Pneumologie, Pulmologie oder deutsch Lungenheilkunde ist ein wichtiges Teilgebiet der Inneren Medizin. Neben vergleichsweise harmlosen Erkrankungen wie einer Bronchitis während eines grippalen Infektes kann es zu ernsten, sogar lebensbedrohlichen Lungenerkrankungen kommen – angefangen von der Lungenentzündung, Asthma und COPD über Lungentuberkulose bis zum Bronchialkarzinom oder einer Lungenembolie. Der Facharzt für Pneumologie ist Experte für Diagnose und Behandlung dieser Krankheiten. Alles Wissenswerte zur Facharztausbildung Pneumologie in Österreich zeigt unser Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Als Facharzt für Lungenerkrankungen diagnostiziert und behandelt man Erkrankungen der Lunge, der Atemwege, des sogenannten Mediastinal-Raums (Thorax-Raum für Brustorgane mit Ausnahme der Lunge) und des Brustfells. Auch für andere internistische Erkrankungen, die eine pneumologische Ursache haben, ist der Lungenfacharzt zuständig. Wesentliche Aufgaben sind Prophylaxe, Diagnose und die konservative Behandlung von Lungenerkrankungen.
Für die Diagnose stehen unterschiedliche Verfahren und Instrumente zur Verfügung, u.a. Ultraschalluntersuchungen, Röntgen- und CT-Untersuchungen, Spiroergometrie oder Fiberbronchoskopie. Es gibt auch ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten. Oft erfolgt die medizinische Behandlung mit Hilfe von Medikamenten. Entsprechende Therapien plant der Pneumologie selbständig, führt sie durch und überwacht sie. Nicht zur originären Zuständigkeit gehört die Thoraxchirurgie. Hier kann aber für Lungenfachärzte eine enge Zusammenarbeit und auch die Mitwirkung bei chirurgischen und endoskopischen Eingriffen sinnvoll und notwendig sein.
Ein nicht zu unterschätzendes Aufgabengebiet ist die Beratung und Prävention. Hier kommt der Raucherentwöhnung eine besondere Bedeutung zu, weil Rauchen nachweislich schwere Lungenerkrankungen und viele Folgekrankheiten wie z.B. Lungenkrebs fördert. Prävention kann aber auch in anderen Bereichen hilfreich sein – zum Beispiel bei Anfälligkeit für Lungen- und Atemwegsinfektionen oder bei allergiebedingtem Asthma.
Facharztausbildung Innere Medizin und Pneumologie
Rechtliche Grundlage der fachärztlichen Weiterbildung ist die österreichische Ärztinnen-/Ärzte-Ausbildungsordnung 2015 – ÄAO 2015. Die Spezialisierung im Bereich Lungenkrankheiten gehört zu den sogenannten internistischen Sonderfächern. Als Facharzt ist man zugleich Internist und Spezialist der Lungenheilkunde.
Ziele
Die fachärztliche Weiterbildung soll dazu befähigen, selbständig als Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie tätig zu sein – ob als Klinikarzt, in einer Ambulanz oder als selbständiger Arzt. Der Erwerb der notwendigen fachspezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten bildet die Grundvoraussetzung dafür. Sie wird im Rahmen der fachärztlichen Weiterbildung vermittelt, die auf der allgemeinärztlichen Ausbildung aufsetzt.
Dauer
Die Facharzt-Weiterbildung gliedert sich in drei Abschnitte:
- eine 9-monatige Basisausbildung: Die Basisausbildung soll klinische Basiskompetenzen in chirurgischen und konservativen Fachdisziplinen vermitteln – das Grundrüstzeug für die Tätigkeit als Klinikarzt.
- eine 27-monatige Sonderfach-Grundausbildung: deckt das gesamte Fachgebiet der Inneren Medizin ab.
- eine 36-monatige Sonderfach-Schwerpunktausbildung: besteht aus dem Modul “Innere Medizin und Pneumologie” und einem optionalen “wissenschaftlichen Modul”. Wird das wissenschaftliche Modul gewählt, verkürzt sich das internistische und pneumologische Modul auf 27 Monate.
Inhalt
Das Sonderfach Innere Medizin und Pneumologie umfasst die gesamte Bandbreite der Inneren Medizin und in der Spezialisierung das Wissen über Erkrankungen der Lunge sowie der Atemwege. Dabei geht es um Vermittlung von Kenntnissen im Bereich der Krankheitsvorbeugung, der Diagnostik und Differentialdiagnose, um Behandlungsverfahren einschließlich Palliation (Beschwerdelinderung) und Rehabilitation. Außerdem wird die Indikationsstellung für Operationen im Bereich der Lunge im Rahmen der Thoraxchirurgie gelehrt. Ein weiteres Wissensgebiet ist die fachspezifische Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen.
