In Krankenhäusern und Pflegeinrichtungen ist Schichtdienst gängige Praxis und kaum zu vermeiden. Tätig sein, wenn andere schlafen oder Freizeitaktivitäten nachgehen, ist eine besondere Herausforderung. Körper und Psyche müssen sich auf die vom natürlichen Rhythmus abweichende Taktung einstellen. Nicht selten leidet die Ernährung unter dem Schichtdienst. Die Folgen zeigen sich vielleicht nicht sofort, auf Dauer umso nachhaltiger. Darum ist gesunde Nahrungsaufnahme für Schichtdienstleistende besonders wichtig.
Schicht bedeutet für Ernährung zunächst einmal, dass das gewohnte System von Frühstück, Mittagsmahlzeit, Abendessen in vielen Fällen nicht mehr einzuhalten ist. Bei Tagschichten mag sich das je nach Anfang und Ende der Arbeitszeiten noch in Grenzen halten. Die Essenszeiten verschieben sich dann ggf. nur. Bei Nachtschichten wird die gewohnte Nahrungsaufnahme dagegen völlig durcheinandergebracht. Schichtdienstleistende arbeiten nicht nur zu ungewöhnlichen Zeiten, sondern oft auch unter besonderem Zeitdruck. Man hat kaum Pausen und vielfach ist keine Gelegenheit, um Essen „vor Ort“ zuzubereiten und in Ruhe zu sich zu nehmen.
Wenn Essen zur lästigen Nebensache wird
Die Konsequenz: Nahrungsaufnahme geschieht nebenher, im Gehen oder Stehen. Oft beschränkt sie sich weitgehend auf nur eine große Mahlzeit. Das bewusste Essen bleibt häufig auf der Strecke. Es wird zur Nebensache, ein lästiges Muss, um weiter zu funktionieren. Mahlzeiten werden nicht gegessen, sondern verschlungen. Man will in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu sich zu nehmen – ungesund! Hinzu kommt, dass gerade Schichtdienstleistende dazu neigen, sich stark mit zucker- und koffeinhaltigen Getränken wach und aktiv zu halten. Die Kombination aus aufputschenden Getränken und unausgewogener Ernährung ist doppelt verheerend.
Lange „Leerzeiten“ ohne Essen führen zu bohrenden Hungergefühlen. Umso üppiger fällt dann die nächste Mahlzeit aus. Schichtdienstleistende haben überdurchschnittlich häufig mit Gewichtsproblemen zu kämpfen – mit Übergewicht, aber auch mit Untergewicht, wenn vor lauter Stress und Zeitdruck der Appetit vergeht und keine Zeit zum Essen bleibt. Die Fokussierung auf eine große Mahlzeit ist eine Belastung für den Magen und den Verdauungsapparat. Sie kann sich in Sodbrennen, Hang zur Übelkeit und in verstärkter Müdigkeit äußern. Dann wird gerne wieder mit Kaffee & Co. gegengesteuert – ein Teufelskreis.
Was hilft gegen Fehlernährung?
Was lässt sich tun, um sich trotz oft schwieriger Rahmenbedingungen gerade in Krankenhäusern und Pflegeheimen gesund zu ernähren? Zunächst einmal gilt, wieder ein Bewusstsein für gesundes Essen und bekömmliche Nahrungsaufnahme zu entwickeln. Ernährung sollte nicht länger Nebensache sein.
Folgende Tipps können weiterhelfen:
1. Nicht eine Mahlzeit, mehrere verteilte Mahlzeiten
Wenn möglich, sollte sich das Essen im Schichtdienst nicht nur auf eine große Mahlzeit konzentrieren. Kleinere, aber dafür verteilte Mahlzeiten belasten die Verdauung weniger und sind bekömmlicher. Sie helfen dabei, besser wach zu bleiben und sich nicht aufputschen zu müssen.
2. Regelmäßigkeit ist wichtig
Auch im Schichtdienst sollte ein fester Essensrhythmus etabliert werden. Vier bis sechs Stunden zwischen größeren Mahlzeiten sind ein guter Zeitabstand.
3. Auf ausreichend Nährstoffe achten
Döner, Pommes, Burger – auf solche Fastfood-Angebote wird bei Schichtdienst gerne zurückgegriffen, um schnell den großen Hunger zu stillen. Das gelingt zweifelsohne, aber der Körper wird vor allem mit Kalorien versorgt, weniger mit gesunden Nährstoffen. Wenn die Kantine geschlossen ist und auch sonst keine Gelegenheit besteht, empfiehlt es sich, sein Essen mitzubringen. Es gibt leckere Rezepte für leicht zuzubereitende Mahlzeiten mit gesunden Nährstoffen.
4. Das richtige Essen bei Nachtschicht
Nachts sollte man eher leichte Mahlzeiten zu sich nehmen, denn die Verdauung arbeitet langsamer als sonst. Zum Beispiel um 1 Uhr ein warmes Gericht, weil der Körper nachts leicht „unterkühlt“ ist und dann in den frühen Morgenstunden nochmal eine kleinere leichte Mahlzeit. Dann ist die Gefahr von Heißhungerattacken tagsüber nicht so groß.
Mit etwas Selbstdisziplin, System und gezielter Vorbereitung lässt sich Fehlernährung auch bei Schichtarbeit gut vermeiden. Körper und Psyche danken es – mit dem richtigen Gewicht, mehr Leistungsfähigkeit und höherem Wohlbefinden.