Die Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine typische Kinderkrankheit, kann aber auch im Erwachsenenalter auftreten. Dabei handelt es sich um eine schmerzhafte Entzündung der Schleimhaut im Mittelohr in Folge einer Infektion im Nasen-Rachen-Raum. Neben der häufigen akuten Mittelohrentzündung gibt es auch chronische Verläufe, die aber selten auftreten.
Mittelohrentzündung - Kinder häufiger betroffen
Mittelohrentzündungen treten besonders häufig bei Kindern zwischen dem sechsten Lebensmonat bis zum sechsten Lebensjahr auf. Diese Häufigkeit lässt sich erklären: die Ohrtrompete ist bei Kindern weiter und kürzer als bei Erwachsenen. Krankheitserreger können daher schneller und leichter aus dem Rachenraum ins Mittelohr gelangen. Ein weiterer krankheitsbegünstigender Faktor sind die bei Kindern oft größeren Rachenmandeln. Diese behindern unter Umständen die Mittelohrbelüftung, was entzündungsfördernd wirkt.
Mittelohrentzündung – Symptome
Plötzliche, stechende oder pulsierende Ohrenschmerzen sind ein typisches Symptom einer akuten Mittelohrentzündung. Die Krankheit tritt selten isoliert auf, meist in Verbindung mit einer Erkältung oder einem grippalen Infekt, bei dem zunächst der Nasen-Rachen-Raum betroffen ist. Der Infekt geht der Entzündung voraus.
Generell lassen sich die folgenden Symptome feststellen:
- allgemeines Krankheits- und Abgeschlagenheitsgefühl
- Ohrenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Druckgefühl im Ohr
- Ohrgeräusche
- eingeschränktes Hörvermögen – “alles hört sich dumpf an”
- bei Übergreifen der Entzündung aufs Innenohr: Gleichgewichtsstörungen, Schwindelgefühl.
Gerade – aber nicht nur – tritt bei Kindern häufig Fieber auf.
Woran eine verschleppte Mittelohrentzündung erkennen?
Bei einer verschleppten Mittelohrentzündung greift die Entzündung unter Umständen über das Mittelohr hinaus auf das Innenohr über. Davon betroffen ist das sogenannte Labyrinth, in dem sich das Hörsinnesorgan und das Gleichgewichtsorgan befinden. Bei der "Labyrinthitis" sind folgende Anzeichen typisch:
- Drehschwindel - oft verbunden mit Erbrechen
- deutlich reduzierte Hörfähigkeit
- unkontrollierte rhythmische Augenbewegungen zur kranken Seite hin
- Ohrgeräusche
Eine Labyrinthitis sollte unbedingt durch einen HNO-Arzt behandelt werden - u.a. wegen des Risikos einer möglichen Hirnhautentzündung (Meningitis).
Mittelohrentzündung – Ursachen
Eine Mittelohrentzündung wird in den meisten Fällen durch eine Atemwegsinfektion verursacht. Dabei kann es sich um einen grippalen Infekt, eine einfache Erkältung oder auch nur um eine schlichte Rachenentzündung handeln.
Das Mittelohr ist über einen Verbindungskanal mit dem Rachenraum verbunden. Dieser Verbindungsweg wird als Ohrtrompete, Tube oder Eustachische Röhre bezeichnet. Krankheitserreger können über diesen Kanal in das Mittelohr vordringen und dort entzündliche Vorgänge auslösen. Verstärkend kommt hinzu, dass bei Atemwegsinfektionen die Schleimhäute anschwellen. Die Ohrtrompete kann dadurch enger und in der Folge schlechter belüftet werden, was Entzündungen zusätzlich begünstigt.
Daneben gibt es auch noch andere mögliche Entzündungswege. Manchmal können Krankheitserreger auch über den äußeren Gehörgang oder durch ein verletztes Trommelfell ins Mittelohr gelangen und dort eine Entzündung verursachen. Auch Erreger im Blut – zum Beispiel Scharlach-Bakterien oder Masern-Viren – können für eine Mittelohrentzündung verantwortlich sein.
Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?
Die Mittelohrentzündung an sich ist nicht ansteckend. Anders die Infekte, die die Entzündung üblicherweise auslösen. Diese sind entweder durch Viren oder durch Bakterien verursacht, mit denen man sich selbstverständlich anstecken kann. Ausführliche Informationen dazu gibt es im Artikel: Wie ansteckend ist eine Mittelohrentzündung?
