Er ist als Handwerker unter den Medizinern bekannt, oft auch als Feinmechaniker: der Facharzt für Chirurgie. Als Chirurg befasst er sich vor allem mit operativen Eingriffen und muss sich dabei täglich neuen Herausforderungen stellen. Wer als Chirurg in Österreich tätig werden möchte, muss zunächst eine entsprechende Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie an einer medizinischen Hochschule absolvieren. Der folgende Artikel stellt die Gliederung und Inhalte der Ausbildung zum Facharzt sowie die Abschlussprüfung vor.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Chirurgie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Das Fachgebiet der Chirurgie umfasst in erster Linie die Diagnose sowie die konservative und operative Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen, Formveränderungen und Fehlbildungen, einschließlich der Voruntersuchungen und Nachbehandlungen. Zum Tätigkeitsgebiet eines Chirurgen gehört zum Beispiel das Entfernen erkrankter Gewebeteile, Organe oder Umfangsvermehrungen. Fachärzte für Chirurgie operieren Tumore, setzen künstliche Hüftgelenke ein oder führen Lebertransplantationen durch. Weiterhin fügen sie verletzte Gewebeteile wieder zusammen und implantieren Prothesen. Während einer Operation kümmern sie sich außerdem um die Blutstillung.
Als Arzt für Chirurgie sieht ein typischer Arbeitstag im Krankenhaus etwa folgendermaßen aus: Zunächst findet die Frühbesprechung mit den Kollegen statt. Während der Visite werden Patienten auf anstehende Operationen vorbereitet. Ein Großteil des Tages gehört den operativen Eingriffen. Im Anschluss werden weitere Patientengespräche geführt und Nachsorgeuntersuchungen durchgeführt, etwa Röntgenuntersuchungen der operierten Bereiche. Zum Abschluss des Arbeitstages steht die Übergabe an den Nachtdienst an. Ein Chirurg im Bereitschaftsdienst muss zudem darauf gefasst sein, schnell auf Notfälle reagieren zu können. Der Beruf des Chirurgen setzt daher eine hohe körperliche und mentale Belastbarkeit voraus.
Facharztausbildung Chirurgie – Die Weiterbildung im Überblick
Wer Facharzt für Chirurgie in Österreich werden möchte, muss nach der allgemeinmedizinischen Ausbildung eine fachspezifische Weiterbildung absolvieren. Die Grundlagen zur Ausbildung zum Facharzt sind in der Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung von 2015 (ÄAO 2015) festgelegt. Insgesamt beträgt die Weiterbildungszeit 72 Monate und schließt mit einer Facharztprüfung ab.
Chirurgische Sonderfächer im Überblick
Während der Weiterbildung zum Facharzt kann sich ein angehender Chirurg in Österreich auf eines von sieben Sonderfächern spezialisieren. Folgende chirurgische Sonderfächer stehen zur Wahl:
- Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie
- Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie
- Herzchirurgie
- Kinder- und Jugendchirurgie
- Neurochirurgie
- Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
- Thoraxchirurgie
Ziele
Ziel der Facharztausbildung ist es, Chirurgen zur selbstständigen Ausübung ihres Fachgebiets sowie zur gewissenhaften Betreuung von Patientinnen und Patienten aller Altersstufen zu befähigen. Zu diesem Zweck erlernt ein angehender Chirurg unter anderem die fachspezifische Diagnostik und Behandlung einschließlich Vorsorge, Nachsorge und Rehabilitation sowie die psychosomatische Medizin. Darüber hinaus setzt er sich während der Weiterbildung mit umwelt- und arbeitsbedingten Erkrankungen auseinander. Ein weiteres Ziel ist es, den angehenden Fachärzten die Kommunikationsfähigkeiten zu vermitteln, die sie zur Information und Aufklärung von Patientinnen und Patienten benötigen.
Dauer und Gliederung
Die Facharztausbildung im Gebiet Chirurgie in Österreich gliedert sich gemäß ÄAO 2015 wie folgt:
- neun Monate Basisausbildung
- 15 Monate Sonderfach-Grundausbildung Chirurgie
- 48 Monate Sonderfach-Schwerpunktausbildung in den Sonderfächern Allgemein- und Viszeralchirurgie, Allgemein- und Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Kinderchirurgie und Thoraxchirurgie
Für die Sonderfächer Neurochirurgie sowie Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie gilt ein abweichender Weiterbildungsplan:
- 36 Monate Sonderfach-Grundausbildung
- 26 Monate Sonderfach-Schwerpunktausbildung
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung ist in Module gegliedert. Die Mindestdauer eines Moduls beträgt neun Monate. Zur Qualifizierung im Bereich wissenschaftlicher Tätigkeit ist ein wissenschaftliches Modul von ebenfalls neun Monaten Dauer zu absolvieren. Im sechsten Studienjahr findet zudem das Klinische Praktische Jahr (KPJ) in einem Ausbildungskrankenhaus statt.
