Vor dem ersten Nachtdienst als Arzt ist die Aufregung oft groß. Immerhin haben die meisten Turnusärzte bereits gehört, wie stressig und aufreibend es während der Nacht im Krankenhaus zugehen kann. Mit der richtigen Vorbereitung meistert man solche herausfordernde Situationen besser. Hier gibt es daher einige Tipps, mit denen sich der erste Nachtdienst einfacher überstehen lässt.
Inhaltsverzeichnis
Nachtdienst als Arzt: Gute Vorbereitung vermindert Stress
Selbst, wenn die meisten Patienten auf der Station schlafen, geht es während des Nachtdienstes meist alles andere als ruhig zu. Häufig müssen die diensthabenden Ärzte nachholen, was während des Tages versäumt wurde. Viele Patienten entscheiden sich zudem erst während der Nacht, mit ihren Beschwerden ins Spital zu gehen. Hinzu kommen tatsächliche Notfälle, die sofort behandelt werden müssen.
Wer gut vorbereitet in den ersten Nachtdienst als Arzt geht, kann einige Stresssituationen vermeiden. Im Idealfall kann man einem erfahrenen Kollegen beim Nachtdienst über die Schulter schauen, bevor der erste eigene Dienst ansteht. Ist dies nicht möglich, sollte man zumindest bei älteren Kollegen nachfragen, was einen Arzt im jeweiligen Fachbereich während der Nacht erwartet. In jedem Fachbereich gibt es ganz typische Fälle, mit denen man sich im Nachtdienst auseinandersetzen muss. Eventuell können einem die Kollegen auch Notizen aus ihren Nachtdiensten zur Verfügung stellen.
Wichtige Telefonnummern und Details notieren
Ein Notizbuch oder Karteikarten sind wichtige Hilfsmittel für den ersten und auch für spätere Nachtdienste. So sollte man sich zum Beispiel alle wichtigen Telefonnummern notieren, etwa die des diensthabenden Chirurgen und Anästhesisten, der Notaufnahme und von Kollegen auf anderen Stationen, mit denen man im eigenen Fachbereich häufig zusammenarbeitet. Ebenso wichtig sind Notizen zur Behandlung häufiger Krankheitsbilder und zu Medikamenten, die oft während der Nacht gegeben werden.
Vor dem ersten Nachtdienst sollten Turnusärzte zudem die grundlegenden Behandlungen aus ihrem Fachbereich gründlich üben. Muss man für das Legen der Braunüle erst einen Kollegen anrufen, kostet das wertvolle Zeit und verursacht für alle Beteiligten mehr Stress. Nicht vergessen sollte man, sich mit dem Computersystem auf Station auseinanderzusetzen. So sollte man sich alle benötigten Passwörter gut einprägen und wichtige Arbeitsschritte notieren. Von Vorteil ist es außerdem, ein gutes Verhältnis zum Pflegepersonal aufzubauen. Pflegekräfte mit langjähriger Erfahrung haben schon so manchem Turnusarzt in schwierigen Situationen weitergeholfen.
Stressige Situationen im Nachtdienst meistern
Der Nachtdienst beginnt der Regel mit der Übergabe. Wer es noch nicht getan hat, nutzt die Zeit, sich bei den Mitarbeitern auf Station vorzustellen. Dabei sollte man ruhig erwähnen, dass man seinen ersten Nachtdienst als Arzt absolviert. Jetzt lassen sich auch eventuell noch offene Fragen klären.
Hat der Nachtdienst angefangen, kommen die Herausforderungen häufig im Minutentakt auf die Turnusärzte zu. Neue Aufnahmen müssen verarbeitet werden, Zuweisungen sind auszufüllen, das Pflegepersonal hat Fragen zur Medikamentengabe, eventuell sind Notfälle zu versorgen. Jetzt ist es wichtig, Aufgaben zu priorisieren. Alles, was dem akuten Patientenwohl dient, geht vor. Wer sich überfordert fühlt, sollte nicht aus Stolz oder Angst auf Hilfe verzichten. Weiß man in einer Situation nicht weiter, sollte man den Hauptdienst kontaktieren und um Rat fragen. Eventuell kann auch ein Kollege weiterhelfen, der selbst gerade weniger zu tun hat. Wächst das Selbstvertrauen und man kann mehr Aufgaben allein erledigen, sollte man den Hauptdienst dennoch stets auf dem Laufenden halten.
Bei allem Stress sollte man nicht vergessen, sich um das eigene Wohl zu kümmern. Der Nachtdienst kostet viel Energie, da müssen die Reserven wieder aufgefüllt werden. Man sollte sich daher auf jeden Fall die Zeit für kleine Snacks und für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr nehmen. Müsli- und Energieriegel eignen sich ideal als Zwischenmahlzeit. Zum Trinken sind Wasser, Fruchtschorlen und Tee ideal. Von Energy-Drinks ist eher abzuraten. Diese wirken zwar für kurze Zeit anregend, anschließend wartet aber ein noch tieferes Energie-Loch. Wann immer ein paar Minuten Leerlauf entstehen, sollte man diese für eine kurze Pause nutzen. Augen zu, durchatmen, vielleicht etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzen – danach fühlt man sich meist schon wieder frischer.
Was sollte man beachten, wenn doch Zeit zum Schlafen bleibt?
Geht es im Nachtdienst einmal ruhiger zu, hat man vielleicht sogar genug Zeit für ein kurzes Nickerchen. Bevor man sich hinlegt, ist zunächst eine Nachtvisite auf allen zu betreuenden Stationen zu absolvieren. Dabei wird unter anderem geklärt, ob analgetische und schlafinduzierende Therapien eingeleitet und ausreichend sind. Anschließend informiert man das Pflegepersonal über die eigene Ruhepause und sagt Bescheid, dass man bei Bedarf angepiept werden kann. Wird man während der Nacht geweckt, sollte man nicht mürrisch oder gereizt reagieren.
Während des Dienstes halten einen meist das Adrenalin und die zu erledigenden Aufgaben wach. Ist der erste Nachtdienst als Arzt überstanden, macht sich jedoch die Müdigkeit bemerkbar. Wer in der Nacht zuvor weniger als drei bis vier Stunden Schlaf bekommen hat, kann sich gleich einige Stunden Schlaf gönnen. Schläft man zu lange, kann es jedoch am Abend zu Einschlafproblemen kommen. Wer mehr als vier Stunden geschlafen hat, hält am besten nur ein kurzes Nickerchen oder geht am Abend etwas früher zu Bett. Vielen Ärzten helfen Rituale weiter, nach dem Nachtdienst wieder in ihren Rhythmus zu finden, etwa ein Frühstück nach Dienstende oder eine Joggingrunde am nächsten Abend.