Ein Facharzt für Orthopädie und Traumatologie beschäftigt sich mit Erkrankungen des menschlichen Stütz- und Bewegungsapparates. Er diagnostiziert Krankheiten und Verletzungen an Knochen, Sehnen und Muskeln, erstellt Therapiepläne und berät Patienten hinsichtlich der Prävention. Wer als Facharzt für Orthopädie und Traumatologie in Österreich tätig werden möchte, muss zunächst eine entsprechende Weiterbildung absolvieren. Hier gibt es Informationen zu Dauer, Gliederung, Inhalten und Facharztprüfung.
Inhaltsverzeichnis
Facharzt für Orthopädie und Traumatologie – Tätigkeiten und Zuständigkeitsgebiet
Ein Orthopäde ist Spezialist für den menschlichen Stütz- und Bewegungsapparat mitsamt allen Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern. Im Berufsalltag beschäftigt er sich mit erworbenen und angeborenen Funktionsstörungen, Formveränderungen, Erkrankungen und Verletzungen, die in diesem Bereich auftreten. Zu den typischen Krankheitsbildern zählen unter anderem Frakturen und weitere unfallbedingte Verletzungen, Muskelverletzungen, Arthritis, Arthrose und Osteoporose.
Wie auch in jedem weiteren Fachbereich beginnen Orthopäden ihre Behandlung mit einer gründlichen Anamnese. Zur Untersuchung des Bewegungsapparats werden zum Beispiel Röntgenbilder und Ultraschall eingesetzt. Bildgebende Methoden mit dreidimensionaler Darstellung erleichtern heute die Diagnosestellung. Bei vielen Erkrankungen begutachtet der Mediziner zudem den Bewegungsablauf des Patienten, um etwa Verletzungen, Fehlstellungen oder Verschleißerscheinungen zu erkennen. Ist eine Operation notwendig, erfolgt die Überweisung ins Krankenhaus bzw. an einen geeigneten Chirurgen. Im Anschluss an die Behandlung durch den Orthopäden erfolgt in vielen Fällen eine Physiotherapie. Orthopäden beraten Patienten zudem, wie sie Verletzungen, Gelenkverschleiß und weiteren Erkrankungen vorbeugen.
Facharztausbildung Orthopädie und Traumatologie – Die Weiterbildung im Überblick
Die Weiterbildung zum Orthopäden in Österreich schließt an die allgemeinmedizinische Basisausbildung an. Ziele, Gliederung und Inhalte richten sich nach der Ärztinnen- und Ärzte-Ausbildungsordnung von 2015 (ÄAO 2015).
Ziele
Die Weiterbildung zum Orthopäden hat zum Ziel, dem Mediziner die theoretischen Kenntnisse und praktischen Fähigkeiten zur Ausübung seiner Tätigkeit zu vermitteln. Zu diesem Zweck lernen die angehenden Fachärzte die typischen Krankheitsbilder zu diagnostizieren und zu behandeln. Darüber hinaus soll ihnen die Facharztausbildung die Kompetenz vermitteln, Patienten einfühlsam aufzuklären, zu informieren und auf Behandlungen vorzubereiten.
Dauer und Gliederung
Die Weiterbildung gliedert sich in drei Abschnitte:
- 9 Monate Basisausbildung
- 36 Monate Schwerpunktausbildung
- 27 Monate Sonderfach-Schwerpunktausbildung
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung besteht aus sechs Modulen und einem neun Monate dauerndem wissenschaftlichen Modul. Aus den insgesamt sieben Modulen sind drei auszuwählen. Bei der Auswahl ist darauf zu achten, dass die Ausbildungsdauer insgesamt 72 Monate beträgt.
Mit Aufnahme der fachärztlichen Weiterbildung erhält der angehende Orthopäde vom Träger seiner Ausbildungsstätte einen Ausbildungsplan. Darin wird die geplante Zuteilung zu den jeweiligen Ausbildungsstätten dargestellt. Abweichungen vom Ausbildungsplan sind nur in begründeten Ausnahmefällen möglich. Die während der Ausbildung erworbenen Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten werden mittels Rasterzeugnissen nachgewiesen. Zum Abschluss der Weiterbildung erfolgt die Facharztprüfung.
Inhalte
Die Weiterbildung umfasst die Diagnose, konservative und operative Behandlung, Nachsorge, Rehabilitation und Prävention aller Erkrankungen und Verletzungen des menschlichen Bewegungsapparats.
