenhang stehen und eine negative Symptomatik (akute oder chronische Schmerzen, funktionelle Störungen) im Bewegungsapparat aufweisen.
Sonderfach-Grundausbildung
In der internistischen Sonderfach-Grundausbildung werden u.a. folgende Kernfächer behandelt: Angiologie, Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen, Gastroenterologie und Hepatologie, Hämatologie und internistische Onkologie, Infektiologie, Intensivmedizin, Medizin der inneren Organe (Herz, Nieren, Lunge usw.) sowie rheumatologische Grundlagen. Folgende Inhalte umfasst die Sonderfach-Grundausbildung:
- Psychosoziale, umweltbedingte, arbeitsbedingte und interkulturelle Risiken und Erkrankungen der Inneren Medizin und aller internistischen Teilgebiete
- Immunologie
- Humangenetik
- Nuklearmedizin
- Strahlenschutz
- Transplantationsnachsorge
- Densitometrie
- Interventionelle Techniken und Angiographien
- Psychosomatische Medizin
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Labortechnisch gestützte Nachweisverfahren mit visueller oder apparativer Auswertung
- Psychogene Symptome, somatopsychische Reaktionen und psychosoziale Zusammenhänge einschließlich der Krisenintervention sowie der Grundzüge der Beratung und Führung Suchtkranker
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Schmerztherapie
- Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung von Ätiologie, Symptomatologie, Anamneseerhebung und Exploration, Diagnostik und Differentialdiagnostik innerer Erkrankungen sowie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie
- Grundlegenden Erfahrungen in den Kernfächern:
- Angiologie
- Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen inkl. Durchführung und Dokumentation von Diabetikerinnen- und Diabetikerbehandlungen
- Gastroenterologie und Hepatologie
- Hämatologie – internistische Onkologie
- Infektiologie
- Intensivmedizin
- Kardiologie
- Nephrologie
- Pneumologie
- Rheumatologie
- Klinische Pharmakologie
- Fachspezifische Geriatrie
- Fachspezifische Palliativmedizin
- Fachspezifische psychosomatische Medizin
- Internistisch präoperative Beurteilung
- Indikationsstellung, sachgerechte Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsgebiet, Durchführung von fachspezifischen Funktionstests
- Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
- Suchterkrankungen und deren interdisziplinäre Betreuung
- Gesundheitsberatung, Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Ernährungsbedingte Gesundheitsstörungen einschließlich diätetischer Beratung sowie Beratung und Schulung
- Erkennen und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen und Wiederbelebung
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei multimorbiden Patientinnen und Patienten mit inneren Erkrankungen
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und BefundeInterdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen,
- strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Maßnahmen
Sonderfach-Schwerpunktausbildung
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung behandelt Ursachen für degenerative und entzündlich-rheumatische Erkrankungen sowie bestehende Zusammenhänge. Weiterer Bestandteil der Ausbildung stellt die rheumatologische Diagnostik und Indikationsstellung dar. Es werden außerdem umfassende Kenntnisse über Prävention, Psychosomatische Medizin, physiotherapeutische Methoden der Behandlung und chirurgische Therapiemöglichkeiten vermittelt. Im folgenden werden die einzelnen Ausbildungsinhalte der Sonderfach-Grundausbildung vorgestellt:
- Genetik, Zell- und Molekularbiologie, Anatomie, Biochemie, (Patho-)Physiologie und Biomechanik degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen
- Epidemiologie, Ätiologie, Pathogenese, Histopathologie, Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen
- Altersspezifität rheumatischer Erkrankungen
- Psychosomatische Medizin
- Physiotherapeutische Methoden
- Chirurgische Therapiemöglichkeiten in der Behandlung degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen und ihrer Indikationsstellung
- Indikationen für bildgebende Verfahren sowie Messtechniken neuro-physiologischer Untersuchungen degenerativer und entzündlich rheumatischer Erkrankungen
- Kommunikation mit und Aufklärung von Patientinnen und Patienten mit degenerativen und entzündlich rheumatischen Erkrankungen
- Synoviorthese
- Anwendung und Interpretation von Scores für rheumatische Krankheiten
- Prävention und Frühdiagnose sowie Risikostratifizierung degenerativer und entzündlich rheumatischer ErkrankungenKlinische Untersuchung von Patientinnen und Patienten mit
- degenerativen und entzündlichen rheumatischen Erkrankungen, Dokumentation und Interpretation von Symptomen und Befunden
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde sowie Indikation und fachspezifische Interpretation von elektrophysiologischen Untersuchungsmethoden
- Diagnostik und Therapie von rheumatologischen Notfällen
- Fachspezifische Pharmakotherapie und Pharmaökonomie
- Indikationsstellung und Beurteilung rheumatologisch relevanter Laboruntersuchungen, insbesondere Autoantikörperdiagnostik, Osteologische Diagnostik, Entzündungsdiagnostik und genetische Analysen inkl. Interpretation dieser Befunde und Beratung von Patientinnen und Patienten
- Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit Krankheiten des Stütz- und Bewegungsapparates, Definition der Rehabilitationsziele und Aufstellen eines Rehabilitationsplans für stationäre und ambulante Therapiekonzepte
Facharztprüfung Innere Medizin und Rheumatologie
Die Facharztprüfung wird von der Österreichischen Ärztekammer abgenommen und besteht aus zwei Teilen:
- Grundprüfung Innere Medizin und
- Schwerpunktprüfung im Bereich Rheumatologie
Die Anmeldung zur Grundprüfung Innere Medizin kann frühestens nach Absolvierung der Basisausbildung und von 24 Monaten der Sonderfach-Grundausbildung erfolgen. Die Prüfung findet als Multiple-Choice-Test statt. In vier Stunden Bearbeitungszeit sind 120 Fragen mit je 5 Antwortmöglichkeiten zu behandeln. Zum Bestehen müssen 65 Prozent der Fragen korrekt beantwortet sein.
