Als Fachärztin oder Facharzt für Klinische Immunologie diagnostiziert, behandelt und erforscht man Störungen des Immunsystems, dem natürlichen Abwehrsystem des Menschen. Immunologische Defekte und Fehlfunktionen des Immunsystems können zahlreiche Erkrankungen der Blutgefäße, des Bindegewebes, des Darms, der Haut, der Gelenke, der Lunge oder der Nieren auslösen. Auch Autoimmunerkrankungen und Krebserkrankungen werden dem Fachgebiet der Immunologie zugeordnet.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Klinische Immunologie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Immunologinnen und Immunologen sind Mediziner oder Wissenschaftler, die sich auf das komplexe Abwehrsystem des Körpers, das Immunsystem, spezialisiert haben. Ihre tägliche Arbeit kann laborbasiert oder patientenorientiert sein.
Immunologen, die in Klinik oder Ordination tätig sind, haben täglich mit Patienten zu tun. Ihre Hauptaufgaben bestehen darin, immunologische Probleme zu diagnostizieren, passende Therapien zur Behandlung zu erarbeiten und Patientinnen und Patienten zu beraten. Zu den täglichen Aufgaben gehören die Durchführung und Auswertung diagnostischer Tests, die Abwägung von Risiken und Nutzen bei der Erstellung von Behandlungsplänen, die Kontrolle von Therapieerfolgen sowie die Nachsorge.
Immunologen, die in Forschungseinrichtungen beschäftigt sind, arbeiten in der Regel im Labor. Sie führen wissenschaftliche Versuche und Studien durch, die sich mit Grundlagenwissen wie der Zellvermehrung oder Erkrankungen des Immunsystems wie etwa Allergien, Autoimmunerkrankungen oder Krebs befassen. Die unterschiedlichen serologischen, zellulären, chemischen und molekularbiologischen Tests können der Diagnose dienen, das Verständnis der Pathogenese von Immunerkrankungen verbessern, bessere Diagnoseverfahren erproben oder dabei helfen, Therapieverfahren zu verbessern oder neu zu erfinden. Auch die Herstellung und Prüfung von immunologischen Präparaten fällt in das Zuständigkeitsgebiet von Immunologen.
Facharzt für Klinische Immunologie – Die Weiterbildung im Überblick
Die Facharztausbildung im Sonderfach Klinische Immunologie dauert insgesamt 72 Monate, was einem Zeitraum von sechs Jahren entspricht. Der erfolgreiche Abschluss der Weiterbildung ist der Moment, in dem der Facharzttitel erlangt wird und man als Fachärztin oder Facharzt im Bereich der Klinischen Immunologie arbeiten kann.
Die ÄAO (Ärztinnen- beziehungsweise Ärzte-Ausbildungsverordnung) gilt seit 2015 und regelt unter anderem die fachärztliche Ausbildung.
Ziele
Das Ziel der Weiterbildung ist es, angehenden Fachärztinnen und Fachärzten im Fach Klinische Immunologie, alle relevanten Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten zu vermitteln, die sie für eine eigenverantwortliche und selbstständige Bewältigung der alltäglichen Anforderungen im Fachgebiet benötigen.
Dauer und Gliederung
Jede/r angehende/r Fachärztin beziehungsweise Facharzt muss eine dreigliedrige Weiterbildung durchlaufen, die sich aus einer Basisausbildung, einer Sonderfach-Grundausbildung (SFG) und einer Sonderfach-Schwerpunktausbildung (SFS) zusammensetzt.
Die Basisausbildung dauert bei allen Fachrichtungen neun Monate. Die Sonderfach-Grundausbildung dauert im Fach Klinische Immunologie 27 Monate. Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung hat eine Dauer von 36 Monaten.
Zusammengenommen ergibt sich eine Weiterbildungszeit von 72 Monaten, was einem Zeitraum von sechs Jahren entspricht. Im Anschluss ist eine Facharztprüfung zu absolvieren.
Inhalte
Die Inhalte der Facharztausbildung sind durch die KEF (Verordnung über Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten) und RZ-V (Rasterzeugnisse der Österreichischen Ärztekammer) festgelegt.
