Hirnmetastasen treten als Komplikation bei Krebspatienten und -patientinnen auf. Die medizinische Forschung hat bei der Diagnose und Behandlung der gefährlichen Metastasen in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die European Association of Neuro-Oncology (EANO) und die European Society for Medical Oncology (ESMO), zwei der größten onkologischen Fachgesellschaften, haben daher neue klinische Guidelines entwickelt und im Journal Annals of Oncology veröffentlicht.
Guidelines als Informationsquelle für Gesundheitsfachkräfte und Patienten
Die neuen Empfehlungen für die Diagnose und Behandlung der Metastasen im Gehirn entstanden unter Federführung von Experten der Medizinischen Universität Wien. Sie sollen zur Information von Medizinern und weiteren Fachkräften im Gesundheitswesen dienen, wenden sich aber auch an Patienten und deren Angehörige. Die Guidelines beziehen sich auf Metastasen in Folge solider Tumore, zum Beispiel bei Brust- oder Lungenkrebserkrankungen. Nicht berücksichtigt werden Hirntumore, die als Komplikation bei Leukämie oder Lymphomen auftreten. Grundlage für die multidisziplinären Guidelines bilden die aktuellsten Methoden für Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge. Auf Differentialdiagnosen, Nebenwirkungen der Behandlungsmethoden sowie Palliativmedizin gehen die Autoren nicht ein.
Hirnmetastasen: Empfehlungen zur Diagnose und Behandlung
Bei der Behandlung von Hirnmetastasen besteht das Ziel meist darin, eine neurologische Verschlechterung zu vermeiden oder die Lebenszeit der Patienten zu verlängern. Bei einer kleinen Anzahl von Betroffenen kann sogar eine Heilung erreicht werden. In den vergangenen Jahren hat die Medizin auf diesem Gebiet große Fortschritte gemacht, insbesondere in Bezug auf das biologische Verständnis von Gehirnmetastasen, ebenso wie bei Diagnose und Therapie. Als Diagnosemethode gewinnt unter anderem die sogenannte Liquid Biobsy an Bedeutung. Für diese Methode werden Blut- oder Liquorproben entnommen und auf molekularer Ebene untersucht. Dabei werden genetische Veränderungen sichtbar, auf deren Basis sich zielgerichtete Behandlungen auswählen lassen.
Die chirurgische Entfernung der Metastasen ist immer noch eine relevante und erfolgsversprechende Behandlungsmethode, insbesondere in Kombination mit einer anschließenden Radiotherapie. Die Tumormedizin wird jedoch zunehmen personalisierter. Vor allem in Immuntherapien sehen die Experten der MedUni Wien großes Potenzial. In den Guidelines sprechen sich die Autoren daher dafür aus, den besten therapeutischen Ansatz für jeden Patienten individuell zu wählen.
Erfolge durch personalisierte Medizin
Der Einsatz personalisierter Medizin hat die Erfolgschancen der Behandlung deutlich verbessert. Werden zum Beispiel Patienten mit asymptomatischen Hirnmetastasen als Folge einer Hautkrebserkrankung mit einer Kombination aus zwei Immuntherapien behandelt, bilden sich bei über 60 Prozent von ihnen die Metastasen zurück und die Remission hält über mehrere Jahre hinweg an. Treten die Metastasen als Komplikation bei Lungen- oder Brustkrebs auf, liegen die Remissionsraten immer noch bei über 50 Prozent. Liegen onkogene Mutationen oder Genamplifikattionen vor, sind die Erfolgsraten der personalisierten Medizin besonders hoch.