Die internistische Sonderfach-Grundausbildung umfasst folgende Inhalte:
- Psychosoziale, umweltbedingte, arbeitsbedingte und interkulturelle Risiken und Erkrankungen der Inneren Medizin und aller internistischen Teilgebiete
- Immunologie
- Humangenetik
- Nuklearmedizin
- Strahlenschutz
- Transplantationsnachsorge
- Densitometrie
- Interventionelle Techniken und Angiographien
- Psychosomatische Medizin
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Labortechnisch gestützte Nachweisverfahren mit visueller oder apparativer Auswertung
- Psychogene Symptome, somatopsychische Reaktionen und psychosoziale Zusammenhänge einschließlich der Krisenintervention sowie der Grundzüge der Beratung und Führung Suchtkranker
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Palliativmedizin
- Geriatrie
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Schmerztherapie
- Innere Medizin mit besonderer Berücksichtigung von Ätiologie, Symptomatologie, Anamneseerhebung und Exploration, Diagnostik und Differentialdiagnostik innerer Erkrankungen sowie Anatomie, Physiologie, Pathologie, Pathophysiologie, Pharmakologie
- Grundlegenden Erfahrungen in den Kernfächern:
- Angiologie
- Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechselerkrankungen inkl. Durchführung und Dokumentation von Diabetikerinnen- und Diabetikerbehandlungen
- Gastroenterologie und Hepatologie
- Hämatologie – internistische Onkologie
- Infektiologie
- Intensivmedizin
- Kardiologie
- Nephrologie
- Pneumologie
- Rheumatologie
- Klinische Pharmakologie
- Fachspezifische Geriatrie
- Fachspezifische Palliativmedizin
- Fachspezifische psychosomatische Medizin
- Internistisch präoperative Beurteilung
- Indikationsstellung, sachgerechte Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsgebiet, Durchführung von fachspezifischen Funktionstests
- Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder einschließlich der Indikationsstellung für eine humangenetische Beratung
- Suchterkrankungen und deren interdisziplinäre Betreuung
- Gesundheitsberatung, Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin, Impfwesen und gesundheitliche Aufklärung
- Ernährungsbedingte Gesundheitsstörungen einschließlich diätetischer Beratung sowie Beratung und Schulung
- Erkennen und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung von Vitalfunktionen und Wiederbelebung
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und Behandlungen
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen, sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
- Fachspezifische Qualitätssicherung und Dokumentation
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei multimorbiden Patientinnen und Patienten mit inneren Erkrankungen
- Indikation zur Durchführung bilddiagnostischer Verfahren sowie fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Maßnahmen
Bei der Sonderfach-Schwerpunktausbildung geht es um Diagnostik und Therapie pneumologischer Erkrankungen, pädiatrische Pneumologie, pneumologische Notfall- und Beatmungstechnik, Diagnostik und Therapie von Allergien mit Auswirkungen auf die Atemwege, Schlaf-Atemstörungen, Methoden der Raucherentwöhnung usw..
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung umfasst folgende Inhalte:
- Definition, Epidemiologie, Klassifikation, Ätiologie, Pathophysiologie, Diagnose und Differentialdiagnose, natürlicher Verlauf sowie Therapie pneumologischer Krankheitsbilder
- Klinische Pharmakologie der in der Pneumologie verwendeten Medikamente
- Fachspezifische Interpretation von erweiterter Bildgebung, medizinisch-chemischen und mikrobiologischen Laborergebnissen sowie von zytologischen und histopathologischen Befunden
- Spezielle pneumologische Diagnostik und Therapie im Kindesalter
- Geriatrische Pneumologie
- Pneumologische Palliativmedizin
- Prävention und Therapie von Erkrankungen durch Beruf, Umwelt und Tabakrauch
- Medizinischer Strahlenschutz
- Soziale und psychische Auswirkungen pneumologischer Erkrankungen
- Diagnostik und konservative Therapie pneumologischer Erkrankungen inkl. pädiatrische Pneumologie
- Inhalative Therapie
- Pneumologische Notfall- und Beatmungstechnik
- Raucherentwöhnung
- Pneumologische Leistungsphysiologie und Rehabilitation
- Fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Diagnostik und Therapie von Allergien in der Pneumologie
- Fachspezifische Schlafmedizin
- Fachspezifische Intensivmedizin inkl. Respiratory Care Unit
- Fachspezifische Onkologie und interdisziplinäre Behandlung von Tumoren, Teilnahme am Tumorboard
- Interdisziplinäre Diagnostik- und Differentialdiagnostik sowie Therapie interstitieller Lungenerkrankungen
- Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie der pulmonal-vaskulären Erkrankungen inklusive pulmonaler Hypertonie
- Diagnostik, Differentialdiagnostik und Therapie der Lungentuberkulose inkl. spezifischer Isolier-und Hygienemaßnahmen sowie Fürsorgemaßnahmen
- Fachspezifische Infektiologie inkl. HIV und AIDS
- Diagnostik und Therapie von angeborenen Erkrankungen mit Auswirkungen auf die Atmungsorgane
- Fachspezifische, präoperative Beurteilung sowie peri-und postoperative fachspezifische Mitbetreuung von Patientinnen und Patienten
- Indikationsstellung, Vorbereitung und Nachsorge bei Lungentransplantation
- Anzeige und Begutachtung von pneumologischen Berufskrankheiten
Facharztprüfung Innere Medizin und Pneumologie
Die erfolgreich absolvierte Facharztprüfung ist Voraussetzung, um als “Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie” tätig sein zu dürfen. Wie bei allen internistischen Sonderfächern besteht die von der Österreichischen Ärztekammer abgenommene Prüfung aus zwei Teilen:
- der Grundprüfung Innere Medizin und
- der Schwerpunktprüfung im Bereich Lungenheilkunde
Die Anmeldung zur Grundprüfung kann frühestens nach 33 Monaten erfolgen: nach Absolvierung der Basisausbildung und 24 Monaten Sonderfach-Grundausbildung.
