Ein Bänderriss am Sprunggelenk (Bandruptur) zählt zu den häufigsten Sportverletzungen. Die Ursache ist meist eine ruckartige Überdehnung der Bänder nach innen oder außen, wie sie durch ein Foul verursacht werden kann. Nicht nur Unfälle beim Sport, auch im Alltag sind Bänderrisse am Sprunggelenk verbreitet. Bänderrisse sind sehr schmerzhaft, lassen den Knöchel anschwellen und gehen mit Blutergüssen daher.
Die Bänder liegen als starke, faserige Gewebestrukturen um das Sprunggelenk herum und sorgen so für die erforderliche Stabilität. Umgangssprachlich verwendet man die Begrifflichkeiten “im Sprunggelenk” und “am Sprungelenk” gleichbedeutend.
Das Wichtigste auf einen Blick
1. Sprunggelenks-Bänderrisse betreffen meist das Außenband zwischen Sprungbein und Wadenbein, seltener das Wadenbein-Fersen-Band oder das Band zwischen Ferse und hinterem Sprungbein.
2. Nach der Kühlung und Schmerzmedikation ist die Ruhigstellung mit einer Orthese erforderlich, damit der Bänderriss in vier bis sechs Wochen heilt.
3. Sind mehrere Bänder gerissen, kann eine Operation erforderlich sein.
Bänderriss Sprunggelenk – Ursachen
In 85 Prozent aller Fälle entsteht ein Bänderriss am Sprunggelenk, wenn der Fuß umknickt oder übermäßig gedreht wird. Ein oder mehrere Bänder halten der plötzlichen Torsion bzw. dem Aufprall nicht stand und reißen. Bänderrisse am Sprunggelenk können aber auch durch Fehlbelastungen oder schwache bzw. verkürzte Muskeln und Sehnen oder Nervenschäden entstehen.
Beim Bänderriss am Sprunggelenk unterscheidet man zwischen den folgenden Traumen:
- Inversionstrauma: Umknicken des Fußes nach Innen
- Eversionstrauma: Umknicken des Fußes nach Außen
- Hochenergietrauma: nach starkem Aufprall, z.B. Verkehrsunfall mit hoher Geschwindigkeit
Bänderriss im Sprunggelenk – Symptome
Bänderrisse am Sprunggelenk machen sich sofort bemerkbar durch:
- sehr starke Schmerzen
- rasches Anschwellen des Knöchels
- Blutergüsse (Hämatome), bei denen sich der Knöchel blauviolett verfärbt
- extreme Druckempfindlichkeit
- Instabilität des Fußgelenks
- Schmerzen beim Auftreten
Selbsttest beim Bänderriss am Sprunggelenk
Bänderrisse sind oftmals von Bänderzerrungen kaum zu unterscheiden, denn beide verursachen schneidende Schmerzen, Schwellungen, Einblutungen und Knackgeräusche. Eine Zerrung kann sogar schmerzhafter sein. Zwei Unterschiede sind jedoch für den Laien erkennbar: Der Druckschmerz strahlt beim Riss auf den gesamten Fuß aus. Zudem ist ein Auftreten nach dem Bänderriss überhaupt nicht mehr möglich.
Bänderriss Sprunggelenk – Erste Hilfe
Patienten mit Bänderrissen am Fuß dürfen das Sprunggelenk unmittelbar nach der Bandverletzung nicht mehr belasten. Für sie und ihre Helfer gilt bei der Erstversorgung die Pech-Regel:
- P wie Pause: Den verletzen Bereich schonen und ruhig stellen
- E wie Eis: Den verletzten Fuß sofort kühlen
- C wie Kompression: eine Bandage bzw. einen Druckverband anlegen
- H wie Hochlagern: den Fuß samt Bein hochlegen
Bänderriss Sprunggelenk – Diagnose
Nach dem Umknicken des Knöchels mit Verdacht auf einen Bänderriss sollte man sofort einen Sportarzt oder Orthopäden aufsuchen, um abzuklären inwieweit es sich bei der Verletzung um einen Bänderriss oder eine Bänderdehnung handelt und ob eventuell auch Sehnenrisse oder Brüche vorliegen.
Schubladentest
Im Anschluss an die mündliche Anamnese erfolgt die Diagnose über den sogenannten Schubladentest. Dabei überprüft der Behandler, ob das Sprungbein nach vorn gegen das Schienbein verschiebbar ist. Der Patient liegt in Rückenlage, der Arzt hält mit einer Hand seine Ferse fest und drückt mit der anderen langsam gegen das Schienbein. Dies ist im Regelfall schmerzfrei. Bei einer Zerrung ist der Fuß unbeweglich, bei einem Riss ist das Sprunggelenk nach vorne verschiebbar.
