Ein Arzt für Allgemeinmedizin ist meist erster Ansprechpartner für Patienten in vielen Gesundheitsfragen und begleitet Menschen jeden Alters durch unterschiedliche Lebensphasen. Das ist vor allem im klassischen Tätigkeitsprofil während der Arbeit als Hausarzt mit eigener Praxis der Fall. Um als Arzt für Allgemeinmedizin in Österreich den Beruf ausüben und praktizieren zu dürfen, müssen zunächst einige Voraussetzungen erfüllt sein. Hierzu gehören unter anderem der Nachweis einer abgeschlossenen Ausbildung sowie der Eintrag in die Ärzteliste, welche von der österreichischen Ärztekammer geführt wird. Eine eigene Facharztausbildung wird es erst ab 2026 geben.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Allgemeinmediziner?
Der Arbeitsbereich in der Allgemeinmedizin umfasst die Grundversorgung von Patienten mit körperlichen und seelischen Beschwerden – sowohl in der Akut- als auch Langzeitversorgung – und beinhaltet darüber hinaus Bereiche der Gesundheitsprävention als auch Rehabilitation. Ein Arzt für Allgemeinmedizin ist durch die entsprechende Ausbildung spezialisiert auf die umfassende Versorgung der Patienten. Sie sind in der Versorgungskette die Ersten, die bei gesundheitlichen Problemen konsultiert werden, und betreuen sowohl akute als auch chronische Erkrankungen.
Wenn eine intensivere medizinische Betreuung erforderlich wird, bahnt der Allgemeinmediziner die weitere fachärztliche Versorgung oder weist im Notfall in ein Spital ein. Allgemeinmediziner führen zudem Vorsorgeuntersuchungen durch, leiten präventive Maßnahmen ein und sind oft auch für die kontinuierliche Betreuung und Nachsorge zuständig.
Im Falle des Hausarztes bündeln sich hier im Regelfall die Daten und Gesundheitsinformationen des Patienten. Auf diese Weise betreuen Hausärzte ihre Patienten meist dauerhaft und sind mit dem individuellen Gesundheitszustand und individuellen Erkrankungen vertraut. Damit spielen sie eine zentrale Rolle in der Koordination der gesamten gesundheitlichen Versorgung ihrer Patienten.
Facharztausbildung ab 2026 möglich
Anders als zum Beispiel Deutschland kennt Österreich bisher keinen Facharzt für Allgemeinmedizin. Man kann "nur" Arzt für Allgemeinmedizin werden. Angesichts des zunehmenden Mangels an Hausärzten war die Einführung einer Facharztausbildung notwendig. Die Bundesregierung hat im September 2024 die Schaffung einer neuen Facharztausbildung für Allgemein- und Familienmedizin offiziell in Gang gebracht. Erste Ausbildungsplätze könnten dann ab Sommer 2026 angeboten werden.
Allgemeinmediziner – Tätigkeiten und Zuständigkeitsbereiche
Das Tätigkeitsfeld eines Allgemeinmediziners ist breit gefächert. Allgemeinmediziner sind für die Prävention, Diagnose, Behandlung und Nachsorge von unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen zuständig. Sie bieten individuelle Beratung, kümmern sich um die Impfungen und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und unterstützen Patienten in allen Lebensphasen – von der Geburt bis ins hohe Alter.
