Ab 2011 publizierte ein internationales Team um einen Epidemiologen der Universität Mailand Untersuchungen zur europaweiten Krebsmortalität. Auf den Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beruhend, entwerfen die ForscherInnen Prognosen für das aktuelle Jahr und Vergleichsübersichten der vergangen Jahre. Neben der EU legen die AutorInnen ihren Fokus auf bevölkerungsstarke Mitgliedsstaaten wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.
Mortalitätsrate sinkt bei Frauen wie bei Männern
Nach der Studie falle die Zahl der Männer, welche an Krebs sterben, im Jahr 2020 im Vergleich zu 2015 altersbereinigt um gut 5 %. Die Krebssterblichkeit bei den Frauen senke sich um 4 %.
In absoluten Zahlen gesehen sterben im Jahr 2020 1,4 Millionen an Krebs. Davon sind 798.700 Männer und 630.100 Frauen. Der demographische Wandel führe demzufolge dazu, dass etwa 65.000 mehr Menschen als 2015 an Krebs sterben würden.
Tabak: Hauptgrund für Krebsmortalität in Europa
Eine Forscherin erklärt, dass Tabak noch immer der Hauptgrund für die Krebssterblichkeit in Europa sei. Dementsprechend mache Tabak rund 20 % aller prognostizierten Todesfälle durch Krebs aus.
Da nun ein auffälliger Rückgang der Todesfälle bei Männern im Vergleich zu den Frauen zu sehen sei, zeige dies die Differenzen in den früheren Rauchgewohnheiten der beiden Geschlechter.
Rückgang der Krebsmortalität bei Männern, doch nicht bei Frauen
Die Zahlen untermauern diese Hypothese: Mehr als die Hälfte der europaweit sinkenden Krebstodesraten der Männer sei auf die rückläufige Sterblichkeitsrate infolge tabakbedingter Krebskrankheiten zurückzuführen.
Lungenkrebs mache hierbei über ein Drittel des Rückgangs aus. Außerdem existieren weniger Krebsarten des Kopf- und Halsbereiches. Blasenkrebs ist ebenfalls rückläufig. Dies ist nach den ForscherInnen dem Trend, dass seit mehreren Jahrzehnten weniger europäische Männer rauchen, geschuldet.
Der Grund liegt darin, dass die Sterberaten durch Lungenkrebs bei europäischen Frauen in den letzten zehn Jahren stiegen. Die Steigerungsrate verlangsame sich allerdings nun.
In ganz Europa außer Polen sinkt Prostatakrebsmortalität
Dieses Jahr konzentriert sich der Bericht überdies auf die Tumorart Prostatakrebs. 2020 sterben nach der Vorhersage der ForscherInnen demgemäß 78.800 Männer, knapp 4.000 mehr als 2015. Dies hänge abermals damit zusammen, dass die europäische Bevölkerung älter geworden sei. Berechnet man diese Tatsache bei den Berechnungen mit ein, sank die Mortalität in diesem Zeitraum um 7 %.
Neue Operations- und Therapietechniken seien ferner verantwortlich für die sinkende Krebsmortalität im Hinblick auf Prostatakrebs. Obwohl es keine Heilung gebe, haben diese Methoden bedeutenden Einfluss auf die Prostatakrebsmortalität. Denn manche Männer überleben lange genug, um an anderen Beschwerden oder Erkrankungen zu versterben.
Doch eine Ausnahme besteht dennoch. In Polen steige die Prostatakrebsmortalitätsrate im Vergleich zu 2015 um 18 %. Dies ist insbesondere dahingehend gravierend, da die polnische Rate zwischen 1970 und 1974 in ganz Europa am niedrigsten war. Weshalb dem so ist, bleibt spekulativ. Möglicherweise seien die hohen Mortalitätsraten der verzögerten Implementierung moderner Therapieoptionen geschuldet.