Die neunmonatige Basisausbildung kann in allen allgemeinen Krankenanstalten (gemäß § 2a KAKuG) sowie in von der ÖÄK anerkannten Sonderkrankenanstalten (gemäß § 6a Abs 3 ÄrzteG) absolviert werden. Dabei müssen mehrere Abteilungen durchlaufen werden, um die nötigen chirurgischen und konservativen Basiskompetenzen zu erwerben. Die Basisausbildung vermittelt angehenden Fachärztinnen und Fachärzten den Alltag auf der Station, den Umgang mit Patientinnen und Patienten bei der Aufnahme, Diagnose, Zuweisung zur weiteren Behandlung bis zur Entlassung, sowie richtiges Handeln in Notsituationen.
Sonderfach-Grundausbildung:
Im Rahmen der 27-monatigen Sonderfach-Grundausbildung werden konkrete Kenntnisse und Erfahrungen vermittelt. Diese sind:
- Biologie, chemische und physikalische Eigenschaften sowie Ökologie der Allergene sowie Kenntnisse über Allergenextrakte und rekombinante Allergene
- Grundlagen des Labormanagements
- Laborsicherheit inkl. Hygienevorschriften
- Umwelt- und arbeitsbedingte Risiken und Erkrankungen
- Gesundheitsberatung, Prävention, fachspezifische Vorsorgemedizin und gesundheitliche Aufklärung
- Patientinnen- und Patientensicherheit
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen, einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesens und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere mit anderen Gesundheitsberufen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen ärztlichen Handelns
- Ethik ärztlichen Handelns
- Grundlagen der Immunologie, insbesondere:
- Aufbau, Struktur und Funktion lymphatischer Organe
- Zellsysteme der Körperabwehr, Charakterisierung von humoralen Faktoren und auf das Immunsystem regulatorisch einwirkender Mediatoren
- Kenntnisse der Oberflächenrezeptoren
- Entwicklung hämatopoetischer und immunkompetenter Zellen und Toleranzmechanismen, Mechanismen der angeborenen Immunität
- Mechanismen der adaptiven Immunität
- Interaktion des Immunsystems mit anderen Systemen, insbesondere den Grenzflächen des Körpers
- neuroendokrines System
- Pathophysiologie des Immunsystems, der immunmediierten sowie das Immunsystem betreffenden Krankheiten
- Grundlagen der Infektabwehr sowie der Infektionskrankheiten
- Erfahrungen in Basiswissen bakteriologische/virologische Diagnostik sowie Diagnostik von Protozoen, Pilz- und Wurmerkrankungen
- Bakteriologische/virologische Therapie von Protozoen, Pilz- und Wurmerkrankungen
- Immunologische Grundlagen von Immuntherapien
- Wirkweise und Anwendungsgebiete von Immunsuppressiva, immunmodulatorisch wirkenden Biologika und antiinflammatorisch wirkenden Therapeutika
- Arten von Impfstoffen, Konjugatimpfstoffe, Kombinationsimpfstoffe, Inhaltsstoffe in Impfstoffen, Adjuvantien
Inhalte der Sonderfach-Schwerpunktausbildung:
Im Zuge der 36-monatigen Sonderfach-Schwerpunktausbildung werden definierte Kenntnisse und Erfahrungen vermittelt. Diese umfassen:
- Pathophysiologie und Ursache von immunmediierten sowie das Immunsystem betreffenden Erkrankungen wie angeborene und erworbene Immundefizienzen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Typ 1-4) sowie Unverträglichkeiten, Abstoßungsreaktionen, autoinflammatorische und Autoimmunkrankheiten
- Klinik, Diagnostik und Therapie von importierbaren Infektionskrankheiten und deren Prävention
- Internationale Impfungen/Reiseimpfungen, reisemedizinische Empfehlungen
- Pathophysiologie und Ursache von malignen Erkrankungen, die das Immunsystem bzw. Zellen des Immunsystems betreffen (Leukämien, Lymphome, Sarkome etc.)