Der Riss des mittleren Bandes ist durch das seitliche Abkippen des Sprunggelenkes nachweisbar. Das ist jedoch unangenehm, und da isolierte Verletzungen der hinteren Bandabschnitte unwahrscheinlich sind, ist diese Prozedur unnötig. Da der Kapselbandapparat am Fuß bei jedem Menschen unterschiedlich beweglich ist, untersucht der Arzt immer das unverletzte Fußgelenk mit.
Röntgen, Ultraschall oder MRT?
Beim Riss ist die Röntgenaufnahme üblich, um Verletzungen am Knochen auszuschließen. Da die Bänder im Röntgenbild nicht sichtbar sind, helfen Ultraschallaufnahmen, den Bänderriss zu erkennen. Genauer ist jedoch die Darstellung der Bandverletzungen durch die Magnetresonanztomografie (MRT). Sie ist aber nur indiziert, wenn sich die Beschwerden nicht bessern oder aufgrund des Unfallhergangs schwerwiegendere Verletzungen vermutet werden.
Bänderriss im Sprunggelenk – Dauer und Behandlung
Je nach Schweregrad des Bänderrisses dauert die Heilung zwischen vier bis sechs Wochen. In schweren Fällen kann es jedoch auch mehrere Monate dauern, bis der Bänderriss am Sprunggelenk ausgeheilt ist.
In der Regel reicht bei Bänderrissen eine konservative Therapie. Dazu legt der Behandler eine Orthese oder Gipsschiene an, die, je nach Schwere der Verletzung, vier bis sechs Wochen getragen wird, auch im Schlaf. Sie stützt das verletzte Sprunggelenk und gewährt eine minimale Beweglichkeit, ohne es zu belasten. In den ersten ein bis zwei Wochen sollte der Patient beim Laufen Krücken zur Hilfe nehmen.
Schmerzmittel und Kälteanwendungen reduzieren Schmerzen und Schwellungen. Nach der Ruhigstellungsphase stärkt gezielte Physiotherapie die Muskeln und Bänder des Fußes und verbessert die Bewegungskoordination.
Was passiert, wenn man einen Bänderriss am Sprunggelenk zu früh belastet?
Die Ruhigstellungszeit einzuhalten, ist äußerst wichtig, und dynamische Sportarten wie Laufen oder Ballsport sind in den ersten sechs bis acht Wochen absolut tabu. Denn wenn das Sprunggelenk nicht ausheilt, sind Spätfolgen möglich: Das Gelenk kann instabil bleiben und frühzeitiger verschließen (Arthrose). Um dies zu vermeiden, hilft nach Behandlungsabbrüchen oft nur noch die Operation.
Wann sollte man einen Bänderriss am Sprunggelenk operieren?
Eine operative Behandlung des Bänderrisess am Sprunggelenk erfolgt aktuell nur noch, wenn das Gelenk trotz Ruhigstellung instabil bleibt, wenn mehrere Bänder verletzt sind oder Knochen bzw. Knorpel geschädigt sind. Auch bei starken Belastungen, etwa bei Leistungssportlerinnen, kann eine OP erforderlich sein. Sie erfolgt minimalinvasiv über die Schlüssellochtechnik. Bei schwereren Verletzungen werden körpereigene Sehnen verpflanzt. Auch danach wird eine Orthese angelegt.
Bänderriss (Sprunggelenk) - Wie lange arbeitsunfähig?
Beim Bänderriss am Sprunggelenk richtet sich die Dauer der Krankschreibung nach der Tätigkeit des Patienten. Bei sitzenden Tätigkeiten, die auch im Homeoffice möglich sind, ist das Arbeiten ggf. schon nach einigen Tagen möglich. Bei körperlich belastenden Tätigkeiten kann der Patient wochenlang arbeitsunfähig sein.
- Largiader, F. et al., Checkliste Chirurgie, Stuttgart: Georg Thieme Verlag (9. Auflage, 2007)
- Niethard, F. U. et al., Duale Reihe Orthopädie, Stuttgart: Georg Thieme Verlag (5. Auflage, 2005)
- St. Augustinus- Gruppe, Bänderriss – Ursachen, Symptome und Behandlung,
https://www.st-augustinus-kliniken.de/... (Abrufdatum: 14.05.2024) - Jungermann, M.; Gumpert, N., Der Bänderriss am Sprunggelenk, https://www.lumedis.de/... (Abrufdatum: 14.05.2024)