Immer häufiger entscheiden sich Jungmediziner, nach Absolvieren des lernintensiven, zwölf Semester andauernden Medizinstudiums ins Ausland zu gehen. Denn die Motivation, die gelernten Fähigkeiten sowie die Ungebundenheit ermöglicht es frischgebackenen Ärzten auch, außerhalb Österreichs zu praktizieren. Doch wie viele Jungmediziner wandern tatsächlich aus? Was sind die Gründe und wie kann man dem entgegenwirken?
Steigende Tendenz der Auswanderung von Jungmedizinern
Eine Untersuchung der Statistik Austria zeigte die Zahl der Medizin-Absolventen auf, welche nach abgeschlossenem Studium einen Umzug ins Ausland wagten. Von den Jungmedizinern, welche im Jahr 2011 ihr Diplomstudium abschlossen, lebten oder arbeiteten drei Jahre später 84,3 % der Deutschen nicht mehr in Österreich.
Knapp 69 % der EU-Ausländer, Deutschland ausgeschlossen, und etwa 60 % der Nicht-EU-Bürger verließen Österreich ebenfalls. Außerdem wanderten 8,4 % der österreichischen Absolventen aus.
Eine steigende Tendenz ist dabei zu beobachten. Daraus kann man schlussfolgern, dass sich nicht nur die ausländischen Jungmediziner für einen Umzug entscheiden, sondern inländische Ärzte gleichermaßen aus Österreich wegziehen.
Stellen in Österreich nicht attraktiv
Die Gründe, weswegen so viele Jungmediziner auswandern, sind vielfältig. Viele ausländische Absolventen möchten einfach nur wieder zu ihrer Familie zurückkehren. Doch es ist auch auf eine Diskrepanz der Karriereangebote hinzuweisen. Häufig sind die Arbeitsmarktangebote im Ausland attraktiver als in Österreich. Der Grund liegt in besseren Arbeitsbedingungen und höheren Gehältern.
Deswegen sind die Schweiz, Deutschland und England besonders attraktiv für österreichische Jungmediziner. Nach der Erhebung der Statistik Austria sind etwa 3000 österreichische Ärzte in Deutschland oder in der Schweiz tätig. Im Gegensatz dazu schneiden die Arbeitsbedingungen in Österreich eher schlecht ab.
Denn in Folge des spitalslastigen Systems können sich Mediziner nicht so weiterentwickeln, wie sie es sich gerne wünschen würden. Statt dem Patientenkontakt oder der Nähe an ihrer hochqualifizierten Kerntätigkeit verbringen sie oftmals die Zeit mit Sekretariats- oder Pflegearbeiten.
Ärztemangel in Österreich: Wie kann man dagegen vorgehen?
Obwohl der Lohn für österreichische Ärzte angehoben wurde, kritisieren einige, dass dies ohne weitere Anreize nicht funktioniere. Denn auf lange Sicht gebe es einen Ärztemangel, welcher eine Herausforderung darstelle. Nach Schätzungen der Ärztebedarfsstudie 2012 fehlen im Jahr 2030 2764 bis 7409 Mediziner in Österreich.
Der Leiter des Forschungsinstituts für Freie Berufe an der Wirtschaftsuniversität Wien kommt auf ein Minus von 3000 bis 4000 Ärzte – und das gelte nur für Wien. Eine Steigerung der Anzahl von Medizinstudierenden ändere wenig, obwohl die Studienplätze trotzdem erhöht werden. Denn die Abwanderung erfolge hauptsächlich aus beruflichen Gründen.
Ein Lösungsansatz könnte in der Entbürokratisierung des Ärzteberufs liegen. Indem Mediziner von administrativen Aufgaben entlastet werden, erfahren sie mehr Wertschätzung und Gestaltungsmöglichkeiten.
Ein anderer Ansatz liege darin, qualifizierte Ärzte aus dem Ausland anzuwerben. Momentan sei dies noch problematisch, da die Anerkennung der Abschlüsse von ausländischen Medizinern noch komplex sei.
Dessen ungeachtet müsse die Kommunikation nach außen verbessert werden. Spezifisch Krankenhäuser in ländlichen Gebieten, wo hoher Bedarf herrsche und herrschen werde, sollten für sich als attraktive Arbeitgeber werben. Dies gelte nicht nur für Ärzte aus dem Ausland, sondern auch für Medizinstudenten: Kliniken auf dem Land sollten bereits während des Medizinstudiums um den Nachwuchs buhlen.
Stellenangebote für Ärzte
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1. Warum immer mehr Jungmediziner Österreich verlassen, www.kurier.at (Abrufdatum: 12.03.2020)