In Österreich zählen lange Wartezeiten für Arzt- und insbesondere Facharzt-Termine zur Normalität, weshalb für Ärzte ein sogenanntes No-Show ohne Absage problembehaftet ist. Eine aktuelle Umfrage unter bestimmten Fachärzten zeigt, wie ungenau es Patienten mit ihren Terminen nehmen. Es gibt zahlreiche Gründe, warum Patienten nicht zu ihren Terminen erscheinen. Gerade die langen Wartezeiten erhöhen das Risiko des Vergessens. Dennoch ist der Zustand für die Ärzteschaft nicht tragbar, weshalb sie Maßnahmen seitens der Politiker verlangen.
Umfrage: No-Show von Facharzt-Terminen
Befragt wurden Fachärzte aus den Bereichen Urologie, Innere Medizin sowie Dermatologie. Laut der Umfrageteilnehmer bewegen sich die nicht wahrgenommenen und nicht abgesagten Termine zwischen fünf und 15 Prozent. In den Sommermonaten steigen die ausbleibenden Terminwahrnehmungen laut Fachärzten teilweise bis auf über 20 Prozent an.
Das bedeutet, von 100 Patiententerminen bleiben fünf bis 15 unbelegt. Liegt die tägliche Patientenanzahl beispielsweise bei 50, machen das 2.5 bis 7.5 unbelegte Termine pro Tag aus. In der Woche ergeben sich folglich 10 bis 37.5 „offene“ Termine durch Versäumnis der Wahrnehmung ohne vorherige, rechtzeitige Absage. Die Liste führt Wien bei den Urologen mit durchschnittlich circa 26.400 ungenutzten Behandlungsterminen pro Jahr an. Bei beispielsweise 250 Arbeitstagen sind das knapp 106 Patienten pro Tag allein im Wiener Bundesland.
Probleme durch No-Show
Wenn Patienten ihre Facharzt-Termine ohne rechtzeitig abzusagen, nicht wahrnehmen, geht das auf Kosten von anderen Patienten und der betroffenen Fachärzte. Wie zuvor beschrieben, ist es eine beträchtliche Summe an nicht wahrgenommenen Patienten-Terminen. Für jeden Patienten, der nicht erscheint, entfallen dem Arzt für den eingeplanten und reservierten Behandlungszeitraum die Leistungsgebühren. Auf das Jahr gerechnet entstehen so Fachärzten je nach Behandlungsarten, Zehntausende Euros oder mehr an finanziellen Einbußen. Ressourcenverschwendungen kommen zusätzlich hinzu.
Wartezeiten für Facharzt-Termine sind rar und können sich bis zu fünf oder mehr Monate hinziehen. Umso ärgerlicher ist es, wenn Patienten zu ihren Terminen nicht erscheinen – zu Terminen, die andere Patienten dringend benötigen würden.
Um beim Wiener Beispiel zu bleiben, könnten dort jährlich über 26.000 Patienten schneller einen Termin erhalten, wenn Patienten sie nicht durch die Nicht-Einhaltung der Terminvereinbarungen blockieren würden. Bei rechtzeitiger Terminabsage sind mehr Patienten pro Tag behandelbar und es entstehen keine Behandlungslöcher in der Tagesplanung. Im Idealfall reduzieren insgesamt die Wartezeiten für Termine, weil mehr Patienten pro Tag nachrücken können.
Fachärzte fordern Maßnahmen gegen No-Shows bei Facharzt-Terminen
Die Fachärzte verärgert die Unzuverlässigkeit von zahlreichen Patienten, die flüssige Praxisabläufe stören, negativ auf Arztverdienste wirken und andere Patienten um eine zügige Behandlung bringen. Deshalb verlangen sie eine öffentliche Debatte zu diesem Thema sowie Lösungen, die der No-Show-Situation entgegenwirken.
Zusammen mit Kollegen fordert der Urologe Priv.-Doz. DDr. med. Mehmet Özsoy und Berufsverbandspräsident der Urologie das Einschalten der Politik, um Maßnahmen wie beispielsweise Selbstbehalte von Patienten gesetzlich zu verankern, die ohne Terminabsage der Ordination fernbleiben.
Diese Diskussion ist seit längerem im Gange, aber bisher zeigt sich kein Rückgang auslaufender Patienten-Termine. Das Appellieren an die Patienten, pünktlich zu ihren Terminen zu erscheinen oder vorher bei Verhinderung abzusagen, zeigen keine relevanten Veränderungen.
Mehmet Özsoy gibt im Gespräch an, dass bereits eine Absagefrist von einem Tag vor dem vereinbarten Termin hilfreich sei, weil täglich unzählige Terminanfragen eingehen und diese innerhalb eines Tages an Patienten mit Dringlichkeit vergeben werden könnten. Hier ist nun die Politik gefragt.