Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rechnet, dass es heuer 300 bis 500 Hitzetote in Österreich geben wird. Im Vergleich zu 2022 könnte sich die Zahl der mit Hitze in Verbindung stehenden Todesfälle damit mehr als verdoppeln. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) möchte den nationalen Hitzeschutzplan anpassen.
Steigende Zahl an Hitzetoten
Die Zahl der Hitzetoten steigt in ganz Europa. Für Sommer 2022, dem bisher heißesten Sommer in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnung, wurden 60.000 hitzebezogene Todesfälle gemeldet. Die meisten Hitzeopfer gab es in Italien (18.010), gefolgt von Spanien (11.324) und Deutschland (8.173), wie das Fachjournal „Nature Medicine“ berichtet. In den 35 erfassten Ländern kam es pro Million Einwohnern zu 114 hitzebezogenen Todesfällen.
In Österreich meldete AGES im vergangenen Jahr 231 Hitzetote, fünf Fälle mehr als im Jahr 2021. Für die Bestimmung der Temperaturwerte und die Ermittlung der Hitze-assoziierten Todesfälle werden seit 2019 die täglichen Messwerte von 181 bundesweit verteilten Messstationen herangezogen. Zuvor basierte das Modell auf den Messungen von 32 Stationen in den 40 größten Ortschaften Österreichs. Ausgehend von den bisherigen Messungen schätzt AGES, dass sich Anzahl der hitzebedingten Todesfälle im Jahr 2023 verdoppeln könnte.
Vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen sind gefährdet
Eine hohe Umgebungstemperatur kann schwerwiegende Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden haben. Herz-Kreislauf-Probleme, Schwindel, Übelkeit und weitere Komplikationen treten vor allem in Verbindung mit hoher Luftfeuchte auf. Betroffen sind insbesondere ältere Personen, Kinder und Menschen mit gewissen Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten und eingeschränkter Mobilität. Gleiches gilt für Menschen, die in beengten Verhältnissen ohne Klimaanlage oder Wärmedämmung leben und denen die finanziellen Mittel für regelmäßige Schwimmbadbesuche oder ähnliche Maßnahmen zur Abkühlung fehlen.
Obwohl die gesundheitlichen Gefahren hoher Umgebungstemperaturen gut erforscht sind, wird Hitze als Risikofaktor immer noch unterschätzt (lesen Sie hierzu auch den Beitrag Klimawandel und die Bedeutung für das Gesundheitswesen). Auch jüngere und gesunde Menschen bekommen die Auswirkungen zu spüren, fühlen sich etwa körperlich und geistig weniger leistungsfähig. Hinzu kommt, dass warme Nächte kaum Möglichkeit zur Erholung bieten.
Risiko für mehr Hitzetote: Der Hitzeschutzplan soll angepasst werden
Angesichts der steigenden Zahlen an Hitzetoten plant Gesundheitsminister Rauch, den österreichischen Hitzeschutzplan anzupassen. Für optimale Ergebnisse soll der Plan mit internationalen Erfahrungen und Best-Practice-Beispielen abgeglichen werden. Auch Experten aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich möchte Rauch einbringen, um von ihrer Praxiserfahrung im Umgang mit hitzebedingten Gesundheitsgefahren zu profitieren.
Geht es nach Rauch, sollen die Änderungen am Hitzeschutzplan bereits im Sommer 2024 wirksam werden. Mögliche Maßnahmen umfassen die Schaffung sogenannter Kühlungsräume innen und außen, in denen Menschen, deren Wohnungen sich zu stark erhitzen, Abkühlung finden. Darüber hinaus sollen Wege gefunden werden, Hitzewarnungen effektiver zu publizieren. Bislang finden sich allgemeine Informationen zur Hitzebelastung auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen (BMGF). Bundesweite Hitzewarnungen beruhen auf den Prognosen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und werden automatisch an vordefinierte Stellen der Bundesländer sowie das BMGF ausgesandt. Die Länder informieren ihrerseits Pflege- und Betreuungseinrichtungen, Krankenhäuser und Kuranstalten, Einrichtungen zur Kinderbetreuung und andere Stellen, an denen besonders vulnerable Menschen betreut werden.
Die Änderungen im Hitzeschutzplan sollen weiterhin dazu beitragen, Spitäler und Pflegeheime stärker zu sensibilisieren und besser für Hitzeperioden auszustatten. Ärzte/Ärztinnen sollen zudem proaktiv mit ihren Patienten/-innen sprechen und sie zum Beispiel darauf hinweisen, dass viele Medikamente bei Hitze anders dosiert werden müssen.