Erfolgsnachweise werden in Form von Rasterzeugnissen erbracht, die bestätigen, dass der angehende Facharzt für Chirurgie die gewünschten Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten erworben hat.
Inhalte Sonderfach-Grundausbildung
Während der Sonderfach-Grundausbildung befasst sich ein angehender Chirurg mit den folgenden Inhalten:
- Ätiologie, Pathophysiologie und Pathogenese von Erkrankungen
- Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement einschließlich des Fehler- und Risikomanagements
- Chirurgische Beratung und Gesprächsführung
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere Orientierung über soziale Einrichtungen, Institutionen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Einflüsse von psychosozialen und umweltbedingten Faktoren auf die Gesundheit
- Grundlagen der Pharmakotherapie einschließlich der Wechselwirkungen der Arzneimittel
- Gastrointestinale Endoskopie
- Psychosomatische Medizin
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Medizin für Kinder
- Kenntnisse in Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Schmerztherapie
- Diagnose, Behandlungen und Nachsorge von chirurgischen Erkrankungen und Verletzungen
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zur weiterführenden Diagnostik einschließlich der Differentialindikation und fachspezifischer Interpretation von Befunden
- Indikationsstellung zur konservativen, interventionellen und operativen Behandlung gebietsbezogener Erkrankungen und Verletzungen
- Risikoeinschätzung der geplanten chirurgischen Eingriffe
- Analgesierungs- und Sedierungsmaßnahmen einschließlich fachspezifische Schmerztherapie
- Perioperatives Gerinnungsmanagement inkl. Thromboseprophylaxe
- Behandlung von chirurgischen Notfallsituationen
- Transfusions- und Blutersatz (Blutkomponenten)-therapie
- Enterale und parenterale Ernährung einschließlich Sondentechnik
- Betreuung von chirurgischen Patientinnen und Patienten auf einer Intensivstation
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Strahlenschutz bei Patientinnen und Patienten und Personal gemäß den geltenden rechtlichen Bestimmungen
- Indikationsstellung und Überwachung physikalischer Therapiemaßnahmen
Während der Sonderfach-Grundausbildung haben angehende Fachärzte für Chirurgie zudem insgesamt 420 Operationen und/oder diagnostisch-therapeutische Eingriffe durchzuführen. Ein Operationskatalog regelt, wie sich die Anzahl der Eingriffe auf die verschiedenen Körperregionen aufteilt.
In den sieben Sonderfächern erlernen die angehenden Chirurgen fachspezifische Kenntnisse in den Bereichen Diagnostik, Differentialdiagnostik, Indikationsstellung und Behandlung und führen operative, diagnostische sowie therapeutische Eingriffe in den jeweiligen Schwerpunktregionen durch.
Facharztprüfung Chirurgie
Um den Beruf des Chirurgen ausüben zu dürfen, ist eine Facharztprüfung zu absolvieren. Die Prüfung soll sicherstellen, dass alle ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte über das entsprechende Kompetenzniveau verfügen, ihrer Arbeit im Sinne der Patienten nachgehen zu können.
Art und Inhalt der Prüfung unterscheidet sich je nach gewähltem chirurgischem Sonderfach:
- Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie: Multiple Choice Test und strukturierte mündliche Prüfung an zwei Tagen
- Allgemein- und Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Kinder- und Jugendchirurgie, Neurochirurgie, Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie sowie Thoraxchirurgie: strukturierte mündliche Prüfung
“Mündlich strukturiert” bedeutet dabei, dass die Prüfer vorgegebene Prüfungsfragen stellen, deren Antworten ebenfalls vorgegeben sind. Das soll eine gleichwertige Bewertung aller Kandidaten gewährleisten.
Facharzt für Chirurgie – Gehalt
Als Facharzt für Chirurgie in Österreich kann man mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von etwa 43.000 Euro brutto im Jahr rechnen. Mit vier bis neun Jahren Berufserfahrung steigt das Durchschnittsgehalt auf etwa 83.000 Euro brutto im Jahr. Mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung kann ein Chirurg ein Jahresgehalt von über 100.000 Euro brutto erzielen. Das Durchschnittsgehalt für Chirurgen mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung liegt bei über 120.000 Euro brutto im Jahr.
Die Verdienstmöglichkeiten für Chirurgen sind allerdings bundesweit nicht einheitlich. Im Burgenland erzielen Fachärzte für Chirurgie ein durchschnittliches Jahresgehalt von 101.538 Euro, in der Steiermark liegt der durchschnittliche Jahresverdienst bei 94.154 Euro. In Wien verdient ein Chirurg im Durchschnitt 92.308 Euro im Jahr.
Jobs als Chirurg
Nach abgeschlossener Facharztprüfung kann ein Facharzt für Chirurgie in Österreich zum Beispiel seine Karriere in der chirurgischen Abteilung eines Spitals oder in der chirurgischen Ambulanz beginnen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich mit einer eigenen chirurgischen Praxis selbstständig zu machen. Weitere Karrieremöglichkeiten bieten sich in Forschung und Lehre.
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