Sonderfach-Grundausbildung
Während der 36 Monate dauernden Sonderfach-Grundausbildung werden die folgenden Kenntnisse vermittelt:
- Diagnostik und Krankenbehandlung unter Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Besonderheiten
- Psychosomatische Medizin
- Vorsorge- und Nachsorgemedizin
- Information und Kommunikation mit Patientinnen und Patienten und Angehörigen über Vorbereitung, Indikation, Durchführung und Risiken von Untersuchungen und Behandlungen
- Betreuung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen
- Gesundheitsberatung, Prävention, Vorsorgemedizin und medizinische Aufklärung, Nachsorge
- Strahlenschutz bei Patientinnen und Patienten und Personal gemäß den geltenden rechtlichen Bestimmungen
- Einschlägige Rechtsvorschriften für die Ausübung des ärztlichen Berufes, insbesondere betreffend das Sozial-, Fürsorge- und Gesundheitswesen einschließlich entsprechender Institutionenkunde des österreichischen Gesundheitswesen und des Sozialversicherungssystems
- Grundlagen der Dokumentation und Arzthaftung
- Grundlagen der multidisziplinären Koordination und Kooperation, insbesondere Orientierung über soziale Einrichtungen, Institutionen und Möglichkeiten der Rehabilitation
- Gesundheitsökonomische Auswirkungen des ärztlichen Handelns
- Ethik und ärztliches Handeln
- Maßnahmen zur Patientinnen- und Patientensicherheit
- Palliativmedizin
- Schmerztherapie
- Geriatrie
- Fachspezifisches Grundlagenwissen
- Prävention, Diagnose, konservative und operative Therapien sowie Frührehabilitation bei
- angeborenen
- wachstumsassoziierten
- durch Knochenstoffwechsel verursachten
- durch Infektionen verursachten
- durch das Nervensystem verursachten
- durch systemische Leiden verursachten
- durch Knochen- und Weichteiltumore verursachten
- rheumatisch verursachten
- durch Sport verursachten
- durch Verletzung verursachten
- durch ärztliche Eingriffe und sonstig verursachten
- Erkrankungen in jedem Alter im Bereich des gesamten Stütz- und Bewegungssystems sowie des Schädels und der Körperhöhlen
- Schriftliche Zusammenfassung, Dokumentation und Bewertung von Krankheitsverläufen sowie der sich daraus ergebenden Prognosen (Fähigkeit zur Erstellung von Attesten, Zeugnissen etc.)
- Wundversorgung
- Grundlagen des Schockraummanagements, Triage, Prioritäteneinschätzung von Mehrfachverletzten, Damage Control Surgery, Grundprinzipien der Intensivmedizin
- Untersuchungstechniken für das gesamte Stütz- und Bewegungssystem
- Fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde inkl. Durchführung bildgebungsgesteuerter Eingriffe
- Sonographie
- Fachspezifische Interpretation Labormedizin
- Fachspezifische Punktion, Infiltration und Biopsie
- Fachspezifische physikalisch-medizinische Maßnahmen, Rehabilitation
- Fachspezifische Versorgung mit ruhigstellenden oder korrigierenden Verbänden
- Fachspezifische Versorgung mit Orthesen, Prothesen, Heilbehelfen und Hilfsmitteln
- Fachspezifische schmerztherapeutische Maßnahmen
- Fachspezifische konservative Behandlung, Behandlung von Frakturen, Luxationen und Distorsionen (inkl. Reposition)
- Eingriffe an Nerven, Bindegewebe und bei Verletzungen der peripheren Gefäße
- Arthroskopien
- Rekonstruktive Eingriffe
- Osteotomien
- Osteosynthesen
- Resektionen
- Endoprothetik
- Revisions- und Wechseloperationen
- Amputationen
- Komplikationsmanagement
Sonderfach-Schwerpunktausbildung
Die Sonderfach-Schwerpunktausbildung gliedert sich in die folgenden Module.
Modul 1: Traumatologie
- Traumatologie
- Vertiefung Schockraummanagement, Triage, Behandlung und Prioritäteneinschätzung von Schwerverletzten/Polytraumen inkl. intensivmedizinischer Mitbehandlung und Simulationstraining
- Damage Control Surgery
- Interdisziplinäre Koordination und Polytraumamanagement
- Mikrochirurgie
- Neurotraumata
- Weichteilschäden und deren Komplikationen
- Traumaversorgung im Kindes- und Jugendalter
- Traumaversorgung alter Menschen
- Komplexe Gelenksbinnenverletzungen
- Korrektureingriffe an Knochen und Weichteilen
- Arthroskopische Verfahren
Modul 2: Frakturbehandlung und Osteosynthese
- Indikationsstellung, Vorbereitung, Planung und Operation von schweren und komplexen Frakturen
- Operative Therapien:
- minimalinvasive und arthroskopisch assistierte Operationen
- Osteosynthese bei pathologischer Knochenstruktur
- Anwendung spezieller Osteosyntheseformen
- Arthrodesen
- Frakturen mit schwerem Weichteilschaden
- Notfalleingriffe
- Periprothetische Frakturen
- Komplikationsmanagement
- Konservative Therapie: Spezielle Repositionstechniken und retinierende Verbände und Maßnahmen