Die Schwerpunktprüfung ist frühestens nach 53 Monaten möglich. Basisausbildung, Sonderfach-Grundausbildung und mindestens 17 Monate der Sonderfach-Schwerpunktausbildung müssen absolviert sein. Dieser Prüfungsteil findet als mündlich strukturierte Prüfung statt. Acht vorgelegte Praxisfälle mit Unterfragen werden abgeprüft. Mindesten sechs von acht Fällen müssen positiv bewertet sein, um diesen Teil zu bestehen.
Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie – Gehalt
Das Einkommen der Rheumatologen entspricht in etwa dem von Internisten mit anderen Spezialisierungen. Der konkrete Verdienst ist von verschiedenen Faktoren abhängig: von Art und Dauer der Tätigkeit, den geleisteten Diensten, von dem jeweiligen Arbeitgeber und der Region. Bei einer Klinik-Anstellungstätigkeit bewegt sich das Brutto-Einstiegsgehalt in einer Größenordnung von 62.000 Euro p.a.. Abweichungen von 10 bis 15 Prozent nach oben und unten sind möglich. Der Verdienst hängt auch vom jeweiligen Krankenhausträger ab.
Nicht berücksichtigt bei dieser Gehaltsangabe sind variable Bestandteile – zum Beispiel Zulagen für Nacht- und Wochenenddienste, Überstundenvergütungen. Auch die Berufserfahrung spielt bei der Vergütung eine wichtige Rolle. Der tatsächliche Verdienst kann daher durchaus Größenordnungen von bis zu 90.000 Euro im Jahr und mehr erreichen – gerade wenn Leitungsfunktionen ausgeübt werden.
Als selbständiger Facharzt lässt sich oft besser verdienen als in der Anstellungstätigkeit. Jahresverdienste über 100.000 Euro sind hier durchaus möglich. Das hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen der Selbständigkeit ab.
Jobs als Rheumatologe
Rheumatologie als Spezialisierung bietet gute berufliche Möglichkeiten – sowohl in einer angestellten Tätigkeit, als auch als selbständiger niedergelassener Arzt.
Typischer Arbeitsort im Anstellungsverhältnis ist ein Krankenhaus. Größere Krankenhäuser unterhalten eigene internistische rheumatologische Abteilungen. Hier besteht auch eine gute Chance, Leitungsfunktionen zu übernehmen. Es gibt außerdem Häuser, die sich schwerpunktmäßig auf Rheumatologie und Osteologie ausgerichtet haben. Weitere Möglichkeiten für “krankenhausorientierte” Tätigkeiten bieten Facharzt-Stellen in Kurkliniken und Reha-Einrichtungen. Auch eine Tätigkeit in Forschung und Lehre ist möglich – oft im Rahmen einer Beschäftigung an einer Universitätsklinik.
Da entzündlich-rheumatische Erkrankungen oft keinen stationären Aufenthalt erfordern, sondern ambulant behandelt werden können, ergeben sich gute Chancen für eine selbständige Praxistätigkeit. Dies kann im Rahmen einer Einzelpraxis erfolgen, es bietet sich aber auch an, im Rahmen einer Gemeinschaftspraxis tätig zu sein – zum Beispiel in einer Gemeinschaftspraxis mit rheumatologischem Schwerpunkt und unterschiedlichen fachlichen Spezialisierungen. Größere Gemeinschaftspraxen bieten auch Stellen für angestellte Rheumatologen. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel.
Passende Stellenangebote in der Rheumatologie
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte in Österreich. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Stellenangebote im Fachbereich der Rheumatologie für Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und Chefarzt gelistet.
Direkt zu den Rheumatologie Jobs
Arzt Stellenangebote Rheumatologie
Assistenzarzt Stellenangebote Rheumatologie
Facharztausbildung und Facharztrichtungen