Die Anmeldung zur Schwerpunktprüfung ist frühestens nach 53 Monaten möglich, wenn Basisausbildung, Sonderfach-Grundausbildung und 17 Monate der Sonderfach-Schwerpunktausbildung absolviert sind.
Beide Prüfungen werden als Multiple-Choice-Test durchgeführt. Dabei sind jeweils 120 Fragen mit je 5 Antwortmöglichkeiten zu beantworten. Es stehen vier Stunden Bearbeitungszeit zur Verfügung. Die Prüfung ist bestanden, wenn jeweils mindestens knapp zwei Drittel der Fragen korrekt beantwortet sind.
Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie – Gehalt
Es gibt keine österreichische Gehaltsstatistik speziell für Pneumologen. Die Verdienstmöglichkeiten orientieren sich an den Gehältern der Fachärzte für Innere Medizin. Diese bewegen sich nach Angaben eines großen Internet-Stellenportals im Schnitt bei einer Klinik-Anstellungstätigkeit in der Größenordnung von 62.100 brutto Euro pro Jahr. Dies ist aber ein Wert mit Abweichungen nach unten und oben und gilt tendenziell für Einstiegsgehälter.
Die Angabe bezieht sich auf das Gehaltsfixum. Nicht berücksichtigt sind variable Gehaltsbestandteile durch Zulagen und Zuschläge (für Nacht- und Wochenenddienste, Überstundenvergütungen usw.). Außerdem kommt es stets auf den jeweiligen Arbeitgeber an. Es bestehen erhebliche regionale Unterschiede und auch Unterschiede nach Trägern – öffentliche Trägerschaft, Ordensspital, Privatklinik. Die Berufserfahrung spielt bei der Einstufung eine wichtige Rolle. Der tatsächliche Verdienst liegt durch variable Gehaltbestandteile und Zulagen oft deutlich höher und kann Größenordnungen bis zu 90.000 Euro im Jahr und mehr erreichen.
Als selbständiger Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie lässt sich in der Regel besser verdienen als in der Anstellungstätigkeit. Verdienste über 100.000 Euro sind durchaus möglich. Dem stehen das größere wirtschaftliche Risiko und die notwendigen Investitionen in Praxisübernahme, -eintritt oder -aufbau gegenüber.
Jobs als Lungenarzt
Fachärzten für Lungenheilkunde eröffnet sich ein breites Tätigkeitsspektrum. Ein Haupttätigkeitsfeld sind internistische Abteilungen oder spezielle Lungenfachabteilungen in Krankenhäusern. Beschäftigungsmöglichkeiten bestehen aber auch in entsprechend ausgerichteten Reha-Einrichtungen, Kureinrichtungen und Spezialkliniken. Auch Ambulanzen beschäftigen manchmal Lungenfachärzte. Alle diese Tätigkeiten erfolgen üblicherweise im Anstellungsverhältnis.
Grundsätzlich besteht aber auch die Möglichkeit, sich als Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie selbständig zu machen – entweder mit einer Einzelpraxis, im Rahmen einer Praxisgemeinschaft oder als Teil einer Gemeinschaftspraxis – zum Beispiel einer internistischen Gemeinschaftspraxis mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Selbstverständlich ist ebenso eine selbständige internistische oder allgemeinmedizinische Tätigkeit möglich. Last but not least existiert die Option einer Tätigkeit in Forschung und Lehre – ob hauptamtlich oder nebenamtlich.
Passende Stellenangebote in allen Facharzt Fachrichtungen sind bei praktischArzt zu finden. praktischArzt listet zahlreiche Assistenzarztstellen und Facharzt Stellenangebote in Österreich.
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