Schichtarbeit gehört im Krankenhaus zum Alltag. Die Arbeit in Wechselschicht verlangt Ärztinnen und Ärzten einiges ab. Wechselnde Arbeitszeiten machen es schwieriger, Beruf und Privatleben miteinander zu vereinen.
Inhaltsverzeichnis
Häufige Nachtarbeit kann den Schlafrhythmus durcheinander bringen und die körperliche sowie physische Gesundheit belasten. Im folgenden Ratgeber erhalten Ärzte Tipps, wie sie den Stress im Schichtdienst besser bewältigen.
Was ist Schichtarbeit?
Krankenhäuser müssen einen 24-Stunden-Betrieb aufrechterhalten. Auch in der Nacht gilt es, Notfälle zu behandeln und dringende Operationen durchzuführen. Viele stationär aufgenommene Patienten benötigen eine aufwändige Betreuung rund um die Uhr. Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass sowohl das Pflegepersonal als auch Ärzte im Schichtdienst arbeiten.
Für die Schichtarbeit wird der Tag in mehrere Schichten unterteilt. Der Schichtplan sieht zum Beispiel Früh-, Mittags-, Spät- und Nachtschichten vor. Dabei setzen Kliniken auf das Arbeitszeitmodell der Wechselschicht: Die Arbeitszeit der einzelnen Beschäftigten richtet sich dabei nach einem Schichtkalender. Schichten werden nach Möglichkeiten in einem regelmäßigen Rhythmus vergeben, um alle eingebundenen Mitarbeiter gleichmäßig zu belasten.
Schichtarbeit als Arzt – Arten
Es lassen sich verschiedene Arten der Schichtarbeit unterscheiden:
- Nicht-kontinuierliche Schichtarbeit: Die Arbeitszeit wird am Ende des Arbeitstages unterbrochen.
- Kontinuierliche Schichtarbeit: Man arbeitet rund um die Uhr.
- Teilkontinuierliche Schichtarbeit: Die Arbeitszeit wird am Wochenende unterbrochen.
- Vollkontinuierliche Schichtarbeit: Es wird auch am Wochenende durchgearbeitet.
Je nach Art der Schichtarbeit finden unterschiedliche Schichtbetriebe Anwendung:
- Im Zwei-Schicht-Betrieb wird der Arbeitstag in zwei Acht-Stunden-Schichten eingeteilt, zum Beispiel in eine Früh- und Spätschicht.
- Der Drei-Schicht-Betrieb teilt den Arbeitstag im Krankenhaus in drei Schichten und ermöglicht eine 24-Stunden-Besetzung.
- Der Vier- oder Fünf-Schicht-Betrieb erlaubt einen durchgängigen Arbeitsbetrieb an sieben Tagen in der Woche.
Wechselschicht als Arzt – Wie schädlich ist Schichtarbeit?
Die Nacht- und Schichtarbeit birgt einige Risiken für die Gesundheit. Das gilt insbesondere, wenn Ärzte abwechselnd tagsüber und im Nachtdienst arbeiten. Der sich ständig ändernde Tag-Nacht-Rhythmus kann unter anderem zu Schlafstörungen führen. Zu wenig Schlaf zieht Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprobleme nach sich. Auch Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magengeschwüre, Bluthochdruck und Herz- und Kreislauferkrankungen treten bei Beschäftigten in Wechselschicht häufig auf. Studien deuten darauf hin, dass eine positive Korrelation zwischen der Arbeit in Wechselschicht und Krebserkrankungen besteht. Man führt dies zurück auf einen durch Schicht- und Nachtarbeit veränderten Melatoninspiegel. Die psychische Belastung durch wechselnde Arbeitszeiten sollte ebenfalls nicht vernachlässigt werden. In einigen Fällen führen Schichtdienste zu Depressionen.
Unregelmäßige Arbeitszeiten beeinträchtigen zudem das soziale Leben. Für die Familie, für Freunde und Freizeit steht weniger Zeit zur Verfügung. Diese sozialen Beeinträchtigungen können sich ebenfalls negativ auf die psychische Gesundheit auswirken.
Schichtarbeit als Arzt in Österreich – Regelungen
In Österreich geben das Arbeitszeitgesetz (AZG) und das Arbeitsruhegesetz (ARG) Regeln vor, die Beschäftigten in Wechselschicht ausreichende Ruhepausen gewährleisten sollen. Bei der Schichtplanung sind demnach folgende Regelungen zu beachten:
- Die tägliche Normalarbeitszeit darf neun Stunden nicht überschreiten. Per Kollektivvertrag kann bis zu 12 Stunden gearbeitet werden, sofern eine ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung vorliegt.
- Die durchschnittliche wöchentliche Normalarbeitszeit innerhalb des Schichtturnusses darf nicht über 40 Stunden liegen. Durch einen Kollektivvertrag kann die Arbeitszeit in einzelnen Wochen auf bis zu 56 Stunden ausgeweitet werden.