Zu den Tätigkeiten als Arzt für Allgemeinmedizin gehören unter anderem:
- Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention
- Nachsorge
- Früherkennung von Erkrankungen / Vorsorgeuntersuchungen
- Diagnostik und Behandlung jeder Art von Erkrankungen (inklusive lebensbedrohlicher Krankheitszustände, z. B. Notfallbehandlungen)
- allgemeinmedizinische Betreuung behinderter, chronisch kranker und alter Menschen
- Integration medizinischer, psychischer und sozialer Hilfen
- Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen
- Zusammenarbeit mit Fachärzten, anderen Gesundheitsberufen und Einrichtungen des Gesundheitswesens (Krankenhäuser)
Dem Allgemeinmediziner stehen verschiedene Therapieformen zur Verfügung. Die Behandlung erfolgt in Form von Medikamenten, physikalischer Therapie oder durch die Empfehlung eines angepassten Lebensstils. Allgemeinmediziner sind außerdem in der Wundversorgung geübt und kümmern sich um die Behandlung kleinerer Verletzungen oder chronischer Wunden. Zudem stellen Allgemeinmediziner Überweisungen an spezialisierte Fachärzte aus, wenn eine weiterführende Diagnostik oder spezielle Behandlung erforderlich sind.
Gängige Krankheitsbilder
Im Rahmen der hausärztlichen Tätigkeit ist der allgemeinmedizinische Alltag geprägt von einer großen Bandbreite von Beschwerdebildern und Krankheiten, die insbesondere im Frühstadium unspezifisch sein können. Zu den häufigsten Krankheitsbildern zählen:
- chronische Krankheiten und Beschwerden wie Rückenschmerzen, Allergien, Bluthochdruck und Nackenschmerzen
- Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes
- Atemwegserkrankungen wie Grippe oder grippale Infekte
- Hautkrankheiten wie Akne, Ekzeme und Neurodermitis
Auch psychische Probleme und Verhaltensstörungen, die zu den ansteigenden Krankheitsbildern zählen, werden von Allgemeinmedizinern diagnostiziert; Depressionen und das Burn-Out-Syndrom werden häufig erfasst.
Arzt für Allgemeinmedizin – Untersuchungsmethoden
Allgemeinmediziner nutzen eine Vielzahl von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, um ein breites Spektrum an gesundheitlichen Problemen zu diagnostizieren und zu behandeln. Häufig stehen dem Hausarzt weniger Geräte und Diagnoseverfahren zur Verfügung. Deswegen kommen dem Anamnesegespräch und der körperlichen Untersuchung ein ganz besonderer Stellenwert zu. Die Ergebnisse weiterführender diagnostischer Tests, wie zum Beispiel Blutwerte, stehen häufig nicht sofort zur Verfügung. Sie greifen deswegen auf einfache Laboruntersuchungen zurück, nehmen Blutdruckmessungen vor und führen EKGs durch. Bei Bedarf erfolgt eine Überweisung zu Fachärzten für weiterführende Untersuchungen wie Ultraschall oder MRT. Medizinische Notfälle werden nach der Erstversorgung ins Spital eingewiesen. Eine Übersicht über gängige Untersuchungs- und Behandlungsmethoden:
- Anamnesegespräch
- Inspektion (Prüfung des äußeren Erscheinungsbildes)
- Auskultation (Abhören)
- Perkussion (Abklopfen)
- Palpation (Abtasten)
- Funktionsprüfung
- Blutdruckmessung und Pulsmessung
- EKG
- Ultraschall
- Lungenfunktionstest
Begrenzte technische Möglichkeiten in einer Praxis für Allgemeinmedizin
Für eine Diagnosefindung liegen in einer allgemeinmedizinischen Praxis leider nur begrenzte technische Möglichkeiten zur Verfügung: weder ein CT- noch ein MRT-Gerät sind in einer Arztpraxis vorhanden. Daher kann es möglich sein, dass für das weitere Prozedere ein Überweisungsschein ausgeschrieben wird.
