Medizinische Labordiagnostik befasst sich mit der Untersuchung von Körperflüssigkeiten und Körpergeweben auf bestimmte Merkmale und Bestandteile wie Krankheitserreger, Infektionen, Antikörper, Toxine, Gewebestrukturen, Zellentartungen usw.. Der Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik ist Spezialist in diesem Bereich. Wie sieht die Ausbildung zum ärztlichen Labordiagnostiker aus, wo gibt es Beschäftigungsmöglichkeiten und welche (Verdienst-)Perspektiven bestehen? Unser Beitrag beantwortet diese Fragen.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Labormedizin ist ein wichtiges medizinisches Teilgebiet, das in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen wird wie andere medizinische Fächer. Der Grund ist einfach: Patientenkontakt ist hier mehr Ausnahme als Regel und die Arbeit findet weitgehend im Hintergrund statt. Dennoch ist Labordiagnostik wichtig und für die Behandlung vieler Erkrankungen unverzichtbar. Etwa zwei Drittel aller ärztlichen Diagnosen beruhen auf Labormedizin.
Ärztliche Labordiagnostiker untersuchen Blut, Urin, Fruchtwasser, Abstriche oder Gewebeproben im Hinblick auf ihnen gestellte medizinische Fragen und Prüfaufträge. Sie fassen ihre Ergebnisse in einem Bericht zur Weiterleitung an den behandelnden Arzt zusammen. Der kann darauf seine Therapie aufbauen und weitere Schritte einleiten. In dieser Funktion ist der ärztliche Labordiagnostiker vor allem “Zuarbeiter”.
Die Labordiagnostik bietet aber auch gute Tätigkeitsmöglichkeiten im Bereich Forschung und Entwicklung. Es gibt ein breites Spektrum analytischer und bioanalytischer Fragen rund um Plasma oder Körperflüssigkeiten. Innovative diagnostische Verfahren und Analysemethoden können wichtige Beiträge zur besseren Wirksamkeit von Therapien oder für neue Behandlungen liefern. Auch für die Entwicklung neuer Medikamente oder das bessere Verständnis der Wirkungszusammenhänge im Körper wird Labormedizin benötigt. Fachärzte für Medizinische und Chemische Labordiagnostik sind an entsprechenden Forschungsvorhaben beteiligt oder führen sie selbst durch.
Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik – Die Weiterbildung im Überblick
Wie alle fachärztlichen Ausbildungen in Österreich fußt die Weiterbildung zum ärztlichen Labordiagnostiker auf der Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 (ÄAO 2015). Medizinische und Chemische Labordiagnostik bildet ein medizinisches Sonderfach. Die Weiterbildung setzt die allgemeinärztliche Qualifikation voraus. Die Facharztausbildung wird mit der Facharztprüfung abgeschlossen.
Ziele
Ziel der Ausbildung ist, dem angehenden Facharzt die Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen zu vermitteln, die für eine eigenständige und verantwortliche Tätigkeit als ärztlicher Labordiagnostiker erforderlich sind.
Dauer und Gliederung
Die fachärztliche Weiterbildung ist auf insgesamt 72 Monate angelegt und umfasst drei Abschnitte:
- 9monatige Basisausbildung;
- 36monatige Sonderfach-Grundausbildung;
- 27monatige Sonderfach-Schwerpunktausbildung.
In der Sonderfach-Schwerpunktausbildung werden sechs fachbezogene Module und ein wissenschaftliches Modul angeboten. Davon müssen drei Module gewählt und belegt werden.
Inhalte
Die 9monatige Basisausbildung müssen alle angehenden Fachärzte unabhängig von der Fachrichtung absolvieren. Hier sollen grundlegende Kenntnisse der Patienten- und Notfallversorgung vermittelt werden, wie sie typischerweise im Krankenhaus vorkommt. Die Basisausbildung findet in der Regel in einem Krankenhaus statt. Dort werden verschiedene Stationen durchlaufen. Den genauen Ablauf legt jedes Krankenhaus selbst fest.
