Die Beziehung bzw. Interaktion zwischen Arzt/Ärztin und Patient/in ist ein elementarer Bestandteil für das ärztliche Handeln. Voraussetzung hierfür ist eine gelungene Kommunikation zwischen beiden Parteien. Richtige Kommunikation ist erlernbar und ermöglicht es, Vertrauen aufzubauen. Im folgenden Beitrag werden Tipps aufgeführt, wie die Kommunikation mit den Patienten/-innen verbessert werden kann. Lesen Sie außerdem, welches Modell der Arzt-Patient-Beziehung bevorzugt gewählt werden sollte.
Definition: Arzt-Patient-Beziehung
Unter dem Begriff Arzt-Patient-Beziehung versteht man die Beziehung zwischen einem/-r Arzt/Ärztin und dem/-r Patienten/-in, welche/r sich ärztlich beraten und behandeln lässt. Die Regeln für die Arzt-Patient-Beziehung werden auch im Eid des Hippokrates, in der Genfer Deklaration des Weltärztebundes (Genfer Gelöbnis) sowie in berufsethischen oder standesrechtlichen Richtlinien aufgeführt.
Das gegenseitige Vertrauen zu stärken und zu fördern ist entscheidend. So erfährt der/die Patient/in eine fachliche Beratung und erhält eine bestmögliche Therapie, die zufriedenstellend ist. Hierfür ist ein Maß an medizinischer, psychosozialer sowie sprachlich-kommunikativer Kompetenz seitens des Arztes/der Ärztin erforderlich.
Modelle der Arzt-Patient-Beziehung
Zu den Modellen der Arzt-Patient-Beziehung zählen das Paternalistische Modell, das Konsumentenmodell sowie das heutzutage zu bevorzugende Partnerschaftliche Modell.
Das Paternalistische Modell gilt als das traditionelle Modell der Arzt-Patient-Beziehung, welches aktuell nicht mehr angemessen ist (mit Ausnahmen von Notfallsituationen, in denen der Patientenwille nicht aktiv geäußert werden kann). Bei dem Paternalistischen Modell ist der/die Patient/in an der Entscheidung nicht aktiv beteiligt, lediglich der/die Arzt/Ärztin entscheidet über das ärztliche Handeln und weitere Vorgehen – dieses Modell ist als veraltet zu betrachten.
Das Konsumentenmodell ist das sogenannte informative Modell. Hier liefert der/die Arzt/Ärztin lediglich noch fehlende medizinische Informationen während der/die Patient/in über das weitere Vorgehen entscheidet. Das Konsumentenmodell setzt voraus, dass der/die Patient/in konkrete Vorstellungen und Wünsche hat.
Das Partnerschaftliche Modell ist das Modell, welches heute favorisiert wird und zu einer guten Arzt-Patient-Beziehung beitragen kann: Im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) treffen Arzt/Ärztin und Patient/in gemeinsam eine Entscheidung über die Behandlung und erarbeiten zusammen einen Therapieansatz.
Dieses Modell erlaubt es, die Empfehlungen des/der Arztes/Ärztin auszusprechen und dabei die Vorstellungen und Wünsche des/der Patienten/-in zu berücksichtigen – der/die Patient/in wird dazu befähigt, an den ärztlichen Entscheidungen mitzuwirken, indem er/sie mit den notwendigen medizinischen Informationen versorgt wird und auf dessen Grundlage über das weitere Vorgehen gemeinsam entschieden werden kann. Vorteile des Partnerschaftlichen Modells sind, dass eine kooperative Zusammenarbeit besteht und der/die Patient/in als mündiger Mensch respektiert wird.
Das Gespräch mit den Patienten/-innen: Tipps für eine gelungene Kommunikation
Das Gespräch mit den Patienten/-innen zählt zu den Kernaufgaben eines/-r Arztes/Ärztin. Und auch wenn die medizinische Ausbildung mit Bravour absolviert worden ist, mangelt es nicht selten an dialogischer und psychosozialer Kompetenz unter den Medizinern/-innen.
Folgende Tipps sind zu berücksichtigen, um eine gelungene Arzt-Patient-Kommunikation zu erreichen.
Tipp 1: Anliegen ernst nehmen und auf Augenhöhe begegnen
Im stressigen Klinik- und Praxisalltag kann die selbstverständliche Forderung, das Anliegen des/der Patienten/-in ernst zu nehmen schnell in Vergessenheit geraten werden und häufig missachten Ärzte/-innen, dass Gespräche mit medizinischen Laien und nicht mit Fachexperten/-innen geführt werden. Es kann sinnvoll sein, dass vor einem Gespräch eine Selbstreflexionsphase von wenigen Sekunden eingeführt wird.
Tipp 2: Verständliche und klare Sprache
In einem Patientengespräch sollte sich der/die Arzt/Ärztin verständlich ausdrücken können und vor allem Fachvokabular vermeiden. Nicht immer gelingt dies, sodass es hilfreich ist, die Technik des Nachfragens zu nutzen und den/die Patienten/-in die Frage zu stellen, ob alles verstanden worden ist und ob die ärztliche Diagnose oder Therapieempfehlung in eigenen Worten wiederholt werden könne. Dies ermöglich es, zu eruieren, ob „alles“ richtig beim Gegenüber angekommen sei.
Tipp 3: Ausbau der kommunikativen Kompetenz
Ein patientenorientiertes Gespräch ist entscheidend für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses. Nach jedem Gespräch sollte der/die Arzt/Ärztin prüfen, wer mehr geredet hat – der/die Patient/in oder man selbst? Weitere Fragen, die zur Reflexion beitragen: „Wie kann der eigene Redeanteil reduziert und der des/der Patienten/-in vergrößert werden? Sind genügend Fragen gestellt worden? Was konnte man über den und von dem/der Patienten/-in in Erfahrung bringen? Es ist wichtig, dass der/die Arzt/Ärztin nachvollziehbar erklären kann und zudem Patienten/-innen zu Nachfragen animiert werden. Nur dann können Missverständnisse verhindert werden.
Tipp 4: Respekt und Geduld
Der stressige Berufsalltag macht es häufig schwierig, sich geduldig auf den/die Patienten/-in einzulassen, wenn man womöglich gedanklich vielleicht schon bei dem/der nächsten Patienten/-in ist. Hier besteht die Kunst darin, den Fokus auf das Hier und Jetzt zu legen und sich die Einzigartigkeit und Individualität des/der einzelnen Patienten/-in zu vergegenwärtigen. Der/die Patient/in spürt, dass für ihn/sie Zeit genommen wird – dies führt zu einer spürbaren Verbesserung der Kommunikation zwischen Arzt/Ärztin und Patient/in.
Tipp 5: Patienten/-innen an der Entscheidung beteiligen
Nicht nur der Arzt/Ärztin als medizinische Experte/-in sollte Teil des Vorgehens für eine Behandlung sein, sondern der/die Patient/in sollte bestmöglich miteinbezogen werden. Dies kann für den Heilungsprozess von Vorteil sein.
Tipp 6: Patienten/-innen behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte
„Behandle andere Menschen, so wie du selbst behandelt werden möchtest“. Dieser Grundsatz kann auch im klinischen Berufsalltag angewandt werden. Der/die Arzt/Ärztin soll im besten Fall so mit seinen Patienten/-innen umgeben, wie er/sie es selbst von ärztlichen Kollegen/-innen erwartet.