Modul 3: Endoprothetik und gelenkserhaltende Therapien
- Komplikationsmanagement
- Spezielle Zugangswege
- Revisionstechniken
- Korrekturosteotomien im Bereich der Extremitäten
- Regenerative und reparative Knorpelchirurgie
- Diagnostisch insbesondere bei der frühzeitigen Diagnosestellung
- Fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Fachspezifisches perioperatives Management
Modul 4: Orthopädische Krankheitsbilder
- Angeborene, wachstumsassoziierte, Knochenstoffwechsel und Nervensystem bedingte, systemische und rheumaorthopädische Erkrankungen
- Fachspezifische Interpretation laborchemischer und fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
Modul 5: Fachspezifische konservative Therapie, Schmerztherapie und Wundmanagement
- Verbandstoffkunde und fachspezifische medikamentöse und operative Wundversorgung
- Strukturiertes Schmerzmanagement
- Fachspezifische Schmerztherapie und Wundmanagement
Modul 6: Prävention und fachspezifische Rehabilitation
- Primärprävention
- Sekundärprävention
- Tertiärprävention
- Quartärprävention
- Scores und deren Auswertung
- Versorgungsalgorithmen
- Grundlagen und Struktur des Rehabilitationswesens
- Grundlagen der Paraplegiologie
- Fachspezifische konservative Untersuchungstechniken
- Fachspezifische klinische Diagnostik, Indikation zu Bildgebungsverfahren
- Fachspezifische Interpretation der von Radiologinnen und Radiologen und Nuklearmedizinerinnen und Nuklearmedizinern erhobenen Bilder und Befunde
- Einsatz und Interpretation optoelektronisch fachspezifischer funktionsdiagnostischer Verfahren wie 2D- und 3D-Gang- und Standanalyse
- Posturographie
- Fachspezifische Rehabilitation mit der Versorgung von Exoprothesen nach Amputationen
Facharztprüfung Orthopädie und Traumatologie
Sind insgesamt 72 Monate Ausbildung absolviert und können die erworbenen Fertigkeiten nachgewiesen werden, ist die Facharztprüfung zu absolvieren. Erst nach bestandener Prüfung darf sich ein Mediziner als Orthopäde bezeichnen. Die Prüfung erfolgt als schriftlicher Multiple-Choice-Test. Die Prüflinge bekommen 120 Fragen mit je fünf Antwortmöglichkeiten vorgelegt. Zur Beantwortung haben sie vier Stunden Zeit.
Abgefragt wird kein Lehrbuchwissen, vielmehr sollen die Mediziner nachweisen, dass sie die nötigen Kompetenzen besitzen. Die Auswertung der Antworten erfolgt nach internationalen Evaluationskriterien. Für jede richtige Antwort gibt es einen Punkt. Als bestanden gilt die Prüfung, wenn mindestens 70 Prozent der Fragen richtig beantwortet wurden. Das Ergebnis wird den Prüflingen lediglich als “bestanden” oder “nicht bestanden” mitgeteilt.
Facharzt für Orthopädie und Traumatologie – Gehalt
Ein Facharzt für Orthopädie und Traumatologie in Österreich kann ein Durchschnittsgehalt von 61.700 Euro brutto im Jahr verdienen. Die Verdienstspanne reicht von etwa 43.000 bis 67.000 Euro brutto im Jahr.
Wie hoch das Facharztgehalt ausfällt, hängt zum einen von der Berufserfahrung und der Karrierestufe ab, zum anderen von der Region. Als angestellter Orthopäde in Kärnten erhält man bei einer 48-Stunden-Woche inklusive vier Nachtdiensten, davon einer am Wochenende, ein typisches Gehalt von 7.500 Euro brutto im Monat. In Niederösterreich sind es bei einer 48-Stunden-Woche ohne Zuschläge rund 4.400 Euro brutto im Monat. In der Steiermark kann mit einem Grundgehalt von etwa 5.200 Euro im Monat gerechnet werden. Beim Wiener Krankenanstaltenverbund startet das Grundgehalt bei rund 5.800 Euro brutto im Monat.
Arbeitet man an einem Ordensspital, richtet sich der Verdienst nach einem eigenen Kollektivvertrag. Das Bruttomonatsgehalt beträgt zwischen 4.922 und 7.600 Euro.
Orthopäden mit eigener Praxis können durchaus einen höheren Verdienst erzielen als ein angestellter Orthopäde im Krankenhaus.
Jobs als Facharzt für Orthopädie und Traumatologie
Wer die Prüfung zum Orthopäden in Österreich bestanden hat, kann in einem Krankenhaus tätig werden oder eine eigene Praxis eröffnen. Bevor sie sich selbstständig machen, sind viele Orthopäden zunächst auch in einer Gemeinschaftspraxis tätig. Außerdem besteht die Möglichkeit, in die medizinische Forschung zu gehen oder sein Fachwissen in der Lehre weiterzugeben. Auch als Fachjournalist kann ein Orthopäde Karriere machen.
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte in Österreich. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Stellenangebote im Fachbereich Orthopädie und Traumatologie für Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und Chefarzt gelistet.
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