Sonderfach-Grundausbildung
Die Sonderfach-Grundausbildung gibt einen allgemeinen Überblick über das Fachgebiet und führt in medizinische und chemische labordiagnostische Verfahren ein. Behandelt werden u.a. medizinisch-physikalische Messmethoden einschließlich der chemisch-physikalischen Grundlagen, Untersuchung von Körperflüssigkeiten, Abstrichen und Gewebeproben auf körpereigene und -fremde Inhaltsstoffe und deren Interpretation. Weiterhin umfasst die Sonderfach-Grundausbildung folgende Inhalte:
- Medizinische und chemische labordiagnostische Verfahren der Präventiv-, Arbeits- und Umweltmedizin und der entsprechenden Erkrankungen
- Geriatrische und pädiatrische Besonderheiten der medizinischen und chemischen Labordiagnostik
- Umwelt- und arbeitsbedingte Risiken und Erkrankungen
- Patientinnen- und Patientensicherheit
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin und gesundheitliche Aufklärung
- Allgemeine Medizinische und Chemische Labordiagnostik:
- Grundlagen der Untersuchungsverfahren zur Feststellung physiologischer Eigenschaften sowie der Erkennung und Verlaufskontrolle von Krankheiten des Menschen und die Durchführung der dazu erforderlichen diagnostischen Eingriffe und Funktionsprüfungen
- Interne und externe Qualitätssicherung
- Hygiene
- Grundlagen des Managements eines Laboratoriums
- Tropenmedizin
- Toxikologie
- Anwendung medizinisch-physikalischer Messmethoden sowie die Basis dieser Verfahren der medizinischen Chemie und Physik wie:
- Detektionsverfahren
- Flammenemissionsspektrometrie
- Massenspektometrie
- Quantitative und qualitative Untersuchungen von Körperflüssigkeiten und -proben sowie Gewebe auf körpereigene und fremde Inhaltsstoffe wie Spurenelemente, Toxine und deren Interpretation, Erfahrungen mit Stimulationsversuchen und Belastungstests
- Erfahrungen in Apparatekunde wie technische Funktionsprinzipien von z. B. Pipettier- und Dispensiersystemen, Analysegeräten aus dem Bereich der klinischen Chemie, Hämatologie, Hämostaseologie, Immunologie, Serologie, molekulare Diagnostik, Eingangs-, Funktions-, Richtigkeits- und Präzisionsüberprüfung
- Herstellung und Beurteilung zytologischer Präparate aus Körperflüssigkeiten wie z. B. Harn (mechanisierte Methoden zur Sedimentdiagnostik), Liquor cerebrospinalis
- Grundlagen der diagnostischen Methodik und Beurteilung von Hämoglobinopathien und erythrozytären Defekten
- NA-Analytik aus Tumorzellen
- Testmethodik, Nachweismethoden und in Beurteilung von gerinnungsrelevanter Therapie in Bezug auf Substitution mit Gerinnungsfaktoren
- Transfusionsmedizin: Produktion, Lagerhaltung und therapeutische Verabreichung und Indikation von Blut und Blutprodukten
- Zellpräparative Techniken (wie z. B. zirkulierende Tumorzellen – CTC oder Stammzellen) aus verschiedenen Geweben für Diagnostik und therapeutische Anwendungen
- Methoden der Immunologie wie Spezialelektrophoresen aus allen Körperflüssigkeiten mit niedrigem Proteingehalt
- Basiskompetenz in angewandter Infektionsserologie und Mikrobiologie:
- Färbemethoden für mikroskopischen Erregernachweis
- molekulare Nachweismethoden von Krankheitserregern wie DNA-, RNA-Nachweise
- mikrobiologische Methoden wie Anzüchtung, z. B. Urikult-Identifikation und Empfindlichkeitstestung von Mikroorganismen gegen Antibiotika und Chemotherapeutika aus biologischen Materialien
- Infektionsserologie
- Grundlagen der Antibiotika- und Chemotherapie
- Grundlegende Nachweisverfahren in der Parasitologie
Sonderfach-Schwerpunktausbildung
In der Sonderfach-Schwerpunktausbildung sind folgende 7 Module möglich, aus denen 3 Module gewählt werden müssen.
