Insgesamt 21 Millionen Euro investiert die Steiermark in Maßnahmen, die den Ärztemangel in der Region bekämpfen sollen. Dazu gehören unter anderem zwei Stipendienmodelle, die das Ziel verfolgen, junge Ärzte/-innen bis zu sechs Jahre an das Land zu binden. Umgesetzt werden diese Modelle über eine Kooperation zwischen der Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) und der Med Uni Graz.
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Stipendien- und Förderungsprogramm mit zwei Modellen
Die Gründe für den Ärztemangel in der Steiermark sind vielfältig: Ältere Mediziner/innen der „Baby Boomer“-Generation erreichen aktuell das Pensionsalter, der medizinische Fortschritt erfordert einen höheren Spezialisierungsgrad, hinzu kommt die Corona-Pandemie, die das medizinische Personal vor große Herausforderungen stellt. Diese Entwicklungen lassen sich europaweit beobachten. Die Steiermark möchte nun mit einem großangelegten Investitionsprogramm junge Ärzte/-innen an das Bundesland binden. Am 11 November 2022 haben Gesundheitslandrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) und Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) das Programm gemeinsam mit Vertretern der KAGes sowie der Med Uni Graz vorgestellt.
Eine Maßnahme besteht in einem Stipendien- und Förderungsprogramm, von dem rund 300 Jungmediziner/innen profitieren sollen. Rund zehn Millionen Euro stellt das Land für die Finanzierung zur Verfügung. Programmstart ist das Sommersemester 2023.
Für das Stipendien- und Förderungsprogramm sind zwei Modelle vorgesehen:
Modell 1: 950 Euro brutto nach Abschluss des ersten Studienabschnitts
Im ersten Modell können sich Studierende der Humanmedizin direkt nach Abschluss des ersten Studienabschnitts um das Stipendium bewerben. Wird dem Antrag stattgegeben, erhalten sie ab Beginn des zweiten Studienabschnitts für insgesamt zwölf Monate einen Fixbetrag von 950 Euro brutto. Voraussetzung: Die Studierenden erklären sich bereit, ihr Klinisch-Praktisches Jahr (KPJ) in den Krankenhäusern der KAGes zu absolvieren. Nach Studienabschluss arbeiten sie zudem bei den KAGes als zugewiesene Landesvertragsbedienstete im Vollzeitdienstverhältnis, und zwar für denselben Zeitraum, über den sie das Stipendium bezogen haben.
Modell 2: 2.200 Euro brutto ab dem Beginn des sechsten Studienjahres
Das zweite Modell sieht vor, dass sich Studierende zu Beginn des KPJs im sechsten Studienjahr um das Stipendium bewerben. In diesem Modell erhalten Sie einen Fixbezug von 2.200 Euro brutto für zwölf Monate, wenn sie im Anschluss an ihr Studium 42 Monate lang bei den KAGes in Vollzeit tätig sind.
Zehn neue Turnus-Ausbildungsplätze im Bereich Psychiatrie
Die Stipendienmodelle sollen verhindern, dass junge Mediziner/innen nach ihrem Studienabschluss in andere Bundesländer oder ins Ausland abwandern. Zusätzlich sollen weitere Maßnahmen dazu beitragen, den Ärztemangel in bestimmten Fachrichtungen auszugleichen. Am Uni-Klinikum und am LKH Graz II werden zu diesem Zweck zehn neue Turnus-Ausbildungsstellen in den Fachrichtungen Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen. 8,04 Millionen Euro stellt die Steiermark dafür zur Verfügung. Mediziner/innen, die diese Ausbildungsstellen in Anspruch nehmen, verpflichten sich ebenfalls, für einen definierten Zeitraum in einem KAGes-Krankenhaus tätig zu sein.
Weitere 3,3 Millionen Euro fließen in die verlängerte Lehr-Praxis während der Ausbildung für Allgemeinmediziner. Diese wird von sechs auf zwölf Monate erhöht.
Weitere Maßnahmen gegen den Ärztemangel
Als weitere Strategie gegen den Fachkräftemangel sollen Pflegekräfte aus dem Ausland das heimische Personal ergänzen. Bereits in die Wege geleitet wurde beispielsweise die Rekrutierung von 17 Diplomkrankenpflegefachkräften aus Kolumbien für die LKH Graz II und Hochsteiermark. Darüber hinaus wurden Rekrutierungsgespräche mit 30 Pflegefachkräften aus Tunesien geführt, die im LKH-Universitäts-Klinikum Graz Anstellung finden sollen.
Im beschlossenen Maßnahmenkatalog sehen die Beteiligungen einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Personalsituation und zur Sicherstellung der Qualität in der Gesundheitsversorgung in der Steiermark. Um die aktuellen Herausforderungen zu meistern und auch in Zukunft eine gute Versorgung gewährleisten zu können, sei unter anderem eine enge Kooperation aller Akteure im Gesundheitswesen erforderlich, hieß es bei der Vorstellung des Stipendien- und Förderprogramms.
Frühere Investitionsmaßnahmen des Landes standen unlängst in der Kritik. So stellte die Steiermark etwa neun Millionen Euro für ein Stipendienprogramm der Wiener Sigmund-Freud-Privatuniversität zur Verfügung und finanziert damit insgesamt 60 Vollzeitstipendien. Dort droht allerdings dem Masterstudiengang Humanmedizin das Aus. Die endgültige Entscheidung wird für Mitte November erwartet.