- Klinische Manifestationen von angeborenen und erworbenen Immundefizienzen
- Klinische Manifestationen von Allergien
- Klinische Manifestationen von autoinflammatorischen und Autoimmunkrankheiten
- Klinische Manifestation von malignen Erkrankungen, die das Immunsystem bzw. Zellen des Immunsystems betreffen
- Indikation von serologischen, zellulären, genetischen und chemischen Laboranalysen sowie weiteren fachrelevanten Untersuchungsverfahren, Stufendiagnostik bei Immundefizienzen, Prätransplantationsdiagnostik bzw. Abstoßungsreaktionen, autoinflammatorische und Autoimmunkrankheiten
- Indikation von Provokationstesten, serologischen, zellulären und chemischen Laboranalysen sowie weiteren fachrelevanten Untersuchungsverfahren bei Überempfindlichkeitsreaktionen (Typ 1-4) sowie Unverträglichkeiten
- Indikation von Laboranalysen sowie weiteren fachrelevanten Untersuchungen zur Diagnose und Verlaufskontrolle von malignen Erkrankungen, die das Immunsystem bzw. Zellen des Immunsystems betreffen
- Wirkmechanismen und Anwendungsgebiete von Antibiotika und immuntherapeutischen Maßnahmen bei angeborenen und erworbenen Immundefizienzen
- Wirkmechanismen und Anwendungsgebiete von Immunsuppressiva, antiinflammatorischen und immunmodulatorischen Therapeutika, Biologika
- Methoden der prophylaktischen Behandlung inkl. Allergenelimination bei IgE vermittelten Überempfindlichkeitsreaktionen
- Immuntherapeutische Ansätze bei IgE vermittelten Überempfindlichkeitsreaktionen
- Wirkmechanismen und Anwendungsgebiete von Therapeutika zur Behandlung von malignen Erkrankungen, die das Immunsystem bzw. Zellen des Immunsystems betreffen
- Anamnese bei Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen wie angeborene und erworbene Immundefizienzen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Typ 1-4) sowie Unverträglichkeiten, Abstoßungsreaktionen, autoinflammatorische und Autoimmunkrankheiten, Infektionskrankheiten u. a.
- Durchführung und Interpretation aller fachrelevanten immunologischen Labortestverfahren und fachspezifischer genetischer Diagnostik für Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen (z. B. serologische und zelluläre Testungen inkl. Funktionstests bzw. weiterführende Spezialuntersuchungen, Leukozytentypisierung, Gentests, gesamt IgE, allergenspezifisches IgE, Chip- bzw. Multiplexdiagnostik, Autoantikörper, Spender-spezifische Antikörper, serologische, zelluläre und genetische HLA-Typisierung)
- Interpretation von Impfstatusanalysen
- Durchführung und Interpretation aller Arten von Hauttesten
- Durchführung und Interpretation nasaler, bronchialer, oraler und parenteraler Provokationstests
- Immunmodulatorische Verfahren für Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen
- Klinische Manifestationen von angeborenen und erworbenen Immundefizienzen
- Klinische Manifestationen von Allergien
- Klinische Manifestationen von autoinflammatorischen und Autoimmunkrankheiten
- Klinische Manifestation von malignen Erkrankungen, die das Immunsystem bzw. Zellen des Immunsystems betreffen
Facharztprüfung Klinische Immunologie
Die Facharztprüfung im Fach Klinische Immunologie findet in Form einer strukturiert mündlichen Prüfung statt und dauert zwei Stunden. Prüflinge erhalten acht Fallvignetten zu denen es Unterfragen gibt. 90 Minuten stehen zur Vorbereitung zur Verfügung. Anschließend beginnt die eigentliche Prüfung, bei der die Prüfer Fragen zu den Grundlagen der Immunologie, zu Diagnose, Therapie und Prophylaxe unterschiedlicher Erkrankungen, zu Kenntnissen der praktisch angewandten und experimentellen Immunologie sowie zur Qualitätssicherung aus organisatorischer und medizinischer Sicht stellen.
Die Auswertung der Prüfung findet vor Ort statt und wird entweder “bestanden” oder “nicht bestanden”. Das Bestehen der Prüfung ist mit dem Erreichen von mindestens 75 Prozent der möglichen Punkte gegeben.
Facharzt für Klinische Immunologie – Gehalt
Ein Blick auf den AMS-Gehaltskompass zeigt, dass das Einstiegsgehalt für Fachärztinnen und Fachärzte im Fachgebiet Klinische Immunologie zwischen 3.690 und 4.840 Euro brutto liegt. Die genannten Beträge basieren auf den Mindestgehältern der Kollektivverträge aus 2018. AMS-Gehaltsdaten werden im Dreijahrestakt aktualisiert. Für 2021 liegen bisher keine aktuellen Angaben vor.
Die relativ breite Spanne beim Einstiegsgehalt, die mehr als 1.000 Euro auseinanderklafft, legt nahe, dass die Vergütung nicht flächendeckend einheitlich ist. Immunologinnen und Immunologen können erwarten, dass öffentliche, private und kirchliche Arbeitgeber unterschiedliche Gehälter anbieten.
Jobs als Facharzt für Klinische Immunologie
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte in Österreich. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Stellenangebote in allen Facharztrichtungen für Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und Chefarzt gelistet.
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