Modul 1: Blutdepotleitung/Blutgruppenserologie/Hämatologie/Hämostaseologie
- Spenderuntersuchungen: Ausschlussgründe, autologe Blutspende, Apherese, Hygiene der Blutspende und Spendenzwischenfälle
- Physiologie und Immunologie: Physiologie des Sauerstofftransports, Immunologie von zellulären Bestandteilen des Blutes, Stammzellen, hämatopoetische Vorläuferzellen und Gerinnungsphysiologie
- Erfahrungen in HLA-Typisierung
- Zellpräparative Techniken aus verschiedenen Geweben für Diagnostik und therapeutische Anwendungen
- Durchführung der Apherese hämatologischer Zellen
- Beurteilung hämatologischer Zellen mittels molekularer Diagnostik und FISH-Diagnostik
- Beurteilung von chronischen und akuten Leukämien und lymphoproliferative Erkrankungen mittels molekularbiologischer Befunde
- Beurteilung von Hämoglobinopathien
- Bestimmung normaler und abnormer Hämoglobine, weiterführende Untersuchungen wie z. B. molekulargenetische Tests
- Einschätzung des diagnostischen Wertes von bedside-Methoden (hämostaseologisch/hämatologisch)
Modul 2: Spezielle Klinische Chemie/Immunologie/Molekulargenetik
- Routinemäßiges Arbeiten an automatisierten Analysensystemen
- Immunpathophysiologie: Allergien, Pseudoallergien/Unverträglichkeiten, Autoimmunerkrankungen, Immundefektsyndrome, Transplantationsimmunologie, Tumorimmunologie
- Prinzipien immunologischer Therapien (medikamentöse Immunmodulation, Zytokine/Antizytokine,
- Ig- und Zellersatz) [labormäßiges Therapiemonitoring]
- Prinzipien der Impfung
- Molekularbiologie und Organisation des Genoms, Polymorphismen humaner Gene und posttranslationelle Veränderungen der Genprodukte, Zusammenhang mit anderen Messgrößen und ihre klinische Korrelation
- Etablierung und Leistungsbewertung von molekularen Nachweisverfahren: Verfahren der Nukleinsäureisolierung, Primer- und Sondendesign, Referenzgene und Qualitätskontrollen, Effizienzen und Fehlerraten der reversen Transkription und der Amplifikationstechniken
- Methoden wie z. B. Atomabsorption, Massenspektrometrie – LC-MS oder Tandem-MS
- Medikamenteninterferenz und Medikamenteninteraktion
- Analytische und technische Methodenvergleiche und -evaluation
- MHC-Klasse I und II-Moleküle, Zelloberflächenstrukturen von Leukozyten/Lymphozyten, intrazelluläre Strukturen von Leukozyten/Lymphozyten, Leukozyten-/Lymphozyten-Funktionstests
- Testauswahl: DNA- und RNA-basierte qualitative und quantitative Methoden, Präanalytik, Nachweis von somatischen Mutationen vs. Keimbahnveränderungen, Sensitivitäten/Spezifitäten, Amplifikationseffizienzen, Messunsicherheiten, Nachweisgrenzen/Linearitätsgrenzen, Limitationen der Verfahren
- Techniken wie z. B. FISH, CHIP-Technologie, Sequenzierverfahren
- Aufklärung und fachspezifische Beratung von Patientinnen/Patienten/Probandinnen/Probanden gemäß dem Gentechnikgesetz
- Anfertigung von Metaphasepräparaten aus proliferierenden Kulturen von Patientinnen- und Patientenzellen und anschließender numerischer und struktureller Analyse der Chromosomen nach differentieller Bandenfärbung, differentielle Färbemethoden, Bänderung, Erstellung eines Karyogramms, FISH usw., ISCN-Nomenklatur
Modul 3: Infektionsserologie-Mikrobiologie/Labor- und Qualitätsmanagement
- Grundlagen der angewandten Mikrobiologie und Infektionsserologie
- Labor- und Qualitätsmanagement
- Entnahme, Transport und Aufbewahrung von klinischen Proben, Entsorgung von Proben und Labormaterial
- Resistenzbestimmungen, Sequenzierung und Genotypisierung bei viralen Infektionen und deren Therapie
- Optimierung von Arbeitsabläufen, Raumnutzung (Auslastung, räumliche Synergien), Laborgerätenutzung, Nutzung der Laborinfrastruktur, Humanfaktoren (Ergonomie, Arbeitsumgebung)
- Kostenoptimierung durch Synergien, den gesetzliche Grundlagen, der Laborsicherheit, der Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems
- Legistik: europäische Direktiven und Richtlinien, nationale Gesetze und Verordnungen, Qualitätsmanagement
Modul 4: Zelluläre Therapie
- Rechtliche Grundlagen: Gentechnikgesetz (GTG), Gewebesicherheitsgesetz (GSG), nationale und übernationale Regulatorien für Advanced Therapy Medicinal Products (ATMP)
- Fachspezifisches Qualitätsmanagement
- Anforderungen an Laboratorien zur Entwicklung und Qualitätssicherung von ATMP
- Anforderungen an Einrichtungen zur Produktion von ATMP
- Zellbiologie unter besonderer Berücksichtigung der Differenzierung und Reprogrammierung
- Epigenetik
- Quellen und Gewinnung von Zellen und Geweben als Ausgangsmaterial für ATMP
- Zell- und Gewebekultur
- Verfahren zur spezifischen Induktion, zur Reprogrammierung und zur genetischen Veränderung im Rahmen der Produktion von ATMP
- Biobanken
- Organisation, Supervision und Qualitätssicherung von Einrichtungen zur Entwicklung, Produktion und Anwendung von ATMP
- Durchführung von ATMP-Anwendungen oder zugelassenen Anwendungen
Modul 5: Transplantationsimmunologie
- Rechtliche Grundlagen der Transplantation in Österreich (Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz, KAKuG)
- Fachspezifisches Qualitätsmanagement: Akkreditierung transplantationsimmunologischer Laboratorien (EFI)
- Organisation des Transplantationswesens (national, international, Widerspruchsregister)
- HLA-System: Bedeutung, Genetik, Gewebeverteilung, Immunologie, Vererbung und Kopplungsungleichgewicht
- ABO-Blutgruppen: Bedeutung für die Transplantation
- Minor histokompatibility antigens: Bedeutung, Genetik, Immunologie, Gewebeverteilung
- Verfahren der Zellisolierung und DNA-Präparation für HLA-Typisierung
- Immunologische Verfahren zur HLA-Typisierung und Antikörperbestimmung
- DNA-Verfahren zur Typisierung von HLA und minor histocompatibility antigens
- Immunologie der Nierentransplantation, Herz, Leber und Lunge
- Spezielle Immunologie der Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen (HSC)
- Immunologie der Transplantation anderer Organe nach dem Stand der Entwicklung
- Abstoßungsdiagnostik
- Bedeutung von HLA außerhalb des Transplantationswesens (Krankheitsassoziationen, Pharmakogenomik)
- Organisation eines transplantationsimmunologischen Labors
- Betreuung aller medizinischen Fächer in Fragen der Transplantationsimmunologie
- Bewertung von HLA-Typisierungsergebnissen im Zusammenhang mit Diagnostik HLA-assoziierter Erkrankungen (relatives Risiko) und Pharmokogenomik
Modul 6: Diagnostik von Stoffwechselerkrankungen
- Störungen im Aminosäureabbau
- Störungen der Fettsäureoxidation
- Störungen im Harnstoffzyklus, Cholesterinbiosynthese, Gallensäuren
- Lysosomale Erkrankungen
- Peroxisomale Erkrankungen
- Screeningverfahren
- Gaschromatographie-Massenspektrometrie organischer Säuren
- Tandem-MS-Massenspektrometrie
- Lysosomale Erkrankungen: Metabolite (Gruppentests) wie z. B. Mucopolysaccharide, Oligosaccharide und Enzyme wie z. B. Sialidase (Sialidose), lysosomale Hydrolasen (Mucolipidose II, Mucolipidose III), a-Mannosidase (a-Mannosidose)
- Molekulargenetische Analytik – DAN-Mutationsanalysen
Das wissenschaftliche Modul ist fachübergreifend. Es soll auf eine spätere Tätigkeit in Forschung und Lehre vorbereiten. Deshalb werden hier wissenschaftsbezogene Inhalte vermittelt. Es geht u.a. um Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens, statistische Methodenlehre, Studienkonzeption und -durchführung, Aufbereitung von Studienergebnissen, Formen der wissenschaftlichen Präsentation und Fragen der Wissenschaftsethik. Bei einer wissenschaftlichen Tätigkeit wird zusätzlich zur Facharztausbildung oft mindestens die Promotion, ggf. auch eine Habilitation erwartet.