Mittelohrentzündung – Krankheitsverlauf und Dauer
Eine akute Mittelohrentzündung tritt plötzlich auf. Meist klingen die Schmerzen innerhalb von zwei bis drei Tagen ab, manchmal sogar schon nach 24 Stunden. Die vollständige Heilung dauert etwas länger – etwa sieben bis neun Tage. In der Regel verläuft die Mittelohrentzündung unauffällig und ohne besondere Komplikationen. Klingt eine akute Mittelohrentzündung nicht ab oder tritt sie immer wieder auf, kann es zu einer chronischen Mittelohrentzündung kommen. Die gehört auf jeden Fall in ärztliche Behandlung.
Mittelohrentzündung – Diagnose
Die Diagnose der Mittelohrentzündung ist der erste Schritt zur Behandlung. Ein behandelnder Arzt wird im Rahmen der Anamnese zunächst nach den Beschwerden und der Vorgeschichte fragen. Dann wird der Hals-Nasen-Rachenraum untersucht. Für die Untersuchung der Ohren kommt ein Otoskop zum Einsatz. Damit kann der Gehörgang begutachtet und das Trommelfell beurteilt werden. Oft reicht das bereits für die Diagnose.
Mittelohrentzündung – Behandlung
Bei der Behandlung einer akuten Mittelohrentzündung steht zunächst die Schmerzlinderung im Vordergrund. Dazu können schmerzstillende und fiebersenkende Medikamente in Form von Tabletten, Zäpfchen oder Säften verordnet werden. Hilfreich sind auch abschwellende Nasensprays oder Nasentropfen zur Behandlung der Schleimhäute. Antibiotika müssen nicht zwingend zum Einsatz kommen und wirken nur bei bakteriellen Infektionen.
Mittelohrentzündung – Hausmittel
Es gibt einige gerne genutzte Hausmittel gegen Mittelohrentzündung – einige sollen entzündungshemmend wirken, andere dienen eher der Beschwerdelinderung:
- Zwiebelsäckchen: Zwiebeln besitzen antibakterielle und entzündungshemmende Inhaltsstoffe. Anwendung: ein warmes Säckchen mit Zwiebeln auf das erkrankte Ohr legen. Die Wärme fördert zusätzlich die Ohrdurchblutung.
- Kamillenblütensäckchen: Kamillenblüten wird eine ähnliche Wirkung nachgesagt wie Zwiebeln. Die Anwendung erfolgt analog zum Zwiebelsäckchen.
- Infrarotlicht soll dem erkrankten Ohr gezielt Wärme zuführen. Der Effekt ist indirekt: durch die Wärme wird das Ohr besser durchblutet, der Stoffwechsel wird angeregt. Alternativen zur Infrarotlampe: Wärmeflasche, erwärmtes Kirschkernsäckchen.
- abschwellende Hausmittel: damit sind schleimhautabschwellende Mittel gemeint, die auch bei Hals- und Nasenentzündungen zum Einsatz kommen, zum Beispiel: Inhalieren mit Wasserdampf, einer Kochsalzlösung oder ätherischen Ölen. Ziel: Druck vom entzündeten Ohr nehmen, Ohrtrompete “wieder frei machen”.
Mittelohrentzündung vorbeugen
Vor allem bei wiederkehrenden Mittelohrentzündungen stellt sich die Frage nach einer wirksamen Vorbeugung. Grundsätzlich ist alles hilfreich, was das Immunsystem stärkt – zum Beispiel eine zinkreiche Ernährung oder Einnahme von Zink als Nahrungsergänzungsmittel. Ebenfalls gut ist eine rauchfreie Umgebung, denn in einem Raucherumfeld steigt das Risiko von Atemwegserkrankungen. Eine fokussierte Maßnahme ist die Pneumokokkenimpfung bei Säuglingen. Die beugt allerdings nur durch Pneumokokken verursachten Mittelohrentzündungen vor, sie wirkt nicht bei Entzündungen durch andere Bakterien oder Viren. Bei Babys wird Eltern auch empfohlen, seltener den Schnuller zu geben, weil dieser ein Infektionsträger ist.
- Mader, F. H.; Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis, Springer Medizin, 6. Auflage, 2007
- Beise, U. et al.: Gesundheits- und Krankheitslehre, Springer Medizin, 2. Auflage, 2009
- Mayo Foundation for Medical Education and Research, Ear infection (middle ear), https://www.mayoclinic.org/... (Abrufdatum: 21.02.2024)