- Beträgt die tägliche Arbeitszeit mehr als sechs Stunden, ist eine Pause von 30 Minuten vorgeschrieben. Die Pausenzeit darf man teilen.
- Zwischen den Schichten ist eine Ruhezeit von mindestens elf Stunden einzuhalten. Hierbei gelten jedoch Ausnahmen. So kann ein Kollektivvertrag die Ruhezeit auf acht Stunden verkürzen, sofern die verkürzte Ruhezeit innerhalb von zehn Kalendertagen ausgeglichen wird.
- Bei durchlaufender mehrschichtiger Arbeitsweise mit Schichtwechsel darf die Arbeitszeit auch am Wochenende und für Schichten in Verbindung mit einem Schichtwechsel auf bis zu 12 Stunden ausgeweitet werden.
- Weitere Ausnahmen gelten auch für die Einarbeitung in Verbindung mit Feiertagen oder wenn in einer Vier-Tage-Woche gearbeitet wird.
Kommt es zu Verstößen gegen die gesetzlichen Regelungen, sollten Ärzte zunächst das persönliche Gespräch mit der Abteilungs- oder Klinikleitung suchen. Bleibt die Rücksprache erfolglos, können Mediziner die Einhaltung der Vorschriften auf gerichtlichem Wege überprüfen lassen. Dabei sind jedoch die zulässigen Ausnahmen zu beachten, die sich durch abweichende Vorgaben im Kollektivvertrag oder Betriebsvereinbarungen ergeben.
Alle wichtigen Regelungen und Details zum Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz haben wir in diesem Artikel übersichtlich zusammengestellt: Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz (KA-AZG)
Schichtarbeit als Arzt – Tipps für die Gesundheit
Was können Ärzte selbst tun, um den Belastungen der Wechselschicht auf die Gesundheit entgegenzuwirken? Die folgenden Tipps können dabei helfen, Stress abzubauen und bei wechselnden Tag- und Nachtdiensten leichter in den Schlaf zu finden:
1. Alltag den Arbeitszeiten anpassen
Ärzte im Schichtdienst sollten versuchen, ihren Alltag auch jenseits der Schichten weitestgehend auf ihre Arbeitszeiten abzustimmen. Die Schlaf- und Wachphasen sollten dabei so gelegt werden, dass Körper und Geist sich ausreichend erholen können. Es empfiehlt sich beispielsweise, am letzten Arbeitstag der Schicht, abhängig vom Schichtende, etwas früher oder später ins Bett zu gehen.
2. Einschlafrituale schaffen
Schlechter Schlaf und Durchschlafstörungen gehören zu den häufigsten Problemen durch Nacht- und Schichtarbeit. Schlafrituale helfen, zu entspannen und leichter in den Schlaf zu finden. Solche Rituale können zum Beispiel aus einer Tasse Kräutertee, beruhigender Musik oder einem Hörbuch vor dem Einschlafen bestehen. Nach einiger Zeit gewöhnt sich der Körper an das Ritual und deutet es als Signal, abzuschalten.
3. Störquellen ausschalten
Guter Schlaf benötigt optimale Bedingungen. Das Schlafzimmer sollte man abdunkeln. Die ideale Schlaftemperatur liegt zwischen 16 und 19 °C. Handy, Telefon und Türklingel sollte man insbesondere nach dem Nachtdienst nach Möglichkeit ausschalten, um nicht aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden. Weiterhin wird empfohlen, etwa eine Stunde vor dem Zubettgehen alle Blaulichtquellen wie Smartphone, Fernseher und Computer auszuschalten, da Blaulicht die Melatoninproduktion unterdrückt.
4. Leichte Mahlzeiten vor dem Schlafengehen
Wer nach der Nachtarbeit gleich zu Bett gehen möchte, sollte vorher leicht und gut verdauliche Speisen zu sich nehmen, am besten etwa zwei Stunden vor dem Schlafengehen. Fettige und schwer verdauliche Mahlzeiten liegen schwer im Magen und stören das Einschlafen.
5. Alkoholische und koffeinhaltige Getränke vermeiden
Auf das Feierabendbier oder ein Glas Wein nach dem Nachtdienst sollte man eher verzichten. Alkohol behindert die regenerative Tiefschlafphase. Aufgrund ihrer aufputschenden Wirkung sind auch koffeinhaltige Getränke in den letzten vier Stunden vor dem Schlafengehen zu vermeiden.
Schichtarbeit besser bewältigen – So geht’s
Schichtarbeit kann für Körper und Psyche belastend sein. Vor allem der Wechsel zwischen Tag- und Nachtarbeit führt häufig zu Schlafproblemen und damit einhergehenden Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen. Mit einem angepassten Tagesrhythmus, festen Einschlafritualen und der richtigen Ernährung schaffen Ärzte bessere Voraussetzungen, um sich nach der Arbeit in Wechselschicht zu erholen.