Facharztprüfung Medizinische und Chemische Labordiagnostik
Die Facharztprüfung findet zentral unter Verantwortung der Österreichischen Ärztekammer statt. Es handelt sich um eine strukturiert mündliche Prüfung. Abgeprüft werden acht bis zwölf Fallbeispiele mit Unterfragen. Die Beispiele sollen praxisnah sein und ein möglichst breites Spektrum der Medizinischen und Chemischen Labordiagnostik abdecken. Prüflinge können sich eine Stunde auf das Prüfungsgespräch vorbereiten. Um zu bestehen, müssen 75 Prozent der maximal möglichen Punktzahl erreicht sein. Die Facharztprüfung wird “bestanden” oder “nicht bestanden”. Es gibt keine Benotung.
Facharzt für Medizinische und Chemische Labordiagnostik – Gehalt
Ärztliche Labordiagnostiker in Anstellung verdienen in der Regel etwas weniger als Fachärzte in anderen Disziplinen. Ein bekanntes Stellenportal nennt als Durchschnittsverdienst für Österreich 46.100 Euro brutto p.a. mit einer Bandbreite von 37.200 Euro p.a. bis 54.100 Euro p.a.. Dabei kommt es immer auf Funktion, Berufserfahrung und die jeweilige Tätigkeit an.
Dafür bietet der Beruf auch einige “geldwerte” Vorteile. Die Arbeitszeiten sind oft geregelter und die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf ist eher möglich als bei anderen Facharzttätigkeiten. Bessere Verdienstchancen bestehen beim eigenen Laborbetrieb, allerdings trägt man hier auch das unternehmerische Risiko und das Management erfordert zusätzliche Arbeitskapazitäten.
Jobs als Labordiagnostiker
Laut offizieller Ärztestatistik 2020 sind in Österreich 292 Fachärzte für Medizinische und Chemische Labordiagnostik tätig. Davon arbeiten 195 oder gut zwei Drittel in Anstellungsverhältnissen. Jeder neunte angestellte Facharzt verfügt zusätzlich über eine eigene Ordination. Insgesamt gibt es 94 Fachärzte mit Ordination (32,2 Prozent), 26 sind Wohnsitz-Ärzte (8,9 Prozent) – d.h. sie sind als Vertretungsärzte oder Gutachter ohne eigene (Labor-)Praxis tätig.
Labormediziner arbeiten überwiegend in Anstellungsverhältnissen. Potentielle Arbeitgeber sind Krankenhäuser, Universitätskliniken, unabhängige medizinische Labore und sonstige Einrichtungen mit medizinischem Laborbetrieb. Daneben besteht aber auch die Möglichkeit, sich selbständig zu machen – mit einem eigenen Laborbetrieb. Das kann als Einzelunternehmen aber auch als Gemeinschaftslabor erfolgen. Hier ist man dann nicht nur als Facharzt, sondern auch als Unternehmer gefragt. Das liegt nicht jedem Mediziner.
Der Bedarf an Labordiagnostik wird in der Zukunft eher größer als kleiner werden. Nicht zuletzt im Zuge der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig labormedizinische Erkenntnisse sein können, um Krankheiten zu erkennen, ihre Verbreitung zu bremsen und zielführende Behandlungen durchzuführen. Das gilt selbstverständlich auch für viele andere Krankheitsbilder jenseits von COVID-19. Über mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten dürften sich angehende Fachärzte für Medizinische und Chemische Labordiagnostik jedenfalls nicht beklagen können.
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