Österreichs Gesundheitsausgaben haben im Jahr 2022 ein Rekordhoch erreicht. Davon geht eine erste Schätzung von Statistik Austria aus, veröffentlicht im Juni 2023. In absoluten Zahlen belaufen sich die Ausgaben im Gesundheitswesen auf mehr als 50 Milliarden Euro. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist allerdings rückläufig und beträgt nur noch 11,4 Prozent. Das sind 0,7 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Österreichs Gesundheitsausgaben liegen erstmals über 50 Milliarden Euro
Im Jahr 2022 lagen die laufenden Gesundheitsausgaben in Österreich zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnung 2005 bei über 50 Milliarden Euro. Insgesamt betrugen sie 50,81 Milliarden Euro, was 11,4 Prozent des BIP entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr sind die laufenden Ausgaben um 1,69 Milliarden Euro oder 3,4 Prozent gestiegen. Noch deutlicher lässt sich der starke Kostenanstieg nachvollziehen, wenn man die Ausgaben mit dem Jahr 2015 vergleicht. Damals betrugen die laufenden Ausgaben im Gesundheitswesen 35,69 Milliarden Euro.
Allerdings machen die Ausgaben im Gesundheitswesen 2022 einen geringeren Anteil des BIP aus. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt ist um 0,7 Prozentpunkte zurückgegangen und liegt damit wieder auf dem Niveau von 2020. Zudem sind die pandemiebedingten Ausgaben im Gesundheitswesen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Im Jahr 2021 machten diese noch einen Großteil der Gesundheitskosten aus und waren maßgeblich für den starken Anstieg der öffentlichen Ausgaben verantwortlich. Insbesondere COVID-19-Testungen und -Impfungen schlugen hier zu Buche.
Insgesamt beliefen sich die Ausgaben im Gesundheitswesen 2021 auf 49,02 Milliarden Euro, 12,2 Prozent des BIP. Im Vergleich zu 2020 macht dies einen Anstieg um 5,5 Milliarden Euro oder 12,6 Prozentpunkte aus.
Öffentliche Gesundheitsausgaben steigen nur moderat
Sinkenden pandemiebedingten Ausgaben stehen im Jahr 2022 stark steigende Kosten in anderen Bereichen des Gesundheitswesens gegenüber. Statistik Austria zufolge trieben vor allem die Kosten für den Betrieb von Krankenanstalten, Behandlungen in Ordinationen und Medikamente die Gesamtausgaben in die Höhe.
Dennoch lässt sich für die öffentlichen Ausgaben nur ein moderater Anstieg feststellen. Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungsträger gaben im Jahr 2022 rund 39,56 Milliarden Euro für die laufenden Kosten im Gesundheitswesen aus, übernahmen also einen Anteil von 77,8 Prozent der Gesamtkosten. Im Jahr 2021 betrugen die öffentlichen Ausgaben noch 38,49 Milliarden Euro, waren also um rund 2,8 Prozent geringer. Im Jahr 2015 kam die öffentliche Hand für 26,43 Milliarden Euro auf und trug damit 74,1 Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitssystem, 3,7 Prozentpunkte weniger als 2022.
Private Ausgaben steigen um 5,8 Prozent
Die laufenden privaten Ausgaben für Gesundheitskosten lagen im Jahr 2022 bei 11,26 Milliarden Euro. Private Haushalte, freiwillige Krankenversicherungen, private Organisationen und Unternehmen übernahmen damit einen Anteil von 22,2 Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitswesen. 2021 waren die privaten Ausgaben noch um 5,8 Prozentpunkte niedriger und beliefen sich auf 10,64 Milliarden Euro.
Während die absoluten privaten Ausgaben seit 2015 kontinuierlich steigen – im Mittel um 2,3 Prozent – geht der Anteil an den Gesamtausgaben in Gesundheitswesen seit 2017 zurück. Belief sich der Anteil damals noch auf 26,0 Prozent der Gesamtkosten, waren es im Jahr 2020 nur noch 23,2 Prozent und 21,7 Prozent im Jahr 2021. Erst für 2022 lässt sich wieder ein leichter Anstieg um 0,5 Prozentpunkte verzeichnen.
Endgültige Daten werden im kommenden Februar veröffentlicht
Bei den von Statistik Austria veröffentlichten Zahlen handelt es sich bislang nur um Schätzwerte. Insbesondere in Bezug auf die privaten Ausgaben im Jahr 2022 bestehen aktuell noch Unsicherheiten. Die endgültigen Daten stehen im kommenden Februar zur Verfügung. Zudem veröffentlicht Statistik Austria jeweils im September die vorläufigen Ausgaben der Fondskrankenanstalten, gegliedert nach Bundesland.
Erfasst werden die Ausgaben im österreichischen Gesundheitswesen nach dem internationalen Konzept “System of Health Accounts (SHA), entwickelt von der OECD und als Gemeinschaftsprojekt von OECD, Eurostat und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) durchgeführt. Seit 2014 müssen die erfassten Daten an die Europäische Kommission gemeldet werden. Statistik Austria zieht als Datenquelle unter anderem die Rechnungsabschlüsse der Gebietskörperschaften und die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen heran. Berücksichtigt werden Ausgaben nach Gesundheitsleistungen und -gütern, Finanzierungssystemen und Leistungserbringern.