Wie wird man Arzt für Allgemeinmedizin? – Ausbildung
Der Weg zur Allgemeinmedizin führt in Österreich zunächst über das sechsjährigen Diplomstudium (Masterstudium) der Humanmedizin. Nach Abschluss des Studiums und der neunmonatigen praktischen Basisausbildung folgt die praktische Ausbildung im Rahmen des allgemeinmedizinischen Turnusdienstes. Die Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin in Österreich dauert also insgesamt 42 Monate. Im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses erfolgt die praktische Ausbildung in einer anerkannten Ausbildungsstätte, unter anderem in Krankenhäusern, Kliniken, medizinischen Universitäten oder Lehrpraxen. Diese Tätigkeit als „Turnusarzt“ (oder Spitalturnus-Arzt) dauert im Minimum 33 Monate und vermittelt angehenden Allgemeinmedizinern die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten in unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen. Danach folgt die Prüfung zum Arzt für Allgemeinmedizin, die erfolgreich abgelegt werden muss. Mehr zur Ausbildung hier:
Alles Wichtige zu Facharztrichtungen und Facharztausbildungen:
Wieviel verdient ein Arzt für Allgemeinmedizin? – Lohn
Das Gehalt eines Allgemeinmediziners variiert stark je nach Arbeitsumfeld, Region und Berufserfahrung. Allgemeinmediziner, die als Kassenärzte in einer eigenen Praxis tätig sind, erzielen meist höhere Einkommen als angestellte Ärzte in öffentlichen Einrichtungen. Ein niedergelassener Allgemeinmediziner kann je nach Patientenzahl und Kassenvertrag zwischen circa 5.000 und 10.000 Euro pro Monat verdienen. Mehr zu Arzt-Lohn:
Mögliche Arbeitgeber
Allgemeinmediziner können in Österreich freiberuflich arbeiten oder Beschäftigung in einem Dienstverhältnis finden. Zu den verschiedenen Bereichen, in denen man den Beruf als Allgemeinmediziner ausüben kann, zählen unter anderem:
- Praxis (Ordination) oder Gruppenpraxis
- Krankenhäuser (dazu gehören auch Universitätskliniken)
- Ambulatorien
- Rettungswesen
- Rehabilitationseinrichtungen
- Kureinrichtungen
- Bezirksbehörden
- Schulen
- Magistratsbehörden
- Bundesheer
- Polizei
Allgemeinmedizin - Welche Ordinationsformen gibt es?
Die klassische Ordinationsform in Österreich stellt die Einzelpraxis dar, in welcher sich ein Arzt für Allgemeinmedizin niedergelassen hat und medizinische Leistungen erbringt. Eine Gruppenpraxis kann von mehreren selbstständigen Ärzten gegründet werden. Sowohl eine Einzelpraxis als auch eine Gruppenpraxis können einen Vertrag mit einer Krankenkasse haben, müssen jedoch nicht. Ohne Vertrag handelt es sich um einen Wahlarzt bzw. eine Wahlarztpraxis.
Darüber hinaus gibt es auch Gemeinschaftspraxen als Ordinationsform. Hierbei handelt es sich um „lose“ Zusammenschlüsse mehrerer Ärzte, welche lediglich gemeinsam die Räumlichkeiten einer Ordination nutzen.
Weiter zu nennen sind Ambulanzen. Neben Ambulanzen der gemeinnützigen Spitäler kann man auch in selbstständigen Ambulatorien, einer Kombination aus Arztpraxis und Krankenhaus, tätig sein. In Österreich werden 90 Prozent der selbstständigen Ambulatorien von Fachärzten geleitet, während die übrigen 10 Prozent von Allgemeinmedizinern geleitet werden.
In Österreich gibt es verschiedene Ordinationsformen:
- Einzelpraxis
- Gruppenpraxis
- Gemeinschaftspraxis
- Ambulanzen
- Selbstständige Ambulatorien
Darüber hinaus können Allgemeinmediziner z. B. in alternativen Berufsfeldern Beschäftigung finden:
- Arbeitsmedizin
- Forschung
- Planung und Qualitätssicherung
- Pharmazeutische Industrie
- Versicherungswesen
Jobs als Allgemeinmediziner
Im Stellenportal von praktischArzt finden sich zahlreiche medizinische Einrichtungen in Österreich, die Allgemeinmediziner beschäftigen. Aktuelle Stellenangebote gibt es hier: