Das österreichische Gesundheitssystem zählt zwar noch zu den besten der Welt, muss sich aber zahlreichen Herausforderungen stellen – unter anderem dem Personalnotstand in der Pflege und der sinkenden Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung. Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts FAS Research analysiert die Schwächen und definiert zwölf Erfolgsfaktoren, die Österreichs Gesundheitswesen zukunftsfähig machen sollen.
Zwölf Erfolgsfaktoren für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen
Für das Forschungsinstitut FAS Research hat nun eine breit aufgestellte Gruppe von Gesundheitsexperten untersucht, woran das österreichische Gesundheitswesen krankt und wie es wieder gesunden kann. Insgesamt 50 Stakeholder aus der Politik, Wissenschaft, Medizin, Leistungserbringer sowie Patienten haben sich an der Studie beteiligt.
Gemeinsam haben die Teilnehmer zwölf Erfolgsfaktoren für ein Gesundheitssystem der Zukunft definiert:
- Gelebtes Solidaritätsprinzip: Das System soll gesundheitsspezifische Risiken finanziell absichern, Missbrauch verhindern und dabei fair und transparent gestaltet sein.
- Strategische Ausrichtung: Das System definiert klare Ziele und Nicht-Ziele, die über Partikularinteressen hinausgehen.
- Multidimensionales Gesundheitsverständnis: Gesundheit wird durch verschiedene Faktoren bestimmt, die in das Gesundheitskonzept integriert werden.
- Vernetzung und Vertrauen: Das System fördert den multisektionalen Austausch unter allen Beteiligten.
- Prävention und Gesundheitskompetenz: Das System stärkt die Gesundheitskompetenz und die Eigenverantwortung und setzt verstärkt auf präventive Maßnahmen.
- Lernen, Feedback und Resilienz: Das System ist darauf ausgelegt, aus Fehlern zu lernen und sich durch Feedback ständig zu verbessern.
- Lebensphasen- und Menschenorientierung: Das System orientiert sich an den Lebens- und Krankheitszyklen des Menschen.
- KI, Daten & Patientenpfade: Neue Technologien wie KI kommen gezielt zum Einsatz, um die Versorgungsqualität zu erhöhen.
- Robuste Innovationsfähigkeit: Das System fördert die medizinische Forschung, klinische Studien und Innovationen.
- Positives Image: Gesundheitsberufe genießen ein hohes Ansehen und werden als sinnstiftend empfunden.
- Niederschwelliger, zielgenauer und rascher Zugang: Das System erlaubt allen Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung.
- Positive Kosten-Nutzen-Bilanz: Die Gesundheitsausgaben erhöhen die Zahl der gesund verbrachten Lebensjahre.
Bessere Vernetzung und Bildung gefordert
Einen Kernpunkt des zukunftsfähigen Gesundheitssystems sehen die Studienteilnehmer/innen in Punkt 7, der Orientierung an den Lebens- und Krankheitszyklen des Menschen. Damit die sogenannte Patientenreise im Zentrum des Gesundheitswesens stehen kann und finanzielle Mittel zielgerichtet eingesetzt werden, brauche es eine große Menge Daten und eine bessere Vernetzung aller Stakeholder, ebenso wie eine zuverlässige Evaluierung der Ergebnisse. In genau diesem Bereich sehen die Fachleute aber bisher Schwächen gegeben, ebenso wie in den Punkten „Vernetzung und Vertrauen“ und „Prävention und Gesundheitskompetenz“.
Vor allem in der Gesundheitsprävention hinke Österreich hinter anderen Ländern hinterher, so die Kritik. Von den 50 Milliarden Euro, die ins Gesundheitswesen fließen, gingen nur zwei bis drei Prozent in die Prävention. Die an der FAS-Studie beteiligten Experten fordern daher einen Paradigmenwechsel in der Medizin. Ein nationaler Gesundheitsplan könne diesen auf den Weg bringen. Ein weiterer Vorschlag der Studienautoren lautet, die Bildung in punkto Gesundheit zu verbessern. Besser gebildete Menschen würden nämlich auch eher Präventionsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Der Bildungsstand ließe sich zum Beispiel mit einem jährlichen PISA-Test für Schüler abfragen.